Alonso: Gekommen um zu veredeln

Steffen Trenner 05.09.2014

Drei Champions League-Finalteilnahmen in vier Jahren

Das Bayern-Quartett war der Garant für drei Champions-League-Final Teilnahmen in den vergangenen vier Jahren. Wie bedeutend das ist, zeigt die Tatsache, dass der FC Bayern in den vergangenen 30 Jahren überhaupt nur sechs Mal das Finale des Landesmeister Cups erreichen konnte. Alle vier sollen und müssen auch in den kommenden Jahren den FC Bayern weiter maßgeblich prägen. Lahm hat Vertrag bis 2018 und will danach seine Karriere beenden. Schweinsteiger (2016), Robben (2017) und Ribéry (2017) haben ebenfalls noch mindestens zwei Jahre Vertrag in München. Sie haben gemeinsam mit Thomas Müller, Manuel Neuer und Jerome Boateng bewiesen, dass sie den Verein in allerhöchste Sphären führen können. Andere wie Götze, Lewandowski oder Thiago müssen das erst noch beweisen. Von Gaudino, Rode, Bernat oder Hojbjerg ganz zu schweigen.

Lahm, Schweinsteiger, Robben und Ribéry sind Bayerns personifiziertes window of opportunity. Wie wertvoll das ist zeigen die Erfahrungen im internationalen Fußball des vergangenen Jahrzehnts. Das finanziell hochgerüstete Real Madrid wartete zwischen 2002 und 2014 12 Jahre auf einen Finaleinzug in der Champions League. Andere große Teams wie der AC Mailand, der FC Arsenal oder Juventus Turin sind jetzt bereits seit sieben oder mehr Jahren ohne Finalteilnahme in der Königsklasse. Spätestens nachdem Bastian Schweinsteiger am 1. August als letzter des Quartetts die 30er Grenze überschritten hat, ist klar, dass das Zeitfenster dieser Spielergeneration kleiner wird. Auch das wird bei den Beratungen der sportlichen Leitung über die Konsequenzen aus den längerfristigen Verletzungen von Martínez, Schweinsteiger und Thiago eine Rolle gespielt haben. Noch dazu weil mit Schweinsteiger ein prägender zentraler Mittelfeldspieler nun bereits in der vierten Saison in Folge mit einer längeren Verletzung ausfällt und ohnehin in Zukunft eher mehr als weniger Pausen benötigen wird.

Guardiola muss den Spagat schaffen

Die Alternative wäre wohl gewesen zu improvisieren und frühzeitig auf hochtalentierte aber gerade international unerfahrene Spieler wie Gaudino, Højbjerg und Rode im zentralen Mittelfeld zu setzen oder mit Alaba einen auf dieser Position unerfahrenen Spieler aufzubauen. Der Entwicklung der Spieler hätte das gewiss gut getan, der FC Bayern scheute aber das damit verbundene Risiko – eben weil der Rekordmeister aus den verbleibenden Jahren der genannten Spielergeneration alles herausholen will was möglich ist. Die Entscheidung für Alonso ist damit auch eine Entscheidung gegen einen schnelleren Umbruch, der aus Altersgründen ohnehin in den nächsten 2-3 Jahren ansteht. Es wird Guardiolas Aufgabe sein die Entwicklung von Højbjerg, Bernat, Gaudino und Co. bis dahin trotzdem optimal zu fördern, damit der schwierige nahtlose Umbruch auf hohem Niveau ab 2016 gelingt. Es ist dieser Spagat an dem die Arbeit von Guardiola in den kommenden Jahren maßgeblich gemessen werden muss.

Xabi Alonso ist gekommen, um eine goldene Ära des FC Bayern, die mit der Ankunft von Arjen Robben in München im Jahr 2009 endgültig begann weiter zu veredeln. Er ist vielleicht kein Spieler mehr, der eine Mannschaft über eine lange Saison in drei Wettbewerben über 50 Pflichtspiele hinweg tragen kann, aber er ist ein kluger Stratege, der für zwei Jahre als qualitativ hochwertige Ergänzung und Entlastung des mit Schweinsteiger, Thiago, Lahm, Rode, Gaudino, Alaba und Hojbjerg potenziell durchaus stark besetzten zentralen Mittelfelds fungieren kann.

Es wäre durchaus möglich gewesen die Saison 2014/2015 nach der WM und vielen Verletzten offensiv als Übergangsjahr zu deklarieren, jungen Spielern eine Bewährungschance zu geben und Misserfolge in Kauf zu nehmen. Die sportliche Führung des Rekordmeisters hat sich wohl auch mit Blick auf die beschriebene Altersstruktur der Führungsspieler-Quartetts dagegen entschieden. Mit der Verpflichtung von Xabi Alonso unterstreichen die Münchner entschlossen den Anspruch auch in den kommenden 2-3 Jahren zur absoluten Spitze in Deutschland und Europa zu gehören. Das ist in gewisser Weise konsequent. Trotzdem sollten solche, auf kurzfristigen Erfolg ausgelegte Transfers eine Ausnahme für besondere Situationen bleiben. Der FC Bayern hat mit seiner klugen Personalpolitik in den vergangen Jahren selbst das Fundament für die Erfolge seit 2009 gelegt. Einen Grund grundsätzlich von diesem Weg abzuweichen, gibt es nicht.