Update: Der Beste seit Gerd Müller

Steffen Trenner 04.06.2013

Es gibt mit Sicherheit Tage an denen Mario Gomez in einer ruhigen Minute inne hält und sich fragt: „Was wollt ihr eigentlich alle?“ Es gab in der Geschichte des FC Bayern schon viele umstrittene Spieler, die auf Grund ihrer Leistungen immer wieder im Fokus der Kritik standen. Auch Gomez muss sich seit Beginn seiner Zeit bei Bayern Kritik an seiner Person und seinem Spielstil gefallen lassen. Erst war er unter van Gaal unerwünscht und wurde auf Grund seiner Reservistenrolle als Fehlkauf abgestempelt – dann traf er national wie international am Fließband und musste sich trotzdem immer wieder auf Grund seiner häufig passiven Spielweise und seinen limitierten Fähigkeiten im schnellen Kombinationsspiel gegen Angriffe verteidigen. Zuletzt wurde das kolportierte Bayern-Interesse an Robert Lewandowski immer wieder mit Kritik am Spielstil von Gomez verbunden.

Es gehört vielleicht zur Tragik der Karriere des Mario Gomez, dass seine beiden besten Jahre beim FCB die beiden titellosen Jahre 2010/2011 und 2011/2012 waren. Sein Anteil am Triple in diesem Jahr ist trotzdem nicht zu unterschätzen. In zwei wichtigen Spielen stand der 27-Jährige auf dem Platz. Im Hinspiel gegen den FC Barcelona und im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart. In beiden Spielen tat Gomez das was er immer macht. Tore schießen. Trotzdem verdichten sich die Anzeichen, dass Gomez den Verein im Sommer verlassen könnte.

Es ist leicht an Spielern immer genau das zu kritisieren was sie nicht so gut beherrschen, anstatt sie daran zu messen wie gut sie das machen was sie auszeichnet. Es gibt durchaus gute Argumente einige der Kritikpunkte an Gomez zu entkräften. Seine Assistzahlen sind nicht schlecht, seine Fähigkeiten im Pressing haben sich über drei Jahre immer weiter verbessert. Er hat drei Meistertitel, zwei Pokalsiege und seit 2013 auch den langersehnten Champions League-Pokal – und doch sollte man Mario Gomez vor allem daran messen wofür er auf dem Platz steht. Tore.

Ein vertiefter Blick in die Zahlen:

Top 10 Bayern-Torjäger

Mario Gomez hat sich in vier Jahren beim FC Bayern auf Platz 11 der ewigen . Bliebe er beim FC Bayern und hält seine Torquote aufrecht, wäre sogar Platz 4 von Dieter Hoeneß realistisch.

1. Gerd Müller: 365 Tore
2. Karl-Heinz Rummenigge: 162 Tore
3. Roland Wohlfarth: 119 Tore
4. Dieter Hoeneß: 102 Tore
5. Giovane Elber: 92 Tore
6. Mehmet Scholl: 87 Tore
7. Uli Hoeneß: 86 Tore
8. Lothar Matthäus: 85 Tore
9. Paul Breitner: 83 Tore
10. Roy Makaay: 78 Tore
11. Mario Gomez: 75 Tore

Top 10 Bayern-Torjäger Torquote

Hier zeigt sich Gomez wahre Qualität. Seine Torquote im Bayern-Trikot ist nur von Gerd Müller übertroffen. Weder Luca Toni, noch Roy Makaay, noch die Vereinslegenden Giovane Elber oder Karl-Heinz Rummenigge reichen mit ihren ebenso herausragenden Werten an ihn heran. Auffällig in dieser Übersicht ebenfalls: Jürgen Klinsmanns Spieler-Zeit in München war aus sportlicher Sicht wesentlicher erfolgreicher, als die Nebengeräusche es vermuten ließen.

1. Gerd Müller: (427 Spiele/365 Tore) = 0,85
2. Mario Gomez: (115 Spiele/75 Tore) = 0,65
3. Luca Toni: (60 Spiele/38 Tore) = 0,63
4. Roy Makaay (129 Spiele/78 Tore) = 0,60
5. Arjen Robben (72 Spiele/42 Tore) = 0,58
6. Giovane Elber (169 Spiele/92 Tore) = 0,54
7. Karl-Heinz Rummenigge: (310 Spiele/162 Tore) = 0,52
8. Jürgen Klinsmann (65 Spiele/31 Tore) = 0,47
9. Roland Wohlfarth (254 Spiele/119 Tore) = 0,47
10. Dieter Hoeneß (224 Spiele/102 Tore) = 0,46

Vergleich Torquote Mario Gomez und Gerd Müller

Noch spannender wird der Vergleich zwischen Gerd Müller und Mario Gomez wenn man nur die Startelf-Einsätze in die Wertung einberechnet. In den Saisons 2009/2010 und 2012/2013 kam Gomez häufig nicht über Joker-Einsätze hinaus. Teilweise kam er sogar nur für die letzten Minuten in die Partie. Schaut man seine Torquote bei den Startelf-Einsätzen an, rückt er sogar noch näher an Gerd Müller heran.

1. Gerd Müller: (427 Spiele/365 Tore) = 0,85
2. Mario Gomez: (87 Spiele/72 Tore) = 0,83

Ewige Torjägerliste Bundesliga: Torquote

Auch einen historischen Vergleich jenseits des FC Bayern muss Gomez nicht scheuen. Während Müller über den Dingen schwebt, rangiert Gomez in dieser historischen Liste in bester Gesellschaft auf Platz 5. Vor Spielern wie Uwe Seeler oder Rudi Völler.

1. Gerd Müller: (427 Spiele/365 Tore) = 0,85
2. Lothar Emmerich: (183/115) = 0,63
3. Horst Hrubesch: (224/136) = 0,61
4. Jupp Heynckes: (369/268) = 0,60
5. Mario Gomez: (236/138) = 0,58
6. Dieter Müller: (303/177) = 0,58
7. Uwe Seeler: (239/137) = 0,57
8. Rudi Völler: (232/132) = 0,57
9. Robert Lewandowski (98/54) = 0,55
10. Klaus Toppmöller (204/108) = 0,53

Top 10 Torjäger Europa seit 2000: Torquote (mind. 2 Saisons in Bundesliga, Premier League, Primera Division und/oder Serie A)

Auch auf internationaler Ebene spielt Gomez mit seiner Torquote ganz oben mit. Die Zahlen sind per Hand zusammen gesammelt, deshalb sind Fehler nicht komplett auszuschließen, dennoch zeigt sich wie gut Gomez Quote in einer der besten vier europäischen Ligen auch im Vergleich mit den ganz großen dieser Zeit ist. Um Missverständnissen vorzubeugen. Natürlich ist Zlatan Ibrahimovic ein kompletterer und vermutlich auch besserer Fußballer als Gomez, aber zum Verständnis der Qualitäten des Torjägers Gomez ist diese Übersicht durchaus hilfreich.

1. Lionel Messi (FC Barcelona): (246 Spiele/215 Tore) = 0,87
2. Ronaldo (FC Barcelona, Inter Mailand, Real Madrid, AC Mailand): (252/175) = 0,69
3. Christiano Ronaldo (Manchester United, Real Madrid): (331/231) = 0,69
4. Thierry Henry (Arsenal London, FC Barcelona): (338/211) = 0,62
5. Mario Gomez: (VfB Stuttgart, Bayern München): (236/138) = 0,58
6. Ruud van Nistelroy (Manchester United, Real Madrid, Hamburger SV, FC Malaga): (282/157) = 0,56
7. Zlatan Ibrahimovic (Inter Mailand, Juventus Turin, FC Barcelona, AC Mailand): (248/138) = 0,56
8. Samuel Eto’o (Real Madrid, FC Barcelona, Inter Mailand): (347/195) = 0,56
9. David Trezegeut (Juventus Turin, Hercules CF): (245/135) = 0,55
10. Roy Makaay (Deportivo La Coruna, FC Bayern München): (334/178) = 0,53

Top 10 Torjäger Champions League: Torquote

Auch hier bestätigt sich: Mario Gomez kann es was die Torquote angeht auch in Europa mit jedem aufnehmen. Van Nistelrooy und Messi schweben über den Dingen, aber Gomez bewegt sich mit seiner Torquote auf Augenhöhe mit den Großen.

1. Ruud van Nistelrooy (Manchester United, Real Madrid, FC Malaga): (73/56) = 0,77
2. Lionel Messi (FC Barcelona): (79 Spiele/59 Tore) = 0,75
3. Mario Gomez: (VfB Stuttgart, Bayern München): (44/26) = 0,59
4. Filippo Inzaghi (Juventus Turin, AC Mailand): (81/46) = 0,57
5. Karim Benzema (Olympique Lyon, Real Madrid): (53/31) = 0,58
6. Christiano Ronaldo (Manchester United, Real Madrid): (92/50) = 0,54
7. Didier Drogba (Olympique Marseille): (79/40) = 0,51
8. Raul (Real Madrid, Schalke 04): (142/71) = 0,50
9. David Trezeguet (Juventus Turin, AS Monaco): (58/29) = 0,50
10. Roy Makaay Deportivo La Coruna, FC Bayern München): (61/29) = 0,48

Fazit:

Die Statistik zeigt: Mario Gomez wird als einer der besten Stürmer in die Bundesliga-Geschichte eingehen. Seine Torquote ist überragend. Trotzdem spricht viel dafür, dass er den Verein in der Sommerpause verlassen wird. Wenn er gehen will, weil er mit seiner Rolle unzufrieden war, ist das nachzuvollziehen. Wenn er geht, weil er gehen soll, macht der FC Bayern einen großen Fehler. Mario Gomez ist der beste deutsche Torjäger seit Gerd Müller. So einen schickt man nicht weg.