Unsere Lieblingstrikots: Umbruch mit Magirus-Deutz
Die Saison 1978/79 des FC Bayern
Heute kaum mehr vorstellbar, war der FC Bayern in der Saison 1978/79 weit entfernt vom Ruhm vergangener (und zukünftiger) Tage. Ein hoch verschuldeter Club im Umbruch, mit unzufriedenen Spielern und unglücklich handelndem Präsidenten. Die unbedingt empfehlenswerte Dokumentation „Profis – Ein Jahr Fußball mit Paul Breitner und Uli Hoeneß“ begleitet die Mannschaft in dieser schwierigen Saison und liefert den filmischen Beleg für die wegweisenden Ereignisse im Jahr 1979:
Im Lauf der Rückrunde einer tristen Saison will Präsident Neudecker Max Merkel als neuen Trainer installieren. Die Mannschaft um die Führungsspieler Paul Breitner und Sepp Maier ist dagegen, ringt Neudecker ein Ultimatum ab: Mindestens ein Sieg und ein Unentschieden müssen aus den nächsten beiden Spielen in Braunschweig und Mönchengladbach her. Nach einem 0:0 in Braunschweig bricht Neudecker sein Versprechen und verkündet die Verpflichtung Max Merkels. Die Mannschaft ist außer sich und kündigt einen Trainingsstreik an, sollte Merkel tatsächlich kommen. Neudecker droht und tobt, doch die Mannschaft bleibt stur. Der Präsident tritt darauf hin zurück, Merkel kommt nicht. Ein auch in der heutigen Zeit unvorstellbarer Vorgang. Die „Rebellen“ und ihr Trainer Pal Cszernai fahren schließlich nach Mönchengladbach und gewinnen dort in einem furiosen Spiel 7:1. Zum Ende der Saison füllt Sportinvalide Uli Hoeneß das Machtvakuum und wird Manager beim FC Bayern. Was zu dem Zeitpunkt noch niemand wissen kann: Es ist der Beginn der größten und erfolgreichsten Ära in der Geschichte des Vereins.
Das Trikot und der Sponsor
Auf den Trikots dieser Saison wirbt der FC Bayern erstmals mit einem Unternehmens-Sponsor. Nachdem in den vorherigen Spielzeiten Ausrüster Adidas die Brust zierte, ist es nun Magirus-Deutz aus Ulm. Ein Hersteller von Lastwagen, Bussen und anderen Nutzfahrzeugen, den Uli Hoeneß noch 1978 in seiner Zeit als Spieler persönlich davon überzeugte, knapp 2 Millionen Mark in den klammen FC Bayern zu stecken. Mit dem Geld wurden allerdings keine Schulden beglichen, sondern Paul Breitner zurück an die Säbener geholt.
Das Zeichen von Magirus-Deutz zeigt ein „M“ für Magirus, auf dem der stilisierte Turm des Ulmer Münsters steht. Die Motoren für seine Fahrzeuge bezog Magirus von der Unternehmensmutter Klöckner-Humboldt-Deutz aus Köln.
Das Trikot ist mit dieser Geschichte – erstmals ein Unternehmenssponsor, erster Business-Deal von Uli Hoeneß, Rückkehr von Paul Breitner – von historischer Bedeutung.
Für meinen Geschmack eins der schönsten Bayerntrikots aller Zeiten: schlichtes rot, weiße Adidas-Streifen und der Sponsor-Aufdruck, mit dem die Bayern in den Folgejahren zweimal Deutscher Meister werden würden und die graue Vergangenheit ein für allemal hinter sich ließen.
Meine Beziehung zu dem Trikot
Viele Jahre war ich auf der Suche nach einem Original-Trikot aus dieser wichtigen Spielzeit 1978/79. Ich selbst wurde 1981 Bayern-Fan und erinnere mich noch an ein Mannschaftsbild, bei dem die Spieler auf einem Magirus-Deutz-LKW saßen und standen. Das Kurzarm-Trikot ist bis heute das Lieblingsstück meiner Sammlung. Bei Gelegenheit nehme ich es mit zur Säbener Straße und lasse Spieler darauf unterschreiben. Ein besonderes Erlebnis hatte ich mit Thomas Müller, der sich kurz wunderte, als ihm so ein altes Trikot hingehalten wurde, dann aber anerkennend nickte und meinte „mei, DAS war noch ein schönes Trikot!“ Hat mich sehr gefreut, dass ein Spieler der heutigen Generation einen Sinn dafür hat.
Morgen geht es um ein Trikot, das eine goldene Ära einleitete und mit klassischem Design den Bogen zurück zu einer anderen erfolgreichen Zeit spannte.
Anmerkung der Redaktion: Leider war es aus rechtlichen Gründen nicht möglich ein Mannschaftsbild aus der Saison 1978/79 aufzutreiben. Daher steht das Olympiastadion symbolisch als Titelbild über dem Artikel.