Transparenzbericht: Juli 2022 bis Februar 2023 – Blick hinter die Kulissen des Podcasts

Justin Trenner 09.02.2023

Ursprünglich wollten wir einmal im Quartal einen Transparenzbericht veröffentlichen. Da wir innerhalb von drei Monaten nur selten viel Neues zu berichten haben, hat es nun ungefähr ein halbes Jahr gedauert. Hier kommt er aber: Unser zweiter Transparenzbericht!

Zur Erinnerung: Im Juni 2022 haben wir ein neues Patreon-Konzept vorgestellt und angekündigt unsere Autor:innen, die als Freiberufler unterwegs sind, zukünftig mit einem kleinen Betrag entlohnen zu wollen. Auf beides müssen wir heute zwangsläufig nochmal eingehen – und damit steigen wir direkt ein in die Zahlen.

Unsere Einnahmen durch Patreon sind unsere wichtigste Einnahmequelle. Wir sind also stark davon abhängig, wie viel Support wir finanziell von unseren Leser:innen erhalten. Der Trend ist deshalb besorgniserregend. Seit dem Sommer haben wir einen Rückgang von mehr als 50 € pro Monat verzeichnet. Das kurze Hoch im Juli erklärt sich dadurch, dass sich jemand dazu entschieden hatte, uns einen Jahresbetrag zu überweisen.

Aktuell arbeiten wir über das Jahr gesehen mit einem Betrag im mittleren vierstelligen Bereich. Das unterstreicht den Hobbycharakter, den unser Projekt nach wie vor hat. Im Jahr 2022 haben die Ausgaben die Einnahmen überstiegen, was sich konkret vor allem damit erklären lässt, dass wir unsere Autor:innen ab Mitte des Jahres für den produzierten Content erstmals entlohnt haben.

Angesichts des Verlusts mussten wir den ohnehin schon kleinen Betrag nun aber deutlich nach unten korrigieren, sodass er dem Aufwand nach wie vor nicht annähernd gerecht wird. Hinzu kommen unsere Serverkosten, Kosten rund um die Podcastproduktion und Kosten für das Forum, das wir unter kurve.miasanrot.de für euch eingerichtet haben – und das seitdem auch lebendig genutzt wird. Für das Forum wird zukünftig ein mittlerer zweistelliger Betrag monatlich fällig.

Rückgang der Patreoneinnahmen und die Folgen

Angesichts der Zahlen dürfte bei vielen die Frage aufkommen, wie es denn nun um Miasanrot.de steht und wie schlimm die Situation ist. Es ist ein Rückschlag für uns. Wir hatten uns erhofft, dass wir unseren freiberuflichen Autor:innen mehr für ihre Arbeit zurückzahlen können und dass unser Vorhaben auch bei einigen Leser:innen Anklang findet.

Nüchtern betrachtet ist die Situation für das Bestehen des Blogs aber noch nicht bedrohlich. Durch die Anpassung der Honorare nach unten lassen sich die restlichen Kosten tragen und ein weiterer Verlust vermeiden. Genau dort liegen aber unsere Bauchschmerzen.

Wir haben unser ursprünglich formuliertes Ziel, unsere Autor:innen angemessen zu entlohnen, nicht aus den Augen verloren. Wir stehen deshalb intern bereits im Austausch darüber, wie wir weitere Einnahmequellen auftreiben können. Zwangsläufig wird das auch dazu führen, dass wir über Werbemodelle im Forum, Podcast und/oder auf unserer Homepage nachdenken müssen – und sehr wahrscheinlich entsprechend handeln werden. Zu vermelden gibt es dahingehend aber noch nichts.

Natürlich müssen wir auch hinterfragen, ob das von uns abgeschaffte Patreon-Modell mit Exklusivcontent mitverantwortlich für den Rückgang ist. Gleichwohl ist das stets ein Mehraufwand gewesen, der der Qualität unserer Seite wenig zuträglich war. Auch deshalb hatten wir uns für einen anderen Weg entschieden und darauf hingewiesen, dass hier kein Content wegbricht, sondern eine finanzielle Unterstützung das Gesamtpaket von Miasanrot.de unterstützt und besser macht.

Unterstützen könnt ihr uns nach wie vor hier.

Thema des Halbjahres: Der Miasanrot-Podcast

Kommen wir zum heutigen Motto des Transparenzberichts. Im Juni hatten wir euch unser Team näher vorgestellt, heute gibt es einen Blick hinter die Kulissen des Podcasts. Viele Podcaster:innen werden nicht müde, darauf hinzuweisen, wie viel Aufwand so eine Produktion eigentlich sein kann – zeitlich und finanziell. Deshalb fangen wir doch mal bei den Basics an.

Setup: Hardware

Vorab: Man kann Podcasts auch mit deutlich weniger Geld und einer ebenfalls hohen Qualität produzieren. Dieses Setup hat sich für uns aber bewährt. Außerdem: Dieses Equipment nutze ich als Host. Alle anderen Podcast-Teilnehmer:innen sind anders aufgestellt. Dazu aber gleich mehr.

  • Headset: Beyerdynamics DT 297 (Kostenpunkt: 250–300 €)
  • Interface: Zoom H6 (Kostenpunkt: rund 350 €)
  • Stream Deck (Kostenpunkt: rund 120 €)
  • Ich nutze zudem ein MacBook Pro mit dem M1-Chip und einen externen USB-C-Monitor von Logitech
  • Ganz wichtig: Fahrradmütze „Push Watts – Hate Fascism“ (Kostenpunkt: rund 20 €)
  • Aus Liebe zum Spiel von Max Ost (Kostenpunkt: 15 €) – ohne geht’s selbstredend nicht

Beim Blick auf diese Liste schießt euch wahrscheinlich sofort eine Frage in den Kopf: Wozu das Interface? Das Zoom H6 ist ganz oberflächlich beschrieben dazu da, die Tonqualität zu verbessern und als Schnittstelle zwischen Headset und MacBook zu fungieren. Theoretisch könnte ich damit auch unterwegs Podcasts produzieren. Viel mehr müsst ihr für den Moment nicht wissen. Auf dem Stream Deck habe ich mir Knöpfe eingerichtet, die verschiedene Funktionen erfüllen – quasi wie die TV-Total-Knöpfe früher bei Stefan Raabs Schreibtisch. Nur viel spektakulärer natürlich.

Hinzu kommt Equipment für bisher drei regelmäßige Teilnehmer unseres Podcasts: Georg, Alex und Christopher. Hier gehe ich nicht weiter ins Detail, aber der Kostenpunkt pro Person lag im mittleren dreistelligen Bereich. Im Gegenzug haben wir (und ihr) eine tolle Tonqualität erhalten.

Setup: Software

Neben der Hardware braucht es natürlich auch Software für die Aufnahme. Früher haben wir unsere Spuren einfach via Audacity aufgezeichnet, einer hat sie mühevoll zusammengeschnitten und dann hochgeladen. Das war sehr zeitintensiv. Mittlerweile sind wir deutlich professioneller und effizienter unterwegs. Und hier möchte ich euch Schritt für Schritt mitnehmen. Auf einige Details werde ich verzichten, falls es Fragen gibt, wisst ihr ja, wo ihr mich findet.

  • Reaper als Aufnahmeprogramm (Kostenpunkt: Nach dem Testzeitraum rund 50 €)
  • Das Ultraschall-Plugin für Reaper, das die Podcast-Magie erzeugt (kostenlos)
  • Studio Link (grundsätzlich kostenlos, aber für uns monatlich fünf Euro – ich erkläre gleich den Grund)
  • Podigee für die Postproduktion (Kostenpunkt: 300 € jährlich)
  • Wir nutzen zudem Slack als Kommunikationssoftware, um uns zu verabreden oder während der Aufnahme zu chatten („HIER! HIER! HIER! ICH WILL WAS SAGEN!“)

Podcast-Produktion: Der Ablauf

Klar, am wichtigsten ist die Terminfindung. Wie ihr schmerzlich mitbekommen habt, sind wir darin nicht immer gut. Das liegt vor allem daran, dass ich Freiberufler bin und verschiedene Arbeitszeiten habe, die mir einen festen Termin erschweren. Auch bei den anderen regelmäßigen Teilnehmern ist das aus diversen Gründen ähnlich. Wir haben uns dennoch vorgenommen, den Podcast zukünftig möglichst früh innerhalb einer Woche zu veröffentlichen. Idealerweise Montags. Ob uns das immer gelingt, wird man sehen müssen.

Haben wir einen Termin gefunden, geht es in die Aufnahme. Ich nehme euch mal mit in meinen Produktionsablauf – beispielhaft an Folge 282 erklärt, die ich moderiert habe. Wenn Chris dabei ist, ist er der Moderator. Für mich ändert sich dann aber nur die Art der inhaltlichen Vorbereitung. Ich bin technisch gesehen dann dennoch der „Host“.

Zunächst erstelle ich in Reaper drei Spuren: Meine eigene, eine Studio-Link-Spur für meinen einzigen Gast (wenn neben Georg auch noch Alex dabei gewesen wäre, dann hätte ich eine weitere Spur gebraucht) und mein Soundboard für Intro und Outro (manchmal auch für Zitate, die ich einspiele). Nun bin ich für meinen Gast online und kann angerufen werden. Hier kommt der Grund ins Spiel, weshalb wir uns für eine Bezahlvariante bei Studio Link entschieden haben. Folgendes ist dadurch möglich:

Jeder „Gast“ bekommt einen Link, der zu dieser Oberfläche führt. Namen eingeben, Audioquelle auswählen, anrufen: Schon sind wir verbunden und alle Spuren laufen in meiner Oberfläche zusammen. Herrlich einfach. Es gibt nun ein Vorgespräch, das in der Regel und je nach Stresslevel zwischen fünf und fünfzehn Minuten dauert. Dann Aufnahme! Georg nimmt seine Spur zusätzlich noch lokal auf – auch dafür gibt es eine Funktion in seinem Interface. Nur für den Fall, dass etwas passiert. Außerdem kann er sich selbst muten, wenn er nicht spricht. Wenn eine Vase im Hintergrund runterfällt, bekomme ich davon nichts mit und die Aufnahme ist clean – passiert Georg ständig.

Nur für den Fall, dass es jemanden interessiert: So sieht mein Fenster auf dem großen Bildschirm aus. Auf dem kleinen läuft Reaper. Während der Aufnahme setze ich Kapitelmarken, die ich auf meinem Stream Deck programmiert habe – und ich setze, falls nötig, auch Editmarker. Die zeigen mir nachher, wo ich womöglich etwas rausschneiden oder muten muss – falls Georg die Vase während des eigenen Redebeitrags runterfällt. Intro und Outro spiele ich ebenfalls über Knopfdruck am Stream Deck ein.

Podcast: Die Postproduktion

Aufnahme fertig, rendern und hochladen? Ganz so einfach machen wir es uns nicht.

So sieht eine fertige Aufnahme aus. Kapitelmarken sind gesetzt und ich habe noch ein paar magische Handgriffe innerhalb der Software gemacht, um Leerstellen rauszuschneiden und die Spuren tonmäßig aneinander anzupassen. Manchmal ist noch ein Schnitt notwendig. So sehen Editmarker aus:

Zeitaufwand nach Ende der Aufnahme: Meist unter zehn Minuten, wenn wir das Nachgespräch abziehen. Im nächsten Schritt wird die Datei gerendert und exportiert. Außerdem lade ich mir die Kapitelmarken als Textdatei herunter. Anschließend geht es zu Podigee:

Dort gibt es ebenfalls einiges zu tun. Shownotes, Bild und Kapitelmarken hochladen, mögliche Quellen verlinken, die Teilnehmer:innen markieren und vieles mehr. Je nachdem wie schnell mir der Folgentitel einfällt, verbringe ich hier schon mal 15-30 Minuten. Dann wird die Folge nochmal von Podigee geschliffen und in eure Podcatcher geschossen!

Fehlt noch der Artikel im WordPress, damit auch auf unserer Seite davon zu lesen ist, dass es eine neue Folge gibt. Das übernimmt in den überwiegenden Fällen Chris.

Folge 282 hat eine Länge von 105 Minuten. In diesem Fall kamen mit Vorbereitung und Postproduktion nochmal ca. ein bis zwei Stunden oben drauf. Ein kurzer Internetaussetzer bei mir hat dazu geführt, dass weitere fünf Minuten und viele Nerven draufgegangen sind. Manchmal gibt es auch Technikprobleme, die einem den letzten Nerv rauben, weil nicht ersichtlich ist, was anders läuft als in der Woche zuvor.

Diesmal war zudem die Organisation schwierig. Alex und Chris konnten nicht und Georg war auf dem Weg nach München. 21:30 Uhr am Montagabend war unser einziger gemeinsamer Termin. Georg hat direkt nach Check-in aus dem Hotel aufgenommen und ich nach einem stressigen Tag. Im Bett war ich nach Mitternacht, bevor ich am nächsten Morgen wieder arbeiten musste.

Podcast: Zahlen

Zahlenmäßig läuft unser Podcast konstant gut. Durchschnittlich erreichten wir in den letzten zwölf Monaten pro Folge Downloadzahlen im mittleren vierstelligen Bereich. Am häufigsten gehört werden wir dabei auf dem iPhone (mehr als 60 % aller Downloads) und in der Podcast-App von Apple (fast 50 %). Gehört wurden wir zudem in 111 Ländern auf der Welt.

Unsere erfolgreichste Folge im vergangenen Jahr war „Totaalvoetbal“ vom 19. Juli mit fast 6.000 Downloads und Streams. Im August 2020 erreichte die Folge „Kingsley of Europe“ fast 9.000 Downloads und Streams. Auch unsere Folgen, in denen wir ausschließlich über die Frauen gesprochen haben, laufen vergleichsmäßig gut, liegen meist nur knapp unter dem Durchschnitt. Hier lautet unser Fazit: Bayern sollte die Champions League einfach häufiger gewinnen. Für Miasanrot! Vielleicht knacken wir dann ja erstmals den fünfstelligen Bereich. Ziele sind wichtig.

Weitere spannende Statistiken:

  • Die meisten Wortspiele: Chris (392,5)
  • Die meisten schlechten Wortspiele: Justin (278,29)
  • Der längste Redebeitrag: Alex (Zwei Tage)
  • Die meisten Zahlen im prozentualen Verhältnis zu Worten: Georg (49,3 %)
  • Hasskommentare: Aufgehört zu zählen
  • Liebesbotschaften: 1.037.231 allein letzte Woche

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