Thomas Müller: 710! Rückblick auf eine Rekord-Karriere
Raumdeuter, Lausbub, Legende – Thomas Müller ist seit seinem Einsatz gegen den SC Freiburg am 1. September 2024 mit 710 Pflichtspielen der Rekordspieler des FC Bayern München. Diese Seite ehrt die Legende des FCB.
Von Justin Kraft
Wir veröffentlichen unter der Woche sechs Artikel über Thomas Müller. Diese werden nach und nach hier in den Zeitstrahl integriert. Ihr findet bereits jetzt erste Teaser an den entsprechenden Stellen.
Dass Thomas Müller eine Legende ist, steht außer Frage. Geboren in Oberbayern, seit 2000 in der Jugend des FC Bayern München und seitdem mit großen Titeln, großen Sprüchen und großer Beliebtheit bei den Fans dekoriert. Müller ist ein Unikat. Am 1. September 2024 holt er sich einen Rekord, den zuvor Sepp Maier inne hatte: 710 Pflichtspiele für den FCB. Nie zuvor schaffte das jemand – und die Reise ist ja noch nicht zu Ende.
Thomas Müller: Die Anfänge und der große Knackpunkt
Thomas Müller holt mit der A-Jugend des FC Bayern die Meisterschaft der Bundesliga Süd/Südwest. Er trifft im Halbfinale und Finale, wird Deutscher Vizemeister.
Torschützenkönig in der Bundesliga Süd/Südwest mit 18 Toren in 26 Partien.
Debüt in der Männer-Bundesliga! Müller wird in der 80. Minute beim 2:2 gegen den HSV für Miroslav Klose eingewechselt.
Champions-League-Debüt im Achtelfinalrückspiel gegen Sporting: Müller kommt in der 72. Minute für Bastian Schweinsteiger, bereitet beim 7:1 ein Tor vor und erzielt eines selbst.
Unter Jürgen Klinsmann spielt Müller trotz seiner ersten Einsätze keine wirkliche Rolle. Der Trainer „konnte mich zu der Zeit nicht gebrauchen und da stand ich kurz vor einem Transfer“, sagt der Offensivmann 2022 im „Kickbase“-Podcast: „Hoffenheim wollte mich.“ Der Wechsel scheitert allerdings. „Es war so, dass Bayern Hoffenheim eine Summe genannt hat – irgendwas zwischen zwei und fünf Millionen Euro – und Hoffenheim fand das zu teuer“, so Müller weiter: „Am Ende ging es um die Ablöse – ein paar Hunderttausend oder so.“ Ein Grund für seinen Verbleib ist Hermann Gerland, der für seinen Verbleib kämpft: „Im Sinne des Vereins und auch in seinem eigenen Sinne, weil er mich in der zweiten Mannschaft behalten wollte.“ Müller bleibt – und findet mit Louis van Gaal kurz darauf sein Glück in München.
Thomas Müller auf dem Weg zum Weltstar
Müller unterschreibt seinen ersten Profivertrag beim FC Bayern.
„Müller spielt immer!“ Unter Louis van Gaal entwickelt sich das Talent zum Stammspieler.
Beim 5:1 in Dortmund erzielt er seine ersten beiden Bundesliga-Tore. Fortan ist er unverzichtbar für van Gaal.
Startelf-Debüt und Doppelpack in der Champions League bei Maccabi Haifa.
Erster Hattrick in der Bundesliga beim 3:1 gegen den VfL Bochum. Der FC Bayern wird Meister.
Der FC Bayern gewinnt den DFB-Pokal und erreicht das Finale der Champions League – das er mit 0:2 gegen Inter verliert. Müller erzielt in 52 Pflichtspielen 19 Tore und bereitet 16 vor.
Am 6. Mai 2010 wird Thomas Müller von Bundestrainer Joachim Löw in den erweiterten WM-Kader berufen und kurz vor der Abreise nach Südafrika auch in den endgültigen. Müller überragt, trifft beim 4:0-Sieg gegen Australien im ersten Gruppenspiel seinen ersten Treffer in einem A-Länderspiel und bereitet einen weiteren vor. Im Achtelfinale ist er gegen England der entscheidende Mann, trifft doppelt und bereitet ein Tor von Lukas Podolski vor.
Im Viertelfinale geht es gegen Argentinien – und Trainer Diego Maradona, der Müller bei seinem DFB-Debüt im März 2010 auf einer Pressekonferenz nicht als Spieler identifizierte und sich dann beschwerte, nicht neben einem Spieler zu sprechen, den er nicht kenne. Bei der WM lernt er Müller dann aber kennen: Schon nach zwei Minuten bringt er den DFB in Führung. Mit einem furiosen 4:0 geht es ins Halbfinale – wo Müller allerdings gesperrt fehlt. Deutschland verliert mit 0:1. Im Spiel um Platz Drei legt Müller sein fünftes Tor nach und wird Torschützenkönig.
Thomas Müller: Geplatzter Traum
Auch in der folgenden Saison bleibt Müller auf Top-Niveau. Die Bayern allerdings geraten in eine sportliche Krise. In der Bundesliga reicht es nur zum dritten Platz, im DFB-Pokal ist im Halbfinale Schluss und in der Champions League kommt man nur bis ins Achtelfinale. In 48 Pflichtspielen trifft Müller dennoch 19-mal und kommt auf 19 Assists. Herausragend.
Jupp Heynckes ist neuer Trainer des FC Bayern – und setzt ebenfalls auf Müller.
Müller absolviert seinen 100. Bundesliga-Einsatz für den FC Bayern.
Der FC Bayern wird schon wieder nicht Meister.
Müller und die Bayern verlieren mit 2:5 im DFB-Pokalfinale gegen den Rivalen Borussia Dortmund.
Müller trifft im „Finale Dahoam“ in der Champions League zum vermeintlich entscheidenden 1:0 gegen den FC Chelsea – und lässt München beben. Der FC Bayern verliert allerdings im Elfmeterschießen.
Das Finale des größten Klubwettbewerbs im eigenen Stadion. Die Chance, eine Durststrecke von elf Jahren zu beenden. Der FC Bayern dominiert den FC Chelsea, spielt sich Chance um Chance heraus. Die Stadt platzt aus allen Nähten. Public Viewings gefüllt mit tausenden Menschen auf der Theresienwiese oder im Olympiastadion. In der 83. Minute ist es soweit: Toni Kroos flankt einen Ball butterweich ins Zentrum. Dort steht Müller. Ein Spieler aus der Jugend, nein DER Spieler aus der eigenen Jugend. Der nächste Weltklassespieler nach Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger. Müller drückt den Ball per Kopf auf den Boden. Von dort springt er unter die Latte und ins Netz. Ekstase. Eine Stadt explodiert.
In dem Glauben, es sei die Entscheidung gewesen, zerplatzt der Traum allerdings schnell. Didier Drogba, Arjen Robben, Elfmeterschießen – die Geschichte ist bekannt. Müller lässt sich nach seinem Tor auswechseln. Ein Moment, den er später bereut. Eine Stadt in tiefer Trauer. Es ist nur Fußball. Aber es ist Fußball.
Thomas Müller und der FC Bayern schlagen zurück
Bei der Europameisterschaft kommt Deutschland bis ins Halbfinale. Stimmung im Team und Wahrnehmung von außen sind aber eher negativ. Müller trifft kein einziges Mal und bereitet auch kein Tor vor. In der K.-o.-Phase verliert er sogar seinen Stammplatz.
Müller schüttelt sein Formtief schnell ab, kommt überragend in die neue Saison. Gegen den VfB Stuttgart trifft er beim 6:1 doppelt und bereitet zwei Tore vor.
Der FC Bayern wird mit einem 1:0-Auswärtssieg bei Eintracht Frankfurt Deutscher Meister. Nie zuvor gelang das einem Team bereits am 28. Spieltag – Müller wird am Ende mit 13 Toren und 13 Vorlagen in 28 Einsätzen großen Anteil gehabt haben.
In der Champions League schlagen die Bayern den FC Barcelona furios mit 4:0. Müller glänzt mit einem Doppelpack und einer Torvorlage.
Müller holt mit den Bayern die Champions League. Im Finale gewinnen sie mit 2:1 gegen den BVB. Mit acht Toren und zwei Assists trägt Müller entscheidend zum Erfolg in der Königsklasse bei. Eine Woche später holt der FCB das Triple – und Müller tritt endgültig seinen Weg zum Legendenstatus an.
Thomas Müller: Auch unter Pep Guardiola gesetzt
Pep Guardiola übernimmt offiziell beim FC Bayern. Es gibt Spekulationen, dass Müller es wegen seiner technisch nicht immer sauberen Spielweise schwer haben könnte.
Müller steht beim Bundesliga-Auftakt gegen Gladbach in der Startelf. Er wird auch in einem Großteil der restlichen Spiele Stammspieler sein.
In einem dramatischen Spiel sichert sich der FC Bayern den UEFA Super Cup. Müller wird nach 71 Minuten ausgewechselt. Einige Monate später holen die Münchner auch die Klub-WM.
Der FC Bayern scheidet in der Champions League gegen Real Madrid aus. Bei der 0:1-Niederlage im Hinspiel steht Müller nicht in der Startelf. Im Rückspiel ist er Teil einer Systemumstellung, die vom Mannschaftsrat gefordert wird. Bayern geht mit 0:4 unter. Es gibt heftige Diskussionen darüber, ob Guardiola Müller nicht richtig einzusetzen weiß.
Nachdem die Bayern sich in der Bundesliga erneut zum frühesten Meister der Geschichte gekrönt haben (diesmal am 27. Spieltag), gewinnen sie im Pokalfinale mit 2:0 nach Verlängerung gegen den BVB. Müller trifft nach heroischem Laufduell mit Schmelzer, der vielen Fans in Erinnerung bleibt, weil beide mit ihrer Müdigkeit unfassbar langsam und gequält aussehen.
WM 2014: Thomas Müller jagt plötzlich Miroslav Klose
Bei der WM 2014 knüpft Müller an seine starken Leistungen von 2010 an. Schon im ersten Gruppenspiel gegen Portugal trifft der Bayern-Star dreifach. Zwei Tore gegen die USA und Brasilien folgen. Hinzu kommen drei Assists. Müller steigt damit zu einem der Rekordtorschützen bei Weltmeisterschaften auf und bedroht schon jetzt Miroslav Klose, der bei der WM 2014 seine Tore 15 und 16 macht und so zum besten WM-Torjäger der Geschichte aufsteigt. Viel wichtiger als das aber: Müller und das DFB-Team holen den WM-Titel. Spätestens jetzt ist der damals erst 25-Jährige in den Fußball-Olymp aufgestiegen.
Thomas Müller: Weiter, immer weiter
Am 6. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase trifft Müller gegen Moskau – bereits zum 24. Mal überhaupt in der Königsklasse. Damit löst der Mario Gómez als Rekordtorschützen des FCB im Wettbewerb ab – seit der Reform Anfang der Neunziger. Gerd Müller kam im Europapokal der Landesmeister auf 34 Tore.
Müller liefert weiterhin beeindruckende Werte. In 48 Partien trifft er 21-mal und bereitet 18 Tore vor. Die Bayern werden Meister, scheiden in Pokal und Champions League aber im Halbfinale aus.
Müller wird beim FC Bayern hinter Lahm und Manuel Neuer zum dritten Kapitän ernannt.
Beim 4:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart holt Müller seinen 150. Bundesliga-Sieg im 209. Einsatz. Er ist der jüngste Spieler, der diese Marke knackt – und niemand erreichte sie je schneller als er.
Als jüngster Spieler holt Müller gegen Piräus seinen 50. Champions-League-Sieg.
Müller trifft im spektakulären Achtelfinal-Duell mit Juventus zum 35. Mal in der Champions League und knackt damit auch Gerd Müller als erfolgreichsten deutschen Torschützen im Wettbewerb. Kurz darauf ist er in einem Testspiel gegen Italien erstmals DFB-Kapitän (29. März 2016).
Im 347. Pflichtspiel trifft Müller im Halbfinale des Pokals gegen Werder Bremen doppelt – womit er bereits bei 150 Pflichtspieltoren für den FCB steht.
In der Bundesliga stellt Müller mit 20 Toren eine persönliche Bestmarke auf. Die Bayern werden Meister und gewinnen den Pokal. In der Champions League ist unglücklich gegen Atlético im Halbfinale Schluss – Müller verschießt einen Elfmeter. Der Angreifer blickt dennoch auf 49 Pflichtspiele, 32 Tore und 13 Assists zurück. Eine seiner stärksten Spielzeiten.
Erste Debatten um Thomas Müller – und eine weitere EM zum Vergessen
Das Jahr 2016 markiert in der Karriere von Müller durchaus einen kleinen Wendepunkt. Bisher gibt es bei ihm nur eine Richtung: Nach oben. Weiter, immer weiter. Doch spätestens 2016 wird über seine Person erstmals auch kritisch diskutiert. Sein verschossener Elfmeter gegen Atlético Madrid im Halbfinale hält als Sinnbild her. Müller blickt zwar auf tolle Zahlen zurück, doch mit dem Ende Guardiolas beim FC Bayern kommt mindestens in Teilen der Öffentlichkeit die Frage auf, ob der große Katalane auch über das bayerische Urgestein gestolpert sei.
Selbstredend sind viele dieser Diskussionen Teil einer nahezu irren Erwartungshaltung und dadurch bedingt auch nahezu Teil einer Art Verklärung der drei Jahre nach dem Triple. Die Bayern und Müller sind nach wie vor erfolgreich. Sie sind nach wie vor Teil der europäischen Spitze. Und doch gibt es einen kleinen Funken Wahrheit an den häufig überspitzt geführten Debatten.
Müller scheint ein bisschen von seiner ehemaligen Leichtigkeit eingebüßt zu haben. Ein bisschen Unbekümmertheit musste er gegen Druck auf seinen Schultern eintauschen. Vielleicht passiert es ihm deshalb nun auch etwas häufiger, dass ihm in wichtigen Momenten die Nerven etwas versagen. So hoch sein Niveau ist, so riesig ist eben auch die Fallhöhe.
Auch bei der EM 2016 wird das durchaus deutlich. Müller spielt kein schlechtes Turnier, aber eben auch keines, das so in Erinnerung bleiben wird wie seine beiden Weltmeisterschaften 2010 und 2014. Dass Deutschland überhaupt ins Halbfinale kommt, liegt auch an etwas Losglück und einem beeindruckenden Fight gegen Italien im Viertelfinale. Reingearbeitet. Das trifft auch auf Müller zu, aber am Ende blickt er nur auf eine Torvorlage zurück. Seinen Elfmeter im Elfmeterschießen gegen Italien verschoss er sogar. Gerade im Halbfinale gegen Frankreich (0:2) zeigt sich dann auf deutscher Seite, dass zur Form von 2014 doch einiges fehlt.
Eine schwierige Phase von Müllers Karriere beginnt
Carlo Ancelotti wird Trainer des FC Bayern.
In 42 Partien kommt Müller auf neun Tore und 18 Assists. Seine schwächste Ausbeute überhaupt bis zu diesem Zeitpunkt. Bayern holt „nur“ die Meisterschaft.
Müller ist nicht mehr unumstritten, sitzt auch mal auf der Bank. Das führt zu Ärger. Von außen wird spekuliert, dass Müller unzufrieden ist. „Ich weiß nicht genau, welche Qualitäten der Trainer sehen will. Aber meine sind scheinbar nicht hundertprozentig gefragt“, grantelt er nach dem 2:0-Sieg gegen Werder Bremen im Interview mit dem BR.
Ancelotti wird entlassen, wenig später übernimmt Jupp Heynckes.
Müller kommt in 45 Einsätzen auf 15 Tore und 18 Vorlagen, blüht unter Heynckes wieder etwas auf. Die Bayern werden dennoch „nur“ Meister.
WM 2018: Müller wird zum Sinnbild des DFB-Absturzes
Bei der WM 2018 zerbricht die Stimmung in Fußball-Deutschland endgültig. Die Nationalmannschaft scheidet nach wechselhaften Leistungen in der Gruppenphase aus. Ein Problem: Offensiv erspielt man sich zwar Chancen, nutzt diese aber nicht. Viele der Helden der vergangenen Tage werden an den Pranger gestellt und hinterfragt. Darunter Müller – wenn auch nicht in erster Linie. Der Bayern-Star wird dennoch deutlich kritischer gesehen als in der Vergangenheit. Selbst beim FC Bayern gibt es zunehmend leise Kritik daran, dass er an seine vergangenen Leistungen nicht mehr anknüpfen könne.
Kann Thomas Müller nur noch 100 Km/h?
Niko Kovač wird neuer Bayern-Trainer.
Müller fremdelt im Kovač-System, kommt „nur“ auf 25 Torbeteiligungen in 45 Einsätzen. Bayern holt das Double.
Müller wird von Joachim Löw nicht mehr für die Nationalmannschaft berücksichtigt. Selbes gilt für Mats Hummels und Jérôme Boateng.
„Man kann nicht versuchen, 200 km/h auf der Autobahn zu fahren, wenn sie nur 100 schaffen. Man muss das anpassen, was man hat.“ – Niko Kovač über seine Spielertypen beim FC Bayern.
Kovač wird nach einem 1:5 in Frankfurt entlassen – zugleich Müllers 500. Pflichtspiel für die Bayern. Co-Trainer Hansi Flick übernimmt.
Thomas Müller: Der Wendepunkt
Müller bereitet beim furiosen 4:0 gegen den BVB und dem damit verbundenen Bundesliga-Debüt von Flick zwei Treffer vor. Eine Art Wendepunkt. Müller fliegt fortan und sammelt Tore und Assists wie früher.
Müller wird zum Assist-König der Bundesliga. 21-mal bereitet er Treffer seiner Kollegen vor und holt damit den Rekord.
Die Bayern holen in einem auch durch die Coronakrise denkwürdigen Saisonfinale das Triple. Im Pokal schlagen sei Leverkusen mit 4:2 am 4. Juli, im August gibt es ein Finalturnier in Lissabon. Müller steuert dort beim 8:2 gegen Barcelona im Viertelfinale zwei Tore und eine Vorlage bei.
Müller holt mit den Bayern erstmals in der Geschichte das Sextuple. Er ist in 46 Einsätzen an 39 Toren direkt beteiligt. Wieder kommt er dabei auf 21 Vorlagen in der Bundesliga. Insgesamt sind es 15 Tore und 24 Assists.
Löw nominiert Müller nach starken Leistungen wieder für den DFB und nimmt ihn zur EM mit.
Müllers EM-Fluch gipfelt 2021
Alles ist angerichtet für eine tolle Europameisterschaft für Müller. Bei den Bayern kämpft er sich zurück ins Rampenlicht und gilt wieder als unumstrittener Stammspieler. In seiner Rolle als Vorlagengeber und Organisator des Pressings ist er unverzichtbar für den Rekordmeister. Doch bei der EM 2020, die wegen Corona ins Jahr 2021 verschoben wurde, fällt Müller wieder deutlich ab.
In allen vier Spielen wird er eingesetzt, dreimal über die volle Distanz. Eine Torbeteiligung gelingt ihm nicht. Deutschland verliert gegen Frankreich, gewinnt gegen Portugal, holt ein Remis gegen Ungarn und scheidet gegen England mit 0:2 aus. Bezeichnend: Müller hat den Ausgleich auf dem Fuß, vergibt allein vor dem Tor aber. Wieder gibt es zumindest auf bundesweiter Ebene Diskussionen um ihn.
Julian Nagelsmann wird neuer Trainer des FC Bayern.
Müller absolviert sein 600. Pflichtspiel für den FCB.
Auch unter Nagelsmann spielt Müller eine wichtige Rolle, kommt auf 45 Einsätze, 13 Tore und 25 Assists. Gegen Ende der Saison fällt er aber in ein kleines Formloch, was zu leiser Kritik führt. Bayern wird Meister, scheidet im Pokal und in der Champions League jeweils relativ früh aus.
Müller rückt unter Nagelsmann zunehmend ins zweite Glied, nachdem er im Oktober und November mehrere Wochen ausfällt. Am Ende der Saison kommt er auf nur 2.331 Minuten, 40 Einsätze und acht Tore sowie zwölf Assists. Immer wieder gibt es Unruhe um ihn, die er selbst aber nicht explizit befeuert. Er soll ein Problem mit Nagelsmann haben.
Nagelsmann wird entlassen. Wenig später übernimmt Thomas Tuchel.
Müller wird am Ende der Saison zum insgesamt zwölften Mal in seiner Karriere Deutscher Meister. So oft wie kein anderer Spieler jemals zuvor.
Thomas Müller und die letzte Phase seiner Karriere?
Immer wieder gibt es seit 2017 Kritik an Trainern, die Müller nicht einzusetzen wissen oder mit denen der Angreifer mal mehr und mal weniger offenkundig ein Problem hat. Auch bei Nagelsmann soll es Streitpunkte gegeben haben. Spätestens unter Tuchel scheint Müller seine Rolle als „Elder Statesman“ jedoch zu akzeptieren. Als Bankspieler ist er für die jungen Spieler und das Team nach wie vor unglaublich wertvoll und auch in seinen Startelfeinsätzen weiß er sich nach wie vor für das Team zu zerreißen.
Der größte Unterschied zu den Vorjahren ist aber, dass die Unruhe um seine Person deutlich abgenommen hat. Müller stellt sich regelmäßig in Interviews, erklärt aufgeschlossen, gewohnt humoristisch und analytisch, was aktuell eben erklärt werden muss. Dabei rückt er sich selbst stets in den Hintergrund. Es ist eine neue Phase in seiner Karriere. Vielleicht die letzte.
Auch beim DFB nimmt er nach einem weiteren Vorrunden-Aus und eigens angeheizten Gerüchten, er würde womöglich aufhören, eine Rolle als Kaderspieler an. Zunächst unter Hansi Flick, dann unter Julian Nagelsmann.
Auch bei seinem letzten Auftritt als Nationalspieler ist ihm kein ganz großer Wurf bei einer EM vergönnt. Und doch geht Müller auf einer anderen Bühne als es 2021 oder 2018 der Fall gewesen wäre. Der Angreifer bekam vor heimischer Kulisse einen gebührenden Abschied – insbesondere beim 5:1 gegen Schottland in der Allianz Arena, als er nach Einwechslung noch ein Tor vorbereitete.
Vincent Kompany ist neuer Trainer des FCB.
Thomas Müller absolviert gegen den SC Freiburg sein 710. Pflichtspiel für den FC Bayern und ist damit vor Sepp Maier alleiniger Rekordhalter. Doch damit nicht genug: Er trifft zum 2:0 in der 78. Minute.
Auch in der Saison 2024/25 scheint Müller beim FC Bayern immer noch einiges vorzuhaben. Mit drei Torbeteiligungen gegen Ulm im Pokal und dem Tor gegen Freiburg legt er bereits gut los. Bleibt abzuwarten, wie es nach dieser Saison weitergeht. In der Nationalmannschaft ist endgültig Schluss. Auch bald beim FC Bayern?
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