Salzburger Fehlerspürhunde und das Experiment „Dreierkette“
Es dauerte 13 Minuten bis ein genauer Pass in unsere Defensivschnittstelle das Experiment »Dreierkette« an seiner empfindlichsten Stelle aushebelte und Sadio Mané zum 1:0 traf. Unerwartet, aber keinesfalls unverdient. Nur wenig später traf Jonatan Soriano per Foulelfmeter (20.) bevor Robert Zulj (44.) noch vor der Halbzeit den späteren Endstand auf der Anzeigetafel aufleuchten ließ. In der 76. Minute bewahrte uns Manuel Neuer vor einer größeren Blamage und parierte einen weiteren Elfmeter gegen Kevin Kampl. Ausgangspunkt der Treffer waren Fehler des FC Bayern und mutige Salzburger Spieler. In der zweiten Spielhälfte versuchten die Roten besser zu agieren, aber eine deutliche Leistungssteigerung war nicht zu sehen.
Unsere Jungs traten an diesem Samstagnachmittag generell schwach auf und machten ungewöhnlich viele Fehler. Ich könnte jetzt vom Fehlpassfestival durch Toni Kroos und Thiago, einem läuferisch starken aber unglücklich agierenden Xherdan Shaqiri, von Thomas Müller, der kaum etwas auf die Reihe gebracht hat berichten, oder die desorientierte Abwehrreihe erwähnen. Aber es war ein Test. Nur ein Test. Zum Glück nur ein Test! Anstelle der Spielerkritik möchte ich diesen Beitrag aber zu einer Analyse der Dreierkette, welche Pep Guardiola nach Al-Merrikh SC erneut testete, nutzen. Schließlich war sie die spannendste taktische Änderung.
Dreierkette – Experiment gescheitert?!
Die Dreierkette ist ein durchaus probates Mittel, um gegen tief stehende Gegner vorzugehen oder die gesamte Partie eine Reihe weiter vor ins Mittelfeld zu verlagern.
Wir sahen eine Dreierkette aus Dante, Boateng und Martínez. Wobei Boateng quasi als Links- und Martínez als Rechtsverteidiger auflief. Bei gegnerischem Ballbesitz bzw. Salzburgs Bewegungen auf unser Tor zu, ließ sich Youngster Pierre-Emile Højbjerg dann von seiner Sechserposition als zweiter Innenverteidiger zurückfallen bzw. musste dahin sprinten. Grundsätzlich ist dieses Konstrukt sehr sinnvoll und betont Guardiolas Ansichten für viel Ballbesitz mit vielen Spielern im Mittelfeld. Nur muss man sagen, dass Red Bull Salzburg zu stark aufspielte und im Gegensatz zum Testgegner in Katar unsere Roten damit überrumpelte.
In der 13. Minute gelang dann genau das, was der quasi »tödliche Pass« in die Dreierkette ist. Mit dem Zuspiel auf Sadio Mané bespielten die Gäste genau die Lücke zwischen Martínez und Dante. Beide standen zu weit vom Gegenspieler weg bzw. waren anderweitig gebunden und konnten nun nicht schnell genug reagieren. Der Brasilianer hat auch in diesem Test seine Fehleranfälligkeit nicht abgelegt und Javi ist zwar ein grandioser Balleroberer auf der Sechs, aber schlichtweg zu langsam. Und schnelle Spieler sind zwingend notwendig für diese Dreierkette.
Højbjerg spielte seine Rolle hingegen recht vernünftig, konnte aber entstehende Lücken nicht stopfen bzw. tat sich auch in seiner Funktion als kreativer Ballverteiler nach vorn oftmals schwer. Es schockt ihn derzeit noch zu sehr, wenn zwei oder drei Gegner alles um ihn herum zustellen oder ihm auf »die Füße treten«. Hier kann und muss er sich weiter verbessern.
Pep Guardiola reagierte, verabschiedete sich vom Experiment und stellte auf ein 4-3-3 bzw. das inzwischen klassische 4-1-4-1 um. Als es alle Spieler begriffen hatten – was eine Weile dauerte, denn zuerst agierte Martínez weiter als Rechtsverteidiger und wurde prompt überlaufen – sahen wir eine Vierkette mit Alaba, Dante, Martínez und Boateng. Davor spielte Pierre-Emile Højbjerg und Thiago sowie Toni Kroos. Richtige Stabilität kam trotzdem nicht ins Spiel und viele Fehler führten zu weiteren Ballverlusten in der Vorwärtsbewegung oder Ungenauigkeiten beim Spiel vom eigenen Strafraum weg. Oft half nur der lange Ball nach vorn ins Nichts.
Red Bull Salzburg gewann nach schwacher Leistung fast aller Roten verdient. Dennoch sollten wir uns nicht komplett von diesem Experiment verabschieden, sondern intensiver dafür trainieren und es demnächst erneut testen. Wir können froh sein, dass uns die Fehler nicht in einem entscheidenden Spiel um Punkte passierten, sondern nur im Test. Derzeit können wir nicht experimentieren und gleichzeitig die Ausfälle von Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm abfangen. Außerdem war es bitter anzusehen, dass ohne Ribéry und Robben auf den Flügeln keine kreativen Überraschungen entstehen. Unsere Abhängigkeit von ihnen war deutlich zu spüren.
Der »Warnschuss« kam hoffentlich an und Guardiola kann in den Tagen vor dem Rückrundenauftakt gezielt darauf reagieren. Gladbach wird ein schwieriges Spiel und wir dürfen sie nicht so unterschätzen, wie es am Samstagnachmittag gegen Salzburg der Fall war.
Red Bull Salzburg – FC Bayern München – 3:0 (3:0) | |
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FC Bayern | Neuer – Martínez (46. Rafinha), Dante, Boateng – Hojbjerg (76. Green), Kroos – Shaqiri, Götze (46. Mandzukic), Thiago, Alaba – Müller |
Bank | Starke, Contento, Sallahi, Weiser, Pizarro |
RB Salzburg | Gulacsi – Schwegler (46. Klein), Ramalho, Hinteregger, Ulmer (78. Fountas) – Kampl (89. Völkl), Ilsanker (46. Meilinger), Leitgeb (46. Lazaro), Mané (84. Dossou) – Zulj (46. Berisha), Soriano (73. Reyna) |
Tore | 1:0 Mane (13.), 2:0 Soriano (20./Foulelfmeter), 3:0 Zulj (44.) |
Karten | Gelb: Schwegler / Højbjerg, Boateng |