Tabellenführung zurückerobert – Bayern schlägt Düsseldorf

Maurice Trenner 14.04.2019

Das Hinspiel gegen Düsseldorf wurde zum großen Krisengipfel der Münchner. Eine 3:1-Führung in der heimischen Allianz-Arena konnte die Mannschaft von Trainer Kovač nicht verteidigen. Der schnelle Fortuna-Stürmer Lukebakio führte die Rheinländer per Dreierpack zum Punkt in München.

Falls ihr es verpasst habt

Eine Wiederauflage dieser Geschehnisse wollte Kovač im Rückspiel auf alle Fälle verhindern und setzte daher wie schon gegen Dortmund auf den Defensiv-Anker Martínez. Auch sonst nahm der Kroate keine Wechsel im Vergleich zum Spitzenspiel vor.

Auf Seiten der Düsseldorfer fehlte der Hinspiel-Held Lukebakio allerdings in der Startelf. Funkel musste zudem einige Verletzte ersetzen, weshalb Ayhan, Sobottka, Barkok und Kownacki in die erste Elf rückten. Im Tor stand mit Michael Rensing ein ehemaliger Münchner. Der frühere Bayern-Spieler Usami saß im Gegensatz dazu nur auf der Bank.

In der Anfangsphase ließen die Düsseldorfer den Münchnern im Spielaufbau überraschend viel Platz, gerade Hummels wurde wenig angelaufen. Die Hausherren setzten vielmehr darauf sich kompakt im 4-5-1 gegen den Ball zu positionieren. Erst wenn die Münchner auf vierzig Meter am Tor standen, erhöhten sie den Druck.

In der fünften Minute folgte die erste Großchance. Kimmich und Gnabry spielten die ersatzgeschwächte linke Seite der Düsseldorfer aus. Eine Flanke von Gnabry konnte Coman jedoch nur an den Pfosten lenken. Kurz später köpfte Thiago am rechten Pfosten vorbei.

Während das Spiel in der Folge etwas vor sich hin plätscherte, fiel fast aus dem Nichts der Führungstreffer für die Münchner. Gnabry sprintete in eine Klärungsaktion eines Düsseldorfers hinein und spielte auf den durchstartenden Coman. Im Zentrum konnte Müller den Ball ins Tor verlängern oder zumindest Rensing entscheidend verwirren. Wie auch immer – 1:0 für Bayern (16.).

Gegen den Ball waren die Münchner allerdings immer etwas anfällig. Das Heimteam schaffte es immer wieder sich zumindest an den Strafraum zu kombinieren. Eine richtige Gefahr ging von diesen Angriffen zwar meist nicht aus, aber die gewünschte defensive Stabilität war zu vermissen.

Bis zur Halbzeit überließ man der Fortuna immer wieder auch für längere Phasen den Ball. Das Ziel war nach Ballgewinnen die aufgerückten Hausherren zu überspielen. Dies gelang wenige Male. Am besten nach 38 Minuten als Coman an Rensing scheiterte.

Nur drei Minuten später netzte der Franzose dann doch. Wieder einmal kam Kimmich auf rechts hinter die Abwehr der Düsseldorfer und seine Hereingabe vollendete Coman eiskalt (41.).

Mit dem 2:0 wurden dann auch die Seiten gewechselt. Ein zäher Kick am Sonntagnachmittag. Die Führung der Münchner war dennoch hochverdient.

Der Tabellenführer kam deutlich aktiver aus der Kabine. Nach 49 Minuten hatte Thiago die große Gelegenheit das 3:0 zu erzielen und das Spiel damit final zu entscheiden, doch Rensing parierte in höchster Not.

In der 51. Minute dann der Schock für die Bayern-Fans: Schiedsrichter Zwayer pfiff einen Angriff der Bayern ab, denn Manuel Neuer war auf seinem Weg aus dem Tor. Die Torwarthandschuhe hatte er schon ausgezogen und die Kapitänsbinde bereits abgenommen. Der Nationaltorwart musste verletzt vom Platz gehen. Ihn ersetzte standesgemäß Ulreich.

Neuer musste den Platz verletzt verlassen. Für ihn kam Ulreich in die Partie.
Quelle: Ronny Hartmann/AFP/Getty Images

Doch auch davon ließen sich die Bayern nicht verunsichern. In der 54. Minute erhöhte Gnabry auf 3:0. Eine Ecke von Kimmich verlängerte Müller und am langen Pfosten sprang der Flügelstürmer elegant in den Ball. Es wurde wieder gerührt.

Bayern schaltete nach dem Tor zwar erneut einen Gang zurück, wollte aber dennoch das nächste Tor erzielen. Die Fortuna wechselte doppelt und brachte unter anderem Lukebakio. In der Folge presste Düsseldorf höher, wohl in der Hoffnung Ulreich in Bredouille bringen zu können. In der 70. Minute wechselte auch Kovač und brachte Goretzka für den starken Müller. Neun Minuten später ersetzte James den Torschützen Gnabry.

Als das Spiel eigentlich nur noch auf den Abpfiff wartete, entschied Zwayer nach Handspiel von Hummels noch einmal auf Elfmeter für Düsseldorf nachdem er sich die Szene vorher erneut im Video angeschaut hatte. Den fälligen Strafstoß verwandelte Lukebakio souverän zum 1:3 (89.).

In der Nachspielzeit zappelte der Ball nochmal im Tor der Fortuna. Eine Flanke von Lewandowski konnte von Düsseldorf nicht geklärt werden, woraufhin der aufgerückte Goretzka den Ball über die Linie drückt.

Dies sollte gleichzeitig auch die letzte Aktion im Spiel sein. Der FC Bayern gewinnt damit souverän 4:1 beim vermeintlichen Stolperstein Düsseldorf und kehrt zurück an die Tabellenspitze. Der Sieg kommt dennoch mit einem faden Beigeschmack, da die Situation rund um Kapitän Neuer noch unsicher ist.

Fünf Dinge, die auffielen:

1. Müller überall

Die besondere Rolle von Thomas Müller im System der Münchner wurde auch bei uns im Blog schon ausreichend diskutiert und dennoch ist es jedes Spiel aufs Neue wieder faszinierend. Gegen die tiefstehenden Düsseldorfer tauschte der nominelle Zehner immer wieder die Position mit Lewandowski und ließ den Polen als Anspielstation für Thiago fungieren. Müller selbst hingegen versuchte durch Läufe im Rücken der Abwehr Räume für die Münchner aufzureißen.

Es ist kein Geheimnis, dass er mit solchen Aktionen unfassbar wichtig für die Münchner und im speziellen für Lewandowski ist. Der Pole tut sich um ein Vielfaches leichter, wenn der Ur-Bayer um ihn herum wirbeln darf.

An gleich zwei Münchner Toren war Müller wieder maßgeblich beteiligt. Beiden Situationen würde man das Prädikat “typisch Müller” zuordnen.

Beim 1:0 durch Coman springt der deutsche Nationalspieler in die Flanke, ohne aber den Ball zu erwischen. Ob bewusst oder nicht, alleine die Aktion von Müller reicht, um Rensing zu verunsichern. Eine unglückliche Situation für jeden Torhüter. Das 3:0 bereitete Müller dann sogar direkt vor. Eine Ecke von Kimmich leitet er gekonnt an den langen Pfosten weiter. Eine Variante, die einstudiert aussah und die dennoch Müller hervorragend ausführt.

2. Gnabry & Coman – Gekommen um zu bleiben

Egal welche Unsummen der FC Bayern in diesem Sommer für welchen Flügelstürmer auch ausgeben wird, der Neuzugang wird sich erst einmal gegen Gnabry und Coman beweisen und durchsetzen müssen. Die junge Flügelzange der Münchner, die den FC Bayern zusammen 36 Millionen Euro kostete, spielte auch in Düsseldorf wieder stark.

Coman traf in der Woche nach seinem privaten Boxkampf mit Lewandowski im Bayern-Training zum zweiten Mal in dieser Saison doppelt. Auch sein kongenialer Partner Gnabry belohnte sich für seine Leistung und traf. Außerdem bereitete er das 1:0 durch Coman sogar direkt vor. Zusammen gewannen die beiden neun Dribblings.

Gerade der Deutsche Nationalspieler spielt in den letzten Wochen überragend und ist regelmäßig der beste Münchner. Sein Torhunger und seine direkten Dribblings sind bereits so markant, wie sein Torjubel, den er sich von NBA-Star James Harden abgeschaut hat. Gnabry dürfte mittlerweile Flügelstürmer Nummer Eins bei den Münchnern sein.

Beim 22-jährigen Coman zeigt die Formkurve auch nach oben. Es ist positiv hervorzuheben, dass sein Zusammenspiel mit Alaba immer besser funktioniert. Das Hinter- und Überlaufen sowie das blinde Verständnis, welches das Duo Ribéry immer ausgezeichnet hatte, zeichnet sich so langsam auch in der französisch-österreichischen Partnerschaft ab.

Wenn Coman zudem weiter an seinem Torriecher und Abschluss arbeitet, wird er für Verteidiger noch unberechenbarer. Heute schoss er vier Mal auf das Tor der Fortuna. Nur Lewandowski war noch abschlussfreudiger.

3. Elf Kopfballungeheuer sollt ihr sein

Eine große Qualität, die Martínez zweifelsfrei dem FC Bayern immer bringt, ist seine Stärke im Kopfball. Bei Standards ist der Spanier ein wichtiger Zielspieler und wird als solcher auch immer wieder gesucht. Für die gegnerische Verteidigung wird es hier noch schwerer, sind doch Lewandowski und Hummels schon starke Kopfballspieler. Doch zusätzlich gewinnt Martínez auch im freien Spiel viele Duelle in der Luft.

Im heutigen Spiel gegen Düsseldorf zeigte der spanische Nationalspieler einmal mehr seine Qualitäten. Doch nicht nur er, die gesamte Münchner Mannschaft dominierte die Hausherren in der Luft. Bereits zur Halbzeit hatte der FC Bayern 20 Kopfballduelle gewonnen. Zur Referenz: Im Saisonschnitt gewinnt Bayern in der Liga 15 Duelle über die gesamten 90 Minuten.

Es war also wenig überraschend, sondern viel mehr eine Frage der Zeit, dass das 3:0 aus einem gewonnenen Kopfballduell entstand. Wieder einmal nach einem Standard. Eine Stärke, die Bayern in dieser Form erst unter Kovač entwickelte.

4. Jugend forscht erneut nicht in Düsseldorf

Du führst nach sechzig Minuten mit 3:0 in Düsseldorf und hast noch zwei Wechsel übrig. Mit Renato Sanches, Lars Lukas Mai und Alphonso Davies hast du drei junge Spieler auf der Bank, denen jede Minute Bundesliga-Fußball extrem viel bringen könnte. Was machst du?

Für Niko Kovač ist die Antwort klar: Ich bringe Goretzka und James. Die beiden erfahrenen Recken schaukeln mir den Sieg über die Bühne.

Die Wechsel von Kovač zeigen einmal mehr, dass dem Trainer in der momentanen Situation der Mut fehlt, Neues auszuprobieren. Mit dieser Mentalität wird es der FC Bayern schwer haben in Zukunft Jugendspieler anzulocken und eigene Talente zu halten. Sanches und Mai werden sich sicherlich schon im Sommer nach Alternativen umschauen, da der aktuelle Status Quo beide nicht weiterbringt.

5. Gute Besserung, Manu!

Der Fernsehzuschauer rätselte für wenige Sekunden, als Felix Zwayer eine Passstafette der Münchner in der 51. Minute abpfiff und sich danach im Laufschritt in Richtung der bayerische Hälfte bewegte. Kurze Zeit später war klar: Kapitän Manuel Neuer hatte sich verletzt. Mal wieder.

Kurz nach Ende des Spiels stand eine Diagnose noch nicht fest, doch es ist fast zu befürchten, dass sich Neuer wieder am Mittelfuß verletzt hat, der ihn schon mehrfach geplagt hatte. Bereits in der Saison 16/17 hatte der Torwart die entscheidende Saisonphase mit dieser Verletzung verpasst. Die folgende Saison musste er nach einem erneuten Auftreten fast komplett von der Tribüne aus verfolgen.

Es bleibt zu hoffen, dass die Verletzung dieses mal milder ausfällt und Neuer in den nächsten Spielen dieser wichtigen Saisonphasen wieder zur Verfügung steht. Kopf hoch, Manu!