Spiel des Lebens #12: March Sadness, October Gladness

Sam Trenner 10.01.2020

Mich danach zu fragen, alle Begegnungen gegen Bayern München Revue passieren zu lassen, ist ungefähr so wie jemanden, der sein Leben lang Single war, darum zu bitten, Erinnerungen an seinen liebsten Valentinstag preiszugeben. Sie sind alle ein bisschen schmerzhaft und es ist qualvoll, sie noch einmal aufleben zu lassen, aber es geht lediglich darum, den am wenigsten herzzerreißenden Moment zu finden. Ich könnte einfach alle Partien durchgehen, die wir gespielt haben, und all die guten Momente aus der Perspektive von Arsenal heraussuchen.

… Okay, ich habe mir gerade die Begegnungen der beiden Vereine in der Vergangenheit angesehen und stelle fest, dass es so nicht funktionieren wird. Mir fehlen die Worte für diesen Artikel. Ich denke, ich muss mich damit zufrieden geben, unsere letzten Begegnungen zu bewerten, angefangen mit den schmerzhaftesten bis hin zu denen, die mir am wenigsten wehtun. Eigentlich wollte ich erst über den 7:2-Sieg gegen Tottenham schreiben, weil es immer wieder lustig ist zuzusehen, wie deine Rivalen geschlagen werden.

Andererseits war es dann doch ziemlich schmerzhaft, Serge Gnabry zu sehen, der seit seinem 16. Lebensjahr bei Arsenal war, bevor er fünf Jahre später den Verein wechselte, nur um für ein anderes Team eine so beeindruckende Leistung zu zeigen. Wir haben immer gewusst, dass er talentiert ist: In der Saison 2013/14 konnte er sich an der Seite von Mesut Özil, Santi Cazorla und Aaron Ramsey behaupten und wirbelte über den rechten Flügel, wenn er dort eingesetzt wurde. Er war immer unser talentiertester junger Spieler, aber eine Kombination aus Verletzungen und schlechten Leihgeschäften bedeutete, dass er bei Arsenal keinen richtigen Durchbruch hatte. Wir verkauften ihn, weil sein Vertrag ein Jahr später auslaufen würde – aber nur 5 Millionen Pfund für einen so offensichtlich talentierten Spieler zu bekommen und dann Zeuge davon zu werden, wie er aufblüht, ist nicht einfach mit anzusehen.

Ohne weiter abzuschweifen kommt also hier meine Rangliste der Arsenal-Bayern-Spiele, aufgelistet von den am meisten bis zu den am wenigsten schmerzhaften.

Arsenal – Bayern 1:5, 7. März 2017, Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel

Dieses Spiel war so qualvoll, dass ich mich kaum daran erinnern kann. Ich denke, der Teil meines Gehirns, der das Gedächtnis kontrolliert, hat beschlossen, keine Erinnerung an dieses Spiel zu speichern, um mir diese Qual zu ersparen. Danke, Hirn. Leider muss ich wegen dieses verdammten Artikels trotzdem in diese Zeit zurückreisen. Es ist okay, ich habe mit meinem Therapeuten gesprochen und er hat gesagt, dass es in Ordnung ist. Anscheinend bin ich „so an fußballbedingte Schmerzen gewöhnt, dass ich physisch keine Schäden mehr davontragen kann“. Cool.

Dennoch ist dieses Spiel das schmerzhafteste, denn es war nicht nur die dritte 1:5-Niederlage in Folge, die Arsenal gegen Bayern einstecken musste, sondern es war auch das letzte Mal, dass wir in der Champions League gespielt haben. Gut gemacht, Bayern, ihr habt uns so sehr zugesetzt, dass wir beschlossen haben, nicht mehr in der Champions League zu spielen. Ja, so ist es, nicht etwa, weil wir es in den letzten drei Spielzeiten versäumt haben, unter die ersten vier in der Premier League zu kommen, um uns zu qualifizieren. Wir haben uns aus freien Stücken dazu entschieden. Das ist ein großer Unterschied. Vielleicht kann man uns als Kriegsdienstverweigerer bezeichnen.

Okay, das ist vielleicht nicht 100 % akkurat, aber es wäre nicht besonders überraschend, denn dieses Achtelfinal-Rückspiel bescherte uns eine insgesamt 2:10-Niederlage. Es war so schlimm, dass man sah, wie Alexis Sanchez auf der Bank neben Petr Cech saß und lachte. Manchmal ist es wirklich so schlimm, dass man lachen muss, um nicht zu weinen. Wir gingen in die Pause mit der Führung! Ich erinnere mich nicht sehr gut daran, aber es war wohl so, dass Laurent Koscielny nach 10 Minuten in der zweiten Halbzeit vom Platz flog und den Bayern einen Elfmeter bescherte. Anscheinend war es eine umstrittene Entscheidung, also muss ich mir jetzt das Video dazu ansehen. Ich hasse euch alle dafür, dass ihr mir das antut.

Richtig, also er erhielt zunächst eine gelbe Karte, bevor der Schiedsrichter seine Meinung änderte und ihm eine rote gab. Denkt dran, bei diesem Spiel gab es noch keinen VAR, und es war eine ziemlich seltsame Entscheidung. Es scheint nicht fair zu sein, einen Spieler vom Platz zu schicken und einen Elfmeter zu geben, aber aus neutraler Sicht hat die Entscheidung die Partie ruiniert. Aus meiner Sicht bedeutete dies allerdings nur, dass das Spiel aus meiner Erinnerung gelöscht wurde. Lewandowski verwandelte den Elfmeter, und Robben, Costa und Vidal (zweimal) legten nach, um Arsenal zu treten, als sie bereits am Boden lagen. Autsch.

Das Spiel bot viele Möglichkeiten für Jubel-Szenen.
(Bild: Clive Mason/Getty Images)

Aus persönlicher Sicht erinnere ich mich wahrscheinlich noch weniger gut an dieses Spiel, weil ich gerade an diesem Tag in Valencia angekommen war, um ein dreimonatiges Praktikum als Englischlehrer zu beginnen, nachdem ich das wunderbare Gymnasium verlassen hatte, an dem ich die vorherigen sechs Monate in Hamburg unterrichtet hatte. Ich kam also mit etwas eingerosteten Spanischkenntnissen in Valencia an, hatte keine Ahnung von irgendwas und kannte niemanden in der ganzen Stadt. Es war meine erste Nacht dort, und ich schaute mir das Spiel alleine auf meinem Laptop in meinem neuen Zimmer an. Ein Arsenal-Spiel anzusehen sollte ein bisschen Vertrautheit in mir wecken, eine Art Ritual, auf das ich mich verlassen konnte, um mir in schweren Zeiten ein wenig Freude zu bereiten – was nicht wirklich geklappt hat. Danke Bayern, du Bully.

Bayern – Arsenal 5:1, 15. Februar 2017, Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel

Es ist die Hoffnung, die dich umbringt. Nachdem Arjen Robben in der elften Minute sein Ding durchgezogen und den Ball ins obere Toreck gezirkelt hatte, bekamen wir nach einer halben Stunde einen Elfmeter. Sanchez konnte zunächst nicht verwandeln, traf aber im Nachschuss, und alles war wieder offen. Auswärtstor! Haltet durch, Jungs, das könnte ein gutes Ergebnis für uns werden …

Okay, vielleicht auch nicht. Laurent Koscielny rastete aus, und in der zweiten Hälfte brach alles auseinander – ich sehe hier einen roten Faden, auch wenn es dieses Mal aufgrund einer Verletzung geschah. Zwei schnelle Treffer hintereinander von Lewandowski und Thiago stellten die Weichen auf einen Bayern-Sieg, bevor weitere Tore von Thiago und Müller zum 5:1 führten. Der Plan war, das Ganze im Hinspiel eng zu halten, hoffentlich nicht zu viele Gegentore zu kassieren, um dann zuhause einen Sieg zu erringen. Das, was hier geschah, war nicht der Plan. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, wurde Mesut Özil, den ich immer gerne in Schutz nehme, für seine Leistung stark kritisiert, obwohl es so aussah, als hätte er mit einer Oberschenkelverletzung gespielt.

Hand hoch, wer noch eine Bude gegen Arsenal schießen will.
(Bild: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Ich habe trotzdem einige positive Erinnerungen an dieses Spiel, weil ich es mir mit Jolle, für die ich seit ein paar Jahren bei Miasanrot übersetze, angeschaut habe. Sie lud mich in ihre Wohnung in Hamburg ein, um das Spiel zu sehen, und war eine exzellente Gastgeberin. Wir sprachen Deutsch und Englisch, und ich lernte ein paar hervorragende neue Ausdrücke: „da, wo die Eule schläft“ (wahrscheinlich Robbens Schuss in den Torwinkel), „nicht so vorschnell“ (vielleicht im Zusammenhang mit dem Elfmeter) und „Schnurres“ (obwohl ich mich nicht erinnere, wer auf dem Platz einen Schnurrbart trug). Ich habe auch den Begriff „sichi“ gelernt, obwohl ich keine Ahnung mehr habe, in welchem Kontext das war. Ich habe an diesem Abend mehr gelernt als in vielen Kursen an der Uni. Diese schönen Erinnerungen machen dieses Spiel etwas weniger schmerzhaft als das Rückspiel.

Bayern – Arsenal 5:1, 4. November 2015, Champions-League-Gruppenphase

Schon wieder 5:1?! Ernsthaft?! Das ist einfach zu monoton. Irgendjemand sollte mit der Person sprechen, die diese Drehbücher verfasst – wir brauchen ein wenig Abwechslung. Vielleicht mal ein 4:1 oder sogar ein 4:2, das wäre schön. Man könnte sagen, dass dieses Spiel schmerzhafter war, weil es die erste von drei 1:5-Niederlagen war; man könnte auch argumentieren, dass die anderen mehr wehtaten, denn wie Arsene Wenger schon gesagt hat, jede Niederlage ist „wie eine Narbe auf deinem Herz.“

Bayern obenauf, mal wieder.
(Bild: Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Zwei Dinge sprechen jedoch dafür, dass dieses Spiel das am wenigsten schlimme war: Erstens haben wir das beste Tor des Spiels erzielt – Olivier Girouds fantastischer Fallrückzieher, und jeder weiß, dass es am wichtigsten ist, den schönsten Treffer zu erzielen, denn nur Loser schauen auf das Endergebnis; zweitens war dies zumindest ein Spiel in der Gruppenphase, also mussten wir uns nicht so viele Sorgen darum machen, die Partie im Rückspiel zu unseren Gunsten zu drehen. Und es wäre kein 5:1, wenn Arsenal nicht Laurent Koscielnys schmerzlich vermissen hätte: Dieses Mal konnte er nicht spielen, weil er sich zwei Stunden vor Anpfiff verletzte. Wäre ich ein Arsenal-Spieler, würde ich an diesen Begegnungen wahrscheinlich auch nicht mehr teilnehmen wollen.

Arsenal – Bayern 0:2, 19. Februar 2014, Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel

Oh, dieses Spiel war grausam. Hauptsächlich, weil es so anders hätte verlaufen können: Nicht nur flog einer unserer Spieler vom Platz, worauf ich gleich noch eingehen werde, sondern wir hatten auch die Möglichkeit, frühzeitig mit 1:0 in Führung zu gehen, als Mesut Özil einen Elfmeter rausholte. Er hatte im ersten Winter nach seiner Verpflichtung bei Arsenal einige Probleme, aber er schaffte es, an Boateng vorbei in den Strafraum vorzudringen, bevor er von dem Verteidiger gefoult wurde. In Abwesenheit von Mikel Arteta, unser regulärer Elfmeterschütze, hätte Giroud normalerweise die Verantwortung übernommen, aber da der französische Stürmer auf der Bank saß, war es Özil, der antrat.

Wie oft haben wir gesehen, dass Spieler einen Elfmeter in die Mitte schießen, der Torhüter sich für eine Seite entscheidet und nicht mehr an den Ball kommt? Genau das versuchte Özil, aber leider kannte ihn Manuel Neuer, sein alter Freund aus seiner Jugend auf Schalke, zu gut. Neuer blieb stehen und parierte den schwach geschossenen Elfmeter. Somit blieb es beim 0:0. Dieses Tor hätte der finale Durchbruch für Özils Debütsaison werden können, und es hätte uns in eine gute Position für das Rückspiel gebracht. Leider führte der verschossene Elfmeter dazu, dass die Kritik an Özil wuchs und uns das Spiel aus den Händen glitt.

Nicht mit Neuer.
(Bild: IAN KINGTON/AFP via Getty Images)

Dazu trug auch eine weitere rote Karte bei: Dieses Mal war Wojciech Szczęsny der Schuldige, der Arjen Robben im Strafraum zu Fall brachte. Zumindest verschoss auch Alaba den Elfmeter, und der Moment wurde durch Szczęsnys Reaktion auf seine rote Karte unvergesslich: Als er in Richtung Spielertunnel ging, machte er eine vulgäre Geste in Richtung des vierten Offiziellen. Es gibt kaum einen besseren Moment, um Wojciech Szczęsnys Zeit bei Arsenal zusammenzufassen. Zu seiner Verteidigung sollte man sagen, dass er lediglich versuchte, dem internationalen Publikum einen wesentlichen Teil der britischen Kultur nahe zu bringen: Die uralte britische Tradition, jemanden als Wichser zu bezeichnen. Sensationell.

Arsenal – Bayern 1:3, 19. Februar 2013, Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel

Grundsätzlich dasselbe wie oben, außer, dass kein Elfmeter verschossen wurde, es keine rote Karte gab (und keine vulgären Gesten), und wir ein Tor erzielten. Hurra.

Bayern – Arsenal 3:1, 22. Februar 2005, Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel

Von diesem Spiel existieren kaum Videos. Ich verbuche das als Sieg.

Bayern – Arsenal 1:1, 11. März 2014, Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel

Wir haben nicht verloren! Was für eine Nacht! Wir haben ein Tor erzielt, ohne dafür im Gegenzug vier Treffer zu kassieren. Ich erinnere mich nur daran, dass Podolski Lahm buchstäblich zu Boden gestoßen hat, als dieser sich noch nicht einmal in der Nähe des Balls befand, aber der Schiedsrichter ließ Podolski weitermachen, und so überwand er Neuer und erzielte ein Tor. Laut BBC-Spielbericht hatten wir nur sechs Ersatzspieler, weil unser siebter, Ryo Miyaichi, nicht teilnahmeberechtigt war, dies aber zu spät erkannt wurde. Dieser Fußballverein enttäuscht nie. So professionell, so gründlich.

Arsenal – Bayern 1:0, 9. März 2005, Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel

Ein Sieg! Ein richtiger Sieg! Und nicht aufgrund eines Formfehlers, nein, wir waren wirklich und wahrhaftig die Sieger in diesem Fußballspiel!



Ja, es kommt ein „Aber“. Dies war das Rückspiel, nachdem wir auswärts bereits 1:3 verloren hatten, und wir brauchten mehr als einen 1:0-Sieg. Henry erzielte den einzigen Treffer in der 65. Minute, ein wunderschönes Tor, das es auf Video zu sehen gibt, und das ich natürlich hier verlinken werde. Seht euch seine Ballberührung an, den unmittelbaren Abschluss mit seinem schwächeren Fuß, ohne dem Torwart eine Chance zu geben. Hört euch an, wie die Menge jubelt, und den Kommentator: “Henry, good conTROL, YES!” („Henry, gute KonTROLLE, JA!“ Ich glaube fest daran, dass ein Tor noch besser und eindrucksvoller werden kann, wenn es richtig kommentiert wird, und dieses habe ich immer genossen. Es ist nur schade, dass es nicht gereicht hat, uns in die nächste Runde zu bringen. Ich erinnere mich daran, wie ich am nächsten Tag niedergeschlagen zur Bushaltestelle lief und daran dachte, wie nah dran wir gewesen waren: Wir hätten nur ein weiteres Tor gebraucht, um es zu schaffen. Und es ist eine Schande, dass dieses brillante Arsenal-Team niemals die Champions League gewonnen hat. Dies geschah nur ein Jahr, nachdem wir die Premier League gewonnen hatten, ohne auch nur ein einziges Spiel zu verlieren, und in jener Saison warf Chelsea uns im Viertelfinale dank der Auswärtstorregelung aus der Champions League. Es war dies also der zweite schmerzhafte Niedergang zuhause in der Champions League in ebenso vielen Jahren.

Arsenal – Bayern 2:2, 5. Dezember 2000, Champions-League-Gruppenphase

Ah, eine andere Art von Schmerz. Ich nehme an, es ist schön, mal etwas Abwechslung zu haben. Es sieht so aus, als besteht unsere Geschichte mit den Bayern hauptsächlich darin, dass der Verein stets andere, kreativere Wege findet, um uns leiden zu lassen. Hier führten wir bereits 2:0, bevor die Bayern die Partie zu einem 2:2-Unentschieden drehten, und da wir zu Hause spielten, kann man sagen, dass wir zwei Punkte liegen gelassen haben. Innerhalb der ersten drei Minuten erzielte Henry ein schönes Tor, das aus einem wunderbaren Spielzug mit Kanu entstand, und der Vorbereiter wurde in der zweiten Halbzeit selbst zum Torschützen. Kanus Tor resultierte in einer sofortigen Reaktion der Bayern, Tarnat erzielte das 2:1, und Mehmet Scholl verwandelte kurz nach der 60. Minute einen brillanten Freistoß zum Unentschieden. Trotzdem, ich war erst drei Jahre alt und hätte wahrscheinlich geweint, selbst wenn wir gewonnen hätten. Kanu war mein erster Lieblingsspieler, er war so stilvoll und hatte tolle Fähigkeiten am Ball, also habe ich mich wahrscheinlich deswegen gefreut. Für eine Kostprobe seines Könnens, schaut euch dieses Tor gegen Deportivo la Coruña an, wo er nur wartet und wartet und den Torwart in einem Angsthasen-Spiel austrickst. Er hatte die Angewohnheit, das Unerwartete zu tun, und als Arsenal-Spieler gegen Bayern München zu treffen ist so unerwartet, wie es nur geht.

Bayern – Arsenal 1:0, 14. März 2001, Champions-League-Gruppenphase

Okay, wir haben verloren, aber am Ende haben wir trotzdem die Gruppenphase überstanden, also tut dieses Spiel nicht weh. Außerdem habe ich mir gerade das Tor angesehen und ich glaube, dass Elbers Tor in Zeiten des VARs nicht gegeben worden wäre, da er im Abseits stand. Sagen wir also, das war ein Unentschieden, das ist fair. Ein Unentschieden beim FC Bayern, das ist wirklich respektabel. Fühlt sich eigentlich wie ein Sieg an. Ja, nennen wir dies einen Sieg.

Bayern – Arsenal 0:2, 13. März 2013, Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel

Was für ein Ergebnis! Ein 2:0-Sieg in der Allianz Arena! Okay, es war nicht genug, um am Ende die Gruppenphase zu überstehen, und wir sind trotz unserer Auswärtstore rausgeflogen – was sich wie ein roter Faden durch die Achtelfinalspiele Arsenals in der Champions League zieht. Aber das sind nur unwichtige Details. „Glorreiches Scheitern“ ist wahrscheinlich ein guter Begriff, um Arsenal zu beschreiben, nachdem das Team das alte Stadion Highbury verlassen hat. Dieses Spiel war eine gute Möglichkeit, wieder etwas Stolz herzustellen und zu zeigen, dass wir nach einer schwierigen ersten Saison seit Robin van Persies Abgang noch immer eine starke Mannschaft waren.

Tatsächlich war diese Partie ein Wendepunkt in unserer Saison: Wenger verzichtete fortan auf Thomas Vermaelen und Wojciech Szczęsny und ließ in der Defensive Per Mertesacker und Laurent Koscielny zusammen spielen – und dieses Innenverteidiger-Duo gehört zu den besten in unserer jüngeren Geschichte. Es war das solide Fundament, auf dem wir unser gutes Saisonende aufbauten, und der Aufschwung, der daraus folgte, sicherte uns am letzten Tag der Saison die Qualifikation zur Champions League. Aber nun zurück zu den Demütigungen und unserem glorreichem Scheitern. Ein frühes Tor von Giroud, der gegen die Bayern einige Treffer erzielte, und ein spätes Tor von Koscielny, der in diesen Begegnungen immer eine bedeutende Rolle spielte, obwohl dies in der Regel eher durch seine Abwesenheit als Anwesenheit bedingt war, sorgten für einen beachtlichen Auswärtssieg in München. Seht euch auch die wunderschönen lila und blauen Trikots an. Diese Trikots alleine sind ein drittes Auswärtstor wert, oder? Oder?

Arsenal – Bayern 2:0, 20. Oktober 2015, Champions-League-Gruppenphase

Und endlich ist es soweit, hier kommt es, mein Lieblingsspiel in der Geschichte von Arsenal und Bayern. Und es ist ein Sieg für Arsenal, ohne Wenn und Aber. Tatsächlich ergab sich aus diesem Spiel letztendlich unsere Qualifikation für die K.-o.-Runde, die vor dem Spiel noch sehr unwahrscheinlich gewesen war. Wir hatten gegen Dinamo Zagreb und zuhause gegen Olympiakos verloren und mussten die Bayern schlagen, um eine Chance aufs Weiterkommen zu haben. Es sah nicht vielversprechend aus: Obwohl beide mehr oder weniger starke Mannschaften zur Verfügung hatten, ist jeder Besuch eines Pep Guardiola-Teams eine ziemlich beängstigende Angelegenheit. Zu allem Überfluss war der FC Bayern in dieser Saison in der Bundesliga und in Europa ungeschlagen, bevor er zu uns kam. Aber wir brauchten einen Sieg weitaus mehr als unsere Gegner.

Nach einer unglaublichen Parade nach einem Kopfball von Theo Walcott, verpasste Manuel Neuer einen Freistoß von Cazorla, und Giroud stand bereit. Es mag sogar sein, dass der Ball mit Hilfe seiner Hand ins Tor ging, aber das war ihm herzlich egal, und wir gingen in Führung, mit noch etwas mehr als zehn Minuten zu spielen. Dann, kurz vor Abpfiff, kam Hector Bellerin – dem Douglas Costa in der ersten Halbzeit das Leben schwer gemacht hatte – wie aus dem Nichts geflogen (im Fernsehen sieht das tatsächlich so aus, da er am Anfang nicht auf dem Bildschirm ist), um dem Flügelspieler den Ball abzuluchsen, den am nächsten stehenden Verteidiger hinter sich zu lassen und eine Flanke auf den unbewachten Özil am zweiten Pfosten zu schlagen. Dieser traf den Ball nicht richtig, und Neuer kratzte irgendwie noch den Ball aus dem Tor (Chamberlain versagte kläglich beim Nachschuss), aber der Pfiff kam trotzdem. Auf den Rängen waren wir uns nicht ganz sicher, ob der Pfiff signalisierte, dass das Tor gegeben wurde, oder ob die Spieler bereits den Abpfiff und einen wichtigen Sieg feierten, aber das Tor zählte tatsächlich. Es wäre ein erlösenderer Moment für Özil gewesen, wenn er den Ball ins Tor gefeuert und keinen Zweifel darüber gelassen hätte, ob der Treffer gegeben wird oder nicht – aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. Das Tor besiegelte einen wichtigen Sieg und vertrieb ein wenig Özils Dämonen, indem er Neuer zwei Jahre, nachdem sein alter Freund seinen Elfmeter parierte, bezwingen konnte .

October gladness, at last.
(Bild: BEN STANSALL/AFP via Getty Images)

Danach besiegten wir Zagreb zuhause, bevor wir zu Olympiakos reisten, wo wir mit drei Toren Unterschied gewinnen mussten. Dank eines Hattricks von einem unwiderstehlichen Olivier Giroud schafften wir es tatsächlich und qualifizierten uns. Endlich: Ein Arsenal-Bayern-Unentschieden, das sowohl aus Arsenal-Sicht als auch aus Bayern-Sicht gut endete. Und jetzt konnten wir nicht einmal in der K.-o.-Runde auf Bayern treffen, weil wir bereits in der Gruppe gegeneinander gespielt hatten! Nichts konnte uns jetzt noch aufhalten!

Außer Barcelona, die andere Mannschaft, die uns in der K.-o.-Runde immer das Herz gebrochen hat. Bitte zwingt mich nicht dazu, darüber auch noch einen Artikel zu schreiben. Ich glaube nicht, dass mein armes Herz das aushalten würde.