Spiel des Lebens #08: Der letzte Akt für Effe und Co.

Steffen Trenner 06.01.2020

Nach drei Bundesliga-Titeln in Folge (2x erst am letzten Spieltag) und dem historischen Champions-League-Triumph 2001 war in München eine gewisse Müdigkeit eingekehrt. In der Liga lagen die Münchner Anfang April nur auf Rang drei. Sieben Punkte hinter Spitzenreiter Leverkusen. Im Pokal war im Halbfinale gegen Schalke Schluss und auch in der Champions League hatte sich der Titelverteidiger ziemlich schwer getan. Trotz einiger schwacher Auftritte gegen schwächere Gegner wie Prag, Nantes und Rotterdam überstanden die Münchner jedoch beide Gruppenphasen vor dem Viertelfinale relativ sicher. 

Zur Besonderheit des Spiels

FC Bayern gegen Real Madrid. Das war so etwas wie das ultimative Duell der Jahrtausendwende. Bereits sechs Mal trafen beide Teams zuvor zwischen 1999 und 2001 aufeinander. Fünf mal gewann der FC Bayern. Darunter ein legendärer 4:2-Erfolg im Frühjahr 2000 im Bernabeu, der die Münchner in dieser Phase zu einer Art Angstgegner der Madrilenen machte.

Madrid, die 1998 und 2000 selbst den wichtigsten europäischen Vereinspokal gewannen, stemmten in dieser Phase einen Mega-Transfer nach dem nächsten. 2000 kam Luis Figo für 60 Millionen Euro aus Barcelona. 2001 kam Zinédine Zidane für 77 Millionen Euro aus Turin. Später folgten noch Ronaldo und David Beckham. So ging der FC Bayern trotz des Titelverteidiger-Status wie schon häufiger zuvor als leichter Außenseiter in die Partie gegen die Königlichen.

Falls ihr es verpasst habt

Die Aufstellungen

Figo fehlte in München verletzt, sodass vor allem Robert Carlos links hinten, Zidane im Mittelfeldzentrum und Raul in der Spitze eine entscheidende Achse in einem etwas asymetrischen 4-2-3-1 bildeten. Der stets unterschätzte Claude Makélélé bildete im defensiven Mittelfeld den Anker für das Spiel der Madrilenen.

Die Münchner waren immer noch geprägt von den Helden des 2001er Titels. Lediglich Neuzugang Robert Kovač schaffte es in die Startelf. Ottmar Hitzfeld hatte in dieser Saison endgültig den Wechsel zu einer klaren Viererkette vollzogen. Jahrelang hatte Lothar Matthäus als Libero hinter oder vor der Abwehr das Spiel der Münchner geprägt. Patrik Andersson hatte diese Rolle etwas abgewandelt in einer Dreierkette fortgesetzt. Nach seinem Abgang im Sommer 2001 begann weitgehend die Zeit der Viererkette. Die Franzosen Sagnol und Lizarazu verteidigten auf den Flügeln. Effenberg und Jeremies bildeten das Mittelfeldzentrum und Santa Cruz durfte neben Giovane Elber beginnen. Paulo Sergio ergänzte den Doppelsturm über die linke Seite mit vielen Vorstößen. Owen Hargreaves sollte auf Rechts eher dabei helfen die Kreise von Zidane und Roberto Carlos zu stören und den Spielaufbau mit anzukurbeln. Hasan Salihamidžić saß nach einer zuvor erlittenen Muskelverhärtung genau wie Torjäger Pizarro zunächst nur auf der Bank. Mit Fink, Linke und Niko Kovač saßen ansonsten vor allem defensive Alternativen draußen.

Die erste Halbzeit  

Beiden Mannschaften war der Respekt voreinander anzumerken. Vor allem Zidane wirkte bei jedem Ballkontakt wie ein Magnet für die gesamte Aufmerksamkeit der Münchner, die darauf ausgerichtet waren seine Vorstöße und Verlagerungen zu unterbinden. Offensiv agierten die Bayern zunächst extrem vorsichtig und versuchten es mit langen Bällen in Richtung von Routinier Fernando Hierro, der in der Vergangenheit schon häufiger Probleme mit dem beweglichen Giovane Elber hatte. Ertrag brachte das jedoch zunächst nicht ein.

Nach 11 Minuten brachte Geremi die Gäste in Führung. Der Kameruner zog von Halbrechts nach innen und überwand Oliver Kahn mit einem harmlos aussehenden Distanzschuss in die kurze Ecke. Der Ball sprang zwar noch vor Kahn auf, doch dieser Schuss war eindeutig aus der Kategorie haltbar.

Wer hoffte, dass die Bayern durch den Rückstand aufgeweckt wurden, sah sich getäuscht. Bayerns Spiel wirkte gegen nun etwas tiefer stehende und sehr diszipliniert agierende Madrilenen noch statischer und einfallsloser. An Stefan Effenberg lief das Spiel zunächst völlig vorbei. Gleichzeitig hatte Willy Sagnol hinten rechts gewaltige Probleme gegen Solari und Roberto Carlos. Mehrfach mussten Kuffour und Kovač für ihn retten.

Die einzige echte Münchner Chance entstand nach einem Mondball von Jens Jeremies in den Strafraum, den Elber in einer Art Seitfallzieher aufs Tor brachte und damit lediglich an Torwart César Sánchez scheiterte (37). 

Die zweite Halbzeit  

In der zweiten Hälfte änderte sich das Bild zunächst nicht. Mit dem 1:0 im Rücken zog sich Madrid zunehmend weiter zurück und setzte auf schnelle Gegenstöße über Zidane. Die erste Chance der zweiten Hälfte hatte Raul, der bei einer schönen Hereingabe von Makélélé Kuffour im Rücken entwischte und aus spitzem Winkel über das Tor schoss (49.).

Giovane Elber mühte sich derweil weiter gegen die geballte Defensive der ganz in weiß gekleideten spanischen Hauptstädter. In der 53. Minute setzte er sich nach einem erneuten weiten Schlag von Jeremies gegen drei Gegenspieler durch und scheiterte aus 18 Metern an Schlussmann César.

In der 63. Minute hatte Ottmar Hitzfeld genug gesehen und brachte gleich zwei neue Spieler. Hasan Salihamidžić kam für den schwachen Sagnol. Pizarro für den wirkungslosen Sergio. Sofort ging ein Raunen durch das Rund des Olympiastadions. Allein die Anwesenheit des temperamentvollen Salihamidžić schien das Stadion zu beflügeln.

Und der Wechsel zahlte sich sofort aus. Bayern hatte fortan einfach mehr Spieler vor dem Ball, was sofort zu mehr Aktivitäten in der Offensive führte. Ein Lattentreffer von Giovane Elber in der 69. Minute läutete eine bemerkenswerte Schlussoffensive ein. Zuvor hatte Pizarro Lizarazu steil geschickt. Seine mustergültige Flanke setzte Elber jedoch per Kopf an die Latte.

Jetzt ging es Schlag auf Schlag. In der 72. Minute holte Salihamidžić nach einem tollen Vorstoß einen Strafstoß heraus indem er das ausgestreckte Bein von Innenverteidiger Pavon dankend annahm. Effenberg trat an, verschoss jedoch.

Der „Tiger“ scheitert an Cesar Sanchez.
(Bild: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Bayern machte trotzdem genauso weiter. Real befreite sich nicht mehr konstruktiv und wurde zunehmend am eigenen Strafraum festgenagelt. In der 74. Minute vergab Elber die nächste Großchance nach einer Kopfballverlängerung von Effenberg aus sieben Metern. Wieder war César zur Stelle.

Del Bosque reagierte nun seinerseits und brachte Steve McManaman für den gegen Salihamidžić überforderten Solari. Als sich das Spiel wieder etwas zu beruhigen schien, schlugen die Bayern endgültig zu (83.). Salihamidžić machte den Ball an der rechten Eckfahne fest und passte zurück auf Santa Cruz. Dessen Hereingabe verarbeitete Elber mit dem Rücken zum Tor grandios und spielte mit einem kurzen Pass den nachrückenden Effenberg frei: 1:1. Ausgerechnet Effenberg, dem bis dato überhaupt nichts gelungen war und der sich nach einem verunglückten langen Ball nur wenige Augenblicke zuvor Pfiffe von den Rängen anhören musste. Hitzfeld brachte nun zusätzlich Niko Kovač für den müden Jeremies.

Bayern rannte weiter an. Wieder Elber köpfte eine Hargreaves-Flanke sehenswert ins rechte Eck. Wieder lenkte César den Ball um den Pfosten (85.). Bayern suchte nun immer den direkten Weg in den Strafraum. Nachdem Kuffour in der 88. Minute einen Ball erobert hatte, überbrückte Salihamidžić mit einem weiten Schlag an den Strafraum direkt das Mittelfeld. Pizarro setzte sich im Kopfballduell gegen Hierro durch und verlängerte den Ball so im hohen Bogen an den Elfmeterpunkt. Dort stellte Elber den Körper gegen Pavon rein und schaffte es den Ball im Rückwärtstaumeln mit Schulter und Kopf für Pizarro abzulegen. Der folgte seiner eigenen Kopfballverlängerung und schob den Ball überlegt aus 12 Metern ins Netz. 2:1. Spiel gedreht! 

Außer ein paar amüsanten Rudelbildungen passierte danach nichts mehr. Der FC Bayern drehte ein verloren geglaubtes Spiel und gewann auf Grund der Schlussphase nicht unverdient mit 2:1. 

Dinge, die auffielen

1. Hitzfeld als Taktiker

Ottmar Hitzfeld gilt in der Rückschau vor allem als überragender People-Manager, der es über Jahre schaffte seine Stars bei Laune zu halten und zu motivieren. Hitzfeld war als Coach mit Sicherheit kein Tüftler und besessener Detailtaktiker wie vor ihm Trappatoni oder später Guardiola, aber Hitzfeld hatte ein gutes Gespür für den Rhythmus eines Spiels und versuchte seinen Spielern immer bestmöglich zu helfen.

Gegen Madrid griff er zum Beispiel schon nach dem frühen 0:1 ein. Damit Effenberg sich aus der Umklammerung von Makélélé befreien konnte, beorderte er Sergio in die Sturmspitze neben Elber. Santa Cruz wirkte fortan stärker im Zehnerraum als eine Art Decoy für Makélélé, was Effenberg ermöglichte häufig weit nach links auszuweichen, um die dortigen Freiräume zu nutzen. Das brachte zwar zunächst nicht viel, war aber eine richtig gute Idee.

Noch viel wichtiger war natürlich der Doppelwechsel in der 63. Minute. Hitzfeld erkannte, dass Elber einen echten zweiten Stürmer neben sich brauchte, um bei den zumeist langen Bällen in die Spitze mehr Druck auf die Real-Defensive zu entfalten.

Und er brachte Heißsporn Salihamidžić als größtmöglichen Rhythmuswechsel für den manchmal phlegmatisch agierenden Sagnol, der zuvor von Solari hergespielt wurde und selbst keinerlei Unterstützung für die Offensive bot.

Die Einwechslungen waren nicht gerade revolutionär bei einem 0:1-Rückstand, aber sie waren richtig und darauf kommt es an.

Später stellte Hitzfeld noch einmal um. Santa Cruz spielte dann einen einrückenden rechten Flügel – wohl auch um Salihamidžić hier mehr Vorstöße zu ermöglichen. Hargreaves spielte nun zentraler und versuchte so wiederum Effenberg Freiräume zu ermöglichen, der fortan deutlich häufiger bis in den Strafraum vorrückte. Wie beim 1:1. Ganz schön viel In-Game-Action für einen angeblich taktisch eher „langweiligen“ Trainer.

2. Brazzos Wirkung

Salihamidžić war ein besonderer Spieler. Er konnte nichts überragend, aber sehr viel ziemlich gut, was ihm über eine lange Zeit immer wieder auf unterschiedlichen Positionen einen Platz in der Bayern-Mannschaft einbrachte. Seine Duelle gegen Roberto Carlos waren schon vor dem Spiel legendär. Brazzo gelang es häufig den beeindruckenden Brasilianer so sehr in der Defensive zu fordern, dass dieser kaum offensiven Einfluss ausüben konnte.

Brazzo, der Game-Changer.
(Bild: Peter Schatz/Bongarts/Getty Images)

Nach seiner Einwechslung änderte sich das Tempo des Spiels. Brazzo macht alles auf dem Platz im Vollspeed. Damit zog er seine Mitspieler mit. Und er positionierte sich sofort deutlich höher als Sagnol.

Als er nach nur neun Minuten auf dem Platz den Elfmeter rausholte, hatte er bereits zwei vielversprechende Vorstöße eingeleitet, den zuvor überragenden Solari gefoult und böse angeschaut, sich mit Zidane gestritten, die Zuschauer auf seiner Seite mit Handbewegungen animiert lauter zu sein und sich nach einer verunglückten Aktion selbst angeschrien. 

Auch danach blieb er hyperaktiv. Er holte Freistöße heraus, zwang del Bosque Solari rauszunehmen und pinnte wie so häufig Robert Carlos komplett in der eigenen Viererkette fest. Auch beim 2:1-Siegtreffer hatte er letztlich seine Finger im Spiel, als er mit einem weiten Schlag in den Strafraum Pizarros Treffer einleitete. 

Brazzo weckte die Mannschaft auf und riss das Spiel phasenweise an sich. Und das als Rechtsverteidiger. Bemerkenswert. 

3. Fußball ohne Dribblings

Schaut man sich das Spiel aus der heutigen Perspektive noch einmal an, ist es kaum zu fassen, wie der FC Bayern ein Champions-League-Viertelfinale gewinnen konnte, ohne einen einzigen Spieler in den eigenen Reihen zu haben, der konstant an seinem Gegner vorbei kommt oder es zumindest versucht. Sergio und Santa Cruz waren die einzigen, die es zumindest ein oder zwei Mal mit einer Art Dribbling probierten, allerdings mit wenig Erfolg.

Gleichzeitig erklärt das warum Mehmet Scholl vielen aus dieser Phase so besonders in Erinnerung geblieben ist. Denkt man an die nächste große Ära mit Spielern wie Arjen Robben, Franck Ribéry oder heute Serge Gnabry und Kingsley Coman erkennt man das Spiel der Münchner kaum wieder. Pass, Pass, Langer Ball, Pass, Geradeaussprint mit Ball am Fuß, Pass, Flanke. So ungefähr sah das Spiel über weite Strecken aus. Das ist nicht attraktiv, aber es ist gleichzeitig faszinierend zu sehen, wie die Mannschaft trotz dieser Limitierungen den Kampf mit den spielerisch überlegenen Gästen aufnahm und am Ende sogar einen Weg fand, um zu gewinnen.

Weil auch Spielgestalter Effenberg keinen guten Tag erwischte, mussten es Sekundärtugenden richten: Wille, Kampfgeist, Disziplin, Zweikampfstärke, Laufbereitschaft und Cleverness. Auch das kann richtig mitreißend sein, wie diese Bayern-Generation ein ums andere Mal bewies.

4. Der unterschätzte Elber

Giovane Elber fällt immer etwas hinten rüber, wenn man über die großen Stürmer und Spieler des FC Bayern spricht. Vielleicht liegt das daran, dass ihm der eine ganz große Moment fehlt. Der entscheidende Treffer in einem Champions-League-Finale oder ein Hattrick in einem großen Spiel oder eine Saison mit 25 oder mehr Bundesliga-Toren. Doch auch wenn bei der 2001er Generation häufig zunächst von Kahn, Effenberg, Lizarazu oder selbst Scholl die Rede ist, hat Elber an den Erfolgen der Münchner in dieser Phase riesigen Anteil.

Der „Man of the Match“, auch ohne eigenes Tor.
(Bild: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Was für ein vielseitiger Stürmer er ist, zeigte Elber im Spiel gegen Real. Über 70 Minuten beschäftigte er die Defensive der del Bosque-Elf quasi im Alleingang. Obwohl offensiv gar nichts ging, erarbeitete sich Elber immerhin 2-3 gute Möglichkeiten. Und als es lief war er an allen Aktionen irgendwie beteiligt. Die Vorarbeit zum 1:1 war Weltklasse. Schwierige Ballannahme mit dem Rücken zum Tor und zwei Gegenspielern am Mann. Dann der perfekt getimte Durchstecker auf Effenberg im Strafraum. Zucker. Auch vor dem zweiten Treffer setzte er seinen Körper perfekt ein, um Pizarro den Ball zum Siegtreffer aufzulegen.

Elber war in seinen besten Phasen einer der komplettesten Stürmer, die der FC Bayern hatte. Schnell. Beweglich. Kreativ. Gute Kopfball-Technik. Guter Abschluss. Jederzeit anspielbar. Ausreichend Schnell. Elber ist einer, der auch im Jahr 2019 sofort in die Bayern-Mannschaft passen würde. Wer verstehen will, was für ein Fußballer Giovane Elber war, sollte sich dieses Spiel anschauen. Es war eins seiner besten. Auch ohne eigenen Treffer.

Bedeutung für den Verein und die weitere Entwicklung

Als ich damals bei diesem Spiel als 16-Jähriger im Stadion saß, ahnte ich nicht, dass ich den wohl letzten großen Moment, der zweiten wichtigen Bayern-Ära meines Lebens erleben würde. Es war das letzte Champions-League-Heimspiel von Stefan Effenberg. Er verließ den Club nach der Saison in Richtung Wolfsburg. Es war der letzte große Champions-League-Moment für eine gefühlte Ewigkeit. Vielleicht bis zu Roy Makaays 10-Sekunden-Tor, ebenfalls gegen Real Madrid im März 2007. Die Zeit zwischen 1999 und 2001 war ein wenig so wie die Zeit von 2010-2016. Man denkt gar nicht mehr daran, dass es auch möglich ist, dass der FC Bayern nicht jedes Jahr um den Champions-League-Titel mitspielen könnte. Bis es soweit ist. Der Versuch der Bayern im darauffolgenden Sommer mit den Verpflichtungen von Sebastian Deisler und Michael Ballack eine neue Ära einzuläuten bzw. den Kern der aktuellen Stammelf noch zu veredeln, erfüllte sich zumindest was den europäischen Fußball angeht nicht.

Daran änderte zunächst auch nichts, dass nur wenige Monate nach der besprochenen Partie gegen Real Madrid zwei junge Herren aus dem Nachwuchs ihr Debüt in der ersten Mannschaft gaben. Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger. Ihre Zeit kam erst etwas später.

Der 2:1-Sieg gegen scheinbar übermächtige Madrilenen war eine Erinnerung daran, was diese goldene Bayern-Ära ausmachte. Dort stand eine Mannschaft auf dem Platz, die zusammenpasste und die als Kollektiv in der Lage war Siege zu produzieren. Spektakuläre Siege. Nicht unbedingt spektakulären Fußball.

Als Bayern-Fan musste man diese Mannschaft lieben. Die Arbeiter wie Jeremies, Brazzo oder Kuffour. Die Eleganten wie Santa Cruz oder Lizarazu. Die Frechen wie Elber oder Scholl. Oder eben die ganz großen Persönlichkeiten wie Effenberg oder Kahn, die als Führungsspieler selbst an schlechten Tagen so viel Klasse und Autorität ausstrahlten wie nur ganz wenige in der Geschichte des FC Bayern oder des deutschen Fußballs insgesamt. Auch wenn manche von ihnen noch Jahre im Verein blieben: Ihr gemeinsamer Weg endete in gewisser Weise mit diesem Spiel.

Denn Real Madrid siegte in einem ebenfalls umkämpften Rückspiel letztlich verdient mit 2:0 und zog damit ins Halbfinale ein. Am Ende sicherten sich die Mannen um Zinédine Zidane den Champions-League-Titel gegen Bayer Leverkusen. Doch die ganz großen Träume erfüllten sich für sie in den Folgejahren auch nicht. Eine europäische Ära prägten „die Galaktischen“ mit ihrer Allstar-Truppe in den Folgejahren nicht. Das schaffte erst Cristiano Ronaldo ein gutes Jahrzehnt später.

Auch wenn es letztlich kein ganz großes Happy End für den FC Bayern gab: Mir ist dieses Spiel als ein ganz besonderes in Erinnerung geblieben.