Sommer-Round-Up: Boateng reift zum Führungsspieler
Im Sommer-Round-Up halten wir euch wöchentlich über die Nationalspieler des FC Bayern auf dem Laufenden.
Coman und Sanches mit weiteren Rekorden
Als wir vor einigen Tagen davon berichteten, dass Kingsley Coman der jüngste Spieler wurde, der je für Frankreich in einem großen Turnier spielte, haben wir vergessen zu erwähnen, dass selbiges auch für Renato Sanches bei Portugal gilt. Der 18-Jährige brach damit den Rekord von Cristiano Ronaldo, der bei seinem Turnier-Debüt 19 war. Am zweiten Spieltag wurde der Neuzugang des FC Bayern jedoch nicht eingesetzt. Portugal spielte am Samstagabend 0:0 gegen Alabas Österreich. Cristiano Ronaldo vergab dabei die große Gelegenheit seine Mannschaft vom Elfmeterpunkt mit 1:0 in Führung zu bringen. Die drei Punkte wären durchaus verdient gewesen, doch letztendlich scheiterten die Portugiesen am eigenen Unvermögen und einem starken Almer im Tor des Gegenübers. Alaba zeigte wieder keine gute Leistung und streute sogar noch mehr Fehler ein als im ersten Spiel gegen Ungarn. Der Hoffnungsträger der Österreicher wirkt etwas müde, überfordert und kann das Geschehen nicht an sich reißen. Kein Wunder also, dass Koller ihn noch vor der 70. Minute auswechselte. Aus Bayern-Sicht wäre es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn der 23-Jährige nicht so weit käme. 3992 Minuten absolvierte er für den Rekordmeister in der vergangenen Saison.
Kingsley Coman strahlt im Vergleich zu Alaba das komplette Gegenteil aus. Er wirkt frisch, hochmotiviert und topfit. Der Franzose durfte im zweiten Spiel gegen Albanien sein EM-Startelf-Debüt feiern. Damit wurde er zum jüngsten Spieler der jemals für eine französische Nationalmannschaft von Beginn an bei einem Turnier spielen durfte. Deschamps rotierte ihn und unter anderem auch Martial in die Mannschaft und verzichtete dabei auf Namen wie Pogba und Griezmann. Im Gegensatz zu Martial, dem an diesem Tag nichts gelungen war, überzeugte der Bayern-Akteur aber auf ganzer Linie. Sicherlich gab es auch einige Szenen in denen seine Flanken oder die letzte Aktion nicht gut waren, aber er zählte nach Payet zu den besten Franzosen. Comans Dribblings (6 von 7 erfolgreich, Bestwert) sorgten stets für gefährliche Aktionen. Angesichts dessen war es ziemlich überraschend, dass die Franzosen dennoch 43% ihrer Angriffe über die linke Seite fuhren, obwohl ihr gefährlichster Flügelspieler rechts spielte. Der von Juventus ausgeliehene Angreifer war zudem auch im Gegenpressing und gegen den Ball sehr effektiv. Immerhin fünf Balleroberungen verzeichnete er. Coman hatte zwei eigene Abschlüsse und erzielte dabei sogar fast ein Tor. Komplettiert wurde der starke Auftritt des Franzosen durch zwei Torschussvorlagen, wovon Giroud eine leichtfertig vergab. Ein gelungener Auftritt von Kingsley Coman und eine absolute Empfehlung für einen erneuten Startelfeinsatz, auch wenn Deschamps ihn durch die Auswechslung etwas einbremste. Der Debütant zählt zu den Bayern-Akteuren die bisher am meisten Spaß bei den internationalen Turnieren machen.
Müller und Götze bleiben ungefährlich
Zugegeben, beide hatten es äußerst schwer gegen gut verteidigende Polen, aber die deutsche Offensive kommt weiter nicht in Fahrt. Götze und Müller haben dabei ihren Anteil. Während Ersterer im Sturm überfordert, träge und unglücklich wirkt, schafft es Letzterer nicht von der Außenbahn Einfluss zu nehmen. Müller ist schlichtweg nicht gut eingebunden in das deutsche Offensivspiel. Von Höwedes bekommt er zu selten unterstützende Läufe und auch zum dem Mittelfeld fehlen die Verbindungen. Außerdem muss der Bayern-Stürmer ungewohnt viel Defensivarbeit verrichten, was ihm ebenfalls etwas an Durchschlagskraft nimmt. Joachim Löw muss sich über Lösungen Gedanken machen, die seinen besten Stürmer wieder häufiger in das offensive Zentrum bringen. Müller hat noch keinen einzigen Schuss aufs Tor gehabt. Auch er hatte eine lange Saison bei den Bayern, doch das sollte nicht als Ausrede gelten. Toni Kroos hat beispielsweise fast genauso viele Minuten wie Müller auf dem Konto und überzeugt. Das größte Problem dürften die veränderte Rolle sowie die damit fehlende Unterstützung aus gewissen Mannschaftsteilen sein. Bei Götze hingegen ist ganz klar zu sehen, dass ihm die Form fehlt. Nach der für ihn enttäuschenden Bayern-Saison fehlt ihm nicht nur die Spielpraxis, sondern auch das nötige Glück in seinen Aktionen. Er dribbelt sich fest, verliert viele Bälle und ist einfach ungefährlich. Man kann ihm zwar nicht absprechen, dass er bemüht ist, doch es gelingt fast nichts. Es ist zu erwarten, dass Löw auf seiner Position etwas ändern wird.
Boateng hat Lewandowski in der Tasche
Ibrahimovic, Ronaldo, Müller und Lewandowski. Die Liste der Topstürmer, die noch kein Tor geschossen haben, ist ungewöhnlich lang. Die beiden Bayern-Angreifer haben dabei sogar noch keinen Torschuss auf ihrem Konto. Lewandowski spielt keinesfalls schlecht. Er macht Bälle fest, geht kluge Laufwege für Sturmpartner Milik, führt sein Team und ist gegen den Ball wertvoll. Dennoch fehlen ihm die großen Momente. Gegen Deutschland hatte der Pole allerdings auch das Pech auf einen Jérôme Boateng in absoluter Spitzenform zu treffen. Boateng zählt nach zwei Spielen zu den besten Akteuren des Turniers. Seine Stärken muss man dabei nicht erneut aufzählen, aber es ist doch beeindruckend wie stark und konstant der 27-Jährige sichere Tore des Gegners verhindern kann. Er wirkt selbstbewusst wie nie zuvor und steigt darüber hinaus endgültig zu einem Führungsspieler auf. Boateng kritisiert lautstark seine Mitspieler, ist immer da wenn man ihn braucht und sagt auch im Interview anschließend genau die richtigen Worte, ohne dabei aber irgendwelche Phrasen zu äußern. Er ist der gefühlte Kapitän auf dem Platz und hat in den vergangenen Wochen und Monaten wieder mal einen Sprung nach vorne gemacht.
(Foto: Franck Fife / AFP / Getty Images)
Sein Innenverteidiger-Pendant war diesmal Mats Hummels. Der baldige Münchner hatte ein paar Startschwierigkeiten und verlor so drei Mal leichtfertig den Ball. Es blieb aber ohne Folgen und Hummels steigerte sich. Schlussendlich war es eine gelungene Generalprobe des zukünftigen Innenverteidiger-Duos des FC Bayern. Der Innenverteidiger gewann rund 60% seiner Zweikämpfe, eröffnete das Spiel klug und machte spätestens ab dem Ende der ersten Halbzeit keine Fehler mehr. Die beiden Verteidiger erledigten ihre Aufgabe so gut, dass Manuel Neuer keine einzige Parade zeigen musste. Zwar hatte Milik zwei große Chancen vergeben, doch gegen diese Polen alles zu verhindern, ist fast unmöglich. Kimmich kam beim 0:0 der Deutschen erneut nicht zum Einsatz.
Thiago ohne Einsatz, Vidal überragend
Thiagos Verfassung macht einem weiterhin Sorgen. Beim 3:0-Erfolg der Spanier gegen die Türkei wurde der Mittelfeldspieler nicht mal eingewechselt. Schon in den letzten Wochen beim Rekordmeister ging es für ihn stark bergab. Seine Form war so schlecht, dass sogar Guardiola in wichtigen Spielen oftmals auf seinen Liebling verzichtete. Nun spielt Thiago also auch in der Nationalmannschaft keine Rolle und das obwohl Cesc Fabregas ebenfalls nicht in bester Verfassung ist. Voraussichtlich wird Spanien in diesem Turnier weit kommen. Ob Thiago aber viele Einsätze sammeln wird, ist nach diesem Start fraglich. Vielleicht aus Sicht des FC Bayern auch nicht so verkehrt.
Vidal scheint hingegen nicht Müde zu werden. Bei den Bayern spielte er über 3200 Minuten und hatte vor allem in der Rückrunde kaum Zeit sich zu erholen. Dennoch geht er bei Chile voran und sorgt für die wichtigen Momente. Sein Team traf in der Nacht von Samstag zu Sonntag im Viertelfinale der Copa America auf Mexico und gewann mit 7:0. Vidal bereitete zwei Treffer und zwei weitere Torschüsse vor, gewann 16 seiner 25 Zweikämpfe, hatte vier Torabschlüsse und machte zudem, gerade im Vergleich zu den letzten Spielen, deutlich weniger Fehler. Jedoch wird Vidal im Halbfinale gegen Kolumbien gelbgesperrt fehlen. Kolumbien setzte sich gegen Peru im Elfmeterschießen durch. Sollte Chile es ins Finale schaffen, könnte dort erneut Argentinien warten, die sie bereits letztes Jahr im Endspiel bezwungen haben.
Bayern-Spieler der Woche
Warum Jérôme Boateng so wichtig für die deutsche Nationalmannschaft ist, haben wir in diesem Round-Up, aber auch schon im letzten erklärt. Er ist unser Bayern-Akteur der Woche, weil er neben seiner eigenen Leistung nun auch Verantwortung für andere übernimmt. Eine einmalige Entwicklung, die wir damit unterstreichen wollen.
Bayern hat den großen Vorteil eine sehr effektive Scouting Abteilung zu haben, die die Visionen des Bayernvorstands umsetzt und international Spieler verpflichtet, falls die Bundesliga bzw. deutsche Spieler keine zufriedenstelle Lösungen bieten.
Löw muss die Spieler nehmen, die der “deutsche Pass” anbietet. Daher ist es um so unverständiger, dass die Kreativspieler Kimmich, Weigl, Sane keine Chancen bekommen und weitere Kreative, wie Bellarabi und Brandt zu Haus bleiben mussten.
Ich freue mich auf die nächste Saison, auf Bayerns einzigartige Abwehr mit:
Tor: Neuer,
der dreier Abwehr: Boateng – Martinez – Hummels,
den Außen: Lahm – Ababa,
dem zentralen defensiven Mittelfeld: Vidal – Sanches,
dann blieben zwar nur drei Surmplätze, aber der Gegentorrekord würde erneut geknackt.
Coman macht in der Tat einen sehr starken Eindruck, da ist fast jede Aktion gefährlich. Da frage ich mich, wie lange wir warten wollen um die Kaufoption zu zücken…
Alabas Leistungen gefallen mir persönlich ja schon eine ganze Zeit nicht mehr. Viel zu fehlerbehaftet und ineffizient. Im letzten Spiel ist er aktionistisch von A nach B gerannt und wenn er den Ball hatte kamen die wenigsten – auch einfache Pässe – zum Mitspieler. Ein ganz schwacher Auftritt der im Grunde mit Fitness etc. nicht erklärbar ist. Mental schon eher möglich, dass er sich da in einem Loch befindet, allerdings dauert das mMn schon sehr lange.
Macht es einen Unterschied, wann man die Kaufoption zückt?
Ja, macht es. Und zwar in der Planungssicherheit. Beiderseits. Natürlich weiß keiner was a) vertraglich geregelt und b) intern besprochen ist aber ich fände es einfach ein cooles Zeichen, wenn man die Option _jetzt_ zieht oder zumindest die Absicht kundtut, wenn es vertraglich noch nicht möglich ist.
Ich habe nur neulich von Coman gelesen, dass er gesagt hat, Bayern solle ihn kaufen. Mehr Steilvorlage geht nicht. Aktuell ist er eine der prägenden Figuren der EM – wenn auch Payet durch seine Buden etwas mehr im Fokus steht.
vielleicht kann man sie rein rechtlich noch gar nicht ziehen. eventuell gibt es da vertraglich geregelte Ausübungstermine.
Steuerlich (und vielleicht auch wegen financial fair play) kann es schon einen Unterschied machen, wann die Option gezogen wird).
Leider haben wir hier keine Spalte zu diesem Thema, aber interessant wäre das Thema schon:
Zerrissene Trikots.
Vor längerer Zeit habe ich schon darüber nachgedacht, ob Bayern nicht Trikots tragen sollte, die beim Festhalten reißen, damit die Schiedsrichter endlich auch optisch die vielen versteckten “Zupfer” sehen können und nicht mehr umhin können, dies endlich mit einem Freistoß zu ahnden.
Puma war hoffentlich so klever, die T-Shirts absichtlich nicht reißfest zu konstruieren.
Der Schiedsrichter, Frankreich gegen Schweiz, war leider blind und hat den Sinn auch nicht verstanden, sonst hätte es für die Schweiz 7 Freistöße mehr gegeben.
Denn das Festhalten am Trikot ist eine Unsitte, die sich überall eingenistet hat.
Die T-Shirts für die Fans sollten natürlich aus reißfestem Material sein.
War so tatsächlich nicht gewollt. Übrigens wurde Martínez’ Trikot meiner Erinnerung nach auch zerrissen in Frankfurt und der Schiri entschied nicht auf Elfmeter. (Oder es war in einem anderen Spiel, jedenfalls gabs das auch schon.)
Das bringt letztendlich auch häufig nichts.
Naja, wenn das zerissene Trikot _das_ Indiz ist kann man ja geschickt im Gerangel selbst am eigenen Trikot ziehen ;)
Also entweder die 3-4 Unparteiischen sehen das Ziehen auch ohne zerrupfte Trikots oder halt nicht. Denke nicht, dass das viel bringt, außer das ständig einer zum Trikotwechsel raus muss.
Klar kann man nicht _nur_ auf Grundlage zerrissener Trikots Freistoß geben. Ich glaube, das meinte Pit auch nicht.
Nach dem Spiel gab es ja auch den passenden Kommentar von Koller (oder war es der Präsident?), dass Trikots nicht reißen, ohne das jemand dran zieht.
Insofern ist das #Trikotgate / #Pumagate eine netter Zufall gewesen, um auf die von Pit beschriebene Unsitte aufmerksam zu machen. Ich stimme ihm da zu.
Siehe z.B. auch der Elfmeter für Rumänien gegen die Schweiz: Unfassbar klares Trikotziehen von Lichtsteiner. Absolut unstrittiger Elfmeter. Kommentator ARD/ZDF: “Mmmh, muss man nicht pfeifen. Mir ‘zu wenig’ für einen Elfmeter.” Und da sollte man gegensteuern.
Gibts eigentlich nicht gelb fürs Trikot-zupfen? Ich meine früher wars mal so. Heutzutage anscheinend nicht mehr, denn sonst wären ja am Ende nur noch 8 oder 9 Franzosen auf dem Feld gewesen.
KIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMIIIIIIIIIIIIIIIIIIICCCCCCCCCCCCCCCCCCCCHHHH
Ich bin gespannt ob Hummels wieder zur Bestform findet, sonst werden seine Schwächen neben einem Boateng in dieser Verfassung konstant auffallen.
Götze hat mir gestern gegen NI besser gefallen, obwohl ich annehme das man das immer noch unter “bemüht” einordnen kann. So oder so, wenn Müller und Götze sich nicht steigern, wird das noch schwer.
Chile hat den Titel verteidigt. Glückwunsch an Vidal.
Messi verschießt und hört nun auf. Das ist ein Klopper, wie ich finde, der Frust muss tief sitzen, wenn man mit 29 zurücktritt.