Schweinsteiger vs. Gündogan – der Faktencheck

Steffen Trenner 12.02.2013

Auch wenn Olaf Thon nicht gerade zu den profiliertesten Fußballexperten dieses Landes gehört, hat der ex-Schalker mit seinen Aussagen über eine mögliche Wachablösung in der Mittelfeldzentrale der Nationalmannschaft einen Nerv getroffen. Schweinsteiger ein Auslaufmodell? Zeit für einen Faktencheck und einen Daten-Vergleich von Bastian Schweinsteiger und dem hochgelobten Ilkay Gündogan in der laufenden Bundesliga-Saison.

Man könnte es sich leicht machen und einfach auf den aktuellen Tabellenstand verweisen, doch der Vergleich der beiden Spielgestalter, lohnt einen vertieften Blick.

Schnelligkeit:

Wenn Thon davon spricht, dass Schweinsteiger inzwischen die Schnelligkeit fehle, hält dies einer Überprüfung nicht stand. Daten aus Leistungstests sind weder mir noch Olaf Thon bekannt. Ein Blick auf die zugänglichen Daten lässt jedoch den Schluss zu, dass Thon kolossal falsch liegt. Bundesliga.de erhebt an jedem Spieltag die Höchstgeschwindigkeiten eines jeden Spielers – und Thon bezog sich ja auch explizit auf die Dynamik der beiden Spieler in der konkreten Spielsituation. Schweinsteiger erreichte am 20. Spieltag beim 3:0-Sieg gegen Mainz mit einer Geschwindigkeit von 32,4 km/h seinen Topwert in dieser Saison. Gündogan fällt hier als Vergleichsindikator deutlich ab. Sein Topwert liegt bei 29,9 km/h im Spiel gegen Stuttgart am 10. Spieltag der Saison.

Zweikämpfe und Offensivspiel:

Auch die weiteren Werte lassen den Schluss einer Wachablösung absolut nicht zu. Schweinsteiger und Gündogan bewegen sich bei den Zweikampfwerten auf Augenhöhe (Schweinsteiger: 52,3 Prozent/Gündogan: 54 Prozent). Bei den Offensivwerten liegt Schweinsteiger deutlich vorn. Der Münchener erzielte 5 Tore und bereitete einen Treffer vor. Gündogan traf einmal selbst und legte zwei Mal auf. Schweinsteiger war an 50 Torschüssen beteiligt, Gündogan an 36. Schweinsteiger ist damit alle 32 Minuten an einem Torabschluss beteiligt, Gündogan alle 35 Minuten. Schweinsteiger hat insgesamt mehr Spielanteile und berührt im Schnitt alle 57 Sekunden den Ball, Gündogan alle 64 Sekunden. Trotzdem ist Schweinsteigers Passquote besser als die von Gündogan. Auch die Beuhauptung Schweinsteiger spiele vor allem in der eigenen Hälfte und viel mehr in die Breite als Gündogan, trifft nicht durchgehend zu. Im direkten Duell zwischen Dortmund und Bayern am 15. Spieltag spielte Gündogan in der generischen Hälfte 5 erfolgreiche vertikale Pässe, Schweinsteiger deren 7. In der eigenen Hälfte spielten beide hauptsächlich in die Breite oder zurück.

Gündogan spielt weniger Foul:

Die einzige Kategorie in der der Dortmunder deutlich die Nase vorn hat, ist die Anzahl der Fouls. Während Schweinsteiger alle 48 Minuten Foul spielt, agiert Gündogan nur alle 67 Minuten regelwidrig im Zweikampf. Dieser Wert spräche in der Tat dafür, dass Schweinsteiger im Vergleich zu Gündogan ein wenig Dynamik vermissen lässt, da er häufiger zum Foulspiel greifen muss. Auf der anderen Seite wird Schweinsteiger selbst viel häufiger gefoult als Gündogan, was wiederum gegen diese These spricht, da auch Schweinsteiger selbst häufig nur mit Fouls gestoppt werden kann.

Fazit:

Insgesamt bleibt festzuhalten: Gündogan ist fraglos wichtig für das Dortmunder System. Stand er in dieser Saison der Startelf, verloren die Borussen nur ein einziges Mal. Doch auch Schweinsteiger spielt nach Anlaufschwierigkeiten eine starke Saison und ist ein wesentlicher Grund für die herausragende Spielweise der Münchener in der gesamten bisherigen Spielzeit. Gündogan hat das Alter und damit gewiss die Zukunft auf seiner Seite. Zu Schweinsteiger fehlt ihm gerade in Punkto Torgefährlichkeit zum jetzigen Zeitpunkt noch ein deutliches Stück.

Mit freundlichen Grüßen an Olaf Thon

DerBayernBlog