SC Freiburg – FC Bayern 0:2 (0:1)
1. Uff!
2. Fehlendes Risiko hält Spiel lange spannend
Die Freiburger Viererkette schob sich nach dem Platzverweis brutal nach vorne und kramte zudem eine taktische Variante heraus, die man in dieser Konsequenz lange nicht mehr in der Bundesliga gesehen hat. Die Abseitsfalle. Die Freiburger Viererkette um Johannes Flum spielte dies hervorragend, dennoch war klar, dass es nicht über die volle Distanz gut gehen konnte, wenn Bayern die Abseitsfalle immer wieder offensiv attackiert hätte. Die Heynckes-Elf scheute jedoch lange das Risiko für den Pass in die Tiefe und in die Schnittstellen der Viererkette. Natürlich sorgten einige Abseitsstellungen für Ballverluste, dennoch hätten Kroos, Müller und Martinez viel häufiger den Ball über die Abwehr heben sollen, um die schnellen Ribery, Shaqiri, Pizarro und Gomez zu bedienen. Vor allem weil das riskoarme Kombinationsspiel der Bayern am Ende ohnehin meist zu Ballverlusten führte. Alle vier Genannten setzten immer wieder zu Läufen in den Rücken der Abwehr an. Meist kamen die Pässe jedoch gar nicht, oder zu spät. Erst als sich Lahm ein Herz fasste und den mustergültig gestarteten Tymoschchuk bediente, entschieden die Bayern das Spiel.
3. Belohnung für den loyalen Ukrainer
Die Zeit von Anatoly Tymoschchuk beim FC Bayern wird wohl nicht mehr zu einer echten Erfolgsgeschichte. Wie beeindruckend hatte der blonde Ukrainer in der Saison 2007/2008 den FC Bayern mit Zenit St. Petersburg aus dem UEFA-Cup geworfen. Es war damals sein Team. Trotz Malafeev, Pogrebnyak oder Arshavin. Er war der Taktgeber einer herausragenden St. Petersburger Mannschaft, die Bayern mit 4:0 aus dem Wettbewerb fegte und am Ende den Pott nach Russland holte. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an Tymoschchuk bei seinem Wechsel zum FC Bayern.
Warum er in München nie zu dem dominanten Mittelfeldorganisator wurde, hat viele Gründe. Er war ein Klinsmann-Transfer. Als er beim FCB ankam, hieß der Trainer jedoch van Gaal, der mit Tymoschchuks Spielweise wenig anfangen konnte und auf Schweinsteiger und van Bommel in der Zentrale setzte. Wenn Tymoschchuk sich mal als so etwas wie ein Stammspieler fühlen durfte, war das in der Saison 2010/2011 als er jedoch zumeist in der Innenverteidigung zum Einsatz kam. Geklagt hat Tymoschchuk darüber nie. Natürlich gab es immer wieder Wechselgerüchte, und auch jetzt gehört er zu den wahrscheinlichsten Abgängen der Bayern in der nahen Zukunft. Seine Loyalität, seine Bereitschaft auch als Einwechselspieler kompromisslos das zu erledigen, was von ihm erwartet wird, spricht jedoch für ihn und seinen Charakter.
Seine bisherigen Einsätze in dieser Saison waren unglücklich. Schon vor seinem Tor wirkte Tymoschchuk aber präsenter in den Zweikämpfen und konzentrierter im Passspiel. Sein Tor war auch so etwas wie die Belohnung für die Loyalität des ehrgeizigen Ukrainers in den vergangenen Monaten. Er wird nicht als einer der ganz Großen in die Bayern-Geschichte eingehen. Aber vielleicht als einer derjenigen, der die eigenen Ansprüche und Erwartungen in den Dienst dieses Vereins gestellt hat, wenn er gebraucht wurde.
4. Zeit für ein Statement!
Die Ausgangsposition vor dem Spiel gegen Dortmund am kommenden Samstag könnte kaum besser sein. Der tabellarische Druck ist eigentlich raus aus der Partie. Selbst bei einer Niederlage beträgt der Abstand auf Dortmund komfortable 8 und auf Leverkusen deutliche 7 Punkte. Das Torverhältnis der Bayern ist zudem deutlich besser. Auch deshalb geht es Samstag Abend um etwas anderes. Fünf bittere Niederlagen gegen Dortmund liegen hinter dieser Mannschaft. Zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt bewegt sich eine deutsche Mannschaft national und international auf Augenhöhe mit dem FC Bayern. Der Kader der Bayern ist besser als in den vergangenen beiden Jahren. Fast alle Stammspieler sind fit. Es ist Zeit für einen klaren, verdienten Sieg wenn sich Dortmund nicht langsam zu einem kleinen Trauma entwickeln soll. Es ist Zeit für ein Statement!