1. FC Saarbrücken 2:1 FC Bayern München: Schauriger Pokalabend nach Halloween
Nach den starken Regenfällen in Westdeutschland stand das Spiel des Rekordpokalsiegers in der zweiten Pokalrunde beim Underdog Saarbrücken lange auf der Kippe. Schlussendlich packten die Münchner die Schwimmflügel ein und traten zum Spiel im kleinsten Bundesland an.
1. FC Saarbrücken – FC Bayern München: Der Spielverlauf
Entgegen seinen Ankündigungen auf der Pressekonferenz rotierte Thomas Tuchel fleißig durch. Mit Krätzig, Sarr, Choupo-Moting, Müller und Tel rückten einige Dauer- und manche Edelreservisten in die Startelf. Sowohl Rückkehrer Neuer als auch Rot-Sünder Kimmich starteten.
Nach einem nervösen Beginn, in dem Saarbrücken die Gäste durchaus aktiv und hoch anlief, konnte Müller mit dem ersten Torschuss das 1:0 erzielen (16.). Die Vorlage zum Fernschuss kam von Krätzig. Keine zwei Minuten später gab es jedoch besorgte Mienen auf der Bayern-Bank. Nach einer Grätsche fasste sich de Ligt ans Knie und musste ausgewechselt werden. Laimer übernahm im Mittelfeld und Kimmich rückte in die Innenverteidigung.
Fortan schlichen sich immer wieder haarsträubende Fehler im Bayern-Spiel ein. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte nutzten die Hausherren eine weitere Nachlässigkeit des Favoriten. Nach einem mutigen Anspiel von Kim strauchelte Krätzig, verlor den Ball an Böder, der in den Strafraum eindrang und auf Sontheimer zurücklegen konnte. Der verdiente Ausgleich des Drittligisten (45.+1).
In einer zunehmend hitziger werdenden Atmosphäre und auf einem Rasen, der nicht besser wurde, brachte Tuchel nach einer Stunde drei potentielle Joker mit dem Trio Musiala, Gnabry und Coman. Mit den neuen Kräften wurde Bayern zwar offensiv zielstrebiger. Die Abschlüsse kamen jedoch weiterhin nur aus der zweiten Reihe.
Und als alle mit Verlängerung rechneten, folgte dann in der Verlängerung doch noch der Siegtreffer. Allerdings nicht wie erwartet durch die Münchner, sondern durch Saarbrücken. Die Sensation war perfekt. Für die Bayern das dritte Pokal-Aus in der zweiten Runde in den letzten vier Jahren.
1. FC Saarbrücken – FC Bayern München: Das fiel auf
Bayerns zweiter Anzug sitzt leider nicht so wie der beige Mantel von Experte Schweinsteiger an der Seitenlinie, sondern eher wie der Hochzeitsdreiteiler bei der silbernen Hochzeit 25 Jahre später. In der ersten Hälfte kamen die Münchner zu einem richtigen Abschluss, der glücklicherweise direkt den Führungstreffer markierte. Ansonsten hatte es die neu besetzte Offensive schwer gegen engagierte Saarländer. Sané konnte ohne Kane als Lückenreißer nur selten die Gefahr der letzten Wochen ausstrahlen. Auf der linken Seite bekam Tel kaum Zuspiele und in der Mitte war Choupo-Moting nicht präsent. Es fehlten neben dem unbedingten Willen auch Tempo und Präzision in den Aktionen.
Ein eigener Abschnitt muss hier auch Frans Krätzig gewidmet werden. Der Youngster war mit vielen Vorschusslorbeeren von der US-Reise zurückgekehrt und hatte auch gegen Münster einen guten Eindruck hinterlassen. Doch in Saarbrücken fiel der 20-Jährige stark ab. An der Seite von zunächst Kimmich und später Laimer als offensiver Achter wirkte er vom Tempo und seiner Rolle überfordert. Fehlpässe reihten sich an Ballverluste. Dass er es besser kann, hat Krätzig schon gezeigt. Allerdings gab es in der Vergangenheit sicherlich auch einfachere Aufgaben für Jugendspieler als zentraler Mittelfeldspieler in solch einem zusammengewürfelten Team.
Abgerundet wurde dieser Eindruck durch eine Hintermannschaft, die zu keinem Zeitpunkt sattelfest und vor allem im Spielaufbau fahrig wirkte. Laimer zeigte erneut, dass ihm die Rolle als zentraler Dirigent des Münchner Spiels nicht liegt. Zudem erwischte Kim einen gebrauchten Tag und spielte einige haarsträubende Pässe, die seine Vorderleute immer wieder in die Bredouille brachten.
Spieler des Spiels: Marcel Gaus
– ohne Worte –
Enttäuschung des Spiels: Matthijs de Ligt
Nach dem Führungstor durch Thomas Müller sah man Tuchel lachend an der Seitenlinie, doch keine zwei Minuten später hatte der Trainer sein Gesicht in den Händen vergraben. Mit de Ligt hielt sich sein Innenverteidiger schmerzverzerrt das Knie. Zunächst stand der Niederländer zwar wieder auf, doch nach der Auswechslung folgte die erste Diagnose: Innenband.
Die Verletzung von de Ligt kommt für die Münchner zur absoluten Unzeit. Am Samstag steht das Topspiel gegen Borussia Dortmund an und mit Kimmich fehlt bereits ein zentraler Pfeiler der Defensive gesperrt. Gerade wenn das zuletzt verletzte Trio um Upamecano, Guerreiro und Goretzka, das diese Woche ins Mannschaftstraining zurückkehrte, nicht fit werden sollte, wird die Besetzung der Viererkette für Tuchel zum Rätsel.
An dieser Stelle rächt sich die fahrlässige Transferpolitik der Bayern-Bosse im Sommer, als unnötigerweise neben Pavard auch Stanisic ohne adäquaten Ersatz ging. Diese fatale Fehleinschätzung des Kaders wird nun im Winter korrigiert werden müssen.
Die Daten zum Spiel
Tore: 0:1 Müller (16.), 1:1 Sontheimer (45.+1), 2:1 Gaus (90.+6)
Gelbe Karten: Zeitz, Sontheimer, Gaus – Choupo-Moting
1. FC Saarbrücken: Schreiber – Boeder, Zeitz , Uaferro (71., Civeja), Rizzuto, Gaus – Naifi, Sontheimer (83., Brünker), Rabihic (71., Günther-Schmidt), Di Michele Sanchez (67., Kerber) – Stehle (66., Biada)
FC Bayern München: Neuer – Sarr (60., Gnabry), de Ligt (24., Laimer), M.-J. Kim, Davies – Kimmich, L. Sané (60., Coman), T. Müller , Krätzig (60., Musiala), Tel – Choupo-Moting