Round-Up: Willi Giesemann
Alles Gute, Willi Giesemann!
Pelé war ein eleganter Techniker und genialer Fußballer – was der Brasilianer eigentlich nicht war? Ein Treter. Doch einmal in seiner Karriere schaffte der wohl beste Spieler aller Zeiten, einen seiner Gegner vom Platz zu werfen: Willi Giesemann.
Doch der Reihe nach. Geboren wurde Giesemann 1937 in Rühme, als Jugendlicher spielte er beim TSV Sülfeld, bevor er 1956 seinen ersten Profivertrag beim VfL Wolfsburg unterschrieb. Bei den „Wölfen“ sammelte er erste Erfahrungen in der Oberliga (damals die höchste deutsche Spielklasse) und blieb für drei Jahre. 1959 wechselte der Abwehrspieler zum FC Bayern, wo er in vier Saisons 114 Spiele machte und wichtiger Bestandteil der Mannschaft war. Erst als 1963 die Bundesliga gegründet wurde und der FCB es nicht schaffte, sich zu qualifizieren, entschloss sich „Tille“, so sein Spitzname, zum Wechsel nach Hamburg. Beim HSV spielte er mit Uwe Seeler und Charly Dörfel zusammen und wurde zur Identifikationsfigur. In seinen beiden ersten Jahren war Giesemann unumstrittener Stammspieler, erst ab 1965/66 tat er sich schwer, weiter in der Mannschaft Fuß zu fassen.
Und hier kommt Pelé ins Spiel. Am 06. Juni 1965, bei einem Test-Länderspiel der deutschen Auswahl in Rio de Janeiro, trafen die beiden Spieler aufeinander. Das Frustfoul des Weltstars in der 87. Minute wurde Giesemann zum Verhängnis, der Brasilianer brach ihm das Bein und setzte ihn somit für längere Zeit außer Gefecht – auch wenn die Geschichte vom dadurch herbeigeführten Karriereende nicht stimmt, wie Giesemann in einem wunderbaren und äußerst lesenswerten Interview mit dem Magazin „11Freunde“ aufklärt. Erst ein Meniskusriss ein Jahr später zwang den Verteidiger demnach zu wechseln – bei Barmbek-Uhlenhorst sollte er Teil des lange Jahre zweitgrößten Hamburger Vereins werden. Nach seinem Karriereende 1972 machte er sich selbstständig und betrieb jahrelang einen Lotto-Toto-Laden sowie später ein Restaurant, heute lebt Giesemann in Hamburg. Den FC Bayern bezeichnet er als seinen zweiten Lieblingsverein – noch vor dem HSV. Alles Gute, Willi!
Miasanrot.de stellt regelmäßig am Dienstag und Freitag in einem Round-Up lesenswerte Texte und Fundstücke rund um den FC Bayern zusammen. Gewidmet wird jedes Round-Up einem ehemaligen Bayern-Spieler, der am jeweiligen Tag (oder kurz zuvor/danach) Geburtstag hat.
Presseschau
Münchner auf Reisen
Insgesamt zwölf Bayern-Spieler werden in den kommenden eineinhalb Wochen beim Training an der Säbener Straße fehlen. Darunter sind selbstverständlich die vier deutschen Nationalspieler Manuel Neuer, Jerome Boateng, Mario Götze und Thomas Müller, die unter anderem auf Robert Lewandowski und die polnische Nationalmannschaft treffen. Auch David Alaba, Arjen Robben und Juan Bernat bleiben für ihre Spiele in Europa. Weitere Reisen haben Arturo Vidal (Chile) sowie Douglas Costa (mit Brasilien auf US-Tour) vor sich – hier könnte es sich durchaus auf die Regeneration auswirken, dass die „freien“ Tage im Flugzeug verbracht werden. Nicht zu vernachlässigen sind auch die beiden Youngsters: Joshua Kimmich ist bei der deutschen, Neuzugang Kingsley Coman bei der französischen U21. Für den Franzosen sicherlich nicht der optimale Start beim FCB. „FCBayern.de“ gibt noch einmal eine detailliertere Übersicht, auf wen die Münchner Nationalspieler treffen.
Analyse zu FCB-B04
Für den „normalen“ Fußballfan und Stadionbesucher war es ein fußballerischer Leckerbissen am Samstag. Drei Tore, viele Torraumszenen und zwei Mannschaften, die offensiv spielten. Vor allem aber war das Topspiel des 3. Spieltags ein Festival für Taktik-Besessene. Roger Schmidt und Pep Guardiola duellierten sich mithilfe ihrer elf Spieler auf dem Feld auf unheimlich hohem Niveau – mit dem besseren Ende für den Münchner Trainer. Wenn die Rede schon von Taktik-Besessenen ist, sind wir beinahe gezwungen, auf den Artikel von den Jungs von „Spielverlagerung“ zu verweisen, die (dieses Mal auf Englisch) gewohnt ausführlich und bis ins letzte Detail das Spiel zusammenfassen.
Guardiola an der Seitenlinie
In den Medien wurde schon oft diskutiert, wie sinnvoll das mittlerweile berühmte In-Game-Coaching von Pep Guardiola ist. Nun gibt es auf Twitter ein Video zu sehen, das beispielhaft zeigt, warum der Trainer sich an der Seitenlinie kurzzeitig in ein Zirkuspferd verwandelt.
Watch as Guardiola gets annoyed at Vidal's positional play. "Let's get the enemy here, then play to the other side" pic.twitter.com/jiEvl6XPzp
— The Analysts Eye (@TheAnalysisVids) 31. August 2015
Arturo Vidal macht zwar für einige Sekunden genau das, was Pep von ihm fordert (das coaching funktioniert also in diesem Fall), der anschließende Pass nach hinten hat jedoch eine etwas frustrierte Reaktion von Guardiola zur Folge. Eine Szene, die wieder einmal zeigt, wie Pep bei jedem Spielzug, beziehungsweise jeder Situation auf dem Feld, aktiv einzuwirken versucht – eigentlich gibt es weltweit keinen anderen Trainer, der in dieser Form am Spiel teilnimmt.
Kingsley Coman in München
Mit Douglas Costa konnte bereits ein dritter Flügelspieler verpflichtet werden – in Kingsley Coman nun ein vierter. Man darf gespannt sein, wie schnell sich der 19-Jährige im neuen Umfeld zurecht finden wird, in jedem Fall bringt er eine Menge Talent und Spielfreude mit in die bayerische Landeshauptstadt. „FourFourTwo.com“ ordnet die Stärken und Schwächen ein, zu letzteren wird unter anderem die etwas mangelnde Torgefahr gezählt. Auch die „SZ“ widmet sich dem Neuzugang und vergleicht ihn mit Douglas Costa – zudem wird aufgezeigt, welche Kandidaten der FC Bayern noch auf der Liste hatte.
Frauen-Co Langer im Porträt
Roman Langer hat in der Tat eine Vita, die es wert ist, nacherzählt zu werden. Der Co-Trainer bei den FCB-Frauen ist erst 24, hat in der Jugend beim TSV 1860 gespielt und ist heute auch noch nebenbei bei seinem Heimatverein in Heimstetten tätig. „Fussball.de“ berichtet über Langer, der durch die Schwester von Trainer Tom Wörle zum FC Bayern kam und mittlerweile einen längerfristigen Vertrag hat.
Thiago-Doku komplett
Die Dokumentation über Thiagos Verletzungszeit in vier Teilen ist mittlerweile komplett online – und definitiv sehenswert. Kaum ein Fußballer ist normalerweise bereit, sich in einer persönlich derart schwierigen Zeit von den Kameras begleiten zu lassen – Thiago lässt den Zuschauer jedoch sehr nahe heran.