Rot-Weißes Round-Up: Valérien Ismaël

Jan Trenner 30.09.2014

Ismaël wurde 1975 in Straßburg geboren und begann dort im Alter von neun Jahren seinen Weg als Fußballer in der Jugendabteilung von Racing Straßburg. Bis 1997 blieb er dem Verein, inzwischen als Profispieler in der 1. französischen Liga, treu, bevor es ihn nach England zog. Crystal Palace schaffte durch ein 1:0 im Play-off Spiel gegen Sheffield United nach zwei Jahren Zweitklassigkeit den Aufstieg und Valérien Ismaël wechselte auf die Insel. Im Trikot von Crystal Palace kam er nur auf 13 Spiele und etwas mehr als 1.000 Einsatzminuten – wirklich gefallen hat es ihm nicht. Ismaëls Profikarriere bekam einen Knick, denn nach seiner Rückkehr in die Heimat zum RC Lens wurde er erneut an Racing Straßburg verlieren, die ihn 2002 verpflichteten. Sein Wechsel zu Werder Bremen, wo er bis 2005 blieb, hatte nicht nur sportliche Gründe. Ismaël überwarf sich mit Straßburgs Trainer Ivan Hasek, der ihn letztendlich sogar auf die Tribüne verbannen musste. Als Allofs Wunschspieler und mit einer kämpferischen Natur wurde er deutscher Meister und DFB-Pokal-Sieger.

Der Abwehrchef ist ein Spieler mit großem Selbstbewußtsein, ein Profi, dem das Team am Herzen liegt: Keiner in der Mannschaft spricht so viel mit den anderen wie der 28 Jahre alte Franzose. Er baut auf, er kritisiert, er staucht zusammen, er ist von Minute eins an präsent. Und er versteht die hohe Schule der Einschüchterung. Ein Führungsspieler eben, einer, der Bremen lange gefehlt hat.
»Ein Chef«, FAZ über Ismaël am 29.02.2004

Schnell wurde der FC Bayern auf den Verteidiger aufmerksam und holte ihn für 8,5 Millionen Euro an die Isar. Leider war Ismaëls Zeit in München von Verletzungen geprägt. Einzig in der Double-Saison 2005/2006 gehörte der Franzose unter Felix Magath gemeinsam mit Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Michael Ballack zum Stamm. Beim unrühmlichen 1:4-Aus in der Champions League gegen den AC Mailand erzielte er einen Treffer. Auch beim Pokalerfolg gegen Eintracht Frankfurt 2006 stand der Innenverteidiger 90 Minuten auf dem Platz. Danach ging es bergab. Nach einem Waden- und Schienbeinbruch im August 2006 – zuvor ließ er sich einen Tumor am selben Bein entfernen – war er erst im März 2007 wieder spielbereit. Er stand für die Amateure auf dem Platz und wurde am 15. April ein letztes Mal für den Profikader gegen Bayer Leverkusen in der 89. Minute eingewechselt. Seine Zeit beim FC Bayern war nicht das Karriereende, denn Hannover 96 verpflichtete ihn, um Stabilität in die Abwehrreihe zu bekommen. Doch ihm fehlte Spielpraxis, die ihm zuvor auch Hitzfeld in München verwehrt hatte und das nötige Feingefühl in der Zweikampfführung. Es folgten mehrere kleinere Verletzungen wie Sehnenreizungen im Knie. Im September 2008 musste er seine Karriere aufgrund eines Knochenödems und dauerhafter Knieprobleme beenden. Er stellte einen Antrag auf Invalidität.

In die französische A-Nationalmannschaft wurde Ismaël trotz durchlaufener Jugendabteilungen nicht berufen und der DFB lehnte eine Aufnahme in die deutsche Nationalelf ab. Nachdem er 2011 die A-Trainer-Lizenz erwarb, trainierte er die 2. Mannschaft von Hannover 96 und später die U23 des VfL Wolfsburg, mit denen er an Sonnenhof Großaspach in der Aufstiegsrelegation zur 3. Liga scheiterte. Zur aktuellen Saison übernahm Valérien Ismaël die Zügel beim Absteiger Nürnberg.

Vor zwei Tagen, am 28. September, feierte er seinen 39. Geburtstag.

Miasanrot.de stellt regelmäßig am Dienstag und Freitag in einem Round-Up lesenswerte Texte und Fundstücke rund um den FC Bayern zusammen. Gewidmet wird jedes Round-Up einem ehemaligen Bayern-Spieler, der am jeweiligen Tag (oder kurz zuvor/danach) Geburtstag hat.

Presseschau

»Manuel Neuer: Der Revoluzzer«

Goal.com adelt Manuel Neuer bzw. sammelt Zitate über ihn und sein modernes Torwartspiel in einem Artikel mit der Titelzeile »Der Revoluzzer«. Ausgangspunkt des Berichts ist natürlich die gelbe Karte in Hamburg, wo er fernab seines Strafraums einen Zweikampf einging und letztendlich Hand spielte. Unter großem Protest bekam er eine gelbe Karte, die den Regeln entsprach, wobei das Publikum und seine Gegenspieler auf die Verhinderung einer klaren Torchance pochten und rot sehen wollten.

Seine Reaktion gepaart mit Geschmeidigkeit, die Passsicherheit, das Streben nach Perfektion – deshalb sei er Sammer zufolge „der modernste, komplexeste und wahrscheinlich beste Tormann, den es je gab.“ Dabei hätten sie vor nicht allzu langer Zeit noch über den Hampelmann an der Mittellinie gewitzelt.
Goal.com am 30.09.2014

Seine offensive Interpretation der Torwartrolle und das damit verbundene Risiko sind Hauptbestandteile des Artikels, der aufgrund seiner Zitate interessant wird.

Taktik-Analyse zum Köln-Sieg

Die Kollegen von Spielverlagerung.de widmen sich einmal mehr den taktischen Feinheiten des Bayern-Spiels gegen Köln. Autor René Maric blickt dabei besonders auf die Rolle von David Alaba und Bayerns offensive Viererreihe.

»Kalte Grüße aus Moskau«

Wegen eines Bombenalarms mussten die Spieler und Funktionäre am Sonntagabend ihr Hotel in Moskau verlassen. Zuerst als Feuer- später als Bombenalarm deklariert, standen sie in Decken gehüllt mit anderen Gästen vor dem Mannschaftshotel, wie die Abendzeitung mit Bildern zusammenfasst.

Der Artikel beschreibt ebenfalls mit allerhand Zitaten die komische Situation wegen des Zuschauerausschlusses. Die UEFA verhängte eine Strafe gegen ZSKA, die nun auch Bayern-Fans betrifft. Es ist das erste Geisterspiel in der Geschichte des FC Bayern und auch die Spieltagsinformationen des Club Nr. 12 blicken traurig auf die Partie in Russland.

Kader vor der Partie gegen ZSKA

»Plötzlich Luxus: Pep hat die Wahl« titelt Eurosport Yahoo und meint die Kaderzusammenstellung vor dem Champions League Auswärtsspiel. Natürlich fehlen die Langzeitverletzten Bastian Schweinsteiger, Franck Ribéry, Thiago, Javi Martinez und Holger Badstuber, aber die übrigen Spieler sind fit und einsatzbereit. Boateng und Benatia haben ihre muskulären Probleme ebenfalls überwunden.

Eurosport Yahoo überlegt im Artikel weiter, dass erneut rotiert werden wird und Chancen für Xherdan Shaqiri, der zuletzt seine Einsatzzeit nicht gut nutzte, oder die Rückkehr von Sebastian Rode ins zentrale Mittelfeld ansteht.

Wird Rodriguez wieder Thema?

Aus der Kategorie „aufgewärmte Gerüchte“ kommen die Meldungen über ein mögliches Interesse des FC Bayern an Wolfsburgs Außenverteidiger Ricardo Rodriguez. Laut der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung soll der Rekordmeister wie schon im Sommer über eine Verpflichtung von Rodriguez nachdenken. Es ist nicht das erste Mal, dass der immer konstanter werdende 22-Jährige mit den Münchenern in Verbindung gebracht wird. Überraschend ist das nicht, da der FC Bayern seit Jahren den Markt nach Außenverteidigern mit internationalem Format durchforstet. Akuten Handlungsbedarf gibt es nach der Verpflichtung von Bernat im Sommer aber nicht. Ob Alaba nach der Rückkehr von Schweinsteiger und Thiago weiter eine zentralere Rolle übernehmen wird, bleibt zudem fraglich. Mit Bernat und Alaba ist Bayern auf dem linken defensiven Flügel im Prinzip gut aufgestellt. Klar ist: Rodriguez wird demnächst den nächsten Karrierestart machen. Der VfL Wolfsburg wird sich strecken müssen, um den Schweizer Nationalspieler im Team zu behalten. Der FCB wird seine Entwicklung weiter beobachten. Konkrete Anhaltspunkte für einen Wechsel gibt es aber nicht.

Thiago vor Rückkehr ins Mannschaftstraining

Der gemeinhin gut informierte spanische Journalist Isaac Lluch vermeldete am Dienstag auf Twitter, dass eine Rückkehr von Thiago ins Mannschaftstraining kurz bevor stehe. Das Spiel in Moskau sei das letzte Champions League -Spiel, das der Spanier verpassen soll. Eine Rückkehr in den Kader im Anschluss an die anstehende Länderspielpause Mitte Oktober erscheint demnach realistisch. Thiagos Gesundheitszustand im weiteren Saisonverlauf ist definitiv ein X-Faktor für diese Bayern-Saison.