Von Rückrundenrekordminuten und Wintertransferflops des FC Bayern München
Manuel Neuer, Lucas Hernandez, Noussair Mazraoui, Sadio Mane. So lauteten die Stammgäste bei den Vereinsärzten des FC Bayern München Dr. Ueblacker, Dr. Hahne und Dr. Schmidt zum Jahreswechsel. Bei Neuer und Hernandez war bereits klar, dass diese bis zum Saisonende ausfallen werden. Hinzu kommen noch die „immer mal wieder Verletzten“ Leon Goretzka und Kingsley Coman und die „WM-Enttäuschten“ aus der deutschen Nationalmannschaft. Gar nicht mal so traumhafte Voraussetzungen für das Team von Julian Nagelsmann, um die möglichen Ziele in der Rückrunde noch erreichen zu können.
Die lange Aufgabenliste für die Winterpause
Auftritt Marco Neppe, Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn. Das Wintertransferfenster wurde weit geöffnet und insgesamt drei externe Neuzugänge konnten verpflichtet werden. Hauptgesprächsthema war natürlich der Neuer-Ersatz. Mit fast schon stoischer Ruhe arbeiteten die Handlungsträger des FC Bayern dabei an der Umsetzung ihrer Wunschlösung und am Ende des Tages konnte Yann Sommer für 8 Mio. Euro von Gladbach verpflichtet werden. Mit Daley Blind wurde der Kader mit einem routinierten und vor allem polyvalenten Spieler aufgefüllt. Die größte Überraschung kam zum Schluss: Joao Cancelo wurde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit einer Leihe von Manchester City verpflichtet.
Wie außergewöhnlich dieses Wintertransferfenster für den FC Bayern war, veranschaulicht ein Blick in die Historie. In den letzten 30 Jahren wurden höchstens ein und meist gar kein Spieler im Winter verpflichtet. Tatsächliche Verstärkungen für die erste Mannschaft sind dabei an einer Hand ablesbar. Es gab die erfolgreichen Rückholaktionen von Bixente Lizarazu (04/05, Olympique Marseille) und Sandro Wagner (17/18, TSG Hoffenheim) oder das Abwerben von Luiz Gustavo (10/11, TSG Hoffenheim). Zusätzlich ist noch der „Goalimpact-Transfer“ von Alphonso Davies (18/19, Vancouver) zu nennen, der aber erstmal für die Amateure eingeplant war.
Wintertransfers sind keine Selbstläufer
Dem gegenüber stehen einige Namen, die im kollektiven FC-Bayern-Gedächtnis als Synonyme für „Wintertransfer-Flop“ eingespeichert sind und so schnell wieder weg waren, wie sie kamen: Landon Donovan (08/09, Leihe, LA Galaxy), Serdar Tasci (15/16, Leihe, Spartak Moskau), Alvaro Odriozola (19/20, Leihe, Real Madrid).
Betrachtet man nur die gespielten Minuten der Winterneuzugänge, dann stechen die Erfolgstransfers von Lizarazu (1489 Minuten), Gustavo (1425) und Wagner (775) noch deutlicher hervor. Doch wer waren die Volltreffer in den 90ern?
Zeit für Nostalgie
Im Winter der Saison 94/95 verließen Jorginho (30 Jahre, Kashima Antlers) und Mazinho (29, Flamengo) den Verein und es kam Emil Kostadinov für eine Leihgebühr von 0,25 Mio. Euro vom FC Porto. Nachdem er 713 Minuten in der Rückrunde sammeln konnte, wurde der Bulgare im Sommer fest verpflichtet, aber verließ die Münchner nach insgesamt 27 Spielen und 7 erzielten Toren bereits 1996 wieder gen Fenerbahce.
Der bisherige Rückrundenminutenrekord stammt noch aus der Saison 1991/92. Damals kam Jan Wouters für 1 Mio. Euro von Ajax Amsterdam. Der Niederländer war amtierender Europameister von 1988, niederländischer Spieler des Jahres 1990 und auf der Suche nach einer internationalen Herausforderung. Er absolvierte die 17 Spiele der Rückrunde alle über die volle Distanz und hält damit den Rekord aller Wintertransfers mit 1.530 gespielten Minuten. Nach einer vollen Saison mit 33 Spielen (92/93), zog es ihn nach weiteren 16 Bundesligaspielen in der Hinrunde 1993/94 bereits im Winter aus privaten Gründen zurück nach Holland und er wechselte zum PSV Eindhoven.
Zeit für neue Rekorde
Die aktuellen Winterneuzugänge sammelten bereits alle Minuten. Allen voran Yann Sommer. Der Schweizer hat in dieser Saison zusätzlich die Möglichkeit den ewigen Rekord von Jan Wouters zu brechen, da nach dem Wintertransferfenster noch 18 Bundesligaspiele angesetzt sind. Der Konkurrenzkampf mit Manuel Neuer um die Nummer 1 im Bayern-Tor kommende Saison wird ein spannender.
Julian Nagelsmanns Rotationsmaschine in der Bundesliga wird Daley Blind und vor allem Joao Cancelo mit Sicherheit noch weitere Minuten bescheren. Bei beiden ist noch unklar, ob sie im Sommer weiter in München bleiben werden. Im Falle von Joao Cancelo sind alle sportlichen Anlagen für eine erfolgreiche Zeit beim FC Bayern offensichtlich vorhanden. In 6 Spielen sammelte er in 314 Minuten bereits 3 Scorer-Punkte. Viel wird von der taktischen Priorisierung von Julian Nagelsmann abhängen. Im positiven Falle werden unsere „Miasanrot Funktionäre des Monats“ Neppe, Salihamidzic und Kahn im Sommer also wieder ein Highlight setzen können, bei der Nachverhandlung der Kaufoption für den Portugiesen.