Der FC Bayern nach Sieg gegen Paris im Viertelfinale der Champions League

Georg Trenner 08.03.2023

Falls Ihr es verpasst habt:

FC Bayern – Paris Saint-Germain: die Aufstellungen

Der FC Bayern lief mit der Startelf aus dem Ligaspiel in Stuttgart auf. Nagelsmann hatte in den letzten Wochen Schritt für Schritt auf jene Formation mit asymmetrischer Dreier-/Viererkette hingearbeitet. Die Dreierkette vor Yann Sommer bildeten also erneut Josip Stanišić, Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt. Davor agierten Alphonso Davies und Kingsley Coman über außen und Joshua Kimmich und Leon Goretzka im Zentrum hinter den drei Offensivspielern Thomas Müller, Jamal Musiala und Eric Maxim Choupo-Moting. 

Im Fokus der Gäste stand natürlich Kylian Mbappé, der anders als im Hinspiel von Beginn an auflief. Die gute Form, die er als Einwechselspieler im Hinspiel angedeutet hatte, bewies er in den Wochen danach und traf in den drei Ligaspielen fünfmal. 

Im Gegenzug musste Paris-Trainer Christophe Galtier auf den verletzten Neymar verzichten. Er löste es taktisch durch einen 3-5-2 mit der Doppelspitze Messi und Mbappé. 

FC Bayern übersteht die erste Halbzeit

Nach einigen Minuten Abtastens übernahm Paris früh die Kontrolle im Spiel. Sie pressten intensiv und dominierten vor allem im Mittelfeld. Vitinha, Verratti und Ruiz nutzen die 3:2-Überzahl gegen Kimmich und Goretzka clever für Ballgewinne und sicheres Kombinationsspiel aus. Halfen auf Bayernseite Müller und Musiala aus, wurde nach Ballgewinnen die Lücke zu Choupo-Moting zu groß. Regelmäßig blieb Bayern nur der lange Ball auf den Stürmer, dem es an Unterstützung mangelte. 

Defensiv ließ der FC Bayern zunächst kaum gefährliche Aktionen zu. Mbappé suchte die Schnittstelle zwischen Stanišić und Upamecano, im Verbund hatten die beiden ihn meist im Griff. 

Den ersten Torschuss im Spiel verbuchte der FC Bayern in der 16. Minute. Der Fernschuss von Leon Goretzka hatte bezeichnenderweise eine 3-prozentige Torwahrscheinlichkeit. 

Die erste große Chance im Spiel hatten die Gäste zehn Minuten später. Coman lief zu früh die Pariser Abwehr an. Dadurch war Bayern hinter ihm unsortiert und Mendes konnte durch die Schnittstelle in den Strafraum geschickt werden. Seinen Pass auf Messi konnten Davies, Sommer und de Ligt im Verbund und nachfassen klären. 

Die größte Chance der ersten Halbzeit schenkte der FC Bayern seinen Gästen. In der 38. Minute ging Sommer in ein riskantes Dribbling gegen Hakimi oder übersah ihn gar. Unter Bedrängnis verlor er den Ball, und Vitinha konnte aus 13 Metern ins leere Tor einschieben. Einzig de Ligts museumsreife Rettungsaktion kurz vor der Linie verhinderte die Pariser Führung, die zu diesem Zeitpunkt verdient gewesen wäre. 

Es blieb bis zur Pause beim torlosen Unentschieden. 47% Ballbesitz und 0,2 zu 0,8 erwartete Tore aus Bayernsicht beschreiben die Kräfteverhältnisse der ersten 45 Minuten treffend.

FC Bayern trifft in souveräner zweiten Halbzeit doppelt

Mit einer personellen Veränderung ging es in die zweite Halbzeit. Paris brachte Bitshiabu für Mukiele, der wiederum erst in der 36. Minute für den verletzten Marquinhos eingewechselt wurde. 

Paris machte direkt da weiter, wo sie in der ersten Halbzeit aufgehört hatten und setzte den FC Bayern am eigenen Sechzehner fest. 

Nach fünf Minuten konnten die Bayern erste offensive Akzente setzen. Zunächst konnte Choupo-Moting nach einem Pass von Musiala nicht abschließen. Nur eine Minute später machte er es besser und touchierte eine Flanke von Musiala auf ihrem Weg ins Tor. Da Müller bei Choupo-Motings Verlängerung im Abseits stand und einen Ausfallschritt Richtung Ball machte, entschieden die Unparteiischen auf Abseits. Hart aber nachvollziehbar. 

Bayern ließ sich davon nicht beeindrucken. Im Gegenteil, unterstützt von den Fans spielten sie weiter nach vorne und belohnten sich in der 61. Minute. Müller und Goretzka liefen gemeinsam Verratti an und eroberten den Ball an der Strafraumkante. Überlegt passte Goretzka quer zu Choupo-Moting, der an Donnarumma vorbei zur 1:0-Führung einschob. 

In der 68. wechselte Julian Nagelsmann erstmals. Leroy Sané kam für den Torschützen, Müller spielte nun nominell als vorderste Spitze. Nur eine Minute hätte Sané einen Einstand nach Maß feiern können, aber gemeinsam mit Coman verspielte sie einen 2:1-Konter. Paris machte weiter auf, Bayern hatte Platz. Mehrmals fehlte in dieser Phase nicht viel für einen weiteren Treffer zur möglichen Vorentscheidung. 

Der FC Bayern brachte anschließend Sadio Mané für Musiala (82. Minute) und João Cancelo und Serge Gnabry für Coman und Müller (86.). Jene zuletzt eingewechselten machten den Deckel aufs Spiel. Verratti war schon an Kimmich vorbei, doch dieser setzte nach und ergrätschte den Ball am eigenen Strafraum. Cancelo trieb den Ball anschließend übers halbe Feld – und diesmal spielten sie den Konter besser zu Ende. Cancelo legte Gnabry den Ball perfekt in den Lauf, und dieser vollendete zum 2:0.  

Paris bemühte sich, war in Summe aber zu ungefährlich. Ihr einziges effektives Mittel waren Kopfbälle von Sergio Ramos nach Eckbällen. Zu wenig für einen Sieg in München. 

Der FC Bayern schlägt Paris Saint-Germain mit 2:0 (3:0 nach Hin- und Rückspiel) und steht im Viertelfinale der Champions League. 

Dinge, die auffielen

1. Nagelsmann gewinnt sein erstes Endspiel

Ein Ausscheiden gegen Paris Saint-Germain wäre kein Patzer gewesen. Es wäre ein Ausscheiden gegen den Weltfußballer und Weltmeister Messi und den designierten Thronfolger Mbappé gewesen. Und doch, zusammen mit dem enttäuschenden Vorjahr, als man im Viertelfinale als klarer Favorit gegen Villarreal ausschied, und in Anbetracht der guten Ausgangslage nach dem Hinspiel, wäre ein Ausscheiden eine große Enttäuschung gewesen.

Die Abgesänge auf Nagelsmann lagen vermutlich schon in den Entwurfsordnern (Stanišić gegen Mbappé? Wie kann er nur?). Umso höher ist das Weiterkommen zu bewerten. 

Es war die bisher vielleicht größte Prüfung für Julian Nagelsmann als Bayerntrainer. Er hat sie gemeistert. Mit Bravour. Mit Mut (Stanišić). Chapeau! 

2. Paris zunächst taktisch vorne, doch Bayern kontert 

Der FC Bayern hatte in der ersten Halbzeit große Probleme. Das lag im wesentlich an einem Gast aus Paris, der ebenso engagiert wie clever auftrat. 

Nagelsmann hatte seine Formation und Ausrichtung einige Spiele lang einstudiert. Und damit auch vorhersehbar gemacht. Galtier fand gute Antworten.

Mbappé suchte auf halblinks immer wieder die Schnittstelle zwischen Stanišić und Upamecano. Gefährlich anspielbar war er nur selten, dafür band er regelmäßig beide. Auf der anderen Seite machte Messi es ähnlich zwischen Davies und de Ligt, wurde zusätzlich noch von Hakimi unterstützt. 

Bayern fehlte es dadurch im Zentrum an Unterstützung für Kimmich und Goretzka gegen 

Verratti, Ruiz und Vitinha. Zockten Müller und Musiala offensiver, dann dominierten die drei Pariser das Mittelfeld. Halfen Müller und Musiala aus, konnten sie die Pariser zwar offensiv eindämmen, aber in der Folge wurden die Abstände zu Choupo-Moting zu groß. 

In der zweiten Halbzeit fanden Nagelsmann und die Bayern die richtige Antwort: nicht personell und in der generellen Ausrichtung, sondern in der Aggressivität und Positionierung. Bayern ging mehr ins Risiko und schaffte es, das Spiel in jene Szenen zu verlagern, in denen sie selbst Überzahl hatten. Nach dem Führungstor war die taktische Disziplin der Pariser ohnehin Makulatur. 

3. Stanigigantišiće Defensivleistung  

Josip Stanišić ist kein klassischer Man of the Match. Dafür würden sich De Ligt und Upamecano mit herausragenden Leistungen gegen Mbappé und Messi anbieten. oder Kimmich und Goretzka, die in der zweiten Hälfte das Mittelfeld an sich rissen und beide Tore mit überragenden Ballgewinnen einleiteten. Oder Choupo-Moting mit dem so wichtigen Führungstor. 

Aber von jenen kann man diese Leistungen erwarten. Stanišić hingegen hat einen Marktwert von acht Millionen Euro. Stanišić stand vor dem Spiel gegen Paris ganze acht Mal in der Champions League auf dem Platz, von Beginn an nur in zwei eher unbedeutenden Gruppenspielen. Seine Erfahrung in K.O.-Spielen? Eine Minute! Als er im Hinspiel kurz vor Schluss eingewechselt wurde 

Und jener Stanišić sollte Kylian Mbappé verteidigen. Marktwert 180 Millionen Euro, 40 Tore in 60 Champions-League-Spielen. Konnte das gut gehen? Es konnte nicht. Es ging.