Drei Torhüter sind keiner zu viel

Jan Trenner 07.10.2014

Vielleicht brauchen wir einen Torwart. Wenn man an die Verletzungen der letzten Saison denkt. Ich möchte drei Torhüter.
Pep Guardiola, Abendzeitung München am 24.07.2014

Die Vereinsführung reagierte und verpflichte kurze Zeit später Anfang August den spanischen Welt- und Europameister Pepe Reina vom FC Liverpool. In der Spielzeit 2013/14 war er an den SSC Neapel verliehen, da ihm kurz vor der Weltmeisterschaft in Brasilien die Bank drohte. Im August kam er als Nummer 2 nach München und verdrängte Tom Starke, der von vielen Fans als gute Alternative zum spielerisch unumstrittenen Manuel Neuer galt.

Reina fällt mehrere Wochen aus

Gestern Abend spielte der FC Bayern in Unterhaching gegen eine Fan-Auswahl. Der jährlich stattfindende »Paulaner Cup« ist ein Dankeschön an die Fans – kein ernstzunehmender Test. Nicht auszuschließen ist dabei ein Verletzungsrisiko. Pepe Reina stand in der Startelf und musste nach wenigen Minuten von zwei Betreuern gestützt das Spielfeld verlassen. Er ging einem langen Ball des Gegners entgegen, spielte ihn ohne Fremdkontakt nach vorn und griff sich Augenblicke später an sein linkes Bein. Bereits während des Spiels wurde eine schwerere Verletzung vermutet und nach der Untersuchung bei Dr. Müller-Wohlfahrt bestätigte sich der Verdacht. Pepe Reina wird mit einer schweren Muskelverletzung in der linken Wade mehrere Wochen ausfallen.

Die genaue Ausfallzeit ist derzeit schwer abzuschätzen. Die Verletzung ist für Reine vor allem deshalb bitter, weil er offenbar im Pokalspiel gegen den HSV sein Pflichtspieldebüt feiern sollte. Für ihn wird Tom Starke künftig wieder als zweiter Torhüter beim FC Bayern agieren.

Neue Anforderungen an die Nummer 2

Guardiolas Wunsch war von Anfang an mehr, als eine Absicherung im Verletzungsfall. Das Torwartspiel und damit auch das Anforderungsprofil an den letzten Mann hat sich deutlich gewandelt. Pepe Reina kam nach München, um einen mitspielenden Torwart in der Hinterhand zu haben. Lange Bälle oder überhastete Abspiele sind unerwünscht. Stattdessen muss der Torhüter als erster Mann im Spielaufbau agieren und die Offensive einleiten. Hinzu kommt neben der Beherrschung des Strafraums auch die Kontrolle über weite Teile des ersten Spieldrittels, wo gegnerische Vorstöße weit vor dem eigenen Kasten abgefangen werden müssen. Reina gilt als bessere Wahl, da er das nötige Profil mitbringt, während Tom Starke auf der Linie und mit Hilfe seiner Reflexe klärt, außerhalb des Strafraums aber deutliche Schwächen aufzeigt.

Ohne Tom Starke in der Hinterhand hätte man nun einen Torhüter von den Bayern Amateuren in den Profikader befördern müssen, um bei einer möglichen Verletzung von Manuel Neuer reagieren zu können. Die letzte Saison hat gezeigt, dass die Unterschiede zwischen Erfahrung und Spielklasse in der Regionalliga Bayern zur Bundesliga oder gar Champions League zu groß sind. Lukas Raeder ragte nicht heraus, als Neuer angeschlagen und Starke nach einer Ellenbogen-OP für einige Wochen nicht zur Verfügung standen. Amateure-Neuzugang Ivan Lucic ist weiterhin verletzt und für ihn hütet derzeit Leopold Zingerle das Tor. Der 20-Jährige bringt eine solide Strafraumbeherrschung mit, kennt aber weder Tempo noch Spielniveau in der Bundesliga. Zudem zeigt er Probleme als mitspielender Torwart bei hohem Tempo. Fehlpässe im Spielaufbau oder unpräzise Zuspiele unter Bedrängnis zu seinen Innenverteidigern sind fatal. Was in der Regionalliga Bayern oft nicht direkt bestraft wird, gilt in Deutschlands höchster Spielklasse als Einladung zum Gegentor.

Die Verletzung von Reina macht deutlich, dass Guardiola richtig lag, als er vor der Saison für drei Torhüter auf Top-Niveau warb. Auch nach Reinas Ausfall kann der FC Bayern so mit Tom Starke in der Hinterhand relativ beruhigt in die anstehenden, wichtigen Wochen gehen.