Niklas Süle wechselt zum BVB. Win-win-win-win.
Beim BVB soll Süle laut Fabrizio Romano ca. 10 Mio. Euro jährlich plus Boni verdienen. Soviel hätten ihm die Bayern mit seinem nächsten Vertrag wohl auch bezahlt. Aber in einem eigenen Statement sagte Süle später (via tz), er habe „von der ersten Kontaktaufnahme an sofort gespürt, dass die Verantwortlichen des Vereins ganz große Lust darauf haben, mit mir zu arbeiten. Hans Joachim Watzke, Michael Zorc, Sebastian Kehl und Marco Rose haben mir beeindruckend vermittelt, welche Rolle ich beim BVB einnehmen kann und ich hatte das Gefühl, als Mensch und als Fußballer gewollt zu werden. Die Art und Weise, wie sie sich um mich bemüht haben, hat mir imponiert, sodass ich schnell wusste, wo ich künftig spielen werde.“ Gleichzeitig sprach der Dortmunder Sportdirektor in spe Sebastian Kehl davon, dass Süle beim BVB „den nächsten Schritt“ machen wolle.
Viele Fans sagen jetzt, dass dieser Schritt für Süle ein freiwilliger Abstieg sei und ein ziemlich dämlicher noch dazu, hätte er doch bei den Bayern jedes Jahr die Meisterschaft sicher und gute Chancen auf die Champions League, während er bei den Dortmundern nun stets in die Röhre schauen werde. Das mag stimmen, aber ist das für Süle wichtig? Süle fühlte sich in den Gesprächen mit dem BVB als Mensch wahr- und ernstgenommen, etwas was ihm bei den Bayern offensichtlich schon seit langer Zeit fehlt. Süle hat außerdem jetzt die Chance, in einer Mannschaft als zentrale Figur auf seiner Position etwas aufzubauen und dabei zentral für die Bemühungen seines Teams zu sein, den nächsten Schritt auf der Erfolgsleiter nach oben zu machen, statt wie bei den Bayern als einer von vielen jedes Jahr alle möglichen Titel nur allein schon deswegen einzuheimsen, weil sie die Bayern sind.
Was lernen wir daraus? Geld ist im Fußball wichtig, aber Geld ist nicht alles. Fußballspieler sind auch nur Menschen. Und die Motivlage des Menschen ist meist differenziert. Ich kann nicht in Niklas Süles Kopf gucken, aber nach allem, was ich öffentlich wahrnehme, muss sich dieser Wechsel für Süle rundum richtig anfühlen. Ich glaube, Süle ist sehr zufrieden mit diesem Schritt. Die Bayern können es auch sein. Süle zeigte sich zwar in den letzten Monaten unter Nagelsmann stark verbessert, aber in den vier Jahren zuvor hatte er oft genauso viel Schatten wie Licht und war keinesfalls der unverzichtbare Verteidiger, der David Alaba immer war. Die Bayern werden Süle ersetzen können. Finanziell wird die dadurch entstehende Belastung, dass man sich jetzt um eine adäquaten Ersatz bemühen muss, unter dem Strich sicher als größer eingeschätzt werden als der sportliche Verlust. Süle wird sich in Dortmund wohler fühlen und hat die einmalige Chance, als wichtige Figur etwas aufzubauen. Die Liga hat einen spektakulären Transfer zu verzeichnen, der sie auch sportlich in der Breite stärkt. Der BVB bekommt einen sehr guten Spieler mit immer noch großem unausgeschöpften Potential, der sie an ihrer Achillesferse Verteidigung wirklich bereichert und signalisiert gleichzeitig, dass eventuelle Abgesänge auf ihn (Haaland, was wird aus Bellingham?) völlig verfrüht wären. Eine klassische Win-win-win-win-Situation. Bonne Chance, Niklas Süle!