Nicolas Jackson: Wird ausgerechnet er zum Unterschiedsspieler gegen PSG und Co.?
Der FC Bayern hat einen turbulenten Transfersommer hinter sich. Zahlreiche Abgänge, öffentlich ausgetragene Verhandlungen und nahezu tägliche Wasserstandsmeldungen. Nach den geplatzten Deals mit Florian Wirtz (wechselte zum FC Liverpool) und Nick Woltemade (wechselte zu Newcastle United), stand neben den frühzeitig abgewickelten Transfers von Tom Bischof und Jonathan Tah die Verpflichtung von Luis Díaz.
KEINEN ARTIKEL MEHR VERPASSEN – JETZT UNSEREN WHATSAPP-KANAL ABONNIEREN!
Als Kingsley Coman (wechselte zu Al-Nassr FC) kurz vor Ende des Transferfensters verkauft worden war und Ehrenpräsident Uli Hoeneß öffentlich zu einer Leihe aufgerufen hatte, stand die sportliche Führung um Max Eberl unter Druck. In kürzester Zeit musste man einen Spieler finden, der den Kader offensiv in der Breite verstärkt und dessen aktueller Verein offen für ein Leihgeschäft ist. Die Wahl fiel auf Nicolas Jackson vom FC Chelsea.
Der 24-jährige Senegalese wechselte zunächst auf Leihbasis für eine Gebühr von rund 16,5 Millionen Euro. Einen Teil davon soll die Spielerseite übernommen haben. Es besteht zudem eine Kaufpflicht über 65 Millionen Euro. Diese ist jedoch an spezifische Bedingungen geknüpft. Laut Uli Hoeneß müsse Jackson dafür 40 Pflichtspiele in der Startformation bestreiten.
Zunächst drohte der Deal zu scheitern, nachdem sich Chelsea-Stürmer Liam Delap eine Verletzung zugezogen hatte und Chelsea den bereits in München gelandeten Jackson zurückbeorderte. Doch Jackson und sein Berater drängten auf den Wechsel nach München. Nun hat der Stürmer seine ersten Pflichtspiele im Bayern-Trikot absolviert, zwei Tore erzielt und eine Vorlage beigesteuert.
Dennoch bleibt die Frage: Welchen Eindruck hat Jackson bislang hinterlassen? Wie kann er langfristig ins Bayern-Spiel integriert werden?
- Teufelskarl! Bayern auch gegen Club Brügge souverän
- Vincent Kompany verlängert beim FC Bayern: Eine Chance, es besser zu machen – ein Kommentar
- Lena Oberdorf erleidet Kreuzbandriss – auch Hansen wochenlang raus
Erster Eindruck von Nicolas Jackson: Zwischen Anpassung und Ambition
Seit seiner Ankunft in München kam Jackson in allen möglichen acht Pflichtspielen zum Einsatz. Dabei stand der 24-jährige Stürmer insgesamt dreimal in der Startelf und kommt bisher auf insgesamt 297 Einsatzminuten mit zwei Toren und einer Vorlage. Das zeigt, dass Trainer Vincent Kompany darauf baut, Jackson so schnell wie möglich ins Teamgefüge und das taktische System zu integrieren.
Von der Körpersprache und Laufleistung her macht Jackson einen äußerst motivierten und ambitionierten Eindruck. Jackson legt laut kicker runtergerechnet auf die bisherigen 185 Einsatzminuten in der Bundesliga mit 23,39 Kilometern eine ähnliche Distanz zurück wie der stetig arbeitende und tief in der eigenen Hälfte auftauchende Harry Kane. Mit dem Ball wirkt Jackson jedoch mitunter etwas unglücklich in der Entscheidungsfindung, sodass bislang wenige Toraktionen herausspringen.
Augenscheinlich läuft noch nicht alles rund, dennoch sind Tempo, Wille und Dynamik bei Jackson klar zu erkennen. Sein Start ist solide, wenngleich er noch nicht vollständig in das taktische System integriert zu sein scheint.
Mehr als nur Scorer: Jacksons unterschätzter Wert für den FC Bayern
Eine wertvolle Komponente, die sich nicht in Scorern und Offensivaktionen messen lässt, ist die hohe Intensität im Spiel Jacksons. Besonders seine hohe Anzahl an Sprints fällt auf. In 185 Minuten in der Bundesliga legte er bereits 67 Sprints hin, 24 davon allein in seinen 60 Minuten im Bundesliga-Topspiel gegen den BVB. Einzig Karim Adeyemi und Michael Olise setzten noch mehr Sprints an.
Durch diese Dynamik zieht Jackson immer wieder den Fokus von einem oder sogar mehreren Gegenspielern auf sich. Besonders mit seinen Tiefenläufen öffnet er Räume für seine Mitspieler und zieht Lücken. Und mit einem Topspeed von 33,6 km/h kann solch ein Tiefenlauf selbst mitunter zu einer Waffe werden, wenn ein Pass mit perfektem Timing hinter die Abwehrkette gespielt wird.
Die hohe Intensität und starke Laufleistung kann der Mannschaft zudem langfristig zugutekommen, wenn es darum geht, die intensive Spielweise über den Februar hinaus beizubehalten, wenn es in die heiße Phase der Saison geht.
Wir finden: Fußball muss bezahlbar sein. Deshalb bieten wir unseren Content frei zugänglich für alle an. Außerdem verzichten wir bisher auf Werbung, um in der Themensetzung einen Fokus auf Qualität statt Quantität gewährleisten zu können. Unser Konzept baut auf die finanzielle Unterstützung unserer Leser*innen und Hörer*innen. Damit wir auch morgen wieder kritischen, fairen und sachlichen Journalismus rund um den FC Bayern betreiben können, brauchen wir dich!
Potenzial gegen Hochkaräter: Tiefenläufe als Waffe in Topspielen
Das angesprochene Tempo kann insbesondere in Topspielen gegen hochstehende und pressende Mannschaften zu einer echten Waffe werden. Sollte das Pressing überspielt sein, ergeben sich automatisch Räume und der 24-jährige Stürmer könnte mit seinen Tiefenläufen enormen Druck auf die letzte Abwehrreihe ausüben.
Darüber hinaus können sich gegen Teams, die selbst gerne mit dem Ball agieren möchten, Räume für Kontersituationen ergeben. Genau diese kann Jackson mit seinem Tempo und der physischen Wucht, die er mitbringt, für sich nutzen und so zu einem wertvollen Puzzlestück für den Erfolg in Topspielen werden.
Eine erste Möglichkeit, dieses Potenzial aufzuzeigen, bietet sich beim Champions-League-Kracher gegen Titelverteidiger PSG am 4. November in Paris. Sollte der Stürmer dort Einsatzminuten bekommen, hat er womöglich die Chance, diese Qualitäten auf der größtmöglichen Bühne unter Beweis zu stellen.
Integration & Ausblick: Was noch fehlt – und was noch kommen könnte
Bisher überzeugt Jackson vor allem in den Bereichen Körpersprache, Einsatzbereitschaft und Kampfgeist. Nicht ohne Grund wurde der 24-Jährige von Trainer Vincent Kompany bisher in jedem möglichen Pflichtspiel seit seiner Ankunft beim FC Bayern eingesetzt. Mit seinen Laufwegen und Sprints öffnet er Räume für Mitspieler und hat auch selbst bereits drei Scorer auf dem Konto.
Dennoch wirkt er in seinen Aktionen mit dem Ball nicht immer glücklich. Im Ballbesitzspiel des FC Bayern könnten technische Defizite zu einem Problem werden. Besonders der erste Kontakt ist von enormer Bedeutung. Hier kann Jackson sich noch verbessern. Vielleicht muss er das sogar, damit die Leihe langfristig als ein Erfolg bezeichnet werden wird.
Auch das Zusammenspiel und die Abstimmung mit den Mitspielern läuft noch nicht immer perfekt, doch hier liegt es nicht an Jackson allein, sich zu integrieren, sondern auch an der Mannschaft, ihm dabei zu helfen. Zudem ist es die Aufgabe des Trainerteams, die Stärken des Spielers im Spielsystem des FC Bayern zur Geltung kommen zu lassen.
Sollte dies gelingen und sollte Jackson seine hohe Motivation beibehalten, um sich weiter zu verbessern, kann aus einem soliden, aber nicht beeindruckenden Start durchaus noch eine echte Erfolgsgeschichte werden.
Hier weiterlesen



