Bayern siegt 4:0 in Köln
Unter der Woche gab es gute und schlechte Nachrichten rund um die Mannschaft. Auf die frohe Botschaft der Vertragsverlängerung Comans folgte die Hiobsbotschaft von Alphonso Davies’ Erkrankung. Der junge Kanadier fällt mit einer Herzmuskelentzündung mindestens vier Wochen aus. Mit einigen Quarantäne-Rückkehrern fand der FC Bayern in Köln zurück in die Erfolgsspur.
Falls Ihr es verpasst habt
Aufstellungen
Kapitän Manuel Neuer und Corentin Tolisso kehrten zurück ins Team. Für sie nahmen Malik Tillman und Sven Ulreich auf der Bank Platz.
Trainer Nagelsmann vertraute erneut der Viererkette mit Joshua Kimmich, Benjamin Pavard, Niklas Süle und Marcel Sabitzer. Kimmich und Sabitzer würden also das starke Kölner Außenspiel verteidigen müssen.
Tolisso übernahm im zentralen Mittelfeld neben Marc Roca, dafür spielte Jamal Musiala in der offensiven Dreierreihe neben Thomas Müller und Serge Gnabry hinter Robert Lewandowski.
Beim Gastgeber aus der Domstadt vertraute Trainer Steffen Baumgart auf die gleiche Startelf, die in der Vorwoche Hertha geschlagen hatte: eine offensive Ausrichtung mit Modeste, Uth, Duda, Kainz und Schaub.
1. Halbzeit
Die Kölner spielten so mutig und pressten sehr hoch, wie man es kennt, seit Steffen Baumgart übernommen hat. Auch die Bayern attackierten früh und hatten keine Probleme, die Kölner im Aufbau zuzustellen. Müller und Lewandowski liefen die Innenverteidiger an, Tolisso schob auf Özcan, Musiala und Gnabry kümmerten sich um die Außenverteidiger.
Ergebnis des hohen Pressings waren Ballverluste auf beiden Seiten. Bayern konnte in der neunten Minute als erstes davon profitieren: Nach einem Ballverlust von Duda landete der Ball bei Müller, der in die Schnittstelle auf, natürlich, Robert Lewandowski durchsteckte. Lewandowski schob den Ball an Schwäbe vorbei ein.
In der 25. Minute erhöhten die Bayern durch eine sehenswerte Kombination auf 2:0. Nach Sabitzers Seitenwechsel spielte Tolisso einen Doppelpass mit Müller und schloss sehenswert ins obere linke Eck ab.
Die Gastgeber aus Köln wirkten nach Ballgewinnen ab und an gefährlich – ein Uth-Tor wurde vom VAR wegen knapper Abseitsstellung aberkannt -, kamen aber nicht zu klaren Chancen.
Bayern nutzte die Räume, die Köln bot, nicht immer konsequent, sonst wäre eine höhere Führung möglich gewesen. Zwölf zu zwei Torschüsse für die Gäste reflektierten den optischen Gesamteindruck nicht perfekt, standen aber sinnbildlich für den deutlichen Unterschied zwischen den beiden Teams.
2. Halbzeit
In der 62. Minute brachte Nagelsmann Leroy Sané für den heute etwas blassen Musiala. Sané war bereits eine Minute später voll da, als er dem polnischen Rekordstürmer das 3:0 auflegte.
Nachdem Köln es nicht schaffte zu verkürzen, unter anderem Hübers verpasste mit einem Lattenkopfball nur knapp, erhöhten die Bayern in der 74. Minute auf 4:0. Erneut bereitete Sané für Lewandowski vor. Vorausgegangen war ein schöner Pass aus der Innenverteidigung auf Thomas Müller.
Nach dem 4:0 wechselte Nagelsmann Omar Richards für Sabitzer und Tanguy Nianzou für Tolisso ein. Richards übernahm die Linksverteidigerposiiton, Nianzou verteidigte innen, Pavard schob nach rechts und Kimmich ins Mittelfeld.
Kurz danach durften erneut die beiden Nachwuchsspieler Malik Tillman und Paul Wanner weitere Bundesligaminuten sammeln. Thomas Müller und Marc Roca durften vorzeitig unter die Dusche.
Es blieb beim deutlichen 4:0 für den FC Bayern, die insgeheim vielleicht ganz glücklich sein dürften, in der nächsten Woche spielfrei zu haben, wenn für 16 andere Teams das DFB-Pokal-Achtelfinale ansteht.
Dinge, die auffielen
1. Bayern lässt sich auf Kölns wildes Risikospiel ein
Die Kölner sind bekannt für hohes Pressing, mutiges Anrennen und teils einen etwas wilden Stil. Der Stil birgt ein hohes Risiko und bringt den Kölner überraschende Erfolge wie das 4:1 im rheinischen Derby gegen Mönchengladbach, aber ab und zu auch klare Niederlagen wie das 0:5 in Hoffenheim.
Die Bayern spielten das Kölner Spiel heute mit und ließen sich auf ein in Phasen wildes Hin und Her ein.
Zu oft suchten die Bayern nach ihren Ballgewinnen den ganz schnellen Weg in die Spitze. Nachvollziehbar, weil die Kölner rund um den alleinigen Sechser Salih Özcan offene Räume anboten.
Dominanter Ballbesitzfußball sieht allerdings anders aus. 29 lange Bälle in der ersten Halbzeit und eine Passquote von insgesamt nur 78% sprechen eine deutliche Sprache und erklären, warum dem Münchner Spiel phasenweise das kontrollierende, souveräne Element abging. Der Saisonschnitt der Münchner liegt bei deutlich höhere 86%.
Heute ging das Risiko aus Bayernsicht auf. Nicht selten profitierte Nagelsmanns Team dabei jedoch davon, dass der Effzeh Umschaltsituationen nicht sauber ausspielte. Ein Risiko, dass in anderen Situationen schief gehen kann.
Man hat den Eindruck, dass die Nagelsmann-Bayern noch nicht ausdefiniert sind.
2. Sabitzer eine langfristige Alternative als Linksverteidiger?
Sein Debüt auf der ungewohnten Position gegen Borussia Mönchengladbach verlief für ihn selbst und den FC Bayern denkbar unglücklich. Ob aus der Not geboren oder bewusst, Nagelsmann gab ihm eine weitere Chance. Ausgerechnet gegen die Kölner, die bevorzugt über Flanken zu Toren kommen wollen.
Nagelsmann forderte eine mutigere Spielweise von Sabitzer. Dieser Mut war heute zu sehen. Er machte seine Sache souverän und schnörkellos, ohne große Akzente zu setzen. Er wäre nicht der erste unkonventionelle Linksverteidiger in der Geschichte des FC Bayern. In den letzten Jahrzehnten halfen temporär bereits Bastian Schweinsteiger, Hasan Salihamidžić oder Owen Hargreaves als Linksverteidiger aus. Wird Sabitzer die nächste temporäre Dauerlösung in dieser Reihe?
Die erste Alternative wird Lucas Hernández sein, sobald der Franzose wieder fit ist. Während Hernández als Linksverteidiger einen defensiven Gegenpol zum offensiven Davies bildet, kann Sabitzer vielleicht eine Kompromisslösung sein.