Koan Lewandowski im Sommer – was das Watzke-Machtwort bedeutet

Steffen Trenner 09.06.2013

Die Aussage klingt glaubwürdig und könnte die Diskussionen über einen Wechsel des polnischen Nationalspielers von Dortmund nach München zumindest für diesen Sommer endgültig beenden. Der Gesichtsverlust für Watzke und den gesamten BVB wäre riesig, sollte Lewandowski doch noch zum Rekordmeister wechseln. Das wird der kluge Geschäftsmann nicht riskieren.

Dortmund geht mit dieser Taktik trotzdem ein hohes Risiko ein. Es kann nicht im Sinne der Schwarz-Gelben sein, wenn mit Robert Lewandowski im kommenden Jahr ein Spieler im Kader steht, der nicht mehr für diesen Verein spielen möchte. Der Pole hat seine Wechselabsichten klar artikuliert. Ich vermute, dass Watzke darauf hofft, dass es nun hochkarätige Angebote aus dem Ausland gibt. Ein Wechsel nach England, Spanien oder Italien wäre sportlich leichter zu verkraften, als den aktuell vielleicht besten Stürmer Europas an den großen Ligakonkurrenten zu verlieren. Sollte Lewandowski ohnehin spätestens 2014 wechseln, stellt sich zudem die Frage warum Dortmund auf eine zu erwartende hohe Ablöse verzichten sollte.

Watzke hat auch klargestellt, dass es zwar Kontakt mit den Münchenern über die Personalie gab, aber bis heute kein konkretes Angebot eingegangen ist. Ohnehin scheint fraglich wie groß das Interesse der Münchener an einem Lewandowski-Wechsel in diesem Sommer wirklich ist. Echten Handlungsdruck gibt es im Sturm nicht, zudem ist Bayerns Zurückhaltung eher untypisch für die Entscheidungsträger des Rekordmeisters. Große Transfers wie Martínez oder Götze wurden mit wesentlich mehr Nachdruck voran getrieben.

Sportlich wäre ein Stürmertyp wie Lewandowski sicherlich eine Bereicherung. Gerade weil mit Pep Guardiola ein Trainer zu Bayern kommt, der in der Vergangenheit eher selten auf einen klassischen Mittelstürmer gesetzt hat. Lewandowski ist spielerisch herausragend. Seine Ballbehandlung, sein Zweikampfverhalten, seine Fähigkeit Bälle abzuschirmen und nicht zuletzt seine Torgefährlichkeit machen ihn zu einem kompletten, spielstarken Stürmer, der jedem Verein der Welt weiterhelfen kann. Trotzdem scheint es nicht nur bei Münchener Fans, sondern auch bei den Entscheidungsträgern eine Hemmung zu geben beinahe 70 Millionen Euro für Götze und Lewandowski an den größten Widersacher der vergangenen Jahre zu überweisen.

Für Mario Gomez ändert sich übrigens durch die Entwicklungen des Tages aus meiner Sicht so gut wie Nichts. Schon in der vergangenen Saison kam der Nationalspieler wenig zum Einsatz – ohne Robert Lewandowski. Sollte Gomez wechseln, dann wohl weil der Stürmer mit seinen Einsatzzeiten in der abgelaufenen Saison unzufrieden war und sich auch unter Guardiola keine Verbesserung verspricht – und nicht weil ihn der FC Bayern dringend abgeben will. Es war immer die Maßgabe von Uli Hoeneß, dass Verträge grundsätzlich eingehalten werden, aber Spielern, die den Verein verlassen wollen, dies auch ermöglicht wird.

So sehr ich mir persönlich einen Verbleib von Gomez wünschen würde – am Ende wird Pep Guardiola entscheiden müssen, ob ihm das Spielermaterial im Sturm ohne Lewandowski und Gomez ausreicht. Neben zwei klassischen Mittelstürmern mit Mario Mandzukic und Claudio Pizarro, stehen mit Mario Götze und Thomas Müller als Falsche Neunen weitere Alternativen für das offensive Zentrum zur Verfügung. Das sind nicht die schlechtesten Aussichten für die Saison 2013/2014 – auch ohne Lewandowski und Gomez.