Viele Chancen aber nur ein Tor: 1:1 in Hoffenheim

Georg Trenner 12.03.2022

Am Ende trennten sich die Teams nach Treffern von Baumgartner und Lewandowski 1:1 unentschieden. 

Falls Ihr es verpasst habt

Aufstellungen

Beide Teams spielten mit einer Dreierkette in der Abwehr, davor jedoch unterschiedlich.  Hoffenheim-Trainer Sebastian Hoeneß schickte sein Team in einem 3-4-3/3-5-2 ins Spiel. 

Gegenüber dem Sieg in Köln veränderte er seine Startelf auf zwei Positionen. Sturmtalent Georginio Rutter und Abwehrroutinier Kevin Vogt erhielten den Vorzug vor Ihlas Bebou und Kevin Akpoguma. 

Julian Nagelsmann setzte auf die Startelf, die unter der Woche gegen Salzburg erfolgreich war. Vor Kapitän Manuel Neuer verteidigten Lucas Hernández, Niklas Süle und Benjamin Pavard. Joshua Kimmich und Jamal Musiala besetzten das Mittelfeldzentrum hinter der offensiven Viererreihe Kingley Coman, Leroy Sané, Thomas Müller und Serge Gnabry und Mittelstürmer Robert Lewandowski. 

1. Halbzeit

Vor dem Spiel kündigte Sebastian Hoeneß offensive Hoffenheimer an – er ließ seinen Worten Taten folgen. Die TSG lief die Bayern von Beginn an mutig an und verzichteten gegen den Ball fast vollständig auf Absicherungen. 

Aus einem Ballgewinn resultierte auch die erste Chance für die Hausherren in der fünften Minute. Nach einem Ballgewinn von Posch gegen Sané tauchte Kramarić gleich zweimal frei vor Neuer auf. Der FCB-Schlussmann konnte parieren. 

Wenige Minuten später profitierten die Bayern ihrerseits vom risikoreichen Defensivverhalten der Hoffenheimer, als Gnabry nach einer Flanke von Coman volley abschließen konnte. Fünf Minuten später vergab Thomas Müller eine weitere Chance zur Führung. Erneut hatte Coman geflankt.  

Nach dem offensiven Auftakt beider Mannschaften beruhigte sich das Spiel, bevor Baumgartner für Hoffenheim in der 32. Minute zur 1:0-Führung traf. Kimmich hatte den Ball in Linksaußen-Position verloren. Bayerns Gegenpressing lief ins Leere, und der Ball landete mit etwas Glück bei Vogt, der raumgreifend das verwaiste Mittelfeld überbrückte. Über Kramarić landete der Ball bei Raum, dessen Flanke Baumgartner am langen Pfosten gegen Neuers Laufrichtung verwandelte.

Die Bayern ließen sich diesmal durch den Gegentreffer nicht verunsichern. In der Nachspielzeit traf Lewandowski nach einer Ecke von Kimmich zum 1:1 Pausenstand. 

2. Halbzeit

Zu Beginn der zweiten Halbzeit verteidigten die Hoffenheimer nicht mehr so aggressiv wie noch in der ersten Hälfte. Bayern nutzte diese Einladung zu mehr kontrollierendem Ballbesitz und längeren Ballzirkulationen, aus denen sich zudem einige Chancen ergaben. Die zunächst beste hatte Leroy Sané nach 55 Minuten nach einem Zuspiel von Musiala. Es blieb jedoch beim Unentschieden. 

Zwei Minuten später tauchte die TSG erstmals gefährlich vor Manuel Neuers Tor auf. Wieder war es David Raum, der über seine linke Seite Chancen für Bebou (57.) und Kramarić (58.) auflegte. 

Unbeeindruckt vom Aufbäumen der Hoffenheimer blieben die Bayern die stärkere Mannschaft und erspielten sich zahlreiche Chancen. In der 68. Minute traf Gnabry den Pfosten, in der 72. rettete Poschs Ellbogen für den geschlagenen Baumann nach einem Schuss von Müller. Meist war es aber der Hoffenheim-Keeper, der die Chancen der Bayern vereitelte. 

Zehn Minuten vor dem Ende wechselte Julian Nagelsmann. Eric Maxim Choupo-Moting und Marcel Sabitzer kamen für Musiala und Müller. Doch der Siegtreffer wollte weiterhin nicht fallen. 

So blieb es nach 90 Minuten beim 1:1. War die Chancenverwertung gegen Salzburg noch überdurchschnittlich, so war sie heute der Hauptgrund für den verpassten Sieg. 

Dinge, die auffielen

1. Weiterhin viel Arbeit, wenig Kür 

Erneut trennen sich die Bayern in der Bundesliga 1:1. Und erneut ist es ein gemischtes Ergebnis. Zwar hatten die Bayern in Summe ein Chancenübergewicht, dennoch hätten sie mit etwas Pech auch als Verlierer vom Platz gehen können. 

Insbesondere in der ersten Halbzeit war es ein Spiel auf Augenhöhe. Hoeneß taktische Maßnahme, die Bayern zu spiegeln und konsequent auf Eins-zu-eins-Duelle zu setzen, ging voll auf. Rutter, Baumgartner und Kramarić liefen die drei Verteidiger der Bayern an, während Kadeřábek und Raum sich außen um Coman und Gnabry kümmerten. 

Die Rolle von Coman und Gnabry war sinnbildlich für die erste Halbzeit. Offensiv konnten sie einige Akzente setzen, jedoch boten sie den Hoffenheimern immer wieder freie Räume auf außen an. 80% der Hoffenheimer Angriffe wurden über außen initiiert. 

Erst als Hoffenheim in der zweiten Halbzeit tiefer verteidigte, konnten die Bayern in Ansätzen  ihre gewohnte Dominanz zeigen und sich in Summe das beschriebene Chancenübergewicht erspielen.  

2. Musiala auf der Suche nach seiner Rolle 

Jamal Musiala lief heute erneut neben Joshua Kimmich im zentralen Mittelfeld auf und bestritt sein 50. Bundesligaspiel für den FC Bayern. Er ist mit 19 Jahren und 14 Tagen der jüngste Spieler in der Clubgeschichte, der diesen Meilenstein erreicht. Ihm folgen Georg “Katsche” Schwarzenbeck, Roque Santa Cruz, Uli Hoeneß  und Bastian Schweinsteiger, die alle bereits das 20. Lebensjahr vollendet hatten, bevor sie diese Marke erreichten. 

Wettbewerbsübergreifend hat Musiala bereits 69 Pflichtspiele für den Rekordmeister bestritten. Sein Vertrag läuft bis 2026. Er ist eine der Säulen für die Zukunft des Vereins. 

Seine Position für diese Zukunft hat er noch nicht gefunden, was für einen Spieler seines Alters nicht ungewöhnlich ist. Auch ein Bastian Schweinsteiger spielte in seinen ersten Jahren teils im linken, teils im rechten Mittelfeld und sogar als Aushilfs-Linksverteidiger, bevor Louis van Gaal ihn erst einige Jahre später ins zentrale Mittelfeld versetzte. 

Musiala hat beim FC Bayern schon auf dem offensiven Flügel, im offensiven Mittelfeld und zuletzt im zentralen Mittelfeld gespielt. Letztere Rolle interpretierte bisher er nahezu typisch für einen offensiv denkenden Spieler: Er ist mutig in Ballbesitz und zockt gegen den Ball. Dadurch gelingen ihm viele “Interceptions” (abgefangene Bälle), dadurch riskiert er aber gefährliche Ballverluste. Heute interpretierte er die Rolle diszipliniert. Er spielte kaum Fehlpässe und hatte kaum Ballverluste. Gleichzeitig kam er nur zu zwei Tacklings und ging ohne Kopfballduell vom Platz – ein zweiter Javi Martínez wird aus ihm nicht werden.

Die zukünftige Einbindung und die Definition oder Erfindung der perfekten Rolle für Jamal Musiala ist eine der spannendsten Aufgaben für Julian Nagelsmann. 

3. 180 spannende Minuten in Hoffenheim

180 Minuten? Ja. Der FC Bayern bestritt heute zwei wichtige Bundesligaspiele im Kraichgau. Bereits am frühen Samstagmittag traten die Frauen des FC Bayern im Kampf um die Tabellenspitze bei der TSG Hoffenheim an. 

Die Bayern Frauen machen mit dem 4:2-Sieg bei der TSG Hoffenheim einen weiteren wichtigen Schritt nach vorn. Die Hoffenheimerinnen, in der Bundesliga bis zum Samstagnachmittag noch ohne Heimniederlage, fanden kaum ins Spiel. Das lag vor allem an sehr starken Bayern. Hohes Pressing, präzise im Passspiel und vor allem in den offensiven Halbpositionen mit Linda Dallmann und Lina Magull stets sehr gefährlich – es war vielleicht die beste erste Halbzeit der bisherigen Saison. 

Und das, obwohl Hoffenheim glücklich in Führung ging. Einen Standard verteidigten die Bayern zu lässig und auch Torhüterin Janina Leitzig sah nicht gut aus. Der Rückstand war auch deshalb schnell Geschichte, weil die Münchnerinnen dran blieben und auf ihre Qualitäten vertrauten. Die 2:1-Führung zur Pause war der einzige Kritikpunkt – denn eigentlich hätten die Roten höher führen müssen. 

Wie es das ungeschriebene Fußballgesetz nämlich will, kam Hoffenheim mit der eingewechselten Jule Brand besser in den zweiten Durchgang und erarbeitete sich den verdienten Ausgleich. Bayern fing sich aber schnell und vor allem die Einwechslung von Ex-Hoffenheimerin Maximiliane Rall machte sich sofort bezahlt. Keine zwei Minuten auf dem Platz, besorgte sie die abermalige Führung.

Den Schlusspunkt besorgte die eingewechselte Jovana Damnjanovic kurz vor dem Ende. Ein in der Höhe verdienter Sieg, der über weite Strecken auch fußballerisch überzeugend war. Mit Blick auf die anstehenden Aufgaben in Bundesliga, Champions League und Pokal steht Trainer Jens Scheuer nun vor der Luxusaufgabe, sich zwischen mehreren formstarken Spielerinnen entscheiden zu müssen.