Der, der nicht in der zweiten Reihe stehen kann
Im Gerichtssaal, vor den Augen der Öffentlichkeit und Journalisten, war die „Abteilung Attacke“ ungewohnt still. Nach der Bekanntgabe des für viele unerwarteten Urteils, dem Verzicht auf Revision und nach der boulevardesken Aufbereitung des Haftantrittes, setzte sich diese Ruhe um Uli Hoeneß fort.
Der oftmals lospolternde Ex-Präsident verbüßte 21 Monate lang seine Haftstrafe als Privatperson. Abgeschottet, im Anschluss als Freigänger, nach Haftentlassung ohne Öffentlichkeit und weitestgehend nur in seinem engsten Kreis. Der Verein kam zur Ruhe.
Nun kehrt Hoeneß ins Rampenlicht zurück.
In einer Zeit, in der sportliche Schwierigkeiten die Sehnsucht nach ihm nähren. Notwendig für eine Wiederwahl wäre die aktuelle Negativserie nicht. Eine überwältigende Mehrheit hätte ihn sowieso gewählt.
Einen ernsthaften Gegenkandidaten hat es nie gegeben. Wer wäre auch so vermessen, sich überhaupt gegen ihn aufstellen zu lassen?
Ebenso hat – in der Rückschau betrachtet – der Versuch sich vom alten Präsidenten zu emanzipieren, nie stattgefunden.
Aus einer Chance wurde die Rückkehr zum Bekannten
»Die Zeit des Übergangs sollte dann genutzt werden, um einen starken Nachfolger aufzubauen.« schrieb Steffen im März 2014 nachdem bekannt wurde, dass Hoeneß seine Ämter als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender niederlegt.
Karl Hopfner wurde als Übergangslösung vorgestellt und installiert. Er agierte als Platzwärmer für den nächsten Präsidenten, führte fort, was funktionierte und ließ Rummenigge in der Öffentlichkeit sprechen. Er selbst hielt sich stets zurück.
Dass Hoeneß zurückkehrt, war in dem Moment klar, als Hopfner ganz klar als Platzhalter das Präsidentenamt übernommen hat.@Ojweh
Vorstandschef und Bald-Wieder-Präsident danken ihm bereits jetzt für seine Verdienste und natürlich war von Anfang an klar, dass man mit Hopfner nicht in die Zukunft gehen wird. Der Verein machte aber auch nie den Anschein, dass er ernsthaft an einer anderen, langfristigen Lösung interessiert sei. Der scheidende Präsident kündigte seine Rückkehr mit »das war’s noch nicht« selbst an und versperrte anderen Kandidaten automatisch den Weg.
Gleichwohl hatte ich mir erhofft, dass der FC Bayern sich in der Zwischenzeit von seinem langjährigen Übervater emanzipiert hat. Hoeneß mag die Seele des Vereins sein und ihn familiär machen, aber er steht auch für konservative Strukturen, die Fortschritte beim FC Bayern verlangsamen, und manchmal für einen Populismus, der nicht zu einem Weltklub passt.Alex Feuerherdt
Hoeneß hat den Verein über 30 Jahre lang zusammengehalten. Die letzten drei haben gezeigt, dass es ohne ihn geht. Dennoch dreht man sich nun um und wieder zu ihm zurück.
Zurück zu jemandem, der seine Haftstrafe verbüßt und Steuerschulden beglichen hat. Aber auch zu einer Person, die sich jahrelang als moralische Instanz aufgeschwungen hat, um tiefer zu fallen als jemand zuvor.
Die Funktionäre im deutschen Fußball scheinen sich einstimmig auf Hoeneß Rückkehr zu freuen. Sie können sich auch darauf freuen, künftig ein Argument vorzubringen, dass jedem mahnend an der Säbener Straße erhobenem Zeigefinger entgegensteht. Der juristischen Verfehlung, die mit Haft bestraft und bereinigt wurde, steht eine nicht zu vergessende moralische gegenüber. Letztere wird als Argument herhalten, wann immer es passt und bequem ist.
Dieser Makel wird an ihm und damit auch dem Verein haften. Es ist bezeichnend, dass ein Großteil der Fans und Mitglieder von reiner Emotionalität getrieben werden und diesen Aspekt außer Acht lassen. Der alte und neue Präsident akzeptiert dies ebenfalls.
(Foto: Matthias Hangst / Bongarts / Getty Images)
Bayern braucht keinen Patriarchen
Dabei wäre die Chance für neue Strukturen so groß gewesen wie nie zuvor. Hoeneß hätte im Hintergrund die Fäden ziehen und sein Erbe dirigieren können. Präsent, wie er eben ist, aber nicht im Rampenlicht.
»Wenn der FC Bayern sich weiter in der europäischen Spitze halten will, geht das nicht als etwas zu groß geratenes Familienunternehmen, dem ein Patriarch vorsteht […] mit seiner übermächtigen Persönlichkeit blockiert er auch notwendige Weiterentwicklungen.«, so Alex über das, was den Widerspruch zwischen Anspruch als Verein und nun zurückkehrender Person definiert.
Fakt ist: Fast drei Jahre lang verpasste man es, ernsthaft einen neuen Weg einzuschlagen und den Verein unabhängig von seiner ehemals prägenden Figur zu machen.
Ein Ohne-Hoeneß-Strategie wurde nicht entwickelt. Allem Anschein nach weder intern noch in der Öffentlichkeit. Im Gegenteil: Für Letzteres wird Uli Hoeneß, wenn man kritisch-besorgten Fans zuhört, stärker denn je als Gegenentwurf zu Karl-Heinz Rummenigge gesucht:
… er ist der einzige, der Rummenigge in seinem zuletzt immer weiter ausufernden Größenwahn rund um Qatar oder die Reform der Champions League bremsen kann. […] Die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Internationalisierung und Bewahrung der Identität ist seine wichtigste Aufgabe in der nächsten Amtszeit.
Vielleicht sieht Uli Hoeneß sich in der Pflicht zurückzukehren. Dass der FC Bayern größer als sein Präsident ist, geriet in Vergangenheit oftmals in Vergessenheit.
Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung.
Gewaltenteilung
Dabei wäre ein alternativer Weg einfach zu bestreiten. Mit Matthias Sammer ging der Verein bereits einen Schritt in diese Richtung. Nur nie weit genug. Gewaltenteilung statt -konzentration. Sinnvolle Rollenverteilung statt Spotlight in eine Richtung. Es wirkt wie eine Kehrtwende, die noch immer vakante Position des Sportvorstands brach liegen zu lassen.
Rummenigge und Sammer bildeten ein Sprachrohr. Anscheinend ist nun neben Hoeneß und Rummenigge kein Dritter notwendig – man könnte folgern: erwünscht. Die alte Führungsriege teilt die Aufgaben wieder unter sich auf und bestimmt im engen Kreis die Geschicke des Vereins. Ein Modell für die Ewigkeit ist dies nicht.
Wer sich als Klub von Welt präsentiert, sollte sich eine ebensolche Struktur geben.
Uli Hoeneß hat einen Verein geschaffen, der nicht auf Andere schauen muss. Sich nicht wie ein Fähnchen im Wind der Großen bewegt, sondern selbst definiert. Ein Klub, der für eine Identität und Historie steht.
Hoeneß hat es jedoch nicht geschafft, sein Erbe in eine selbstständige Zukunft zu entlassen. Stattdessen steht die Vergangenheit nun wieder für die Zukunft.
Er selbst steht in der ersten Reihe, weil er es in der zweiten nicht auszuhalten scheint.
Sehr guter Kommentar. Nicht unähnlich wie der in 11 Freunde gestern, aber Gottseidank wenn ger moralisierend.
Spricht alle Kernpunkte an die ich als wichtig empfinde. Bin eher gesorgt als gespannt, wie es jetzt weitergeht.
Wer sind eigentlich die Personen die da immer wieder als plakative Zitate in dem Artikel eingebaut sind?
Ich kenne das Stilmittel eigentlich nur mit bekannten, öffentlich bedeutsamen Personen. Die hier sind mir fremd, deshalb empfinde ich den Artikel als sehr in eine Richtung lenkend. Ja es ist ein Kommentar, aber dann sollte dieser nicht mit weiteren vermeintlichen Zitaten anderer angereichert werden.
Für den Artikel habe ich etwa 15 Personen, die mir bekannt sind, via Twitter um eine kurze Stellungnahme gebeten. Die Rückmeldungen waren sehr unterschiedlich – Einige wurden eingebaut, einige Namen genannt. Andere wollten anonym bleiben.
Ich finde die Zitate gut. (Und ein Alex Feuerherdt ist mE eine Person der Öffentlichkeit.)
Anonyme Zitate finde ich auch okay, hätte mir aber gewünscht, dass die bereits im Artikel kenntlich gemacht wird. Mir wurde das erst durch deinen Antwort an KITA klar. Vorher dachte ich, ich hätte den Zitierten überlesen und habe auch tatsächlich im Text danach gesucht – natürlich vergeblich wie ich nun weiß.
„Er selbst steht in der ersten Reihe, weil er es in der zweiten nicht auszuhalten scheint.“
Hmmmm.
Sehr gewagte These. Immerhin haben die letzten Jahre, insbesondere seit Freigang und Freilassung doch gezeigt, dass er sich sher zurücknehmen kann. Gleichzeitig unterstellt die Aussage, dass er sich für wichtiger hält als den Verein. Das halte ich für falsch. Ich gestehe ihm schon zu, dass er einfach noch „nicht fertig“ ist. Immerhin wurde er aus der laufenden Amtszeit gerissen. Von Anfang an war, klar, dass man die Gelegenheit nicht „nutzt“ um dort was Neues aufzubauen.
Ich für meinen Teil habe kein Problem damit, wenn UH heute Abend ins Amt zurückkehrt. Im Gegenteil. Ich gebe ihm gern eine zweite Chance sowie die Möglichkeit seine Aufgaben zu Ende zu führen. Aus der geduckten Haltung der Haft heraus irgendwas aufzubauen oder in die Wege zu leiten halte ich für nicht machbar. Dazu hat er dann künftig deutlich mehr und bessere Gelegenheit.
Und man sollte nicht so vermessen sein und glauben, sowohl UH als auch KHR seien so weltfremd um nicht zu wissen, dass die Uhr tickt. Aktuell habe ich noch absolutes Vertrauen, dass es weiterhin darum geht, den Verein auf sicheren Bahnen in die Zukunft zu führen. Dinge wie Katar stehen auf einem anderen Blatt und da wird zu passender oder unpassender Gelegenheit noch genug diskutiert werden. Akzuell sehe ich ohnehin keinen Kandidaten, der für dieses Amt besser geeignet wäre, insofern für mich die einzig logische Wahl.
Mein Text zielt genau auf diesen Punkt ab: Wieso hat man die Zeit nicht nutzen wollen?
Weil es sich nicht gehört, den „Vater“ des heutigen FCB innerhalb eines Zeitraums in dem dieser unfähig ist zu handeln oder auch nur adäquat reagieren zu können, insbesondere (was jetzt offensichtlich ist) gegen seinen Willen zu ersetzen. Für mich ist es tatsächlich so einfach. Er wurde für eine gewisse Zeit gewählt, die er – selbstverschuldet, klar, aber nun auch rehabilitiert – nicht komplett ausfüllen konnte.
Die Frage, ob es irgendwer besser gemacht hätte / machen würde ist die nächste. Aber ich für meinen Teil sehe seine Arbeit/Amtszeit/Wirken als nicht vollendet an (exemplarisch muss man nur den Neubau des JLZ erwähnen, möglicherweise auch Basketball etc.) und bin bereit ihm dementsprechend eine Zeit einzuräumen, in der er dies vollenden kann. Zu gegebener Zeit kann man wieder diskutieren, wie es weiter geht.
Der vorletzte Absatz ist für mich entscheidend. Ich glaube, Hoeneß kommt zurück, um den Verein in neue Hände zu übergeben und den Weg in die Zukunft zu gestalten, strukturell und personell. Und dies geht in letzter Konsequenz nicht als Legende/Maskottchen/heimlicher Strippenzieher. Für Entscheidungen braucht man Befugnisse und eine Machtposition.
Diese letzte große Aufgabe seiner Präsidentschaft konnte er letztes Mal (selbstverschuldet) nicht beenden. Er soll sein Lebenswerk nun endgültig vollenden, die nächste Generation um Lahm installieren und einarbeiten, den Verein in dieser Umbruchphase bis 2020 auf Kurs halten. Und dann wird Hoeneß auch bald einen Schlusstrich unter die offiziellen Ämter legen.
Ich appelliere an alle, die Hoeneß nicht wieder als Präsident sehen wollen (wofür ich Verständnis habe), mit einer Enthaltung heute Abend zu stimmen. Das sollte als Zeichen genügen, Gegenstimmen bringen dem Verein gar nichts, ausser Unruhe, Zerwürfnis und einen schweren Start in Hoeneß‘ letzten Aufgalopp.
Das Herz freut sich auf die Rückkehr – der Kopf teilt die beschriebenen Zweifel. Die Hoffnung ist, dass er das Präsidentenamt zurückhaltender ausübt und in naher Zukunft Jüngeren den Raum zur Entwicklung gibt. Sammers Schlaganfall war unvorhersehbar und vielleicht braucht es Hoeneß, dass in seinem Schatten etwas Grosses wachsen kann. Selbst der größte Bayern-Spieler der letzten Dekade wird nicht schnell in entsprechende Aufgaben hineinfinden, ebensowenig wie ein bereits profilierter Funktionär von außen. Vielleicht kann der Verein Großes leisten mit uncharismatischen Buchhaltertypen, die als Hirn einen tollen Job machen. Aber ich würde mir doch Herz und Hirn und Fisch und Fleisch als Gesicht des Vereins wünschen. Das ist Hoeneß. Und wer es einmal werden kann, wird die Zeit zeigen.
Ich war zwar nie ein leidenschaftlicher „Ulianer“, finde seine Rückkehr aber erstens richtig und zweitens wichtig.
Seine Abwesenheit hat gezeigt, dass die Führung des Vereins allenfalls lückenhaft aufgestellt war und dass da etwas geschehen musste. Einmal in der Außendarstellung, dann im Generationswechsel, aber eventuell auch inhaltlich.
Ein guter Indikator ist dabei der auf „miasanrot“ leider totgeschwiegene Basketball. Dieses Projekt steckt viel mehr in den Kinderschuhen als der Fußball, bei dem Bayern der nationalen Konkurrenz jedenfalls seit 2013 meilenweit voraus ist. Nur zur Erinnerung: 2014, bei Hoeness zeitweisem Abschied, wurden die Basketballer gerade deutscher Meister. Was dann folgte war nicht nur Stagnation, sondern das Projekt kam ins Hintertreffen. Bamberg hat es mit viel Geld – als Bayernfan neidet man das nicht – und einem Top-Trainer geschafft, die Bayern national abzuhängen. International gab es eine Klatsche nach der anderen. Der Manager des Bayern-Basketballs, Marco Pesic, konnte wenig machen. Es fehlte an wirtschaftlichen Ideen, es fehlte an Geld und es fehlte an einer Strategie. Z.B. wurde das mit Red Bull begonnene Hallenprojekt (auf dem Olympiagelände) sang- und klanglos abgeblasen – Ersatz gibt es keinen. Ebenso musste man einen Top-Spieler nach nur sechs Monaten wieder ziehen lassen (K.C. Rivers), weil es nicht gelang, den für seine Vertragsverlängerung nötigen niedrigen sechsstelligen Betrag (!) aufzutreiben. Bayernlike geht anders ..
Im Basketball konnte man sehr gut verfolgen, was bei einem Verein alles schief laufen kann, wenn die falschen Leute in der Verantwortung stehen (hier die Hasenfüße Hopfner und Schels).
Und ungeachtet der schönen (nationalen) Titel, die uns Pep Guardiola bis einschließlich letzter Saison beschert hatte, gab es m.E. auch im Fußball starke Anzeichen, dass der Wagen ein wenig in die falsche Richtung lief. Bayern war immer ein Medienclub. Dass man bereits in den späten 60er, frühen 70er Jahren den damals stärkeren Lokalrivalen locker abhängen konnte, lag nicht nur an den guten Fußballern, sondern an der Top-Vermarktung dieser Fußballer und des Vereins (damals Robert Schwan, später Hoeness selbst). Und die folgenden fast 40 Jahre war Bayern immer auch ein Liebling der Medien. Klar, es gibt in den Medien viele Bayernhasser – aber mit dem Kicker und mit Sportbild war das Verhältnis prima, und das war für den Verein und für seinen wirtschaftlichen Erfolg – Werbepartner – immer sehr wichtig. In den Guardiola-jahren ist da etwas kaputt gegangen, und das muss gekittet werden. Möglicher Weise kittet Hoeness das noch selbst – aber auch dann muss er – und nur er – den richtigen Nachfolger finden, der den Markenkern FC Bayern hütet wie seinen Augapfel.
Die Generation der heute 40 bis 55-jährigen (Matthäus, Ballack, Effenberg, Kahn, Scholl usw. usw.) ist beim FC Bayern nichts geworden (das haben die Altvorderen eventuell einfach nicht zugelassen). Wenn Hoeness und Rummenigge in spätestens 10 Jahren die Schalthebel endgültig frei geben, muss eine neue Generation am Start stehen, die weiß wie der Hase läuft. Dass das nur kontrolliert und mit Hoeness geschehen kann hat man die letzen zwei Jahre leider gesehen.
Es gab mal eine Zeit, da hätte ich mir gewünscht er würde aus eigenem Entschluss nicht mehr antreten. Würde sich vielleicht um die Stiftung oder ähnliche Projekte kümmern.
Diese Ansicht ist für mich mittlerweile überholt. So wie die Zeit eben auch über diese Dinge irgendwann hinweggeht, Wunden heilt.
Die juristische Angelegenheit ist abgeschlossen. Hoeneß ist frei zu tun was er will. Die Mitglieder mögen darüber beschließen wie sie es für richtig befinden.
Und wenn er dann gewählt ist habe ich damit keinerlei Problem. Willkommen dahoam.
Ganz unabhängig, wie man selbst zu Hoeneß‘ Rückkehr steht, finde ich es gut und wichtig, dass es hier bei Miasanrot, das sonst überwiegend aus recht nüchternen Analysen besteht (die natürlich immer lesenswert sind), auch mal einen klaren Kommentar gibt. Gerade mit Eurer Bedeutung und Reichweite über die Bayern-Fanszene hinaus ein sehr wertvoller Beitrag, vielen Dank dafür!
Ein Kommentar meinerseits noch zu diesem Satz:
„Einen ernsthaften Gegenkandidaten hat es nie gegeben. Wer wäre auch so vermessen, sich überhaupt gegen ihn aufstellen zu lassen?“
Ich habe die Satzung gerade nicht zur Hand, aber soweit ich mich erinnere, kann sich nicht jedes x-beliebige Mitglied zur Wahl stellen, sondern man muss vom Verwaltungsbeirat vorgeschlagen werden. Nur, wenn dessen Wahlvorschläge abgelehnt werden, kann ein anderes Mitglied von der Mitgliederversammlung überhaupt vorgeschlagen werden. Der Verwaltungsbeirat wiederum wird vom Präsidium berufen.
Dieses Konstrukt hat sicherlich insofern Vorteile, als dass nicht irgendjemand aufgrund einer schmissigen Rede plötzlich Präsident wird (wie bei anderen Vereinen in der Vergangenheit geschehen), aber letztlich ist es doch ein ziemlicher Sumpf, der sicherstellt, dass die Führungsclique unter sich bleibt und die Wahl des Präsidiums nur eine Schauveranstaltung ist, die das Vereinsrecht halt erfordert.
Der Begriff „Sumpf“, Gunnar, ist denkbar daneben. Deine „basisdemokratischen“ Vorstellungen in Ehren, aber nenne mir bitte einen Verein in Deutschland (muss kein Fußballverein sein, gern auch politische Parteien, Automobilclubs etc.), in dem eine eventuell biergeschwängerte Masse das ultimative Sagen hat und der trotzdem funktioniert.
Jeder funktionierende Verein braucht Strukturen, dass die Vereinsführung auch mal nach Überzeugung handeln kann ohne befürchten zu müssen, bei der nächsten Mitgliederversammlung abgewählt zu werden.
In sämtlichen anderen Vereinen, in denen ich bisher Mitglied war oder bin, konnten zumindest auch andere Vereinsmitglieder für wählbare Ämter vorgeschlagen werden. Häufig gibt es dort gewisse Fristen, damit das nicht aus irgendwelchen Emotionen heraus passiert, aber prinzipiell steht allen Mitgliedern eine Kandidatur offen. Aber klar, je größer so ein Laden ist, umso mehr Geld und Einfluss steht auf dem Spiel, da muss man Vorsorge treffen. Ob beim FCB oder ADAC.
Das mit dem „biergeschwängert“ erleben wir übrigens gerade in diesen Minuten, wenn FCB-Angestellte den wartenden Mitgliedern Glühwein ausschenken.
Was für ein hirnrissiger Beitrag: Hoeneß ist in meinen Augen nie ein Krimineller gewesen, die Presse hat ihn dazu gemacht.
Er wollte und will immer noch seine Nachfolger aufbauen, nur seine Fußstapfen sind sehr gross, von daher kann nur jeder echter FCB-Fan sich freuen, so einen kompetenten, sozialen und leistungsfähigen Präsidenten und Aufsichtratsvorsitzenden in seinen Reihen zu haben: Ich freue mich als glühnder Bayernanhänger sehr, dass Uli Hoeneß endlich wieder zurück ist.
Ach wirklich?
Steuerhinterziehung ist also keine Straftat?
Ja, Steuerhinterziehung mit Selbstanzeige ist für mich kein krimineller Akt.
Aber jeder hat ja seine Sichtweise, Sie als „Die Drei Fragezeichen“ wohl auch.
In diesem Sinne, lassen Sie es sich gut gehen und halten den Ball flach.
F. Schmidt
Was hat die Tatsache, dass Steuerhinterziehung eine Straftat ist mit „Sichtweisen“ zu tun? Da ist wieder das, was Diskussionen ins Nichts laufen lässt: die Vermischung von Fakten und Meinung. Nervt……
Mal gut, dass nicht der bierselige und glühende Fan darüber entscheidet, was in unserem Rechtsstaat ein krimineller Akt ist und was nicht. Uli hat eine Straftat begangen, so lautet die objektive Beurteilung der Angelegenheit. „Für mich war das kein krimineller Akt.“ stellt dann eine persönliche, also subjektive Meinungsäußerung dar, die aber mit der Realität nichts gemein hat. Uli hier freizusprechen und den Medien eine Schuld zuzuweisen, zeugt von blinder Götzenverehrung und einem zweifelhaften Rechtsverständnis. Für derlei „Fans“ schäme ich mich – leider gibt es massenweise Fans, die Uli und auch KHR bis aufs Blut verteidigen und ihre Straftaten relativieren – alles unter dem Deckmantel des miasanmia. Hier kommen gar Erinnerungen an religiösen Fanatismus hoch. Nein, man muss die Dinge klar benennen, auch dann, wenn sie den eigenen Verein betreffen.
Um das mal kurz Klar zu stellen. Steuerhinterziehung ist natürlich eine Straftat genau wie Betrug, Erpressung oder Korruption. Der ein oder andere mag einen Bewirtungsbeleg fälschlicherweise als Geschäftsessen einreichen, erst recht aber Millionen an Kapitalerträgen nicht zu melden ist definitiv illegal.
Da seh ich auch genau das Problem. Sicherlich hat Hoeneß etwas in den 991 Tagen gelernt, allerdings hat auch seine Reputation gelitten. Wenn auch nicht bei den Bayern Fans aber sicher doch beim restlichen Fussball Deutschland. Wünschen wir ihm, dass er den FCB Karren wieder auf die Spur bringt. Vielleicht ist ja seine erste Amtshandlung, Herrn Ancelotti einzuladen ^^
„Millionen an Kapitalerträgen nicht gemeldet“, Herr Vobius, schauen Sie bitte den Tatsachen eines Herrn Hoeness in die Augen: Herr Hoeness hatte immer seinen Wohnort in Deutschland, hat seine hier in D. verdiente Einkünfte versteuert. Lediglich ein „Spielkonto“, von wo er kein Geld nach D transferiert hat, in der Schweiz gehabt, ja er hat kurz „Millionen “ verdient, dieses Geld jedoch wieder verspielt,
also Ball flach halten und bei den Tatsachen bleiben, Herr Vobius, lassen Sie es sich gut gehen.
Tatsache ist, dass Uli Hoeneß Steuerhinterziehung begann und dafür rechtskräftig verurteilt wurde. Darüber zu philosophieren, ob das eine Straftat sei, ist recht egal. Die Justiz hat entschieden, dass er sich einer Straftat schuldig gemacht hat und ihn dafür bestraft.
Welch verquere Aussage ist denn die Unterscheidung Deutschland Schweiz in dieser Hinsicht? Huiuiui.
Wir könnten es auchmal aus einer anderen Sicht betrachten. Wofür haben wir unsere Gefängnisse? Ich denke als 1. Punkt um Menschen mit minderen Vergehen wieder in die Gesellschaft einzugliedern und 2. Die Gesellschaft vor schweren Straftätern zu schützen.
Ich für meinen Teil höre wenn überhaupt nur selten Geschichten über ehemalige Straftäter die sich erfolgreich in unsere Gesellschaft integrieren konnten und ich bin froh, dass ich wenigstens Eine kenne.
Herr Bayernmöger, es nervt, dass Sie nicht den ganzen Satz lesen, nämlich Steuerhinterziehung mit Selbstanzeige,
dass ist die „Sichtweise“…
Wenn ich in einem Laden stehle und ich bringe hinterher die gestohle Ware wieder zurück, dann beginnt die „Sichtweise“, ob sie dann ein „Dieb“ sind oder nicht. Übrigens gibt es ein „Ermessensspielraum in der Justiz“….
Also Ball flachhalten und lassen Sie es sich gut gehen, Herr Bayernmöger.
F. Schmidt
Hr. Schmidt. Das hat mit Ermessensache nichts zu tun. Nur weil man auf Grund eines Deals mit der Staatsanwaltschaft – Selbstanzeige = Amnestie – nicht verurteilt wird, bleibt die Handlung trotzdem illegal.
Man müsste in dieser formidablen Analogie allerdings noch einfügen, dass der Dieb vor Zurückgabe des Diebesgutes darüber informiert wurde, dass man wohl gegen ihn ermittele… Ist vielleicht nicht ganz unerheblich.
Zur JHV/Krönungsmesse: Komplett unfassbar und beschämend, wie einige Uligans vor Ort gegenüber Nicht-Zustimmern reagiert haben. Das sind dann die Leute, die sich beim LEV-Spiel auch noch wundern, warum der SK Unterrang nicht in UH-Sprechchöre einstimmen will.
Das stimmt, bitte korrigiere mich, falls mich die Erinnerung trügt, nicht. Weder Staatsanwaltschaft während ihrer Ermittlungen oder das Gericht während des Prozesses fand einen Beweis dafür. Sonst wäre die Selbstanzeige per se ungültig gewesen, wenn es bereits Ermittlungen gegeben hätte.
@Gregor: Da magst du Recht haben! Entscheidend ist aber für den Diebstahl-Vergleich m.E. nicht, ob wirklich gegen ihn ermittelt wurde, sondern nur, ob er das Gefühl hatte, dass dem so ist. Siehe hierzu den Wiki-Artikel zu UH, „5.1 Recherchen des Stern“ und die dabei nachgezeichnete Chronologie der Ereignisse. War die ganz offensichtlich sehr hastig eingereichte Selbstanzeige wirklich rein intrinsisch motiviert (wie bei dem Dieb, der sich plötzlich entscheidet, das Diebesgut zurückzubringen), oder erfolgte sie aus der Vermutung, er könne bald auffliegen? Von daher denke ich lediglich, dass ein entsprechender Gedanke auch in das Beispiel von Herrn F. „Halten Sie den Ball flach und lassen Sie es sich gut gehen!“ Schmidt rein sollte.
Ach weils grad so schön ist und wir über „Straftaten“ diskutieren: wäre mal die Justiz bei Gewaltverbrechern und den 3 Vergewaltigern in Hamburg genauso konsequent gewesen. Insofern ist es für mich grade kachhaft was da abgeht und man Menschen, die niemandem Leid zugefügt haben (sondern ganz im Gegenteil) auf eine Stufe mit dem Abschaum der Gesellschaft gestellt werden.
Aber das habe ich damals schon gesagt und werde es immer wieder tun.
Welcome dahoam, Uli!
Marco05, besser kann man es nicht schreiben, denke genauso über „Straftaten“, deshalb ist für mich Herr Hoeness auch kein „Krimineller“. Danke, für Ihre guten Beiträge hier.
Jan, verzeih, aber Deine Argumentation ist viel zu rational. Fans stehen aber nicht aus rationalen Gründen in der Kurve, sonst könnten sie auch Versicherungsunternehmen oder Finanzämter anfeuern. Für mich wäre das Abschießen von Hoeneß schlimmer als die Verpflichtung von geldgierigen Spielern ohne Identifikation mit dem Verein. Aus dem Grund, aus dem ich Spieler wie Lahm & Müller bei uns sehen will, will ich auch Hoeneß bei uns sehen (und keinen eingekauften Manager oder Präsi). Andersherum finde ich es echt beschissen, dass Winterkorn bei uns im Vorstand sitzt. Aber das ist eine andere Geschichte.
@ Marco05: Du triffst den Nagel – wie so oft – auf den Kopf. Wie viele brutale Körperverletzungen etc. werden ohne Freiheitsstrafe abgeschlossen und die Opfer bleiben ein Leben lang traumatisiert.
Herr Buntspecht:
Sie übersehen bedauerlicherweise einen wichtigen Aspekt:
Wenn ich mich selbst anzeige, ändert sich die Sichtweise. Bitte beachten: Wenn ich stehle, und ich die gestohlene Ware wieder zurückgebe, ändert sich der kriminelle Akt.
Auch hat Herr Hoeneß in all den Jahren seine Steuern in Deutschland bezahlt: Er hat ein „Spielkonto“ in der Schweiz gehabt, wol er keine Gewinne nach D transferiert hat, alles Geld was er verdient hat, hat er wieder verloren.
So sieht die Sachlage aus, von daher verbete ich mir die Unterstellung, ein Fanatiker zu sein. Sie sollten sich mal mit dem Begriff
„Moralapostel“ auseinandersetzen, vielleicht trifft der auf ihre Person zu, Herr Buntspecht…
UH gestern im Interview im ASS sinngemäß: „die wichtigste Aufgabe für KHR und mich in den nächsten Jahren ist es, den Umbruch in der Führung einzuleiten und den Verein in gute Hände zu geben“. Viel mehr muss man doch fast gar nicht mehr sagen.
[…] Uli Hoeneß wurde auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern erneut zum Präsidenten gewählt. Die Rückkehr des 64-Jährigen ins Rampenlicht wurde vielerorts kontrovers diskutiert. Miasanrot mit einem Kommentar zur Wiederwahl. […]
@Georg_R: „Welch verquere Aussage ist denn die Unterscheidung Deutschland Schweiz in dieser Hinsicht? Huiuiui.“
Wenn Sie ihr Geld in Deutschland versteuern, was Sie in Deutschland verdienen, dann ist das legal.
Wenn Sie mit dem „legalen = versteuerten Geld“ in der Schweiz in einer Form „zocken“, sie machen kurz in der Schweiz Gewinne, würden Sie den Gewinn in Deutschland versteuern, Herr Georg_R, wenn Sie wissen, dass es ein Spielkonto ist, das ganz schnell wieder bei Null ist?
So war das bei Herrn Hoeness, deshalb die Unterscheidung Deutschland und Schweiz.
Herr Hoeness hat das in Deutschland verdiente versteuert. Vor ein paar Jahren gab es keine Gewinnsteuern…. da war das Verhalten mit dem „Spielkonto“ legal gewesen…
Bitte schlagen Sie doch einfach mal das Thema Kapitalertragssteuer nach. Insbesondere die Punkte zu ausländischen Kapitaleinkünften – das EStG hilft weiter. Das Thema Selbstanzeige ist in der Abgabenordnung zu finden.
Herr Georg-R, Sie sind ja in ganz Schlauer, kennen sich in den juristischen Sachverhalten
kompent aus. Ein letzte Frage an Sie Hochgebildeter?
Seit wann gibt es denn die „Kapitalertragsteuer“ auf Börsen- oder ähnlich Gewinne?
Oder anders an Sie Hochgebildeten gefragt: Wann gab es keine Kapitalertragssteuer, d. h. wann wäre ein Herr Uli Hoeneß gar nicht verurteilt worden, weil es das Gesetz garnicht gab?
Mit besten Dank für die Antwort im Vorraus, machen Sie es gut, denn dann werde ich „Sie nicht mehr belästigen“.
F. Schmidt