Grünes Licht vom DFB-Bundestag: Frauen-Bundesliga wird ausgegliedert
Bei den Frauen wird es eine große Veränderung in der Organisation der Liga geben. Gemeinsam mit dem DFB haben sich die Bundesligisten dazu entschieden, eine Art Frauen-DFL zu gründen. Auf dem DFB-Bundestag in Frankfurt wurden am Freitag die Anträge auf Satzungsänderungen verabschiedet, um die Gründung eines Joint Venture aus den 14 Bundesliga-Klubs und der DFB GmbH & Co. KG zu ermöglichen.
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Im September hatten das Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung vorgeschlagen. Analog zur DFL sind in der Satzung nun auch 50+1-Ausnahmen im Fußball der Frauen verankert. Was auch vor dem Hintergrund interessant ist, dass das Bundeskartellamt zuletzt die Abschaffung der Ausnahmen empfahl.
Mit den jüngsten Entwicklungen bei Viktoria Berlin, die mit Monarch Collective einen globalen auf Frauensport spezialisierten Investor aus den USA präsentiert haben, dürfte diese Debatte nun auch bei den Frauen weiter an Fahrt aufnehmen.
Für den Frauenfußball könnte eine neue Ära beginnen.
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DFB und Bundesligisten waren sich lange uneinig
Im Sommer drohte die Situation zu eskalieren. Mehrwöchige Verhandlungen zwischen dem DFB vertreten unter anderem durch Schatzmeister Stephan Grunwald und den Klubs (Axel Hellmann, Jan-Christian Dreesen, Oliver Leki, Klaus Filbry) standen vor dem Scheitern. Der Knackpunkt war ein Wachstumsplan über acht Jahre.
Die Bundesligisten kündigten an, in diesem Zeitraum rund eine halbe Milliarde Euro aus eigenen Mitteln in den Ausbau von Personal und Infrastruktur zu investieren. Der DFB stellte dem ein Paket von 95 Mio. Euro gegenüber. Durch interne Abzüge, 13 Mio. Euro sollten unter anderem in die 2. Frauen-Bundesliga fließen, weitere Mittel an die Schiri GmbH, schrumpfte das Angebot jedoch auf 82 Mio. Euro netto.
Die Diskrepanz sorgte für massiven Unmut bei den Vereinen, die kurz davor gestanden haben sollen, das DFL-Äquivalent auch ohne den DFB zu gründen, selbst auf die Gefahr hin, nicht für die europäischen Klubwettbewerbe gemeldet zu werden. Erst das späte Eingreifen von DFB-Präsident Bernd Neuendorf brachte die Wende: Er erhöhte die Netto-Beteiligung des DFB auf knapp 90 Mio. Euro und ebnete damit den Weg für die Einigung.
Struktur der Frauen-DFL
Nun also die Gründung einer „Frauen-Bundesliga-Gesellschaft“ als Joint Venture zwischen der DFB GmbH & Co. KG und einem Ligaverband der 14 Erstligisten. Im Zentrum: der Betrieb und die Vermarktung der Liga.
Damit folgt die Organisationsform in Teilen dem Modell der DFB Schiri GmbH, also als eigene Gesellschaft, aber mindestens teilweise unter dem Dach des DFB. In der geplanten GmbH hält der DFB 50 %, die 14 Frauen-Bundesligisten den restlichen Teil. Ziel ist eine eigenständige Organisation nach dem Vorbild der Männer-DFL mit Fokus auf:
- Mehr Sichtbarkeit
- Bessere Vermarktung
- Höhere Einnahmen
Warum ist die Ausgliederung wichtig?
Tatjana Haenni von der NWSL (National Women’s Soccer League) brachte es bereits 2024 in dem Podcast Sportsidols auf den Punkt: „Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Weil wir eigenständig sind, können wir unsere Entscheidungen selbst treffen. Im Hintergrund, bei nationalen Verbänden, spielt der Frauenfußball meist eine untergeordnete Rolle. Dieses Problem haben wir in unserer eigenständigen Struktur nicht und genau das macht den Unterschied.“
Eigenständigkeit bedeutet, Entscheidungen zu fokussieren – ohne Konkurrenz um Ressourcen mit dem Männerfußball, ohne politische Verzögerungen und mit vollem Fokus auf Frauenfußball.
Wandel auch auf dem Spielfeld: Liga-Aufstockung als Rückenwind
Parallel zur Ligagründung wurde ab der Saison 2025/26 die Frauen-Bundesliga von 12 auf 14 Teams aufgestockt. Damit verbunden sind vier zusätzliche Spiele, ein Schritt hin zu mehr Wettbewerb und Sichtbarkeit. Außerdem wurden neue Mindeststandards festgelegt, etwa Vollzeitstellen für Trainerinnen, Athletik- und Torwarttrainerinnen, ein weiterer Schritt hin zur Professionalisierung des Ligabetriebs.
Einordnung im internationalen Vergleich
Ein Blick ins Ausland zeigt, wohin die Reise gehen kann: In England wird die Women’s Super League längst eigenständig vermarktet, die Klubs investieren selbst dreistellige Millionenbeträge, während der Verband nur die Rahmenbedingungen liefert.
Auch in den USA trägt die NWSL ihr Wachstum vor allem über Vereine und Sponsoren. Deutschland hinkte hier bislang hinterher, umso größer war der Druck der Bundesligisten, vom DFB endlich ein klares Bekenntnis einzufordern, dass der Frauenfußball nicht länger ein Nebenthema bleibt.
Fazit: Ein Schritt in Richtung Professionalisierung
Die Gründung der Frauen-DFL markiert von daher einen ambitionierten Neubeginn. Ein eigener Ligaverband verspricht eine klare Struktur, volle Konzentration auf den Frauenfußball und bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen. In Kombination mit der Liga-Aufstockung und professionellen Vorgaben zur Infrastruktur entsteht ein substanzieller Impuls für die Zukunft.
Der Grundstein ist gelegt: Ein wichtiger Schritt, der den Frauenfußball in Deutschland auf ein neues Level heben könnte. Gleichzeitig werden sich auch einige Streitthemen auftun. Wie sieht die Zukunft von reinen Frauenfußballklubs wie Turbine Potsdam, der SGS Essen und anderen aus? Wie geht man mit möglichen 50+1-Ausnahmen um?
Unklar ist zudem, welchen Effekt diese Neustrukturierung auf die 2. Bundesliga haben wird. Die finanzielle und sportliche Lücke zwischen den beiden besten Spielklassen ist jetzt schon enorm. Genaue Informationen, inwiefern auch die 2. Liga professionalisiert werden könnte, gab es bisher nicht.
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