FC Bayern – Hannover 96 3:1 (1:1)
Das Lazarett der Münchner lichtete sich unter der Woche und einige Spieler fanden den Weg zurück in den Kader bzw. in die Startelf. Ein gutes Zeichen für die anstehenden Aufgaben im Dezember.
Falls Ihr es verpasst habt:
Insgesamt nahm Jupp Heynckes im Vergleich zur Niederlage in Gladbach vier Wechsel vor.
Boateng, Coman, Rafinha und Müller, der nach sechs Wochen Pause wieder die Fußballschuhe schnüren kann, rückten in die Mannschaft. Für Alaba und Ribéry reichte es immerhin für die Bank. Taktisch blieb es beim 4-2-3-1 der letzten Wochen. Auf der Doppelsechs spielten Martínez und Vidal. Coman orientierte sich auf die linke Außenbahn, Müller besetzte die Gegenseite und James das Zentrum.
Bei Hannover 96 gab es einige Wechsel im Vergleich zum 1:1 gegen Stuttgart. Bebou fehlte mit Oberschenkelproblemen und Schwegler war erkrankt. Auch Harnik kränkelte, quälte sich aber dennoch auf die Bank. Für sie starteten Schmiedebach, Benschop und Füllkrug.
Entgegen vieler vorheriger Bundesligaspiele verzichtete Trainer André Breitenreiter zunächst auf eine Spiegelung der taktischen Grundausrichtung der gegnerischen Mannschaft. Hannover formierte sich im 5-4-1 System.
Die Bayern kombinierten sich in den ersten Minuten über die rechte Seite mehrfach gekonnt in den Strafraum der Hannoveraner. In einer gefährlichen Szene vergab Vidal freistehend im Strafraum (4.). Zu unplatziert der Schuss des Chilenen. Drei Minuten später setzte er den Ball im Anschluss an eine Ecke mit einem Fernschuss an den Pfosten (7.).
Ausgangspunkt vieler Bayernaktionen waren Ballgewinne in Umschaltsituationen der Hannoveraner. Hier glänzten Martínez, Vidal, aber auch die Offensivspieler mit gutem Pressing.
In der 16. Minute gingen die Bayern in Führung. Abermals gelang es der Elf von Jupp Heynckes, Müller auf der Außenbahn freizuspielen. Seine Flanke mit dem linken Fuß fand Vidal, der den Ball in die entgegengesetzte Laufrichtung von Tschauner schoss. Auffällig in der Anfangsphase war, dass Vidal immer wieder in die Spitze stoßen konnte. In den ersten 20 Minuten kamen gleich drei von fünf Schüssen der Bayern von Vidal.
In der 25. Minute erlebten die Bayern-Fans eine Achterbahn der Gefühle. Mit einer weiteren Flanke fand Müller Lewandowski, der das 2:0 erzielte. Doch der Treffer wurde aufgrund einer hauchdünnen Abseitsstellung des Polen aberkannt. Während die Bayern-Spieler noch unsortiert feierten, führte Hannover den Freistoß aus. Klaus ging allein auf Ulreich zu, dem nur noch das Foul blieb. Strafstoß Hannover. Füllkrug traf im ersten Anlauf. Doch der Elfmeter musste wiederholt werden. Füllkrug nahm die gleiche Ecke und scheiterte im zweiten Versuch an Ulreich. Hummels und Kimmich verhindern den Nachschuss. Wilde Momente in einer bis dato einseitigen Partie, die nun zu kippen drohte.
Nach einem Eckball kam Hannover zum Ausgleich. Benschop setzte sich gegen Kimmich und Lewandowski am kurzen Pfosten durch. Der wohl eher als Verlängerung gedachte Ball segelte ins lange Eck. Eine einstudierte Variante.
In der Nachspielzeit hatten die Münchner nach einem Freistoß die Chance zur erneuten Führung. Müllers Kopfball kam allerdings zu zentral und konnte von Tschauner und mit Hilfe der Latte geklärt werden.
Die Münchner hatten bis zur Pause die besseren Chancen, Hannover bot den Bayern viel zu viele Räume. Gerade nach eigenen Ballverlusten liefen die Gäste sich oft im Pressing der Bayern fest. Gefährlich über Konter wurde es dagegen nur selten.
Breitenreiter reagierte zur Pause und brachte Fossum für Schmiedebach, der im Mittelfeld keine Akzente setzen konnte.
Die zweite Hälfte begann wie die erste endete: mit Chancen für die Münchner. James scheiterte allein viermal (!) hintereinander nur knapp in den ersten sieben Minuten. Dazwischen vergab Coman eine sehr gute Konterchance.
Jupp Heynckes reagierte früh und brachte Tolisso für Martínez. Der Franzose scheiterte nur kurz nach seiner Einwechslung per Kopfball an Tschauner, der nach anfänglichen Wacklern stabiler wurde.
In der 67. Minute gingen die Bayern erneut in Führung. Nach einem gescheiterten Konter der Hannoveraner konnte Müller auf der rechten Außenbahn ungestört flanken. Sein Ball wurde leicht abgefälscht und landete bei Coman, der dank einer überragenden Ballverarbeitung zum Abschuss kam und den Ball ins kurze Eck schweißte.
Ein weiterer Konter über Coman hätte beinahe die Vorentscheidung gebracht. Seine Flanke war aber für Lewandowski nicht vollends zu kontrollieren.
Kurz vor Ende der Partie leitete Coman die Entscheidung ein. Im Anschluss an einen Eckball war Harnik linker Verteidiger gegen Coman, der ihn mit schönem Übersteiger zum Foul auf der Strafraumbegrenzung zwang. Strafstoß. Lewandowski ließ sich hier nicht lange bitten und traf bereits zum 14. Mal in dieser Saison.
In der 89. Minute durfte mit Coman der beste Bayernspieler den Platz vorzeitig verlassen. Für ihn kam Ribéry nach ebenfalls überstandener Verletzungspause. Coman brachte mit seiner Leistung in der zweiten Halbzeit die Bayern auf die Siegerstraße. Sieben gewonnene Dribblings halfen dabei.
Die Bayern siegten am Ende verdient mit 3:1. Dabei hatten sie bis Mitte der zweiten Halbzeit zu viele Probleme mit der eigenen Chancenverwertung. In einer wilden Phase in der ersten Halbzeit verloren die Münchner etwas leichtfertig die Konzentration und kassierten folgerichtig den Ausgleich.
Drei Dinge, die auffielen
1. Dominates Bayern-Mittelfeld
Das Mittelfeld der Bayern dominierte die Partie. Etliche frühe Ballgewinne gaben den Münchnern viele Räume. Martínez, aber auch James überzeugten hier. Der Spanier hatte fünf Ballgewinne bis zu seiner Auswechslung, der Kolumbianer ebenfalls fünf Eroberungen. Diese eröffneten gute Räume, da Hannover meist direkt in der Umschaltsbewegung erwischt wurde. Aus diesen Szenen wurde dann aber im letzten Drittel nicht immer konsequent eine Torchance erspielt. Hier hätten die Bayern noch genauer agieren können, wenn nicht sogar müssen. Insgesamt 19 einfache Ballverluste hatte Hannover zu verschmerzen. Aus diesen ist zu wenig Gefahr entstanden. Es hätte ein einfacherer Nachmittag werden können.
2. Müller-Comeback gibt Bayern mehr Variabilität
Sechs Wochen fehlte Thomas Müller. So lange wie noch nie in seiner Zeit als Profifußballer. Hätte man die Zeitspanne nicht grob im Kopf gehabt und die Zahl recherchiert, wäre es einem nicht aufgefallen. Müller wirkte spritzig, agil und überzeugte durch eine große Laufbereitschaft. Gerade in den Anfangsminuten bereitete er auf der rechten Außenbahn viele Chancen vor. Das 1:0 und das aberkannte 2:0 gingen auf seine Vorarbeit zurück. Hinzu kamen noch zwei, drei gute Möglichkeiten. Müller wirkte, als wäre er nie weg gewesen. Durch seine Spielweise belebte er das Bayernspiel.
In der Phase kurz nach der Pause gönnte sich Müller eine kleine Auszeit und streute ein paar Ungenauigkeiten ein, nur um dann die Führung der Bayern mit einer Flanke einzuleiten. In der 80. Spielminute war dann Feierabend für den Kapitän.
Zwei Assists, fünf weitere Keypässe und vier Torschüsse runden ein gelungenes Comeback ab.
3. Chancenverwertung
Die Münchner hatten an diesem Nachmittag eine miserable Chancenverwertung und machten sich so das Leben selbst schwerer als eigentlich nötig. 29 Torschüsse standen am Ende der Partie auf der Habenseite der Münchner. Davon 12 aufs Tor. Lewandowski, James, Müller und Vidal vergaben allesamt gute Möglichkeiten. In zwei Szenen halfen auch Pfosten und Latte auf Seiten der 96er. Auch Tschauner bekam die ein oder andere Möglichkeit, sich auszuzeichnen. Kurzum – es hätte einfacher sein können an diesem Nachmittag. In den kommenden Wochen wird es in der Liga darum gehen, diese Chancen konsequenter zu nutzen, um die Führung in der Tabelle stabil zu halten. Immerhin: im Vergleich zu den letzten Wochen erspielten sich die Münchner über die gesamte Phase der Partie genügend Chancen, die Partie für sich zu entscheiden.
Bayern – Hannover | |
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Bayern | Ulreich – Rafinha, Hummels, Boateng, Kimmich – Vidal, Martínez (58. Tolisso) – Coman (89. Ribéry), James, Müller (80. Alaba) – Lewandowski |
Bank | Starke, Süle, Rudy, Friedl |
Hannover | Tschauner – Ostrzolek, Anton, Sané, Sorg (80. Albonorz), Korb – Klaus, Bakalorz, Schmiedebach (46. Fossum), Benschop (68. Harnik) – Füllkrug |
Bank | Esser, Maier, Hübner, Karaman |
Tore | 1:0 Vidal (17.), 1:1 Benschop (35.), 2:1 Coman (67.), 3:1 Lewandowski (87, Foulelfmeter) |
Karten | Gelb: Ulreich (26.), Müller (59.) – / Bakalorz (33.), Korb (45.) |
Schiedsrichter | Guido Winkmann (Kerken), Christian Bandurski (Oberhausen), Arno Blos (Deizisau), Dr. Robert Kampka (Mainz), Tobias Welz (Wiesbaden), Benedikt Kempkes (Thür) |
Zuschauer | 75.000 (ausverkauft) |