Harry Kane und Vincent Kompany liegen sich in den Armen. Kane trägt das weiße Trikot des FC Bayern.
Bild: Alexander Hassenstein/Getty Images

Euphorie rund um den FC Bayern: Warum das Ende der Serie absehbar ist

Justin 05.10.2025



Der FC Bayern München schwebt derzeit durch alle Wettbewerbe. Zehn Pflichtspiele, zehn Siege – wer soll diese Mannschaft überhaupt noch aufhalten?

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Oder frei nach Franz Beckenbauer: Die Kompany-Bayern sind auf Jahre hinaus unschlagbar. Und tatsächlich: Vieles an diesem FCB macht wieder großen Spaß. Aber wie lange wird diese Serie noch halten? Ist die große Euphorie berechtigt?

Hier kommen zwei Gründe, warum die Bayern dieses Niveau nicht durchhalten werden – und einer, warum das dennoch egal ist.

Die Kraft der Daten: Dieses Niveau kann der FC Bayern nicht halten

Zunächst mal der Blick aufs Offensichtliche: 3,8 Tore pro Spiel sind ein extrem hoher Wert. In der Bundesliga liefe das auf insgesamt 129 Treffer hinaus, in 50 Pflichtspielen wären es 190 Tore. Um es kurz zu machen: Das wird nicht passieren. Das Abschlussglück der Bayern wird abnehmen, die Qualität der Gegner wird zunehmen.

Bei den Expected Goals stehen die Münchner derzeit bei 2,925 pro 90 Minuten. Eine leichte Überperformance ist normal, aber 130 Prozent sind im Verhältnis ein Tick zu viel. Wahrscheinlich wird aber sogar der xG-Wert noch abnehmen. In den letzten Jahren hatten die Bayern in der Bundesliga Top-Werte in der Offensive. Pro 90 Minuten standen die xG in den Vorjahren bei: 2,4 – 2,16 – 2,2 – 2,61 und selbst unter Hansi Flick „nur“ bei 2,23 und 2,63.

Wie positiv absurd der aktuelle Lauf ist, zeigt auch die individuelle Leistung der Spieler. Harry Kane ist aktuell alle 39 Minuten direkt an einem Tor beteiligt, Luis Díaz alle 83,3 Minuten, Michael Olise alle 73,5 Minuten, Serge Gnabry alle 85,4 Minuten. Sie alle outperformen damit nicht nur sich selbst im Vergleich zum Schnitt der vergangenen Jahre. Kane agiert sogar auf einem Außerirdischen-Niveau, das die Peak-Zeiten von Lionel Messi überstrahlt. Dem gelang es 2011/12 mal, weniger als alle 50 Minuten direkt an einem Tor beteiligt zu sein.

Auch hier wird also sehr bald eine Normalisierung einsetzen – sogar bei Überflieger Kane. Alles andere wäre schon extrem außergewöhnlich.

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Unaufgeregte News: Vincent Kompany auf Nagelsmann-Niveau

Und dann wäre da noch der Hype rund um Vincent Kompany. Der Belgier ist nicht nur wegen seines sympathischen Auftretens extrem beliebt bei den Bayern-Fans, sondern auch weil sein Team einen herausragenden Fußball bietet. Seine Bilanz nach nun 66 Pflichtspielen mit dem FCB: 48 Siege, neun Unentschieden, neun Niederlagen, 192:65 Tore – macht 2,32 Punkte pro Spiel.

Ein gewisser Julian Nagelsmann kam übrigens nach 66 Partien auf 47 Siege, elf Unentschieden und acht Niederlagen bei 206:65 Toren – und somit 2,3 Punkte pro Spiel. Spannend: Auch der heutige Bundestrainer befand sich rund um sein 66. Pflichtspiel in einem Lauf. Damals war er seit acht Spielen ungeschlagen (sieben Siege, ein Remis) und sollte diese Serie noch auf 20 ungeschlagene Spiele strecken sowie Paris Saint-Germain im Achtelfinale der Champions League eliminieren.

Einerseits ist dieser Vergleich einer zwischen Äpfel und Birnen. Für Nagelsmann muss man das Argument eines extrem unruhigen und chaotischen Umfelds ins Feld führen, für Kompany, dass die Mannschaft derzeit so harmonisch und eingespielt wirkt wie seit vielen Jahren nicht mehr. Und trotzdem sollten diese Zahlen eine Warnung sein: So gut die Bayern aktuell auch sind: Ihre wahre Leistungsfähigkeit wird sich zeigen, wenn es nicht mehr so rund läuft.

Und diese Phase wird zwangsläufig kommen. Es gibt keine perfekten Saisons. Selbst wenn man ohne Niederlage durch eine Spielzeit marschiert, gibt es Phasen, in denen man der Niederlage nahe war und nicht gut gespielt hat. Dann zählen Ergebnisse und dann zählt der Charakter eines Teams. Noch haben die Bayern diese Phase nicht gehabt. Wenn sie kommt, wird sich zeigen, wie stark sie wirklich sind.

FC Bayern zeigt trotzdem, dass er zu Europas Spitze zählt

Bei aller Einordnung zeigt der Saisonstart dennoch, dass die Bayern weiterhin zu den Top-Favoriten auf die Champions League zählen. Wer so Fußball spielen kann und wer über eine derart gute Mischung aus individueller und kollektiver Qualität verfügt, der gehört zu den Besten.

Selbst wenn die Saison jetzt noch komplett in die Hose gehen sollte: Diese Leistungen zeigen, wozu die Mannschaft auf dem Papier fähig ist. Die große Herausforderung wird es sein, diese Qualität dann auf den Rasen zu bekommen, wenn die Saison in die heiße Phase des Frühjahres geht.

Dann zählen die Startrekorde nicht mehr. Für den Moment aber dürfte der Lauf nicht nur dazu beitragen, dass Stimmung und Selbstvertrauen hoch sind, sondern auch dazu, dass der Respekt der internationalen Konkurrenz wächst.

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