FC Bayern: Spielerin des Monats September löst spannende Debatte aus
In München wird sie einfach „Mala“ genannt. Ein kurzer Spitzname, der zu ihrem kompromisslosen und mutigen Torwartspiel passt. Grohs ist 21 Jahre jung und lebt gerade nicht nur ihren Traum davon, eine Bundesliga-Stammtorhüterin zu sein, sondern darf das auch noch beim FC Bayern München tun.
Dafür brauchte sie etwas Glück – beziehungsweise großes Pech für Benkarth. Die Nationaltorhüterin hatte sich in der vergangenen Saison schwer am Knie verletzt. Schon kurz vor ihrem Wechsel vom SC Freiburg zu den Bayern hatte sie sich 2019 das Kreuzband gerissen. Zwischen den beiden Verletzungen avancierte sie zum meist sicheren Rückhalt und gewann 2021 die Meisterschaft mit den Münchnerinnen. Mit 783 gegentorlosen Minuten stellte sie damals einen Bundesliga-Rekord auf.
Wie schwer es werden würde, Benkarth zu ersetzen, durfte Janina Leitzig bereits erfahren. Die 23-Jährige hatte keinen leichten Stand und machte den einen oder anderen Fehler. In dieser Saison durfte sich dann Grohs beweisen – und machte ihre Sache gut.
Spielerin des Monats September: Maria Luisa Grohs
Dass die Bayern bisher erst sieben Gegentore in zwölf Pflichtspielen kassierten, liegt auch an ihr. Vor allem im September bewahrte sie ihr Team mit tollen Paraden vor ersten Rückschlägen. Beispielsweise beim Bundesliga-Auftakt in Frankfurt, als sie unbeeindruckt von der großen Bühne mehrfach zur Stelle war. Mut und Unbekümmertheit prägen ihr Torwartspiel.
Grohs hat eine gute Strafraumbeherrschung, ist meist stark auf der Linie und hat keine Angst davor, Fehler zu machen. Auch in den beiden Champions-League-Qualifikationsspielen gegen Real Sociedad wurde die Torhüterin mehrfach gefordert. Beim einzigen Gegentor im September war sie nahezu chancenlos. Der 1:3-Anschlusstreffer von Jensen hatte für Real Sociedad aber keinen Wert mehr.
Mit ihren starken Leistungen konnte Grohs sogar eine kleine Debatte lostreten: Wird Benkarth überhaupt als klare Nummer eins zurückkehren? Schließlich saß die Nationaltorhüterin jetzt schon mehrfach auf der Bank, doch eingesetzt wurde sie nie. Warum auch? Grohs zeigte lange stabile Leistungen.
Maria Luisa Grohs: Erste Schwächen im Oktober und November
Doch das dürfte auch daran liegen, dass man bei Benkarth nichts überstürzen möchte. Analog zu Manuel Neuer bei den Männern ist es einfacher, den Zeitpunkt der Rückkehr flexibel nach hinten zu schieben, wenn der Ersatzmann oder die Ersatzfrau gute Leistungen zeigen.
Im Oktober und November zeigte Grohs aber auch, wo sie sich noch verbessern muss. Bei hohen Bällen hat sie sich zuletzt mehrfach verschätzt. In Freiburg wäre dadurch in einem kontrollierten Spiel beinahe das 1:1 gefallen, beim Gegentor gegen den SV Meppen stand sie etwas zu weit vor der Linie und auch in Lissabon unterlief ihr ein Konzentrationsfehler.
Dass sie anschließend noch neben Georgia Stanway zur Matchwinnerin wurde, weil sie einen Elfmeter parierte, spricht jedoch für ihre Abgezocktheit. Grohs ist erst 21 und sammelt ihre erste Erfahrung auf diesem Niveau. Insofern ist eine positive Fehlerkultur wichtig – und auch die Einordnung, dass sie bei allem Talent noch nicht auf dem Level einer Benkarth ist.
Das betrifft auch das Spiel mit dem Ball. Im Spielaufbau agiert Grohs konträr zu ihrem mutigen Torwartspiel oft etwas zurückhaltend und vorsichtig. Ein zweiter Aspekt also, den die Torhüterin verbessern kann. Es wäre deshalb keine große Überraschung, wenn Benkarth bald wieder ihre Position als Stammspielerin einnimmt. Dass die Bayern mit Grohs aber eine sehr talentierte Spielerin in der Hinterhand haben, verschafft ihnen jedoch eine gewisse Ruhe für die Zukunft.
FC Bayern: Rosiger Ausblick oder schwierige Entscheidungen?
Gleichzeitig muss der Klub eine Lösung finden, mit der alle glücklich werden. Grohs hat nun wohl keine Lust mehr, auf die regelmäßige Spielzeit zu verzichten. Ihr Vertrag läuft zudem im kommenden Sommer aus. Bayern wird ihr eine angemessene sportliche Perspektive aufzeigen müssen, um das Arbeitspapier zu verlängern. Interessant: Benkarths Kontrakt endet 2024. Dann wird sie 32.
Eine Leihe könnte dementsprechend für Grohs Sinn ergeben. Dann könnte sie in der kommenden Saison unter Beweis stellen, dass sie die Konstanz und Qualität mitbringt, um auf hohem Niveau die Nummer eins zu sein. Und möglicherweise gibt es anschließend sogar eine Ablösung.
Das alles ist aber Zukunftsmusik. Kommt Benkarth an ihre Form heran, die sie vor der Verletzung hatte, wird es für die meisten Torhüterinnen der Welt schwierig, an ihr vorbeizukommen. Auch der Name Grohs wird nun aber nicht mehr so schnell verschwinden.