Der FC Bayern kann einiges aus dem spanischen Clásico lernen. Vor allem, dass er sich treu bleiben sollte.

FC Bayern – News: Der Clásico zeigt, warum eine Umstellung Quatsch wäre

Justin Trenner 27.10.2024

Wo ist Presse, wo ist Rummel, wo wird immer diskutiert? Beim Stern des Südens natürlich. In unserem Round-Up-Format wollen wir euch jeden Morgen um 6 Uhr* über das Wichtigste zum FC Bayern München informieren – und geben dem Ganzen mit unserer eigenen Art einen individuellen Touch.

Das Thema des Tages: Ein wichtiger Tag für Vincent Kompany

Herbstliche oder gar winterliche Auftritte in Bochum lagen dem FC Bayern München zuletzt nicht immer. Ende Oktober 2019 mühte sich der Rekordmeister zu einem denkbar knappen 2:1-Sieg im DFB-Pokal. Es war eine Woche, die für Niko Kovač die letzte als Trainer des FCB sein sollte.

Im Februar 2022 durfte sich Julian Nagelsmann in Bochum probieren. Ein frühes Führungstor von Robert Lewandowski wurde durch vier Tore innerhalb von nur 30 Minuten gekontert. Die Bayern gingen in einem verrückten Spiel mit 2:4 baden. Das Ende für Nagelsmann war diese Partie nicht, aber sicher auch kein Katalysator für die weitere Zeit. Da half es auch wenig, dass er sich im August 2022 mit einem 7:0 für die Niederlage rehabilitierte – war ja schließlich auch nicht Herbst oder Winter.

KEINEN ARTIKEL MEHR VERPASSEN – JETZT UNSEREN WHATSAPP-KANAL ABONNIEREN!

Den kalten Winter in Bochum bekam Nachfolger Thomas Tuchel im Februar dieses Jahres zu spüren. Wieder reichte eine Führung nicht. Der VfL drehte die Partie und gewann am Ende mit 3:2. Tuchel klammerte sich an die Expected Goals, doch unverdient war die Niederlage nicht. Für den Bayern-Trainer war es damals die dritte Niederlage in Serie. Kurz darauf wurde die Trennung zum Saisonende bekanntgegeben.

Ein solches Szenario ist bei Kompany bei aller Schnelllebigkeit nicht zu erwarten. Trotzdem zeigen die letzten Jahre, dass gerade die Duelle mit den kleineren Mannschaften eine unangenehme Nummer werden können. Auch weil Psychologie im Fußball eine gewichtige Rolle spielt.

Wie groß sind die Selbstzweifel nach den jüngsten Ergebnissen? Wie groß ist die Überzeugung davon, dass der eingeschlagene Weg zum Erfolg führen wird? Das sind Themen die Einfluss auf die Leistung des Teams haben werden. Für Kompany ist nach dem 1:4 in Barcelona nicht nur ein Sieg wichtig, sondern im Idealfall auch ein überzeugender Sieg.

In der kommenden Woche geht es weiter mit der verfluchten zweiten Pokalrunde in Mainz, ehe erst Union Berlin und dann Benfica nach München kommen. Es sind vier Spiele, die nicht nur das Narrativ rund um die fußballerische Entwicklung des Rekordmeisters mitprägen werden. Es sind vor allem vier Spiele, die den weiteren Saisonverlauf entscheidend prägen können. Zumal auch der BVB und Bayer Leverkusen Punkte haben liegen lassen.

Den ersten Schritt muss man an einem Herbstnachmittag in Bochum machen. Immerhin sind milde Temperaturen und Sonne zu erwarten. Die Frage, ob Kompany es auch an einem verregneten und kalten Abend in Bochum kann, erübrigt sich daher erstmal.

*Eigenwerbung

Justin Kraft

Head of Impressum bei Miasanrot

Miasanrot ist ein Projekt, das ich neben meinem Beruf als Sportjournalist stemme. Mein ambitioniertes Ziel ist es, euch Formate wie dieses und Analysen rund um den FC Bayern jeden Tag zu liefern. Um das umsetzen zu können, muss ich aber meine Arbeit für andere Medien reduzieren – was wiederum weniger Einnahmen bedeutet. Es liegt entsprechend in eurer Hand, wie regelmäßig dieses Format und andere tiefergehende Analysen sowie der Podcast erscheinen können.

Es wird Tage geben, an denen das Round-up aussetzen muss und es auch keinen anderen Content gibt. Je mehr Einnahmen Miasanrot aber hat, desto unwahrscheinlicher sind diese Unregelmäßigkeiten. Wir wollen die Berichterstattung bewusst anders angehen. Weg von Tempo, Boulevard und Wechselhaftigkeit – hin zu Qualität und Kontinuität. Dafür brauchen wir euch. Alle Informationen dazu, wie ihr uns unterstützen könnt und warum ihr das tun solltet, findet ihr hier.

FC Bayern – News: Christoph Freund und Vincent Kompany schützen Manuel Neuer

Der FC Bayern München stellt sich schützend vor Manuel Neuer. „Es werden wieder Spiele kommen, wo wir anders über unseren Torwart reden, weil er wieder Spiele gewonnen hat. Da sind wir sehr sicher“, erklärte Christoph Freund auf der Pressekonferenz vor dem Spiel beim VfL Bochum: „Manu ist nach wie vor ein sehr großer Rückhalt, eine große Persönlichkeit, sehr präsent.“

Deshalb sei man „sehr froh, dass wir ihn bei uns haben und er im Tor steht“. Auch Kompany wollte sich in gewohnter Manier nicht kritisch über einen seiner Spieler äußern. „Wenn wir verlieren, verlieren wir zusammen. Das ist nicht nur Manu, das ist jeder vom Stürmer über den Verteidiger bis zu mir“, so der Belgier.

Zuletzt wurde der ehemalige Welttorhüter für die Anzahl der Gegentore kritisiert. Auch Statistiken zeigen, dass Neuer weit entfernt von einer Form ist, die es beim FC Bayern als Torwart braucht.

FC Bayern – News: Freund verteidigt Kompanys Spielsystem

Die letzten Tage waren ein Paradebeispiel dafür, wie eine gewisse Zeitung aus der hintersten Ecke des Boulevards funktioniert. Nach dem 1:4 in Barcelona gab es unter anderem einen Kommentar auf deren Website, der den Auftritt als „erbärmlich und peinlich“ betitelte. Später wurden Gerüchte gestreut, es gebe intern bereits Zweifel an der Spielweise Kompanys.

Ein Reflex, der nicht neu ist. Sobald es den Hauch an Angriffsfläche gibt, wird sie genutzt. Notfalls mit aufgeschnappten Wortfetzen, die aus dem Kontext gerissen werden. Klar ist: Bis zum 4:1 war von Verantwortlichen des FC Bayern nur Gutes über Kompany zu hören und zu lesen – selbst vermeintliche Hintergrundberichte bestätigten diesen Tenor und auch Uli Hoeneß sowie Karl-Heinz Rummenigge zeigten sich begeistert vom Fußball, der gespielt wurde.

Dass eine Niederlage diese Grundstimmung verändert, ist unwahrscheinlich. Auf der Pressekonferenz legte Christoph Freund entsprechend nach: „Es waren zuletzt unterschiedliche Spiele: Wenn die Mannschaft den Spielplan von Vincent durchzieht, davon bin ich überzeugt, ist das der Schlüssel zum Erfolg. Dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir das Spiel erfolgreich gestalten.“

Und der 47-Jährige erklärte darüber hinaus: „Was Fakt ist: Wie gearbeitet wird, seitdem Vincent da ist, ist sehr intensiv, professionell und wird sich auf Sicht auch durchsetzen. Wir werden uns in den kommenden Wochen noch mehr belohnen. Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass wir auf dem Weg draufbleiben sollten und uns dann auch belohnen.“

Den Boulevard wird man nur mit Ergebnissen ruhig halten können. Gewissermaßen hat sich der FC Bayern diese Show aber auch verdient. Schließlich füttert er besagtes Medium nachhaltig mit Stimmen, Interviews und mehr.

FC Bayern – News: Christian Streich begeistert vom offensiven Fußball

Christian Streich fand lobende Worte für das Duell der Bayern mit dem FC Barcelona in der Champions League. „Ich habe ein hochinteressantes Spiel gesehen“, sagte der ehemalige Freiburg-Trainer dem kicker: „Weil es so erfrischend war, es war so offensiv ausgerichtet und es war so ein bisschen mit offenem Visier. Wann sieht man so ein Spiel auf diesem Niveau, wo so viel Risiko gegangen wird? Das fand ich toll.“

Obwohl das Spiel 4:1 für Barcelona ausging, habe er „nach 25 Minuten gedacht, das könnte auch 4:1 ausgehen für Bayern“. Die Münchner hätten zu diesem Zeitpunkt „alles im Griff“ gehabt. Und weiter: „Es geht nicht, dass man immer sagt, es soll erfrischend gespielt werden, es soll mutig gespielt werden und dann, wenn dann so gespielt wird, heißt es: Warum spielen die nicht 5-3-2, warum spielen die nicht 5-4-1? Man weiß doch, Barcelona ist offensiv so gut.“

Das Spiel sei extrem eng gewesen: „Wenn Bayern das 2:1 schießt, kann aus meiner Sicht das Ergebnis andersherum sein.“ Den Münchnern sei ein Tor aberkannt worden, beim 2:1 „kann man Foul geben, es ist so eng beieinander“. Umso begeisterter war er aber von der Herangehensweise beider Trainer.

Schnelle News im Überblick

  • Sydney Lohmann musste das DFB-Team wegen Knieproblemen verlassen.
  • In Bochum fehlen den Bayern Sacha Boey, Hiroki Ito, Josip Stanišić und Aleksandar Pavlović
  • Bastian Schweinsteiger war am Samstag zu Gast beim Training an der Säbener Straße.
  • Die Pressekonferenz des FCB besuchten am Samstag nur drei Journalisten – ganz zur Verwunderung aller Beteiligten.

Der Blick über den Tellerrand: Barcelona furios! Clásico macht Bayern Mut

Auch Real Madrid verliert also gegen den FC Barcelona. Im Ergebnis am Ende ähnlich deutlich. Für den deutschen Rekordmeister gibt es dennoch einige Erkenntnisse, die ihn in seiner Herangehensweise bestätigen sollten.

  • Die Königlichen haben mit ihrer deutlich tieferen Herangehensweise mehr klare Chancen von Barça zugelassen als die Bayern. Allein Lewandowski hätte vier Tore machen müssen(!). Die Effizienz vom Mittwoch blieb aber aus.
  • Von den ersten 25 Minuten kann man sich in München nach wie vor nichts kaufen, man sollte sie wegen des weiteren Verlaufs aber auch nicht kleiner machen als sie sind. Schaut man sich an, wie groß die Probleme von Madrid waren, auch nur etwas Kontrolle in die Partie zu bekommen, ist die grundsätzliche Leistung im ersten Viertel hoch zu bewerten.
  • Auch Real Madrid hatte Chancen, das Spiel zum eigenen Vorteil zu drehen, scheiterte aber wie die Bayern daran, klinisch die eigenen Chancen zu nutzen. Das zeigt abermals, wie eng solche Spiele sind und wie sehr Kleinigkeiten dazu führen können, dass am Ende ein viel deutlicheres Ergebnis auf der Anzeigetafel steht.
  • Der FC Barcelona ist derzeit das formstärkste Team Europas – und zeigt dennoch genügend Angriffsfläche, wie Bayern und Madrid jeweils zeigen konnten. Man muss aus Sicht der Münchner also die Saison noch lange nicht abschreiben. Zumal ja auch die eine oder andere Verletzungssorge bei Bayern dazukam.
  • Ergebnisse bestimmen die Berichterstattung, sollten aber nicht die Systementscheidungen der Trainer zu sehr beeinflussen. Oder wird jetzt irgendjemand von Ancelotti fordern, höher verteidigen zu lassen? Lösungen hatten beide Teams gegen Barças extrem anfällige Defensive. Die Bayern aber, so absurd das bei je vier Gegentoren klingen mag, wirkten defensiv nochmal deutlich stabiler als Madrid.

Manchmal braucht es ein paar Tage und einen Clásico Zeit, um zu realisieren, dass eine Niederlage weitaus weniger dramatisch war, als sie gemacht wurde. Das bedeutet sicher nicht, dass man sie einfach wegwischen sollte. Aber man muss sie zumindest intern vernünftig einordnen können. Der Clásico zeigt den Bayern, dass eine Systemumstellung großer Quatsch wäre.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden. Mehr Informationen

Kurzer Exkurs zum Abschluss vom Kollegen Tobias Escher. Ich habe fertig.



Hier weiterlesen

♥ Artikel teilen

Jetzt teilen!

Jetzt teilen!