FC Bayern München 2:1 Tottenham: Knifflige Mittelfeld-Frage beim FCB

Georg Trenner 03.08.2024

Aus Südkorea berichtet: Georg Haas.

Vor 63.500 begeisterten Zuschauern traf der FC Bayern im ersten Härtetest der Vorbereitung auf die Tottenham Hotspurs. Das Spiel stand ganz im Fokus der beiden Koreaner Min-jae Kim und Heung-Min Son, die beide frenetisch bejubelt wurden.

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FC Bayern München gegen Tottenham: Der Spielverlauf

Den klimatischen Bedingungen zum Trotz begannen beide Teams engagiert. Kompany wählte eine Viererkette und davor Kimmich und Pavlović gemeinsam im Zentrum. Die Offensive bildeten zunächst Müller und Vidović als Doppelzehn, während Gnabry und Tel die vorderste Linie sehr breit spielten.

Nach fünf Minuten ging der FC Bayern in Führung. Gnabry hatte Tottenhams Torhüter Vicario erfolgreich gepresst und kam selbst zum Abschluss, Vidović verwandelte den Abpraller. Das 1:0 für den FC Bayern wurde besonders von den mitgereisten Bayernfans in der Nordkurve lautstark gefeiert. 

Die erste Halbzeit bot generell Anlass für gute Stimmung bei den angereisten und lokalen Bayernfans. Der FC Bayern war die klar bessere Mannschaft und kam unter anderem durch Tel und Gnabry zu weiteren Chancen. 

Nach zahlreichen Wechseln auf beiden Seiten startete der FC Bayern auch erfolgreich in die zweite Halbzeit. Nach einem Konter spielte Tel Goretzka in den Lauf, der zum 2:0 verwandelte. 

Danach erspielte sich Tottenham jedoch Oberwasser und einige Chancen. Eine davon nutzte Pedro Porro, der in der 66. Minute auf 2:1 verkürzte. Porro hatte im Zehnerraum bei seinem Abschluss aus der Distanz viel Platz. 

Die Trainer wechselten im Laufe der zweiten Halbzeit je 11-mal. Vincent Kompany hatte in der Pressekonferenz angekündigt, mit Blick auf die Temperaturen und den Fitnessstand voel zu wechseln. Einzig Javier Fernandez und der dritte Torhüter Max Schmitt wurden nicht eingesetzt.

Die vielen Wechsel auf beiden Seiten machten sich bemerkbar. Das Spiel wurde in der zweiten Halbzeit fahriger. Tottenham hatte die besseren Chancen, kam aber nicht mehr zum Ausgleich.

Aufgrund einer starken ersten Halbzeit gewinnt der FC Bayern verdient mit 2:1 gegen Tottenham und zeigt bereits eine gute Frühform.

Drei Dinge, die auffielen:

Kimmich und Pavlović: Spielstärkstes Duo des FCB seit Thiago-Abgang?

Zum ersten Mal liefen Joshua Kimmich und Aleksandar Pavlović gemeinsam von Beginn an als Doppelsechs auf. Warum nicht früher? 

Vor allem in Ballbesitz dominierten die beiden im Zentrum. Sie spielten ihre Ballsicherheit und Passstärke aus und ließen Ball und Gegner laufen. .

Beispielhaft eine Bayernchance in der 20. Minute. Die Sequenz begann mit Bayern-Einwurf links  am eigenen Strafraum. Kimmich erhielt den Ball kurz vor dem Strafraum und ging erfolgreich in ein Dribbling. Damit löste er eine Überzahl aus, durch eine Verlagerung über Boey und schnelles Vertikalspiel über Müller und Vidović kam Bayern so zur Doppelchance, die fast zum 2:0 geführt hätte. 

Kimmich, Pavlović und Vidović spielten einige One-touch-Kombinationen im Zentrum, wie man sie beim FC Bayern länger nicht gesehen hat.  

Am auffälligsten als Kontrast zur zweiten Halbzeit, als Palhinha und Laimer die Doppelsechs mit Goretzka davor bildeten. Das Spiel veränderte sich. Es wurde teils schneller, teils fahriger. Die Abstände zwischen Defensivreihe und Offensivreihe wurden größer. Tottenham kam zu deutlich mehr hohen Ballgewinnen, die in gefährlichen Umschaltsituationen mündeten.

FC Bayern München: Großer Kader als Luxus und Problem

In Kompanys Startelf waren bis auf Vidović nur Spieler zu finden, mit denen auch für die Startelf in Pflichtspielen zu rechnen ist. Mit Mazraoui, Dier, Goretzka, Laimer, Palhinha und Zaragoza nahmen sechs namhafte Spieler zunächst auf der Bank Platz. 

Dazu kommen demnächst die gegen Tottenham verletzten Sané, Ito und Musiala, sowie Olympia-Teilnehmer Olise und die fünf zu Hause gebliebenen EM- und Copa-Urlauber de Ligt, Kane, Coman, Upamecano und Davies. 

9 plus 15 macht 24 Feldspieler mit realistischen Ambitionen. Selbst wenn noch ein, zwei Spieler den Verein verlassen, wird es das erwartete Hauen und Stechen um die Stamm- und Kaderplätze. 

Für Kompany ist das gleichzeitig Luxus und Problem. Luxus, weil er taktische und personelle Alternativen hat. Er kann je nach Matchplan und Form flexibel aufstellen, er kann den Konkurrenzkampf um die Plätze hochhalten. 

Ein Problem kann es werden, wenn (teure) Spieler es nicht auf den Platz oder in den Kader schaffen. Als Spieler kennt Kompany alle Situationen. Als Trainer hat er diese Situation noch nicht moderieren müssen. Es könnte seine erste harte Prüfung beim FC Bayern werden.

FC Bayern: Kein Harry, Kane Problem

EM-Finalist Harry Kane fehlte noch urlaubsbedingt, sein letztjähriger Ersatz Choupo-Moting hat den Verein verlassen. Ein weiterer echter Mittelstürmer steht nicht im Kader, sodass bisher meist Mathys Tel nominell als Mittelstürmer auflief. 

Gegen Tottenham entschied Vincent Kompany sich für eine andere Option. Er griff auf eine Variante zurück, die Julian Nagelsmann in der seiner Saison nach dem Abgang von Robert Lewandowski so ähnlich hatte spielen lassen. 

Thomas Müller und Gabriel Vidović bildeten gemeinsam eine Doppelzehn. Davor spielten Mathys Tel auf links und Serge Gnabry auf rechts sehr breit. Die Mittelstürmerposition war entweder vakant oder situativ durch einen der vier besetzt. 

Tel und Gnabry konnten den Raum für einige Tiefenläufe hinter die Abwehrkette und zwischen die Außen- und Innenverteidiger nutzen. Müller und Vidović stellten Tottenhams Innenverteidiger und defensive Mittelfeldspieler bei ihren Übergaben vor große Probleme. 

Real Madrid und Spanien haben 2024 demonstriert, dass man Titel auch ohne (Star-)Mittelstürmer gewinnen kann. Kompanys Team demonstrierte gegen Tottenham, dass der FC Bayern das ebenfalls kann – wenn Harry Kane eine Verschnaufpause brauchen wird. 

FC Bayern vs. Tottenham: Die Daten zum Spiel

Tore: 1:0 Vidović (5.), 2:0 Goretzka (56.), 2:1 Porro (66.)

Gelbe Karten: Spence (42.)

Aufstellung FC Bayern: Neuer (46. Ulreich) – Boey (68. Mazraoui), Stanišić (81. Aseko Nkili), Kim (55. Dier), Guerreiro (55. Aznou) – Kimmich (46. Laimer), Pavlović (46. Palhinha) – Gnabry (46. Zaragoza), Müller (46. Licina), Vidović (46. Goretzka) – Tel (68. Irankunda)

Aufstellung Tottenham: Vicario (74. Austin) – Porro (79. Abbott), Dragusin (46. Bissouma), Davies (64. Skipp), Spence (64. Donley) – Sarr (64. Devine), Gray (46. Emerson), Maddison (46. Bergvall), Kulusevski (75. Lankshear), Johnson (75. Moore)  – Son (75. Werner)



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