Bayern-Rondo: Hoffnung bei den Frauen, Revanche bei den Männern des FC Bayern
FC Bayern Frauen: Alexander Straus will „mehr Ballbesitz haben“
Die Frauen des FC Bayern München befinden sich gerade in der Feinschliff-Phase der Vorbereitung. Nach zwei Testspielen zum Aufwärmen ging es am Dienstag gegen den FC Barcelona. Die Münchnerinnen gewannen das Halbfinale beim Vorbereitungsturnier in Toulouse mit 2:1. Giulia Gwinn (40.) und Emelyne Laurent (84.) erzielten die beiden Treffer für den deutschen FCB. Für Barça traf Caroline Graham Hansen (59.).
„Wir sind nach den wenigen Spielen, die wir bislang hatten, noch recht früh in unserer Entwicklung“, resümierte Alexander Straus in den Klubmedien: „Im dritten Spiel der Vorbereitung den FC Barcelona zu schlagen, ist für uns schon eine Leistung.“ Der Trainer war mit „einigen Teilen des Spiels“ sehr zufrieden. Insbesondere die Defensivarbeit habe ihm sehr gut gefallen.
Tatsächlich zeichnet sich jetzt schon ab, dass sich die neu formierte Dreierkette bezahlt machen könnte. Glódís Viggósdóttir und Saki Kumagai hatten in der vergangenen Saison die eine oder andere Schwierigkeit, insbesondere im Spielaufbau, aber auch in der Rückwärtsbewegung nach Ballverlusten. Beiden scheint es gut zu tun, dass sie auf dem Feld nun etwas anders positioniert sind.
Kumagai bekommt als Halbverteidigerin bessere Passwinkel, mit denen sie ihre Qualitäten im Passspiel besser ausspielen kann. Es gibt auf der Halbposition verschiedene Vorteile:
- Das Zentrum kann mit diagonalen Pässen bespielt werden, was für das verteidigende Team schwerer zu verteidigen ist, weil die ersten beiden Pressinglinien entsprechend verschieben müssen und nicht einfach gerade anlaufen können.
- Viele Teams pressen in vorderster Linie mit zwei Spielerinnen. Dementsprechend entstehen meist Räume neben den beiden Angreiferinnen, die sich oft vor allem darauf konzentrieren, den Zehnerraum zu schließen. Diesen Raum können die Halbverteidigerinnen nutzen, indem sie auch mal andribbeln oder sich den Ball so hinlegen, dass sie einen guten Pass spielen können.
- Ein Ballverlust ist mit einer Dreierkette häufig einfacher aufzufangen als mit zwei Innenverteidigerinnen. Es kommt zwar darauf an, wo der Ball verloren wird, aber als Halbverteidigerin hat man immer eine Grundabsicherung. Das fördert den Mut zu etwas mehr Risiko im Aufbauspiel.
FC Bayern: „Hier geht es nicht so sehr um den Titel“
Tainara de Souza da Silva scheint dem Team bereits früh sehr gut zu tun. Nicht nur, weil die beiden anderen Innenverteidigerinnen von ihren neuen Rollen profitieren, sondern maßgeblich deshalb, weil sie sportlich bisher zu überzeugen wusste. Sie ist mutig im Spielaufbau und athletisch im Zweikampf. Glücklicherweise scheint ihre Verletzung im Spiel gegen Barça nicht schwerwiegend zu sein. Von muskulären Problemen ist die Rede.
Problemlos verlief das Halbfinale gegen den FC Barcelona trotz des Sieges ebenfalls nicht. „Natürlich wollen wir mehr Ballbesitz haben“, analysierte Straus. Ein wenig erinnerte der Spielverlauf an das Gruppenspiel des DFB gegen Spanien bei der Europameisterschaft. Bayern hatte in der einen oder anderen Situation Glück, verteidigte darüber hinaus aber leidenschaftlich.
Dass der Trainer dennoch anmerkt, dass der Anspruch in Zukunft ein anderer sein wird, ist das richtige Signal. „Wir müssen uns in jedem Moment Schritt für Schritt weiterentwickeln“, sagte der 46-Jährige: „Wir brauchen ein Konzept, wie wir unsere Idee und unsere Philosophie umsetzen können. Daran arbeiten alle zusammen, Trainer wie Spielerinnen. Und wenn wir jeden Tag so gut arbeiten, werden wir auch künftig unsere Siege einfahren.“
Einen solchen würden die Bayern wohl auch im Finale gegen Manchester United sehr gern mitnehmen. Am Freitag (21 Uhr, Sky) können sie ihren Titel im AMOS Women’s French Cup verteidigen. Der Fokus liegt aber nicht auf dem Ergebnis. „Hier geht es gar nicht so sehr um den Titel“, erklärte Kapitänin Lina Magull: „Es geht darum, die neuen taktischen Abläufe zu verinnerlichen.“
Männer des FC Bayern wollen gegen Bochum die Revanche
Am kommenden Sonntag treffen die Männer des FC Bayern München auf den VfL Bochum und vermutlich ist es für die Gastgeber der perfekte Tag. Beim letzten Aufeinandertreffen im Ruhrstadion gewannen die Bochumer mit 4:2 – darunter einige sehenswerte Sonntagsschüsse.
Der VfL beeindruckte den Rekordmeister mit hohem und aggressivem Pressing. Allerdings ist die große Frage, ob sie dieses nochmal so aufziehen können. „Wir haben durch Abgänge einen Tempo-Verlust in der Abwehr, deshalb ist hohes Pressen jetzt riskanter“, analysierte Trainer Thomas Reis in der Boulevardzeitschrift Sport Bild: „Bei uns entwickelt sich etwas ganz Neues. Ich bin mir sicher, dass wir innerhalb der Saison mehrmals Abläufe anpassen müssen.“
Zuletzt agierten die Bochumer in einem flexiblen 4-3-3, das je nach Spielphase zum 4-2-1-3 oder gegen den Ball auch mal zum 4-5-1 wurde. Bayern kann sich weiterhin auf ein sehr aggressives Pressing einstellen, wird im Spielaufbau diesmal aber wohl mehr Freiheiten erhalten.
Bochum will der bessere VfL sein
Ähnlich wie der VfL Wolfsburg wird auch das Team von Reis vor allem das Zentrum verdichten wollen. Zu Saisonbeginn taten sich die Bochumer schwer mit der Flügelverteidigung. Insofern könnte es ein ähnliches Spiel werden wie am vergangenen Wochenende – nur auf anderem Platz, mit anderer Kulisse und noch mehr Aggressivität beim Gegner.
Hinzu kommt, dass Bochum in seinen Abläufen nach Ballgewinnen deutlich abgestimmter ist als Wolfsburg unter ihrem neuen Trainer Niko Kovač. Die offensiven Umschaltmomente der Gastgeber könnten also gefährlicher werden. Zumal Bochum sich bisher etwas flexibler zeigt als noch in der letzten Saison. Damals ging der Großteil der Angriffe (42 %) über die linke Seite.
Gerrit Holtmann ist immer noch ein Fokusspieler im System des VfL. Oft wird er auch dann durch Verlagerungen eingesetzt, wenn sein Team zunächst über rechts aufbaut. Gegen Mainz gingen 38 Prozent aller Angriffe über die linke Seite, gegen Hoffenheim waren es sogar nur 36 %.
Es zeichnet sich ab, dass sich bei den Bochumern einiges verändert. Das macht es Julian Nagelsmann schwerer, den Gegner zu analysieren. Gleichwohl ist nicht zu erwarten, dass es am dritten Spieltag andere Qualitäten braucht als in den bisherigen Partien. Und so könnte das Wochenende in Bochum ein weiterer Reifeprozess für den Bayern-Trainer werden, der sich vorgenommen hat, sich mehr mit der eigenen Leistung und weniger mit der Anpassung auf individuell unterlegene Gegner zu beschäftigen. Bisher ist er diesem Vorsatz nachgekommen. Wenn überhaupt, passte er das 4-2-2-2 nur in Details an, vertraute sonst aber auf das, was zuvor funktioniert hat.
Sadio Mané: Start nach Maß oder Luft nach oben?
Die Neuzugänge des FC Bayern München saßen bisher meistens auf der Bank. Selbst Matthijs de Ligt muss sich noch gedulden, bis er seine Chance von Anfang an bekommt. Nur Sadio Mané spielte bisher in jedem Pflichtspiel von Anfang an – und hinterließ dabei einen guten Eindruck. Sowohl gegen Leipzig als auch gegen Frankfurt traf der Senegalese. Beim 2:0-Sieg gegen Wolfsburg wurden ihm zwei Treffer zu Recht wegen Abseitspositionen aberkannt.
Tatsächlich agiert er im 4-2-2-2 von Julian Nagelsmann aktuell recht ähnlich wie Robert Lewandowski zuvor. Mit der Ausnahme, dass er seinen Fokus mehr darauf liegt, sich entscheidend an Kombinationen zu beteiligen und sich durch Tiefenläufe in Abschlusspositionen zu bringen. Zwar war Mané auch schon mehrfach Empfänger von hohen Bällen, doch das ergibt nur Sinn, wenn er freistehend ist. Natürlich ist er zudem seltener eine Anspielstation mit dem Rücken zum Tor.
Dafür bietet er sich aktiv in Zwischenräumen an und nimmt von dort Tempo auf. Dafür kippt er häufiger auf den linken Flügel als ein klassischer Stürmer. Ihm scheint diese Rolle aber sehr zu liegen und was besonders auffällt, ist seine Zuverlässigkeit in allen Grundbereichen des Spiels: Passspiel, Entscheidungsfindung, Pressing, Positionierung, Laufbereitschaft. Mané macht kaum Fehler.
FC Bayern: Sadio Mané als Mr. Zuverlässig
Fast alle Statistiken befinden sich auf einem guten Niveau – vor allem aber fällt auf, dass sie teilweise sehr ähnlich zu den Werten sind, die er letzte Saison für den FC Liverpool erreichte. Die Abweichungen sind kaum der Rede wert. Das unterstreicht womöglich seine Konstanz, wenngleich die Stichprobe in dieser Saison noch sehr klein ist.
Das Spiel gegen Wolfsburg verlief für ihn unglücklich. Er hatte nur wenige herausragende Szenen und schaffte es nicht, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Trotzdem fiel er aber nicht ab. Wenn Mané einen schlechten Tag erwischt, kommt er beispielsweise immer noch auf eine Passquote von 85,7 %. Sein Spiel wird nicht wilder, sondern einfach unauffälliger. Er fällt auf eine solide Basis zurück. Das ist etwas, was er mit all seiner Erfahrung und Qualität anderen Bayern-Spielern voraushat.
Einer, der über ähnliche Qualitäten verfügt, ist Kingsley Coman. Der Franzose könnte am Wochenende sein Saisondebüt feiern. Bisher fehlte er wegen einer roten Karte aus der Vorsaison gesperrt. Im Supercup absolvierte er lediglich 30 Minuten. Nun hat sich Serge Gnabry am Handgelenk verletzt und auch Leroy Sané konnte seine Chancen nicht hundertprozentig nutzen. Vielleicht die Möglichkeit für Coman?
Sollte Nagelsmann beim 4-2-2-2 bleiben, wäre seine Einbindung sicher eine Beobachtung wert. Im Fußball wird gern die Phrase benutzt, dass gute Spieler sich sofort miteinander verstehen und nicht viel mehr brauchen als einen Ball. Ein Dreieck mit Jamal Musiala, Sadio Mané und Kingsley Coman schreit einem das Wort „Dynamik“ geradezu ins Gesicht. Mal schauen, wie sich diese Theorie möglicherweise auf dem Platz darstellt.