FC Bayern: Wer wird Trainer? Max Eberl gibt Einblicke
Max Eberl zeigt dieser Tage, warum er vom FC Bayern München verpflichtet wurde. Jemand wie er hat dem Club in der Außendarstellung gefehlt. Klar, bestimmt und immer vielsagend, ohne zu viel zu sagen. Rund um das Gastspiel bei Union Berlin in der Bundesliga hat Eberl nun über die Trainersuche des FCB gesprochen.
Wer wird Nachfolger von Thomas Tuchel? Wie sehr hat die Entscheidung von Julian Nagelsmann für den DFB geschmerzt? Die Fragen, so könnte man meinen, sollten Eberl unter Druck setzen und ins Schwitzen bringen. Bisher aber zeigt sich der neue Sportvorstand gelassen.
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Neben den geschäftstypischen Phrasen wie „wir werden etwas verkünden, sobald es etwas zu verkünden gibt“ oder „dass wir mit den Trainern sprechen müssen, um einen Trainer zu finden, ist klar“ hat Eberl in seiner Kommunikationsstrategie einen guten Weg gefunden, zumindest gefühlt mehr zu verraten.
Dass jemand wie er keine Wasserstandsmeldungen herausgeben kann, ist logisch. Doch zumindest zwischen den Zeilen lässt der 50-Jährige tiefer blicken als manche seiner Vorgänger. „Wir sind schlauer als vorher“, konstatierte auch Moderator Sebastian Hellmann nach dem Sky-Interview vor dem 5:1 gegen Union. „Das ist doch schön“, lächelte Eberl selbstbewusst zurück.
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Max Eberl: Stachel bei Nagelsmann „sitzt noch tief“
Nagelsmann sei der Favorit, hieß es noch kürzlich in Teilen der Medienlandschaft. Der Favorit hat sich nun aber für den DFB entschieden. Ein herber Rückschlag, könnte man meinen. „Mit dem haben wir auch gesprochen“, meinte Eberl und erklärte: „Ohne dass es irgendwie die finale Szene war. Und irgendwann hast du gemerkt – okay, der Stachel von damals sitzt noch tief, die Trennung ist noch sehr frisch und deswegen hat uns das jetzt nicht überrascht.“
Er habe volles Verständnis dafür und für die Entscheidung und sei froh für den deutschen Fußball. Eberl wirkte nicht wie jemand, der unvorbereitet eine Absage erteilt bekam. Wie konkret der Wunsch nach Nagelsmann wirklich war, wird er nicht verraten, doch die Außenwirkung ist entscheidend. Was allerdings dafür spricht, dass die Bayern nicht allzu konkret an eine Verpflichtung des Ex-Trainers geglaubt haben: Als Rudi Völler seinen Vertrag beim DFB verlängerte, erklärte Eberl bereits, dass er erwarte, dass auch Nagelsmann zeitnah folgen soll.
Was bei der Flut an Gerüchten ohnehin häufig untergeht: Eine Trainersuche ist oft mehr als das Festlegen auf einen Favoriten. Es wäre unprofessionell, hätten die Münchner in den vergangenen Wochen nur mit Nagelsmann gesprochen. Wer das Geschäft kennt, weiß, dass immer mehrere Gespräche zeitgleich stattfinden. Ohne diese wäre der Entscheidungsprozess nicht nur langwierig, sondern auch sehr engstirnig.
Im Idealfall geben die Bayern mehreren Kandidaten unter denselben Voraussetzungen die Chance, sich und ihre Vorstellungen zu präsentieren. Im Laufe der parallel stattfindenden Gespräche kristallisieren sich in der Regel mehrere Favoriten heraus. Wegen einer oder zwei Absagen sollte ein solcher Prozess nicht ins Wanken geraten.
FC Bayern: Muss der Trainer deutsch sprechen, Herr Eberl?
Eberl sprach am Wochenende auch über das eine oder andere Kriterium, das medial immer wieder überstrapaziert wird. Muss der neue Trainer beispielsweise deutsch sprechen? „Nein, habe ich auch nicht gesagt – aber englisch sollte er sprechen.“
Ob Zinédine Zidane englisch spreche, wisse er nicht. Eine Aussage, die zumindest darauf hindeutet, dass der Franzose derzeit kein Thema ist. Zumal über seine Englischkenntnisse tatsächlich wenig bekannt ist, gemeinhin aber angenommen wird, dass er die Sprache nicht gut genug spricht.
Zidane also raus? Natürlich könnten die Aussagen von Eberl auch eine Finte sein, aber abgesehen von der Mundo Deportivo und der L’Équipe gab es bisher keine Berichte, die darauf hindeuten würden, dass der ehemalige Trainer von Real Madrid übernimmt.
Nicht seine Entscheidung! Max Eberl über Rauswurf von Thomas Tuchel
Spannend waren auch die Aussagen Eberls im ZDF-Sportstudio. Danach gefragt, ob es denkbar wäre, dass Thomas Tuchel doch Trainer des FC Bayern bliebe, reagierte der Sportvorstand fast schon etwas ausweichend: „Naja gut, die Entscheidung wurde gefällt, da war ich noch gar nicht da. Und die Entscheidung, hat der Thomas gesagt, die steht. Deswegen brauche ich da jetzt nicht noch einmal großartig nachkarten.“
Aber: „Mir macht es sehr, sehr viel Spaß mit Thomas zu arbeiten, mit Christoph (Freund, Anm. d. Red.) zusammen, dem Trainerstab. Man sieht ja: Wir haben Erfolg.“ Man habe vier Punkte mehr als vergangene Saison und auch ein besseres Torverhältnis. Hinzu käme das Champions-League-Halbfinale. „So schlecht ist dann alles nicht“, fasste Eberl zusammen.
Eine klare Antwort vermied Eberl also. Zumal er sich auf Tuchels Aussage bezog. Der Trainer sagte auf der Pressekonferenz am Freitag: „So viel Konjunktiv. Ich habe eine Vereinbarung mit dem Verein. Die ist kommuniziert und die steht.“ Eine vermeintlich klare Aussage. Aber auch die bietet viel Spielraum für das Szenario, dass die Bayern sich doch noch dazu entscheiden würden, auf ihn zuzugehen.
Auch nach diesem Wochenende weiß das Umfeld des FC Bayern von den Fakten her nicht wirklich mehr. Und doch hat man das Gefühl, dass man anhand der Aussagen von Eberl mehr über den Entscheidungsprozess erfahren hat. Was wiederum bedeutet, dass der ehemalige Gladbacher genau das getan hat, wofür er unter anderem geholt wurde: Den FCB in der Außendarstellung wieder souveräner aussehen zu lassen.
Dass die Gerüchte derzeit fast tagtäglich von einer in die andere Richtung und wieder zurück springen, kann zwei Ursachen haben: Entweder wissen die Bayern selbst nicht so richtig, was sie in der schwierigen Situation tun sollen – was schlecht wäre. Oder sie haben eine klarere Vorstellung von der Zukunft, als öffentlich derzeit angenommen wird – das würde zumindest zu der Gelassenheit von Eberl passen. Bis Ende April soll möglichst eine Entscheidung fallen.
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