Max Eberl (FC Bayern).
Bild: Sebastian Widmann/Getty Images

FC Bayern im Transfersommer: Max Eberl darf die Defensive nicht vergessen!

Jonas Trenner 21.07.2025



Egal ob Florian Wirtz, Nico Williams, Nick Woltemade oder Luis Díaz: Der FC Bayern bemüht sich bereits seit vielen Wochen darum, seine Offensive zu verstärken. Aufgrund der Abgänge von Leroy Sané und Thomas Müller sowie der Verletzung von Jamal Musiala sollten Transfers in diesem Mannschaftsteil auch weiterhin oberste Priorität haben.  

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Es verwundert allerdings, dass sich in der Defensive des Rekordmeisters so gar nichts tut. Gerüchte um Zu- oder Abgänge sind jedenfalls rar gesät. Das Transferfenster ist zwar noch einige Zeit offen, doch Max Eberl, Christoph Freund und Co. scheinen der aktuellen Besetzung zu vertrauen und damit in die neue Spielzeit gehen zu wollen.

Sowohl im Hinblick auf die Quantität als auch auf die Qualität des FC Bayern würde der Abwehr jedoch die ein oder andere Verstärkung gewiss nicht schaden.

Außer Upamecano und Davies keine „Weltklasse“ im Bayernkader

Dass eine Offensive zwar Spiele gewinnt, die Defensive einem jedoch die Titel und Meisterschaften holt, ist eine gern genutzte Redeweise im Fußball. Und der Rekordmeister hat in den letzten Jahren gar nicht mal so viele dieser Pokale geholt, was zahlreiche Gründe hat(te). Einer davon war und ist die zu hohe Anzahl an Gegentoren, die sich der FCB fing.

Das Problem erkannten auch die Verantwortlichen des FC Bayern, was die hohen Transferausgaben in den vergangenen Jahren veranschaulichen. Dennoch hat der Club seit Jahren sowohl mit quantitativen als auch mit qualitativen Problemen in seiner Abwehr zu kämpfen.

Josip Stanišić – Min-Jae Kim – Eric Dier – Konrad Laimer. Was, überspitzt formuliert, wie die Viererkette eines Teilnehmers der Europa Conference League klingt, war tatsächlich die Abwehr, die Vincent Kompany für die beiden Viertelfinalspiele in der Champions League gegen Inter Mailand aufbot. Als Ersatz standen lediglich noch Raphael Guerreiro und Sacha Boey zur Verfügung.

Zwar kann man für jeden einzelnen dieser Spieler Argumente angeben, wieso dieser sich im Kader des Rekordmeisters befindet. Doch dass der Deutsche Meister abgesehen von Alphonso Davies und Dayot Upamecano (die ausgerechnet gegen Inter ausfielen) zu wenig Verteidiger unter Vertrag hat, die das Potenzial zur Weltklasse besitzen, dürften die wenigsten bezweifeln.

Besonders auf den Außenverteidigerpositionen herrscht eigentlich noch akuter Handlungsbedarf auf dem Transfermarkt. Selbst Neuzugang Jonathan Tah muss sein „Bayern-Niveau“ nach zwei guten Saisons unter Xabi Alonso erst noch nachweisen, auch wenn er aufgrund seiner Erfahrung und Führungsqualitäten ein Upgrade zum nach Monaco abgewanderten Dier darstellt.

FC Bayern: linke Abwehrseite als Sorgenkind

Auf den ersten Blick reicht die Besetzung mit Stanišić, Laimer, Boey, Guerreiro, Davies, Hiroki Itō und Adam Aznou für außen sowie Upamecano, Tah und Kim für innen (quantitativ) zwar aus, auf den zweiten Blick gibt es jedoch noch einige Fragezeichen zu beachten.

Davies wird nämlich aufgrund seiner schweren Knieverletzung voraussichtlich erst zum Ende des Kalenderjahres auf den Platz zurückkehren und wird auch dann Zeit brauchen, um wieder in Form zu kommen, die ihm der Club auch geben sollte. Bei Innen- und Linksverteidiger Itō dürfte es nach dessen dritten Mittelfußbruch womöglich noch länger dauern.

Würde man es durch die Klub-WM nicht besser wissen, könnte man meinen, dass das jetzt DIE Chance für Adam Aznou wäre, sich zu beweisen. Der Marokkaner genießt bei Kompany jedoch überhaupt kein Vertrauen, was in den USA abermals deutlich wurde. Ein vorübergehender oder sogar endgültiger Abgang des 19-Jähirgen in diesem Sommer dürfte keinesfalls überraschen. Erste Gerüchte über Interessenten aus Spanien gab es bereits.

Blieben noch Guerreiro und Stanišić für die linke Position in der Viererkette übrig, zumindest bis zur Winterpause. Ersterer baute nach seinem starken Saisonstart immer mehr ab und entwickelte sich im Laufe der Rückrunde zu Bayerns größter defensiver Schwachstelle. Dennoch bekam der Portugiese bei der Klub-WM abermals das Vertrauen von Kompany. Eigenwerbung konnte der 31-Jährige jedoch keineswegs betreiben.

Defensive: Kader des FC Bayern auf Kante genäht

Nach der Rückkehr von Upamecano beorderte der belgische Coach deshalb das kroatische Taschenmesser Stanišić auf die linke Seite. Trotz solider Leistungen taugt der Rechtsfuß jedoch kaum als Langzeitlösung, unter anderem aufgrund seines fehlenden offensiven Impacts. Außerdem wird das Münchner Eigengewächs eigentlich noch als Backup woanders gebraucht.

Sowohl als Innenverteidiger als auch auf der rechten Defensivseite kann der 25-Jährige nämlich auch eingesetzt werden. Zwar ist die Position Rechtsverteidigers mit dem stets engagierten Laimer und Boey quantitativ ausreichend besetzt, doch vor allem hinter dem Franzosen steht ein großes qualitatives Fragezeichen.

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Weitere Informationen

In seiner Zeit in München wirkte er bisher jedenfalls wie ein Fremdkörper und verkörperte nicht ansatzweise „Bayern-Niveau“. Gewiss kann der gerade einmal 24-Jährige noch einige Schritte in seiner Entwicklung gehen. Darauf sollten sich Max Eberl und Co. bei dessen bisheriger Verletzungsmisere im Trikot des Deutschen Meisters jedoch nicht verlassen.

Selbst in der Innenverteidigung wird es personell knapp, wenn Stanišić fest auf den AV-Positionen eingeplant wird. Dann stünden für die beiden zentralen Positionen der Viererkette nämlich lediglich Upamecano, Tah und der gerade erst wiedergenesene Kim zur Verfügung. Ein oder zwei Ausfälle (die beim FCB nicht unüblich sind) könnten dementsprechend zu einem ähnlich fragilen Zustand der Defensive führen, wie es im März und April der Fall war.

Einige Spieler müssten so gut wie jede Partie absolvieren, was zu Fitnessproblemen, Leistungsschwankungen und Verletzungsproblemen führen kann. Min-Jae Kim kann ein Lied davon singen. Abgänge kann sich der Rekordmeister allein aus quantitativer Sicht derzeit also nicht leisten.

FC Bayern: Keine Titel ohne externe Verstärkungen für die Abwehr?

Und rein aus qualitativer Sicht müsste der Verein seine Abwehr eigentlich ebenso noch verstärken. Die linke Abwehrseite bis in den Dezember lediglich mit Guerreiro und Stanišić zu besetzen, wäre fahrlässig. Besonders wenn Adam Aznou den Verein noch verlassen sollte oder der Marokkaner bei Kompany weiterhin außen vor bleibt. Eine externe Verstärkung könnte zudem einem Alphonso Davies ausreichend Zeit zur Rückkehr einbringen.

Trotz der hohen Transferausgaben der vergangenen Jahre sollte ebenso in der Innenverteidigung die Suche nach einem jungen Spieler mit viel Potenzial zumindest mittelgroße Priorität besitzen. Und zwar als Ersatz für Min-Jae Kim, der in seinen beiden Jahren in München noch nicht überzeugen konnte. Besonders aufgrund seiner zahlreichen Fehler, die zu Großchancen oder sogar Gegentoren führen.

Beim Südkoreaner gab es in den vergangen Monaten auch immer wieder Gerüchte um eine Rückkehr nach Italien und eine grundsätzliche Verkaufsbereitschaft des FC Bayern, doch zumindest derzeit passiert dahingehend gar nichts. Und solange der 28-Jährige beim Rekordmeister bleiben möchte, wird sich daran wohl nichts ändern.

Ob sich dann aber auch an der Titelanzahl im Vergleich zu Vorjahren großartig etwas ändert, kann zumindest bezweifelt werden. Denn wie heißt es so schön: Eine Offensive gewinnt Spiele, doch die Defensive holt die Titel und Meisterschaften.

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