Bayern mit fast stabilem Auftaktsieg gegen Manchester United

Georg Trenner 20.09.2023

Falls Ihr es verpasst habt

FC Bayern – Manchester United: die Aufstellungen

Thomas Tuchel selbst fehlte gelb-rot-gesperrt. Er schickte seinen Assistenten Zsolt Löw mit einer kaum veränderten Elf ins Spiel. Konrad Laimer als Rechtsverteidiger blieb ebenso in der Startelf wie das Innenverteidiger-Pärchen Min-Jae Kim und Dayot Upamecano vor Torhüter Sven Ulreich. Alphonso Davies auf Links komplettierte die Abwehr. Joshua Kimmich, Sven Goretzka, Serge Gnabry, Leroy Sané und Jamal Musiala liefen davor auf. Für Musiala nahm Thomas Müller auf der Bank Platz. Im Sturm durfte Harry Kane zum erst 33.-mal in der Champions League auflaufen. 

Manchester Uniteds Trainer Erik ten Hag  musste auf eine Reihe verletzter Spieler verzichten. Die Stars des Teams wie Casemiro, Bruno Fernandes, Marcus Rashford oder das neue Sturmtalent Rasmus Højlund konnten aber auflaufen. 

FC Bayern mit Führung nach defensiv geprägter erster Halbzeit

Bereits nach vier Minuten kamen die Gäste aus Manchester zur ersten Chance. Kimmich konnte einen Fehlpass von United nicht kontrollieren, so dass Eriksen an den Ball kam. Seinen Pass klärte Davies vor dem einschussbereiten Pellistri waghalsig, aber sauber mit einem Tackling durch dessen Beine wieder zu Eriksen. Dessen Abschluss aus kurzer Distanz klärte Ulreich mit einem starken Reflex zur Ecke. 

Bis zum ersten Schuss des FC Bayern dauerte es 20 Minuten, doch Musialas Versuch aus spitzem Winkel wurde von Lindelöf geblockt. Im Anschluss daran wurde Bayern gefährlicher und der erste Schuss aufs Tor von Onana führte in der 28. Minute zur Führung. Sané dribbelte von rechts außen nach innen und kam nach Doppelpass mit Kane aus 17 Metern zum Abschluss. 

Tuchel hatte vor dem Spiel die Aufstellung von Musiala unter anderem damit erklärt, dass ihm das Zusammenspiel von Davies, Musiala und Gnabry über halblinks gut gefalle. In der 32. Minute lief der Lehrfilm dazu ab. Davies spielte auf Höhe der Mittellinie zu Musiala, dieser dribbelte von dort bis zur Grundlinie (!) und legte zurück auf den Gnabry: Zweiter Schsss aufs Tor, zweiter Treffer.

Hinten ließ der FC Bayern nur kleinere Chancen zu, und so ging er verdient mit 2:0 in die Halbzeit. 

United verkürzt zweimal aber Bayern bleibt souverän

Manchester United kam wie in der ersten Halbzeit ambitioniert aus der Kabine. In der 49. Minute kam ein zweiter Ball zu Casemiro, der mit einem Pass in den Strafraum der Bayern Rashsford fand. Der legte quer zu Højlund, der trotz Bayern-Überzahl zum Abschluss kam und verkürzte. 

Fast im Gegenzug stellte der FC Bayern per Handelfmeter wieder auf einen Zwei-Tore-Vorsprung. Upamecano hatte aus kurzer Distanz an Eriksens abgestreckte Hand geköpft, was im Rahmen der gemeinhin strengen UEFA-Auslegung einen klaren Elfmeter bedeutete. Harry Kane traf flach ins linke Eck. 

Nach dem 3:1 dominierte der FC Bayern das Spiel und ließ einige Chancen liegen oder spielte nicht konsequent bis zum letzten Pass. United schien geschlagen und der FC Bayern brachte Kingsley Coman für Gnabry (63. Minute), Eric Maxim Choupo-Moting für Musiala (73.) sowie Thomas Müller und Mathys Tel für Sané und Kane (87.). Aber United war noch nicht geschlagen. Nach einer spielstarken Kombination traf Casemiro in der 88. Minute im Liegen zum 2:3.

Nachspielzeit gegen Manchester United? Nicht an diesem Abend. Erst satnd der Pfosten Müller im Weg, dann Müller Tel, aber im dritten Anlauf ließ der junge Franzose sich nicht mehr stoppen. Im Stile Karl-Heinz Rummenigges nahm Tel den Ball mit dem Oberschenkel an und vollendete nach dem Auftropfen mit einem satten Schuss ins Netz. 

In der letzten Minute der Nachspielzeit verkürzte Casemiro per Kopfball nach einem Freistoß von Bruno Fernandes zum 4:3-Endstand. 

Der FC Bayern gewinnt ein torreiches Spiel souveräner als es das Ergebnis aussagt. Vor allem in der zweiten Halbzeit versäumte Tuchels Team es, die Führung auf drei Tore auszubauen und den Deckel endgültig draufzumachen.  

Dinge, die auffielen

1. Bayern bleiben die Könige der Gruppenphase    

Wenn im Roulette 20-mal Rot gefallen ist, dann kommt beim 21. Mal: Rot. So an diesem Abend in der Allianz Arena.

Zuletzt verloren die Münchner ein Gruppenspiel vor fast sechs Jahren in Paris. In 35 Spielen seit dieser Niederlagen siegte der FC Bayern 32-mal und trennte sich dreimal Unentschieden (99 Punkte in 35 Spielen) bei zuletzt 14 Siegen in Folge. 

Die letzte Heimniederlage in einem Gruppenspiele ist sogar fast zehn Jahre her. 2013 verlor man mit Pep Guardiola gegen Manchester City, allerdings am letzten Spieltag unter dem Vorzeichen des sicheren Achtelfinaleinzugs. Die letzte Heimniederlage mit Relevanz fürs Weiterkommen datiert auf 2009 gegen Bordeaux. 

2. Am Ende unsicher trotz Tuchelschem Sicherheitsspiel 

In seiner Erfolgsphase mit Chelsea war Stabilität in großen Spielen ein entscheidender Faktor. In zehn Spielen gegen Manchester City und den FC Liverpool erzielte Chelsea nur acht und kassierte nur sechs Tore.

Den FC Bayern hat er in seinen ersten sechs Monaten noch nicht auf diesen Defensivstil umgestellt – aber er arbeitet auf und neben dem Platz daran. Die erste Halbzeit war ein Fingerzeig in diese Richtung. Wenig zulassen. Geduldig auf Chancen warten und dieser verwerten. 0,4 zu 0,3 expected Goals in der ersten Halbzeit sprechen Bände.

Und doch reicht es beim FC Bayern noch nicht, diese defensive Stabilität auf Dauer zu bewahren. Drei Gegentore in der zweiten Halbzeiten sind zu viel. Das Gespenst João Palhinha wird weiterhin an der Säbener Straße herumgeistern. 

3. Musiala gibt die etwas andere Antwort auf die Holding-Six-Frage 

Das Thema Holding Six kann man nicht beantworten, ohne die Mutter aller defensiven Holding-Sixes zu thematisieren, der an diesem Abend zu Gast in der Allianz Arena war. Casemiro, als defensive Absicherung einst ein wichtiger Baustein für die Champions-League-Siege von Real Madrid, spielt mittlerweile in Manchester und bekam es mit Jamal Musiala und teilweise Leroy Sané zu tun. 

Es ist fast paradox, dass ausgerechnet jener Casemiro an diesem Abend eher wie Kimmich und Kimmich eher wie Casemiro spielte. Casemiro glänzte offensiv mit zwei Toren und einer indirekten Torvorlage.

Gegen den Ball stand er vor großen Problemen und konnte die Defensive von United nie stabilisieren. Vor allem Musiala war regelmäßig zu flink, zu schnell und zu stark für Casemiro. Musiala gewann alle fünf seiner Dribblingsversuche, die meisten davon im direkten Duell mit Casemiro. Daneben konnten Sané und er regelmäßig Löcher im Sechserraum von Manchester United clever ausnutzen und von dort in den Strafraum einbrechen. 

Holding Six? Holy Musiala! 



♥ Artikel teilen

Jetzt teilen!

Jetzt teilen!