FC Bayern: Wird Maurice Krattenmacher zum Nutznießer des Sané-Wechsels?
Die großen Überraschungen blieben beim Klub-WM-Auftakt des FC Bayern aus. Vincent Kompany verzichtete auf einen umfassenden Talentetest und setzte stattdessen vor allem auf bewährte Kräfte. Doch ein relativ neuer Name tauchte im Vorlauf der Auftaktpartie gegen Auckland City dennoch auf: Maurice Krattenmacher.
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Das junge Spielmachertalent ist gut ein Jahr nach seinem Wechsel zu Deutschlands Vorzeigeklub nun Teil des Kaders. Mit dem Abgang von Leroy Sané ist die Offensive des Rekordmeisters relativ dünn besetzt. Vielleicht ist das die Chance für den 19-Jährigen, erste Minuten zu sammeln.
Miasanrot stellt den technisch versierten Youngster vor: Wo kommt er her, was bringt er mit, welches Potenzial schlummert in ihm – und welche Perspektive hat er beim FC Bayern?
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FC Bayern: Wer ist Maurice Krattenmacher?
Sollte Krattenmacher debütieren, wäre es nicht sein allererstes Spiel für den Rekordmeister. Schon 2013 versuchte er sich beim FC Bayern, direkt aus seiner oberbayerischen Heimat Bad Aibling kommend.
Damals begann er in der U9 und blieb bis zur U12, ehe er 2017 zur benachbarten SpVgg Unterhaching wechselte. Von dort kehrte er – nach der Bekanntgabe der Kooperation zwischen den beiden Münchner Klubs – wieder zu den Roten zurück.
Direkt im Anschluss an seinen Wechsel wurde Krattenmacher an den SSV Ulm verliehen. Für den damals 19-Jährigen bedeutete das die dritte Liga im dritten Profijahr. Nach einer überragenden Saison in der U17-Bundesliga (23 Tore in 20 Spielen) hatte er 2022, mit gerade einmal 16 Jahren, sein Regionalliga-Debüt gefeiert.
Unter Trainer Sandro Wagner erarbeitete sich der beidfüßige Mittelfeldspieler schnell einen Stammplatz. In 16 Einsätzen sammelte er vier Tore und vier Vorlagen – ehe ihn eine Knieverletzung nach dem Jahreswechsel ausbremste. Auch ohne ihn gelang Unterhaching der Aufstieg, und Krattenmacher spielte 2023/24 in der 3. Liga.
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Dort verlief der Start nach seiner langen Verletzung zunächst schleppend. Erst gegen Jahresende setzte sich der Zehner unter dem neuen Trainer Marc Unterberger dauerhaft in der Startelf fest. Eine Grippe warf ihn kurzzeitig zurück, doch in den letzten elf Saisonspielen kam er richtig in Fahrt, er lieferte sieben seiner acht Scorerpunkte (1 Tor, 7 Assists) in dieser Phase.
Sein starker Schlussspurt überzeugte auch den damaligen Aufsteiger Ulm, ihn in die 2. Bundesliga mitzunehmen. Zwar reichte es für die Spatzen nicht zum Klassenerhalt, doch Krattenmacher spielte seine erste verletzungsfreie Profisaison überzeugend durch. In 32 Ligaeinsätzen gelangen ihm drei Tore und acht Vorlagen– er war über weite Strecken gesetzt.
Nach dieser Entwicklung ist klar: Seine Zukunft dürfte nicht in Ulm liegen. Vieles spricht dafür, dass es erneut eine Liga nach oben geht.
Maurice Krattenmacher und Ähnlichkeiten zu Florian Wirtz
Der Vergleich mit Deutschlands – und vielleicht Europas – bestem Spielmacher ist natürlich überzogen, doch Krattenmacher erinnert in seiner Spielweise durchaus an Florian Wirtz. Er lebt von seiner starken Spielübersicht, präzisen Technik, einem ausgeprägten Kombinationsspiel und einem sehr feinen Gespür für Räume. Als kreativer Offensivspieler fühlt er sich auf der Zehn am wohlsten, kann aber auch auf den Flügel ausweichen. Von der linken Seite zieht er gerne nach innen, wo er mit dem dominanteren rechten Fuß zum Abschluss oder zum Steckpass ansetzen kann.
In dieser Rolle könnten bei der Klub-WM gerade sogar Minuten frei geworden sein. Immerhin wechselt Leroy Sané zu Galatasaray. Allerdings muss sich Krattenmacher hier auch mit Lennart Karl und Tom Bischof duellieren. Im Training hat er aber die Chance dazu, auf sich aufmerksam zu machen und Vincent Kompany von Einsatzzeit zu überzeugen.
Krattenmacher bringt ein bemerkenswertes Paket an offensiven Fähigkeiten mit. Besonders im Dribbling überzeugt er mit enger Ballführung und hohem Ballgefühl, wodurch er auch in engen Räumen Lösungen findet. Im letzten Drittel trifft er oft kluge Entscheidungen, seine Steckpässe kommen mit gutem Timing und schaffen überraschende Momente. Seine Ballkontrolle ist sauber, der erste Kontakt ruhig und sicher – auch unter Gegnerdruck behält er die Übersicht. Dazu kommen eine hohe Agilität und ein schneller Antritt, die ihn schwer berechenbar machen und für Dynamik im Offensivspiel sorgen.
Woran Krattenmacher arbeiten muss
Trotz dieser Qualitäten ist Krattenmacher noch längst nicht am Ende seiner Entwicklung. Vor allem physisch muss er zulegen: In direkten Duellen ist er gegen robuste Gegner häufig unterlegen. Auch im Kopfballspiel zeigt er kaum Präsenz und ist bei Standards noch kein Faktor.
Natürlich bleibt auch abzuwarten, ob er diese herausragenden Anlagen auf höherem Niveau zeigen und umsetzen kann. Dafür ist er jetzt dabei. Defensiv arbeitet er bisher zu wenig mit – im Rückwärtsgang lässt er sich zu leicht überspielen, seine Zweikampfquote bleibt ausbaufähig.
Darüber hinaus fehlt es ihm über 90 Minuten hinweg noch an Konstanz; mitunter wirkt er zu verspielt und taucht in Phasen ab. Um den nächsten Schritt zu machen, muss er insbesondere an seiner Körperlichkeit und am Defensivverhalten arbeiten – das Potenzial für höhere Aufgaben bringt er ohne Zweifel mit.
Fazit: Step by step
Krattenmacher ist ein Spielmacher mit Bundesliga-Potenzial und seine Karriere kennt bislang nur eine Richtung: steil nach oben. Ein fester Platz im Kader des FC Bayern dürfte für ihn dennoch noch etwas zu früh kommen. Bevor er sich der enormen Konkurrenz beim Rekordmeister stellt, sollte er den nächsten Entwicklungsschritt machen.
Dieser Schritt könnte darin bestehen, sich zunächst bei einem ambitionierten Zweitligisten zu etablieren oder wenn sich der passende Klub findet, sogar direkt den Sprung in die Bundesliga zu wagen. Allzu weit entfernt scheint die höchste Spielklasse nicht: In der 2. Liga hat Krattenmacher bereits angedeutet, dass er sich auf höherem Niveau womöglich noch besser entfalten kann. Ähnliches könnte auch für die Bundesliga gelten.
Das Talent, langfristig beim FC Bayern Fuß zu fassen, bringt er mit. Doch er ist kein Ausnahmetalent, das im Eiltempo alle Stufen überspringt. Das macht es in München besonders schwer. Vielmehr könnte er sich über Jahre an die Münchner Spitze heranarbeiten – ein realistisches, aber anspruchsvolles Ziel. Das schließt aber nicht aus, dass er bei der Klub-WM Minuten erhält. Mit seinem Profil würde er gut ins Offensivspiel der Bayern passen und es wäre spannend zu sehen, wie weit er schon ist.
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