Nick Woltemade (VFB Stuttgart) zum FC Bayern?
Bild: Christian Hofer/Getty Images

Woltemade-Wahnsinn bei der U21-EM: Sollte der FC Bayern zuschlagen?

Jonas Trenner 18.06.2025



Dass sich Nick Woltemade nicht einmal ein Jahr nach seinem Wechsel zum VfB Stuttgart DFB-Pokalsieger und A-Nationalspieler nennen darf, hätte der 23-Jährige wohl selbst nicht zu träumen gewagt. Auch bei der U21-Europameisterschaft überzeugt der Angreifer und kommt bereits auf sechs Scorerpunkte nach nur zwei Partien.

Logisch, dass sich zahlreiche Topclubs bereits mit dem Überflieger beschäftigen, zu denen auch der FC Bayern gehören soll. Woltemade ist sich dessen auch bewusst: „Es wäre auch kein optimales Scouting, wenn sie das jetzt nicht auf dem Zettel hätten“, antwortete er selbstbewusst, als er bei ran auf das Interesse angesprochen wurde.

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Er könne den Fans vom VfB Stuttgart auch nicht die Angst vor einem Abgang nehmen, auch wenn er sich sehr wohl bei den Schwaben fühle. Fußball sei einfach zu wild und zu schnelllebig. Woltemade scheint einem Wechsel zu einem Topclub also nicht komplett abgeneigt zu sein.

Doch was zeichnet den 23-Jährigen genau aus? Würde Woltemade überhaupt in den Kader des FC Bayern passen? Oder käme ein Wechsel zum Rekordmeister noch zu früh?

Nick Woltemade: Vom No-Name zum Nationalspieler

Mit gerade einmal zwei Toren in 51 Einsätzen verpflichtete der VfB Stuttgart Woltemade als Talent und Kaderergänzung aus Bremen. Nicht einmal für die Champions League registrierten die Schwaben den damals noch unter dem Radar laufenden Stürmer.

Doch eine Saison später kennt der Hype um den 23-Jährigen keine Grenzen mehr. Der mit dem Spitznamen „Woltemessi“ von Fans und Medien verehrte Angreifer hat sich in kurzer Zeit vom No-Name zum A-Nationalspieler entwickelt. Derzeit strahlt der Angreifer einfach eine enorme Leichtigkeit und Lässigkeit aus – sowohl auf als auch neben dem Platz.

Dass sich der Offensivallrounder so entwickeln würde, hätten wohl nicht einmal die VfB-Verantwortlichen gedacht. Für die U21, bei der Woltemade derzeit bei der Europameisterschaft auf Torejagd geht, ist er eigentlich schon zu gut. Das wird bei der Betrachtung der Spiele sofort ersichtlich, wenn sich dessen Gegenspieler wieder einmal nur mit einem Foul gegen den Überflieger zu helfen wissen.

Nick Woltemade: Eine Mischung aus Spielmacher und Zielspieler

„Woltemessi“ ist nämlich unheimlich schwer vom Ball zu trennen. Neben seinem 1,98m-langen Körper hilft ihm dabei vor allem seine unfassbar enge Ballführung. Meist bewegt der Stuttgarter Shootingstar seine langen Beine so schnell, dass man als Verteidiger kaum herankommen kann, und setzt sich dann entweder mit einem Trick, einer Körpertäuschung oder einem Tempowechsel durch.

Seine Bewegungen sind dabei für gegnerische Abwehrspieler meist sehr schwer einzuschätzen. Dies liegt daran, dass der schlaksige Stürmer mit seinen starken technischen Fähigkeiten, seiner für die Größe erstaunlichen Wendigkeit und der nötigen Portion Körpereinsatz viele offensive Teildisziplinen sehr gut beherrscht. Selbst sein Spielverständnis ist überdurchschnittlich gut.

Im letzten Drittel trifft er jedenfalls unter Druck stets kluge Entscheidungen und versteht es auch, als Zielspieler seine Mitspieler in Szene zu setzen. Mit 0,26 erwarteten Torvorlagen pro Spiel und 4,38 Schusserzeugenden Aktionen pro Partie befindet er sich laut FBref jeweils im 97. Perzentil aller Bundesligastürmer.

Auch in Umschaltmomenten zeigt er gute antizipative Bewegungen, unterstützt zudem hin und wieder den Spielaufbau durch kluge Rückfallbewegungen und bietet sich damit als vertikaler Verbindungsspieler an. Er ist also kein klarer Mittelstürmer, der im Strafraum auf die Bälle wartet, was Harry Kane beispielsweise ja auch nicht tut.

Unterm Strich ist Woltemade also ein Spieler, der sich nicht in ein starres Positionsprofil pressen lässt, sondern sowohl als Neuner als auch hängend hinter der Spitze oder im offensiven Mittelfeld eingesetzt werden kann und dem FC Bayern damit vor allem durch seine Vielseitigkeit auf mehreren Positionen helfen könnte.

Trotz Körpergröße: Kopfballspiel Woltemades größte Schwäche

Auch wenn der Nationalspieler das Potenzial zur Weltklasse besitzt, gibt es natürlich auch noch ein paar Dinge, an denen er arbeiten muss. Neben der Bestätigung seiner Durchbruchssaison müsste Woltemade ebenso an seiner Torquote arbeiten.

Zwar hat sich der Nationalspieler erst im Laufe der Spielzeit in die Startelf beim VfB Stuttgart gespielt, doch 12 Tore in 28 Bundesligaspielen klingen gar nicht mal so überragend, obwohl das bei 1636 Minuten immer noch ein guter Wert ist. Jedoch sollte der Angreifer versuchen, öfter selbst zum Abschluss zu kommen. Seine laut FBref 2,55 Torschüsse pro 90 Minuten übertreffen über 30 Prozent aller Bundesligastürmer.

Zudem zählt trotz seiner Körpergröße ausgerechnet das Kopfballspiel zu Woltemades größten Schwächen, auch wenn er bei gegnerischen Standards brav mithilft. Doch neben seinem EM-Tor gegen Slowenien hat der Offensivallrounder lediglich ein einziges weiteres Tor in dieser Saison mit dem Kopf erzielt. Hier besteht sowohl Verbesserungsbedarf als auch -potenzial, einfach weil der Stuttgarter mit 1,98m so viel gefährlicher sein könnte.

Sollte der FC Bayern diesen Sommer bei Woltemade zuschlagen?

Dennoch hat Nick Woltemade das Zeug zum absoluten Topspieler. Sein Komplettpaket aus Dribblingqualitäten, Spielmacherfähigkeiten und Torjägerinstinkt macht ihn zu einem der spannendsten Spieler der Bundesliga, der folgerichtig auch beim FC Bayern auf dem Zettel steht und bei einem Marktwert von 30 Millionen Euro (laut transfermarkt) für dessen Potenzial auch noch relativ billig zu haben wäre.

Setzt Woltemade seine beeindruckende Entwicklung beim VfB Stuttgart fort, wäre dieses „Schnäppchen“ in einem Jahr mit Sicherheit nicht mehr der Fall, falls der Nationalspieler 2026 überhaupt noch bei den Schwaben unter Vertrag steht. Außerdem würden die Münchner mit dessen Verpflichtung mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen und hätten bei der derzeitigen Offensivsituation einen Spieler, der zumindest zentral jede Position übernehmen könnte.

Ob der Schritt zum Rekordmeister bereits in diesem Sommer der richtige wäre, darf dennoch bezweifelt werden. Sowohl aus Vereins- als auch aus Spielerperspektive. Woltemade bräuchte jedenfalls eine passende Perspektive. Lediglich Backup für Harry Kane oder Jamal Musiala zu sein, könnte sich als schädlich für die Entwicklung des 23-Jährigen herausstellen.

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Zwar wäre eine Aufstellung in Kombination mit den beiden Bayernstars ebenso möglich, doch taktisch müsste der Rekordmeister bei seinem Offensivspiel dann zu einem zentrumslastigeren Ansatz wechseln, was Vincent Kompany anscheinend nicht einmal Florian Wirtz überzeugend erklären konnte.

Zudem wäre Woltemades zentrale, eigentlich für Musiala vorgesehene Rolle, mit viel Verantwortung verbunden, die der Nationalspieler erst einmal gerecht werden müsste. Ein weiteres Risiko, dass die Bayern mit dessen Verpflichtung (zumindest als potenzieller Startelfspieler) eingehen würden.

Obendrein ähnelt der Stuttgarter Shootingstar trotz seines einzigartigen Profils in seiner Spielweise durchaus Harry Kane beim FCB. Denn der Engländer lässt sich ebenfalls gerne zurückfallen, um seine Spielmacherqualitäten zum Vorschein zu bringen. Die beiden könnten sich also, wenn sie gemeinsam auf dem Platz stehen, hin und wieder ins Gehege kommen.

Und ob der amtierende Deutsche Meister für Woltemades Entwicklung auf seinen teuren Starspieler und Statement-Transfer auf dem Flügel á la Rafael Leão oder Nico Williams verzichten wird, darf ebenso bezweifelt werden.

Trotzdem muss sich der FC Bayern mit einer Verpflichtung des Shootingstars zumindest auseinandersetzen. Findet sich für den 23-Jährigen jedoch keine geeignete oder entwicklungsfördernde Rolle, sollte der Club diesen Sommer (noch) nicht zuschlagen. Auch wenn selbstverständlich das Risiko besteht, den „Woltemessi“-Hype zu verpassen.

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