Urs Fischer in Kleidung des FSV Mainz 05 beim Spiel gegen den FC Bayern
Bild: Adam Pretty/Getty Images

FC Bayern vs. FSV Mainz 05: Nur Remis! Urs Fischer angelt den FCB

Justin 14.12.2025



Für den FC Bayern München boten sich gegen den FSV Mainz 05 gleich zwei gute Chancen. Weil sowohl Borussia Dortmund als auch Leipzig Punkte haben liegen lassen, war es möglich, den Abstand auf elf Punkte auszubauen.

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Die andere Chance bot sich durch den Gegner. Mainz reiste nicht nur ersatzgeschwächt an, sondern auch als Tabellenletzter mit erst sechs Punkten. Entsprechend entschied sich Vincent Kompany für Rotation. Allerdings für eine sehr moderate.

In der Innenverteidigung feierte Hiroki Ito neben Min-jae Kim sein Comeback. Tom Bischof verteidigte links, Josip Stanišić rechts. Joshua Kimmich und Leon Goretzka bildeten die Doppelsechs hinter Michael Olise, Lennart Karl und Serge Gnabry. Vorne stürmte Harry Kane, hinten sollte Manuel Neuer den Kasten sauber halten.

Mainz, bisher eines der Teams mit dem höchsten und aggressivsten Pressing in der Bundesliga, konnte man in München mit einer sehr defensiven Ausrichtung rechnen. Grund dafür ist der neue Mann an der Seitenlinie der Nullfünfer: Urs Fischer.

FC Bayern vs. FSV Mainz 05: Der Spielverlauf – FCB tat sich lange schwer

Und tatsächlich begann der FSV extrem defensiv. Aus einer 5-3-2-Grundordnung heraus ergab sich teilweise eine Konstellation, in der bis zu sechs Spieler in der Defensive am eigenen Strafraum verteidigten. Auch die Stürmer verteidigten nicht höher als 40 Meter vor dem eigenen Tor – oft sogar tiefer. Nur selten schoben die Gäste auch mal heraus, wenn sie die Chance auf einen Ballgewinn witterten.

Entsprechend war auch klar, dass es ohne schnelles Tor ein Geduldsspiel werden würde. Nach 15 Minuten hatten die Münchner 93 Prozent Ballbesitz. Die Führung aber erzielten beinahe die Gäste. In der 17. Minute flog nach einer Flanke der Ball per Kopf an den Querbalken. Neuer wäre chancenlos gewesen.

Nur wenige Minuten später war Kane mit einem wuchtigen Kopfball aus kurzer Distanz zur Stelle, aber der Ball kam zu zentral (20.). Gnabry legte mit zwei guten Halbchancen nach (22.). Die Bayern kamen nun ins Rollen. Olise und Stanišić (beide 23.) hatten weitere Möglichkeiten, ehe eine Einzelaktion von Olise für Dynamik sorgte.

Kane legte quer auf Gnabry, der zurück auf Karl und der Youngster traf erneut – 1:0 für die Bayern (29.). Ganz zur Freude eines jubelnden und lachenden Thomas Müller, der es sich auf der Tribüne neben Max Eberl und Co. gemütlich machte. Etwas zu gemütlich wurden dann auch die Bayern, die mit einem Foul von Bischof einen Standard hergaben. Wie so oft in den letzten Wochen entstand daraus ein Tor: Kacper Potulski kam vollkommen frei zum Kopfball (45.+2). Nach einem langen Check war Pause.

2. Halbzeit: Mainz schockt den FC Bayern

Auch die zweite Halbzeit begann schleppend. Den ersten Bayern-Abschluss hatte Gnabry, der aber aus spitzem Winkel zu hoch ansetzte (54.). Nach etwas weniger als einer Stunde bekamen die Münchner in einem Konter mal Raum, doch Gnabry vergab nach toller Flanke von Karl. Kompany wechselte dreifach: Bischof, Ito und Goretzka gingen vom Platz, dafür kamen Alphonso Davies, Konrad Laimer und Aleksandar Pavlović.

Bayern nahm wieder etwas Geschwindigkeit auf. Gnabry und Kane vergaben innerhalb von einer Sekunde gute Abschlussgelegenheiten (64.). Wieder aber war es Mainz, die das Tor erzielten. Eine Flanke von Bell über den desorientierten Stanišić fand Jae-sung Lee, der zum 2:1 köpfte. Wieder ein Tor gegen den Spielverlauf.

Die Bayern erspielten sich derweil zwar nicht viele, dafür aber ausreichend Chancen, um mehr Tore zu erzielen. Gnabry, Kane oder auch der eingewechselte Nicolas Jackson (für Kim) vergaben vielversprechende Abschlüsse. In der 87. Minute keimte nochmal Hoffnung in München auf. Kane verwandelte einen Elfmeter, den er selbst herausgeholt hatte – ein eher softer Pfiff.

Zum Sieg reichte es aber nicht mehr. Mainz entführt somit einen Punkt aus München.

FC Bayern vs. FSV Mainz 05: Dinge, die auffielen

Tom Bischof ist sehr gut, aber kein Linksverteidiger

Das Ende der ersten Halbzeit war ein bitteres für Tom Bischof. Sein ungestümes Foul in Strafraumnähe führte zu einem Freistoß mit Folgen: Mainz glich mit dem zweiten Abschluss aus. Der 20-Jährige bekam in den vergangenen Wochen mehrere Chancen, sich zu beweisen, wurde dabei aber oft als Linksverteidiger eingesetzt.

Es ist nicht das erste Mal, dass der ehemalige Hoffenheimer hinten zu plump verteidigt. Nichts, was ungewöhnlich wäre für jemanden, der in der Offensive ausgebildet und zuletzt eher im zentralen Mittelfeld eingesetzt wurde. Auch nichts, was für einen 20-Jährigen besonders kritikwürdig wäre. Bischof werden solche Momente in der Entwicklung helfen.

Aus der Perspektive des Teamerfolgs ist es aber fragwürdig, dass Kompany derart an Leon Goretzka im Mittelfeld festhält. Der 30-Jährige verlangsamte das Spiel, bekam keinerlei Dynamik auf den Rasen und lebt seit vielen Monaten vor allem davon, was er mal war und was sich das Trainerteam von ihm erhofft. In der Realität hat er jedoch stark abgebaut.

Bischof hingegen zeigt vor allem mit dem Ball eine beeindruckende erste Saison beim FC Bayern. Seine Fähigkeiten in der Spielgestaltung tun dem Team gut. Gut möglich, dass Kompany fürchtet, er und Kimmich könnten sich zu ähnlich sein. Aber solange die Alternative ein Goretzka ist, der seiner Bestform schon länger hinterherläuft, sollte Bischof zumindest mal eine echte Chance bekommen, sich neben Kimmich zu zeigen. Gerade gegen einen derart destruktiven Gegner.

Gegentore werden zum Standard

Einmal Pech ist Zufall, aber was ist immer Pech? Die Bayern kassieren in den vergangenen Wochen auffällig viele Gegentore nach Standards. Was zu Beginn noch als Anomalie gewertet werden konnte, wird zunehmend zum Problem.

Es ist davon auszugehen, dass das Analyseteam in München an Lösungen arbeitet, aber dass sich ein Mainzer ohne Gegenspieler davonschleichen und unbedrängt zum 1:1 köpfen konnte wie im Training, ist etwas, das besonderer Aufarbeitung bedarf. Die Bayern stellen sich im Moment zu naiv an. Rotation hin oder her: So ein Gegentor darf einem Team auf diesem Niveau nicht passieren – und schon gar nicht so oft wie zuletzt.

Willkommen zurück, Urs Fischer

Dass die Bayern sich insgesamt schwer getan haben, ist wenig verwunderlich. Gegen das Union Berlin von Urs Fischer haben sie auch oft Probleme gehabt. In sieben Partien gab es insgesamt dreimal ein 1:1 – darunter auch einmal in der Allianz Arena.

Fischers Fußball löst Kontroversen über Attraktivität aus, aber er kann gegen starke Mannschaften nachweislich erfolgreich sein. Nun ist es unmöglich, dass Mainz derart ersatzgeschwächt und in wenigen Tagen die DNA des Trainers komplett verinnerlicht. Aber der neue Defensivstil steht ihnen zumindest in der aktuellen Situation deutlich besser als das hohe Pressing der Vorwochen. Mit 13 Prozent Ballbesitz kamen sie zum 1:1, mit 15 Prozent zum Führungstreffer. Jeweils aus dem Nichts.

Während die Bayern laut Fotmob aus über vier erwartbaren Toren nur zwei erzielten, erzielte Mainz aus 0,6 eben zwei. Willkommen zurück, Urs Fischer, kann man da nur sagen. Immerhin Kanes Elfmeterqualitäten konnte Fischer nicht verhexen.

Hinzu kommt, dass die Bayern aktuell nicht auf dem Höhepunkt ihres Schaffens sind. Das haben die letzten Wochen gezeigt. Es geht vor allem darum, sich möglichst erfolgreich in die langersehnte Winterpause zu schleppen und zu retten. Grund zur Sorge gibt es indes eher nicht. Die Bayern hatten zahlreiche gute Chancen und ließen hinten wenige zu. Lange lief es in dieser Saison von selbst. Aktuell ist es eben etwas zäher. In der Tabelle ist zudem nichts passiert.

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