FC Bayern Frauen: Die Learnings aus dem DFB-Supercup und was das für die Saison der Bayern-Frauen bedeuten könnte

Jakob Trenner 30.08.2024

Nach dem 1:0-Sieg gegen den großen Konkurrenten aus Wolfsburg am vergangenen Wochenende, stand am Mittwoch dann auch noch ein Treffen mit Markus Söder an, bei dem der Ministerpräsident die Spielerinnen in den Himmel lobte und sie als den „Stolz Bayerns“ bezeichnete. Wenn’s läuft, dann läuft’s – und am Freitag soll es auch beim Auftaktspiel gegen den Bundesliga-Rückkehrer 1. FFC Turbine Potsdam genau so weiterlaufen. Die Münchnerinnen werden alles daran setzen, den ersten Sieg der Bundesliga-Saison einzuspielen.

Vom Supercup-Sieg und der Laudatio von Markus Söder beflügelt ist den Fußballerinnen vom FC Bayern einiges zuzutrauen. „Dieser erste Titel zum Start der neuen Saison unterstreicht die Ambitionen, die Meisterschaft zum dritten Mal in Serie zu holen, endlich auch mal wieder den Pokal zu gewinnen und in der Champions League weit zu kommen“, betonte FCB-Präsident Herbert Hainer. Trainer Alexander Straus erwartet zwar einen steinigen Weg zur Titelverteidigung, die Party hat der Norweger aber bereits im Visier. „Wir müssen jeden Tag hart arbeiten und auf dem Boden bleiben“, sagte der 48-Jährige: „Dann können wir hoffentlich im Mai nächsten Jahres feiern.“

Das Spiel gegen den VFL Wolfsburg gab bereits einige Aufschlüsse über die möglichen Entwicklungen in dieser Saison. Wir haben uns die möglichen Learnings aus dem DFB-Supercup mal genauer angeschaut…

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FC Bayern kann Do-or-Die-Spiele

Die Bayern-Frauen können auch Do-or-Die-Spiele gegen Topmannschaften, wie den VFL Wolfsburg gewinnen, das zeigte der überzeugende Sieg im Supercup letztes Wochenende in Dresden. Nach der letzten Saison ohne Niederlage und der daraus resultierenden Meisterschaft der Bayern-Frauen wurde zuletzt immer wieder um eine mögliche „Wachablösung“ in der Spitze des deutschen Frauenfußballs diskutiert. Die Spielerinnen und Verantwortlichen des VFL Wolfsburg wurden jedoch nicht müde zu betonen, dass für eine solche Rollenverschiebung der FC Bayern mehrere Jahre am Stück national und international erfolgreich sein müsste.

Und das souverän gewonnene Pokalfinale gegen den bayrischen Konkurrenten gab dem VfL Wolfsburg Recht. Der FC Bayern hat gerade in KO-Spielen eine historisch schlechte Bilanz gegen den VFL Wolfsburg vorzuweisen. Das letzte KO-Spiel vor dem Supercup, das die Wolfsburgerinnen gegen den FC Bayern nicht gewinnen konnten, datiert aus dem November 2005. In nun knapp 19 Jahren und bei zehn direkten Pokalduellen hieß der Sieger stets: VfL Wolfsburg.

Dieser Bann ist nun gebrochen und die ,,Stabilität, gerade auch in großen Duellen“, von wichtiger Bedeutung, erklärte Bayern-Torhüterin Grohs am Sonntag in der Mixed Zone. Bei der geglückten Generalprobe gaben die Münchnerinnen schon einmal einen Vorgeschmack auf die kommende Saison: Sie wirkten eingespielt, geschmeidig, sicher – was die Pässe, aber auch die Kombinationen anging. Maria-Luisa Grohs fasste das Spiel gegen die Wolfsburger Rivalinnen so zusammen: „Wir haben den Gegner stark dominiert.“ Nationalspielerin Klara Bühl hatte bereits nach neun Minuten das Siegtor erzielt.

„Auf der Performance können wir aufbauen“, meinte Mittelfeldantreiberin Sarah Zadrazil: „Wenn wir an die erste Halbzeit anknüpfen und das in die Saison mitnehmen, ist wieder mit uns zu rechnen.“ Und Bayern-Coach Alexander Straus gab zu: „Ich verstehe, warum wir vielleicht Favorit sind.“

Chancenverwertung ist ausbaufähig

Die Bayern-Frauen müssen ein altes Problem endlich beseitigen: Aus der großen Dominanz muss für mehr Ertrag gesorgt werden. Trainer Alexander Straus fasste es bereits in der letzten Saison immer wieder sehr passend zusammen: „We have to be more clinical“. Gemeint ist nichts anderes, als dass man vor dem gegnerischen Tor noch seriöser, präziser und abgebrühter sein müsste. Gerade der Supercup am vergangenen Wochenende verdeutlichte die Problematik der Chancenverwertung erneut sehr deutlich.

Trotz großer Überlegenheit der Bayern-Frauen schafften es die Wolfsburgerinnen bis zum Ende der Partie immer wieder, für Gefahr zu sorgen. Die Bayern-Frauen verpassten es, die Partie endgültig mit einem zweiten Tor zuzumachen, und ließen die Wölfinnen so weiterhin am Leben. Die Bayern-Frauen schaffen es (noch) nicht, ihre pure Dominanz und Überlegenheit in weitere Tore umzumünzen. Stürmerinnen wie Lea Schüller oder Klara Bühl müssen ihre Torquote deutlich nach oben schrauben. Die Gefahr, dass Spiele gerade gegen Topteams sonst auch noch spät kippen können, bleibt sonst bestehen.

In den meisten Spielen erspielt sich das Team von Alex Straus viele Chancen, doch zu oft nutzen die Münchnerinnen diese nicht und sind vor dem Tor nicht kaltschnäuzig genug. Das muss besser werden, wenn Sie auch international ganz oben mitspielen wollen, denn gerade gegen starke Mannschaften aus der europäischen Elite des Frauenfußballs ist es deutlich schwieriger, sich Chancen herauszuspielen. Die, die man sich dann erarbeitet, sollte man besser auch nutzen, sonst steht man sich zu häufig selbst im Weg. In der vergangenen Saison war die Chancenverwertung insbesondere in der Königsklasse mangelhaft, was auch zum frühen Ausscheiden der Bayern-Frauen mit beitrug.

Letzte Saison schieden die Münchnerinnen bereits in der Gruppenphase aus – eine herbe Enttäuschung für Mannschaft und Verein. In der Vorsaison erreichten sie das Viertelfinale, unterlagen dort aber dem FC Arsenal. In dieser Saison dürfte das Erreichen des Viertelfinales das Minimalziel in der Königsklasse sein. Ein erneutes Ausscheiden in der Gruppe sollte sich der FC Bayern nicht erlauben – das würde weder den Ansprüchen von außen noch den eigenen gerecht werden.

Mittelfeldzentrum brilliert trotz Oberdorf-Ausfall

Es war der große Schock im Sommer, als Lena Oberdorf, Rekord-Einkauf der Münchnerinnen, sich im letzten Spiel vor den Olympischen Spielen schwer am Kreuz- und Innenband verletzte. Mit Katharina Naschenweng war es damit die zweite Schlüsselspielerin, die dem FC Bayern mit einer schweren Knieverletzung lange fehlen wird.

Die Integration von Lena Oberdorf in das Münchner Starensemble musste nun erst einmal verschoben werden. Und somit auch die Ideen, die Straus für und mit der Nationalspielerin hatte. Für die nächsten Monate stellt sich somit nicht die Frage, mit wem Georgia Stanway die Doppel-Sechs bildet. Sarah Zadrazil überzeugte auch im Supercup mit einer starken Leistung und das Mittelfeld der Bayern-Frauen wird somit erstmal unverändert bleiben. Zadrazil, äußerst agil und aktiv, zog das Spiel am vergangenen Wochenende zusammen mit Stanway immer wieder an sich und konnte mit einem tollen Kombinationsspiel und viel defensiver Stabilität überzeugen.

In Anbetracht der stark gestiegenen Belastung in dieser Saison durch die neue Ligareform mit mehr Spielen und den extremen Spielbelastungen in der Champions League dürfen dem FC Bayern gerade im defensiven Mittelfeld keine größeren Verletzungssorgen heimsuchen. Ende Oktober kämpfen mit Magdalena Eriksson, Sarah Zadrazil, Tuva Hansen, Sam Kerr und Jovana Damjanovic weitere Spielerinnen in den Playoffs um ein Ticket für die Europameisterschaft 2025 in der Schweiz.

Dennoch hat sich der FC Bayern bereits in der vergangenen Saison stark verstärkt, ist auf den meisten Positionen sehr gut mehrfach besetzt und kann so Ausfälle besser kompensieren als viele andere Mannschaften. Außerdem gibt die aktuelle Kadersituation gute Chancen auf mehr Einsatzzeiten für junge Talente wie Franziska Kett (verletzte sich gegen Wolfsburg am Sprunggelenk) oder Alara Sehitler her.

Mit Pernille Harder und Magdalena Eriksson hat der FC Bayern in der vergangenen Saison bereits zwei Weltklasse-Spielerinnen verpflichtet, die trotz starker Leistungen in der vergangenen Saison ihr Leistungslimit noch nicht erreicht haben. Sie kamen bei ihrer Verpflichtung aus einer längeren Verletzungspause heraus, mussten sich an die Spielweise der Münchnerinnen erstmal gewöhnen und konnten nicht alles von ihrem Potential abrufen. Grund zur Hoffnung macht auch die Entwicklung von Klara Bühl, die mit ihren Fähigkeiten im 1-gegen-1 eine echte Waffe auf Seiten der Münchnerinnen ist und sich in den vergangenen Jahren toll entwickelt hat.

Gute Frühform der Bayern-Frauen

Bis auf die Spielerinnen der deutschen Nationalmannschaft und die Langzeitverletzten absolvierten alle Bayern-Spielerinnen die komplette Vorbereitung. Die Nationalspielerinnen Lea Schüller, Sydney Lohmann, Giulia Gwinn und Klara Bühl absolvierten hingegen nur Teile der Vorbereitung. Beim VFL Wolfsburg war der Aderlass in der Vorbereitung hingegen deutlich größer und ganze acht Spielerinnen fehlten aufgrund des Olympia-Turnieres. Mit Frohms, Hendrich, Hegering und Popp fehlte dem VFL zudem eine komplette Achse. Neuzugang Janina Minge wurde für die verletzte Lena Oberdorf nachnominiert, was für den VFL Wolfsburg einer doppelten Schwächung glich. Man verlor mit Lena Oberdorf die Schlüsselspielern an den größten Konkurrenten, und der neu geholte Ersatz musste direkt zu Olympia abgestellt werden, was die Vorbereitung natürlich erschwert.

Beim FC Bayern gab es hingegen im Sommer jedoch kaum Veränderungen in den Schlüsselpositionen im Kader. Die Spielidee von Trainer Alexander Straus hat die Mannschaft sehr gut verinnerlicht und ist in dem viel besagten „Prozess“ bereits schon sehr weit. Die sehr intensive Spielweise erfordert viel Kraft und Willen. Das ständige Reinspielen in den Druck und die Ballweiterleitung erfordern eine hohe Laufbereitschaft. Doch die Bayern-Frauen sind eingespielt und können den anspruchsvollen Ballbesitzfußball mit vielen Rotationen immer konstanter abliefern.

Die Münchnerinnen wirkten gegen den VFL Wolfsburg bereits sehr stabil und gefestigt. So konnte man sich immer wieder mit tollen Kombinationen durch die gegnerischen Ketten durchspielen. Häufig wurde sich mit wenigen Kontakten und vielen Doppelpässen sehr flüssig durchs Mittelfeld kombiniert. Immer wieder wurde mit einfachem Hinterlaufen, klassischen Steil-Klatsch-Kombinationen oder vielen Dreiecken für Überzahl und flüssigen Kombinationsfußball gesorgt.

Beim FC Bayern gibt es Vieles zu loben, aber vor allem die Defensive und die Defensivarbeit der gesamten Mannschaft überzeugen bei den Münchnerinnen. Jede Spielerin ist sich der Wichtigkeit der Defensive bewusst und arbeitet aktiv nach hinten mit, wenn es nötig ist. Besonders auffällig war auch in der vergangenen Saison, dass sich die Abwehr um Kapitänin Glódís Viggósdóttir nur selten einen Fehler erlaubt und hinten extrem sicher steht.

So richtig annehmen kann oder will Trainer-Straus diese Favoritenrolle jedoch noch nicht: „Ich glaube, dass wir noch mehr Zeit brauchen zusammen. Wir müssen effizienter werden, dann sind wir ein schwerer Gegner für alle.“ Auch taktisch soll es noch besser werden als in den letzten beiden Jahren unter Straus, der aber auch „ein, zwei Überraschungen in unserem Pressing“ ankündigte.

Saisonstart gegen Turbine Potsdam

Am Freitagabend möchten die Münchnerinnen ihre beeindruckende Siegesserie in der Bundesliga fortführen und die makellose Punkteausbeute (zwölf Siege in zwölf Partien) im Kalenderjahr 2024 weiter ausbauen. Die Chancen hierfür stehen durchaus gut, gingen die amtierenden Deutschen Meisterinnen in den vergangenen 13 Partien mit den Potsdamerinnen doch nie als Verlierer vom Platz (zehn Siege, drei Remis). Das bislang letzte Duell gegen die Aufsteigerinnen gewannen die FCB-Frauen am letzten Spieltag der Saison 2022/23 mit 11:1 und feierten somit ihren höchsten Bundesliga-Erfolg in der Vereinsgeschichte. 

Nachdem Turbine Potsdam zum Ende der Spielzeit 2022/23 den Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste, gelang den Brandenburgerinnen in der abgelaufenen Saison der direkte Wiederaufstieg ins Oberhaus. In der Vorbereitung absolvierte die Mannschaft von Cheftrainer Marc Gebhardt insgesamt fünf Testspiele: Während die Brandenburgerinnen gegen die U19 der SG Saarmund (1:0) sowie eine Landesauswahl aus Guangdong (3:2) als Siegerinnen vom Platz gingen, musste sich das Team um Kapitänin Jennifer Cramer der Zweitvertretung des VfL Wolfsburg (1:2) und dem FSV Babelsberg (2:3) geschlagen geben. Gegen den österreichischen Bundesligisten USV Neulengbach trennten sich die Brandenburgerinnen derweil torlos (0:0).

Für den Bundesliga-Auftakt in Potsdam stehen Lena Oberdorf (Kreuz- und Innenbandverletzung), Katharina Naschenweng (Kniegelenksdistorsion) und Franziska Kett (Sprunggelenksverletzung) nicht zur Verfügung. Ana Maria Guzmán (Knieverletzung) sowie Ena Mahmutovic (Fußverletzung) befinden sich im Aufbautraining und sind für das erste Pflichtspiel noch nicht einsatzbereit. Alara Şehitler ist mit Laura Gloning und Sarah Ernst bei der am Sonntag beginnenden U20-WM in Kolumbien im Einsatz.

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