Jana Kappes im Auswärtstrikot der FC Bayern Frauen. Sie schaut nach vorn und der Ball ist vor ihr in der Luft.
Bild: Leonhard Simon/Getty Images for DFB

Bayerns Zweitvertretung: Zwischen Talententwicklung und Abstiegskampf

Benita 04.09.2025

Benita hat sich mit diesem Artikel bei Miasanrot beworben.

Die zweite Mannschaft der FC Bayern Frauen steht sinnbildlich für das Dilemma vieler Zweitvertretungen: Talente fördern und gleichzeitig den Klassenerhalt sichern.  

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Während Vereine wie Union Berlin oder der VfB Stuttgart ambitioniert Richtung  Bundesliga marschieren, kämpfen Bayern II und andere Nachwuchsteams Jahr für Jahr ums Überleben in der 2. Liga, ohne dabei die Entwicklung der jungen Spielerinnen vernachlässigen zu wollen.  

FC Bayern Frauen II: Zwischen Erfahrung und vielen Nachwuchstalenten 

Auf der einen Seite befindet sich mit Jana Kappes die erfahrenste Spielerin der 2. Liga im Kader der Bayern (in 13 Jahren 240 Spiele). Daneben konnte man im Januar 2025 die österreichische Nationalspielerin Maria Plattner verpflichten, welche bereits in der ersten Liga in Deutschland sowie Österreich gespielt hat.

Auf der anderen Seite finden sich viele junge Spielerinnen in der Mannschaft, so dass sie mit einem Altersdurchschnitt von 18,5 Jahren das zweitjüngste Team der Liga stellen. Besonders hervorzuheben sind dabei unter anderem Talente wie Greta Hünten, Laila Portella, Luzie Zähringer, Marie Gmeineder, Sophie Klein, Laura Dafinger und Sarah Ernst, die auch für verschiedene U-Nationalmannschaften auflaufen.  

Der Sprung in die erste Mannschaft

Das nicht unerhebliche Leistungsgefälle zwischen erster und zweiter Liga sowie die hohen Ambitionen und ein hochkarätig besetzter Kader der Profimannschaft erschweren einen Sprung der Spielerinnen in die erste Mannschaft. In den vergangenen Jahren konnten sich nur Franziska Kett und Alara nach Einsätzen in der zweiten Liga für die erste Mannschaft empfehlen und letztlich dort einen festen Kaderplatz erhalten.

Ansonsten haben einige Spielerinnen den Schritt ins Ausland gewagt oder spielen mittlerweile bei anderen Vereinen in der Bundesliga, wie beispielsweise Laura Gloning, Juliane Schmid (beide TSG Hoffenheim), Nike Andersson (geb. Herrmann), Fiona Gaißer (beide Carl Zeiss Jena) oder auch Laura Donhauser (1. FC Köln).  

Um den Sprung in die erste Mannschaft etwas leichter oder aus sportlicher Sicht sinnvoller zu gestalten, wäre vielleicht eine Leihe an einen anderen Verein in der Bundesliga eine Option. Bisher wurden jedoch keine Spielerinnen aus der Zweitvertretung zu anderen Vereinen verliehen, um sie anschließend in die erste Mannschaft zu integrieren.

In der Frauen-Bundesliga sind Leihen generell eher selten, dies könnte damit zusammenhängen, dass die Gehaltsstrukturen und Gegebenheiten der Vereine stark variieren. Zudem scheint die Entwicklung von eigenem Nachwuchs oder die feste Verpflichtung für die Vereine attraktiver, da sie dadurch längerfristige Planungssicherheit haben.

Daneben bedeutet eine feste Verpflichtung auch für die Spielerin mehr Sicherheit, was gerade im Kontext des Frauenfußballs und den meist niedrigen Gehältern eine zentrale Rolle spielt. Des Weiteren gibt es auch immer wieder Spielerinnen, die von einem Nachwuchsteam in die USA auf ein College wechseln, beispielsweise wie diesen Sommer Sophia Weixler vom FC Bayern.

Franziska Kett und Alara: Zwischen Ausbildung und Profiteam

Kett und Alara wurden langsam von der Zweitvertretung in die Profimannschaft integriert. Um in der Schule nicht zu viel zu versäumen, konnten sie nur dreimal in der Woche vormittags mit den Profis trainieren und haben ansonsten bei der Zweitvertretung abends trainiert. Sie haben auch in der Übergangszeit sowie nach Verletzungen Spiele für die erste und zweite Mannschaft bestritten, dies ist jedoch aufgrund der Regelung zu Einsätzen in der ersten und zweiten Liga des DFB nur in Grenzen möglich (§ 14 DFB-Spielordnung).  

Der Sprung in die Profimannschaft wird außerdem durch die Altersgrenzen der Zweitvertretung erschwert, denn im Spieltagskader dürfen neben maximal drei älteren Spielerinnen nur U21-Spielerinnen sein (§ 14 a DFB-Spielordnung). Das ist einer der Gründe, warum die Zweitvertretungen recht jung sind.

Ein weiterer Grund  ist, dass es seit der Abschaffung 2024 keine Juniorinnen-Bundesliga gibt, sondern lediglich einen DFB-Pokal der Juniorinnen. Im Kader der Zweitvertretung des FC Bayern befinden sich aktuell fünf Spielerinnen aus dem Jahrgang 2007, neun Spielerinnen aus dem Jahrgang 2008 und zwei Spielerinnen aus dem Jahrgang 2009.

Neben der Zweitvertretung gibt es beim FC Bayern eine U17-Mannschaft, welche in der gemischten Kreisliga 3 der U15 spielt und im DFB-Pokal der Juniorinnen startet sowie eine U15-Mannschaft, welche in der U14-Kreisliga spielt.

FC Bayern Frauen: Setzt José Barcala auf Talente?

Derzeit sind also Kett und Alara die einzigen Talente im Profi-Kader aus der Jugend des FC Bayern. Was bzw. wer diese Bilanz in Zukunft vielleicht verändern könnte, ist der neue Trainer der ersten Mannschaft – José Barcala hat bereits in mehreren Interviews betont, dass ihm die Entwicklung von jungen Spielerinnen wichtig ist und er diesen Möglichkeiten geben möchte, sich zeigen zu können.

Abzuwarten bleibt, ob von dieser Einstellung neben den jüngeren Spielerinnen der ersten Mannschaft auch eine Spielerin der Zweitvertretung profitieren kann und auf sich aufmerksam machen kann. 

Ein Vorteil könnte dabei sein, dass die zweite Mannschaft aufgrund der zahlreichen EM-Teilnehmerinnen mit Teilen der ersten Mannschaft die ersten Wochen der Sommervorbereitung bestritten hat. Zudem waren die Spielerinnen Sophie Klein, Plattner, Ernst sowie Zähringer beim Sommer-Trainingslager dabei. 

Im Kader der Zweitvertretung finden sich viele interessante Talente, die in den nächsten Jahren den Sprung in den Profifußball schaffen könnten. Zähringer, Hünten und Ernst könnten dabei besonders im Fokus stehen.

Luzie Zähringer: Senkrechtstart beim FC Bayern? 

Zähringer wurde im Sommer 2024 vom FC Bayern verpflichtet. Direkt in ihrer ersten Zweitligasaison hat die damals 16-Jährige eine wichtige Rolle beim FC Bayern übernommen und 16 Spiele über die volle Distanz bestritten. Daneben stand sie siebenmal im Profi-Kader in der Saison 24/25 und hat gegen den SC Sand mit einer Einwechslung in der 77. Minute ihr Debüt im DFB-Pokal gegeben. 

Ebenso war sie kürzlich im Kader beim Testspiel gegen Lyon, kam dabei jedoch zu keinem Einsatz. Für den DFB hat sie bisher 22 Spiele in den Altersklassen U15 bis U17 bestritten und stand bereits für die U19 auf Abruf.  

Die Innenverteidigerin ist nun auch mit 17 Jahren noch recht jung und hat aufgrund der sehr erfahrenen Spielerinnen im Profi-Kader vermutlich aktuell keine wirklichen Chancen auf Einsätze, außer vielleicht gegen einen „kleinen“ Gegner im DFB-Pokal.

Wahrscheinlich ist mithin, dass man sie weiterhin im Training und auch mal im Kader sehen wird. Bei ihrer bisherigen Entwicklung ist es jedoch wohl nur eine Frage der Zeit, wann sie in der Bundesliga spielen wird, und vielleicht ergibt sich aufgrund der Altersstruktur der Innenverteidigerinnen beim FC Bayern in der nächsten oder übernächsten Saison eine Option für Zähringer.

Greta Hünten: Das nächste Eigengewächs bei den Profis?

Hünten ist seit 2022 beim FC Bayern, schon direkt in ihrer ersten Saison mit damals 14 Jahren hat sie in der 2. Bundesliga gespielt. Seit der Saison 23/24 ist die Mittelfeldspielerin meist in der Startelf gesetzt. Daneben hat sie bisher 26 Spiele im DFB-Trikot für die Altersklassen U15 bis U19 bestritten. Eine besondere Auszeichnung bekam sie im letzten Jahr mit der Fritz-Walter-Medaille in Silber in der Altersklasse U17. 

Da auch das Mittelfeld bei den Profis derzeit sehr gut besetzt ist, wird es für Hünten auf absehbare Zeit wahrscheinlich schwierig werden, sich für die erste Mannschaft zu empfehlen. Vielleicht wäre es da eine gute Option, die talentierte Spielerin im nächsten Sommer für eine Saison zu verleihen und so einen Präzedenzfall zu kreieren.

Sarah Ernst: Der „späte“ Sprung noch möglich?

Ernst ist mit 21 Jahren die älteste und mit fast 100 Einsätzen in der 2. Bundesliga die erfahrenste Nachwuchsspielerin im Team. Zudem war sie in den letzten beiden Saisons mit jeweils sieben Treffern die Toptorschützin der Münchnerinnen. 

Sie hat bereits in der Jugend beim FC Bayern gespielt und kommt seit der Saison 21/22 für Bayern II zum Einsatz. Jugendnationalspielerin wurde sie erst später, bisher hat sie neun Spiele für die U20 und U23 zu verzeichnen. Aufgrund ihres Alters wäre vermutlich spätestens nächsten Sommer ein Wechsel in die Bundesliga oder ins Ausland der logische und erwartbare Schritt.

Wenn der FC Bayern Ernst jedoch gerne halten möchte, wäre eine stärkere Integration in die Profi-Mannschaft in dieser Saison eine sinnvolle Maßnahme. Die Stürmerin hat vor allem in den letzten zwei Spielzeiten eine vielversprechende Entwicklung gezeigt und nun vielleicht auch die Chance, sich noch weiter zu zeigen. Auch die aktuelle Kadersituation bei den Profis würde es vielleicht zulassen, dass Ernst in dieser Saison ihr Bundesliga-Debüt gibt.

FC Bayern Frauen II: Ausblick auf die Saison 25/26

Wie eingangs bereits aufgegriffen, gehen die Ansprüche, Ambitionen und (finanziellen) Möglichkeiten der Teams in der zweiten Liga teilweise weit auseinander. Während auf der einen Seite beispielsweise der VfB Stuttgart, Viktoria Berlin oder der VfL Bochum Aufstiegsambitionen in die Bundesliga hegen, gibt es auf der anderen Seite die SG Andernach, welche gar nicht aufsteigen wollen würde (u. a. aus finanziellen und infrastrukturellen Gründen) und daneben die Zweitvertretungen von Eintracht Frankfurt, dem VfL Wolfsburg sowie dem FC Bayern München.  

Durch die Weiterentwicklung und steigenden Ambitionen der Frauenteams der Lizenzmannschaften wächst die Aufmerksamkeit der Liga und das Niveau steigt. Auf der anderen Seite ist jedoch zu erkennen, dass die Zweitvertretung des FC Bayern dadurch in Schwierigkeiten gerät. Fraglich ist zudem, welche Auswirkungen die voraussichtliche Gründung einer Art „DFL“ im Frauenfußball haben wird. Welche Ziele man mit Blick auf die 2. Bundesliga verfolgt, ist noch nicht klar.

In den letzten zwei Saisons haben die Bayern den Klassenerhalt knapp geschafft. In dieser Saison sind sie in den ersten beiden Spielen mit einer 0:3-Niederlage gegen den VfB Stuttgart und einem 1:1 gegen den VfL Bochum gestartet. Beide Leistungen waren ansprechend.

Für die jungen Spielerinnen bietet diese Liga viele Möglichkeiten, Erfahrungen zu sammeln und sich persönlich weiterzuentwickeln. Insofern müssen die Bayern auch in dieser Saison wieder ihr Dilemma zwischen Talententwicklung und Klassenerhalt meistern. 

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