FC Bayern Frauen ziehen beim SC Freiburg ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein
Ein Spiel mussten die Frauen des FC Bayern München am Sonntagnachmittag noch absolvieren, bevor es in die lang ersehnte Länderspielpause ging. Alexander Straus schickte die beim Blick auf die Namen ihm bestmöglich zur Verfügung stehende Elf in das Auswärtsspiel beim SC Freiburg.
Um nicht weniger als den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals ging es nach einer weiteren englischen Woche. Zumal der SC Freiburg ein undankbarer Gegner in der aktuellen Phase ist – wie das Team von Nico Schneck vor zwei Wochen beim 2:2 in der Bundesliga bereits zeigte.
In der Defensive der Bayern startete vor Ena Mahmutovic mit Giulia Gwinn, Glódís Perla Viggósdóttir, Tuva Hansen und Carolin Simon größtenteils gewohntes Personal. Auch die ständig die Position wechselnde Hansen war aber keine große Überraschung.
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Hinter dem offensiven Mittelfeld bestehend aus Linda Dallmann, Pernille Harder und Klara Bühl starteten Sarah Zadrazil und Georgia Stanway. Vorn feierte Lea Schüller ihr Startelfcomeback.
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FC Bayern Frauen in Freiburg: Der Spielverlauf
Die Freiburgerinnen starteten stark in die Partie. Schon in der 3. Minute erarbeitete sich der Sportclub die erste richtig gute Chance des Spiels. Nach starker Einzelaktion von Shekira Martínez konnte Freiburg Lisa Karl im Zentrum freispielen, die aus wenigen Metern Distanz allerdings übers Bayern-Tor schoss.
Erst nach gut acht Minuten schienen die Münchnerinnen besser in der Partie zu sein. Die erste gefährliche Szene ergab sich nach einem verunglückten Ball von Bühl in die Mitte – ob nun Schuss oder Pass? Unklar. Nur wenige Augenblicke später hatte Schüller im Zentrum freistehend die erste Großchance für die Bayern, scheiterte aber an Rafaela Borggräfe.
Die Torhüterin verhinderte den Rückstand für den SC auch in der 20. Minute als Harder einen Kopfball aus spitzem Winkel aufs Tor brachte. Kurz darauf war sie dann aber chancenlos. Ein Freistoß wurde von Giulia Gwinn vor das Freiburger Tor quergelegt. Dort lieferten sich Meret Felde und Harder ein Duell um den Ball, letztendlich war es aber ein Eigentor. Nicht final aufgeklärt werden konnte, ob Harder zuvor im Abseits stand (27.) – die einzige Perspektive deutet aber darauf hin.
2. Halbzeit: Schöne Tore auf beiden Seiten
Auch in der zweiten Halbzeit veränderte sich die Spieldynamik nicht wirklich. Freiburg versuchte es nach Ballgewinnen mit viel Tempo, die Bayern mit etwas mehr Anlauf aus dem Ballbesitz heraus. Die erste Chance hatten die Münchnerinnen. Ein langer Ball von Simon schickte Schüller in ein Eins-gegen-eins mit Borggräfe aus spitzem Winkel. Die Stürmerin vergab, konnte den Rebound aber auf Dallmann querlegen. Auch sie traf aber nicht, weil ihr Schuss geblockt wurde.
In der 55. Minute erhöhten die Bayern aber auf 2:0. Der bis dato schönste Spielzug der Partie wurde mit einem Tor von Schüller belohnt. Lange hielt diese Führung aber nicht. Cora Zicai nutzte eine unglückliche Klärungsaktion von Gwinn und erzielte ein wunderschönes Tor aus der Distanz (61.). Und beinahe wäre den Freiburgerinnen mit einem Freistoß sogar der Ausgleich gelungen. Martínez kam im Strafraum frei zum Abschluss, der aber geblockt wurde (68.).
Straus wechselte spät, brachte dann aber Jovana Damnjanović und Sydney Lohmann für Dallmann und Bühl (73.). Freiburg schaffte es nicht, sich weitere nennenswerte Chancen herauszuspielen. Kurz vor dem Ende gab Straus dann das Signal, die Defensive zu sichern. Er brachte Magdalena Eriksson für Schüller (89.) und die Bayern verteidigten nun mit einer Fünferkette.
Aber selbst dieser unnötig defensive Wechsel, der den Gegner nochmal zum Anlaufen einlud, konnte von den Freiburgerinnen nicht mehr genutzt werden. Und so blieb es beim 2:1 für die Bayern.
FC Bayern Frauen in Freiburg: Dinge, die auffielen
Große vertikale Abstände
Trotz insgesamt verbessertem Auftreten im Vergleich zum Bundesliga-Spiel vor zwei Wochen zeigten die Bayern auch diesmal wieder einige Schwächen, die sie in dieser Saison begleiten. So tat man sich vor allem im ersten Viertel der Partie schwer damit, das Spiel aus dem Ballbesitz heraus zu kontrollieren und den Gegner so hinten reinzudrücken.
Dafür könnte es auch taktische Gründe geben. Auffällig war gerade im tiefen Spielaufbau, wie weit das gesamte Team vertikal auseinander stand. Wie könnte das aus Sicht von Straus begründet sein? Zieht man die drei Teamteile des Gegners derart auseinander, entstehen entweder größere Räume im Mittelfeld, oder der Gegner muss höher schieben, um die Angreiferinnen der Bayern ins Abseits zu stellen.
Den Gefallen des Auflösens der Kompaktheit tat der SC den Bayern aber nicht. Stattdessen blieb man im Zentrum sehr eng beieinander. Die Münchnerinnen regierten lange aber nicht darauf und hatten mitunter zu viele Spielerinnen vor dem roten Bereich und am Ende des roten Bereichs. In den Zwischenräumen gab es aber kaum Bewegung, weshalb der Aufbau sehr behäbig war oder man stark ins Risiko gehen musste.
Denn die Distanz zu den Angreiferinnen war für die aufbauenden Verteidigerinnen schlicht sehr groß. Ging der Ball sofort auf die etwas freieren Flügelspielerinnen, konnte Freiburg schnell verschieben und den Druck erhöhen. Das führte zu einigen Ballverlusten und entsprechend auch dazu, dass die Bayern viel zu oft gegen den Ball arbeiten mussten, statt den Gegner laufen zu lassen und müde zu spielen.
Bayern reagiert mit Verlagerungen
Einen Weg für strukturiertere Angriffe fanden die Bayern dann aber doch noch. Im Verlauf der ersten Halbzeit spielten sie deutlich mehr Verlagerungen. Viggósdóttir versuchte sich an einigen Seitenwechseln von rechts nach links, Simon spielte drei-, viermal gute Diagonalbälle auf die aufrückende Gwinn. So entstanden einige der gefährlicheren Angriffe des FCB.
Auch schnellere kleinteilige Verlagerungen führten zu manch gutem Angriff – diese allerdings aus dem zweiten Drittel und nicht aus dem initialen Spielaufbau heraus. Hier machte sich die Rückkehr von Schüller sehr bemerkbar, weil ihre Präsenz dabei half, von den Flügelpositionen etwas Diagonalität ins Spiel zu bekommen und die Zwischenräume von dort zu finden. Immer wieder ließ sie Bälle auf die Mittelfeldspielerinnen klatschen, die dann auf die andere Seite verlagerten.
So konnte der Freiburger Block dann doch hin und wieder bewegt und geöffnet werden. Ein taktisches Mittel, das in den letzten Wochen zu selten benutzt wurde.
Stanway und Zadrazil bringen zunehmend bessere Struktur ins Spiel
Eine weitere Reaktion innerhalb der Partie war, dass Stanway und Zadrazil sich etwas besser aufteilten als zu Beginn und beide häufiger in höheren Spielfeldzonen auftauchten. So entstand das 2:0 im zweiten Durchgang beispielsweise nach einem Diagonalpass ins Zentrum, wo Zadrazil die Verbindung herstellte, Stanway wiederum suchte die Tiefe und sammelte den Assist ein.
Die Abstände wurden durch die höhere Bewegungsfrequenz der beiden etwas kürzer im gesamten Verbund und man positionierte sich ausgewogener. Das brachte den Bayern mehr Tiefe im Spiel, aber auch mehr Kontrolle, weil die Bälle in der Vorwärtsbewegung seltener verloren wurden.
Wenn Freiburg noch gefährlich wurde, dann über Zicai, die sich klug in die Zwischenräume bewegte und dort für Unruhe im Bayern-Verbund sorgte. Waren Zadrazil und Stanway beide ein wenig zu hoch positioniert, gab es auch mal vielversprechende Umschaltsituationen für den SC, aber insgesamt seltener als zu Beginn der Partie.
Die Bayern retten sich damit mit einem unspektakulären, aber verdienten Sieg in die kurze Länderspielpause, der Mut für die Phase bis Weihnachten macht.
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