Pernille Harder jubelt (FC Bayern)
Bild: Adam Pretty/Getty Images

Sieg gegen Arsenal: FC Bayern Frauen wachen spät auf – und belohnen sich

Justin 12.11.2025



Aus der Allianz Arena berichtet Justin Kraft

Am Mittwochabend ging es für die FC Bayern Frauen und den FC Arsenal in der Champions League bereits um viel. Beide hatten schon ein Spiel im laufenden Wettbewerb verloren und wollten den Anschluss nach ganz oben in der Allianz Arena vor etwas mehr als 15.000 Zuschauer*innen nicht verlieren.

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FCB-Coach José Barcala musste zunächst auf Pernille Harder verzichten. Die Dänin hatte bereits die Pressekonferenz am Vortag verpasst, weil ihr unwohl gewesen sei. Gegen Arsenal saß sie nun auf der Bank. Dafür spielten Lea Schüller, die am vergangenen Wochenende wegen muskulärer Probleme pausierte, und Jovana Damnjanović. Im zentralen Mittelfeld begann wie zuletzt Momoko Tanikawa neben Georgia Stanway.

Erfreulich war die Rückkehr von Vanessa Gilles, Carolin Simon und Ena Mahmutovic auf die Bank. Barbara Dunst stand nicht im Kader, weil sie nicht für die Champions League gemeldet wurde. Beim FC Arsenal gab es indes keine großen Überraschungen. Die Gunners begannen mit derselben Startformation wie beim 1:1 gegen den FC Chelsea am vergangenen Wochenende.

FC Bayern vs. FC Arsenal: Der Spielverlauf

Die Partie begann auf beiden Seiten verhalten – für den FC Bayern aber mit einem frühen Schock. Schon nach fünf Minuten nutzten die Gäste die erste gute Gelegenheit zur Führung. Auf der halbrechten Seite kam Beth Mead zum Abschluss, Emily Fox köpfte den Abpraller von Mala Grohs ins Netz.

In der Folge war Arsenal das leicht bestimmende Team, ohne sich aber klare Chancen herausspielen zu können. Bayern schaffte es zunächst nicht, sich aus dem hohen Pressing des Gegners zu befreien, fand ab der 15. Minute aber über eigene Zweikampfsituationen etwas besser ins Spiel. Mehrere gewonnene Duelle brachten Damnjanović und Klara Bühl in eine gefährliche Ausgangslage, aber die Serbin verpasste das Zuspiel.

Kurz darauf hatte Schüller einen Abschluss mit dem linken Fuß, der jedoch zu ungefährlich war. In der 22. Minute hatte Arsenal dann die nächste große Chance, doch Stina Blackstenius traf nur die Latte. Einige Sekunden später erhöhte dann aber Mariona Caldentey auf 2:0, als die Bayern sich abermals nicht aus dem Druck befreien konnten. Stine Ballisager spielte den entscheidenden Fehlpass.

Die Münchnerinnen waren nun völlig von der Rolle. Blackstenius verpasste eine weitere gute Gelegenheit, ehe Bayern erstmals die Seitenverlagerung für sich entdeckte. Georgia Stanway verlagerte auf Giulia Gwinn und es entstand direkt eine gefährliche Situation. Aber der letzte Pass kam nicht an. Auch wenn der FCB in der Schlussphase des ersten Durchgangs etwas mehr Ruhe ins eigene Spiel bekam, war die beste Nachricht, dass es „nur“ mit einem 0:2 in die Pause ging.

2. Halbzeit: Mehr Ballbesitz, kaum Ideen – dann Tor

Die Bayern kamen dann etwas besser aus der Kabine, setzten Arsenal ihrerseits mehr unter Druck und hatten direkt zwei, drei gute Angriffe. Damnjanović setzte einen Abschluss allerdings deutlich neben das Tor. Es war ihre letzte größere Aktion. In der 56. Minute wechselte Barcala Harder ein und nahm die Serbin dafür runter. Nur einige Minuten später brachte er noch Alara und Arianna Caruso für Schüller und Dallmann.

Zwar hatten die Bayern nun mehr Ballbesitz, zu Chancen kamen sie aber nicht. In der 67. Minute zündeten Tanikawa, Bühl und Alara aber den Turbo: Die Japanerin schickte Bühl tief und Alara vollendete schließlich zum Anschlusstreffer. Die Münchnerinnen bekamen nun etwas Aufwind. Carusos Kopfball war jedoch harmlos (69.).

Bayern drückte jetzt und kam vor allem über Tanikawa und auch Harder zu mehreren guten Szenen. Nach einer Drangphase verloren die Münchnerinnen jedoch wieder den Drive. Es gab kaum noch Abschlüsse.

Dann aber kamen Bühl und Harder. Bühl dribbelte links und bediente ihre Kollegin, die den Ball in den linken Winkel des Tores hängen konnte. Auch Gwinn hatte einige Minuten später eine gute Chance, der Abschluss war aber zu zentral.

Wenige Augenblicke später dann aber doch die Explosion in der Arena: Bühls Flanke fand Glódis Perla Viggósdóttir und es stand 3:2! Die Stimmung im Stadion war nun auf dem Höhepunkt. Arsenal fiel nicht mehr viel ein und die Bayern verbuchten einen Sieg, an den zur Pause nur wenige glaubten.

FC Bayern vs. FC Arsenal: Drei Dinge, die auffielen

Wo ist Gwinn? In den Druck, aber nicht wieder raus

Eines unter zahlreichen Problemen für den FC Bayern waren die fehlenden Ideen gegen das höhere Pressing von Arsenal. Die Engländerinnen stellten den Spielaufbau vor allem ballnah zu und setzten die Innenverteidigerinnen des FCB damit immens unter Druck.

Während die Mittelfeldspielerinnen und die Angreiferinnen sich zu wenig bewegten, ging der Ball meist auf Franziska Kett und Ballisager. Vor allem Letztere waren die Fragezeichen über dem Kopf deutlich anzusehen. Auffällig: Auf dem rechten Flügel war Giulia Gwinn oft blank. Eine entsprechende Verlagerung gab es jedoch nur ein einziges Mal. Zu wenig. Gwinns Arm dürfte vom Heben irgendwann eingeschlafen sein, eingebunden wurde sie kaum.

Bayern spielte in den Gegnerdruck und blieb dort. Oder sie spielten sich kurz frei und spielten dann direkt wieder rein. Daraus entstanden viel zu viele gefährliche Ballverluste.

In der zweiten Halbzeit haben die Bayern es etwas variabler gespielt, allerdings kam von den Gästen auch kaum noch höheres Pressing. Die Spielsituation war also eine veränderte. Trotzdem gelang es den Gastgeberinnen, mehr Kontrolle ins eigene Spiel zu bekommen.

Zu wenig Bewegung ohne Ball

Dahingehend fiel auch der Unterschied zu Arsenal auf: Die Gunners waren ständig in Bewegung – nicht nur rund um den Ball, sondern überall auf dem Platz. Bayern agierte vor allem in der Anfangsphase viel zu statisch.

Gerade aus der Offensivreihe gab es zu wenige abkippende Bewegungen, vor allem dann aber auch zu wenige Gegenläufe in die Tiefe. Nach den Einwechslungen von Harder und Alara sowie der offensiveren Positionierung von Tanikawa lief das Offensivspiel besser. Dass alle drei den Anschlusstreffer produzierten, spricht für ihre Qualität.

Die Mittelfeldprobleme sind groß, aber nicht unlösbar

Letztendlich zeigte die Partie aber auch, dass die Probleme im zentralen Mittelfeld zu groß sind. Stanway wurde von Arsenal meist sehr aktiv zugestellt und Tanikawa ist mit ihrer Rolle noch nicht warm geworden. Die Japanerin schaffte es zu selten, sich aus Drucksituationen zu befreien oder eine sinnvolle Anspielstation anzubieten, wenn der Druck zu groß wurde.

Das ist in ihrem Alter kaum verwunderlich – ins Besondere auf diesem Niveau. Und doch ist es für die Bayern aktuell ein großes Problem, dass es zu einfach ist, das Zentrum aus dem Spiel zu nehmen. Zumal auch taktisch die kreativen Ideen im ersten Durchgang fehlten. Warum lassen sich Dallmann oder Bühl beispielsweise nicht noch häufiger fallen, um zu unterstützen?

Als Tanikawa dann wieder offensiver eingebunden war, bekamen die Bayern plötzlich Tempo und Druck in ihr Angriffsspiel. Es ist vielleicht die Erkenntnis des Spiels: Auf der Sechs kommen ihre Qualitäten aktuell nicht so zur Geltung wie auf der Zehn.

Pernille Harder ist der Gamechanger

Und auch wenn Harder beiläufig in diesem Bericht schon mehrfach im Mittelpunkt stand: Wie gut ist diese Stürmerin bitte? Mit ihr entsteht eine ganz andere Dynamik auf dem Platz. Mit ihr verändert sich die Einbindung aller Spielerinnen um sie herum. Sie ist der Inbegriff eines Dreh- und Angelpunkts.

Auch dass Bühl so aufspielen konnte, hing unter anderem damit zusammen, dass die Offensive insgesamt mehr in Bewegung war.

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