Carolin Simon holt zu einem Schuss aus.

FC Bayern Frauen: Souveräner Pokal-Sieg in Duisburg – Carolin Simon spielt großes Golf

Justin Trenner 19.11.2022

Schon früh in der Partie kontrollierten die Bayern das Geschehen in ihrer Ausrichtung der letzten Wochen. Im 4-2-3-1 agierte vor allem Rechtsverteidigern Maximiliane Rall sehr weiträumig. Im Spielaufbau half sie oft hinten aus, wodurch zwischenzeitlich eine Dreierkette entstand. In der Offensive musste der Trainer etwas umstellen.

Weil Jovana Damnjanović verletzt fehlte und auch Lea Schüller vermutlich aus Vorsicht nach Knieproblemen auf der Bank saß, stand keine gelernte Mittelstürmerin auf dem Platz. Klara Bühl begann nominell auf dieser Position, bewegte sich dort aber auch immer wieder in andere Räume. Linda Dallmann (links), Emelyne Laurent (rechts) und Lina Magull (Zehnerposition) rotierten ebenfalls viel und waren für den MSV dementsprechend schwer zu greifen.

Falls Ihr es verpasst habt:

Georgia Stanway und Sarah Zadrazil verbanden Offensive und Defensive geschickt. Der Ball lief dementsprechend gut in den eigenen Reihen und Duisburg bekam nie wirklich Zugriff. Frühe Tore von Carolin Simon (4.) und Linda Dallmann (9.) brachten die Münchnerinnen auf Kurs und verunsicherten die Duisburgerinnen spürbar. Der MSV machte immer wieder leichtsinnige Fehler und fand mit dem Ball keine Lösungen gegen das Pressing der Gäste.

Nur die abermals schwache Chancenverwertung verhinderte eine höhere Führung der Bayern zur Pause. Dann aber legten Lina Magull (54.), Georgia Stanway (70.), Carolin Simon (78.) und Saki Kumagai (84.) und Linda Dallmann (90.) nach, sodass Straus rechtzeitig durchrotieren konnte.

Die Bayern gehen dementsprechend wohl frisch und erholt in das schwere Auswärtsspiel beim FC Barcelona am kommenden Donnerstag (18:45 Uhr, DAZN). Vor allem aber konnten sie sich mit sieben Toren ordentlich Selbstbewusstsein vor diesem Top-Spiel holen.

Dinge, die auffielen:

FC Bayern Frauen mit starkem Kombinationsspiel

Einerseits ging es nur gegen die Bundesliga-Aufsteigerinnen aus Duisburg. Schon das Spiel in der Liga hat gezeigt, dass die Bayern klar überlegen sind. Andererseits müssen auch solche Partien erstmal derart souverän gewonnen werden. Duisburg hatte keinen gefährlichen Abschluss, kam ohnehin nur selten vor das bayerische Tor. Das gelang ihnen im ersten Aufeinandertreffen dieser Saison häufiger, weil die Bayern dort zwischenzeitlich weniger kontrolliert agierten.

Diesmal waren die Bayern von der ersten bis zur letzten Minute konzentriert. Zwar variierten sie das Tempo, was mit Blick auf die anstehenden Aufgaben auch normal ist. Aber sie verloren seltener den Ball in Situationen, wo sie den Duisburgerinnen etwas anbieten hätten können. „Sie haben nicht aufgehört, Druck zu machen“, zeigte sich auch der Trainer bei Sky zufrieden mit seinen Spielerinnen.

Die Ballsicherheit ist ein zentrales Element in der Philosophie von Straus, der viel Wert auf die zentralen Bereiche des Spielfelds legt. Gerade das Dreieck aus Georgia Stanway, Sarah Zadrazil und Lina Magull lernt sich immer besser kennen und spielt selbstbewusster als noch zu Saisonstart. Ein klarer Fortschritt.

FC Bayern Frauen: Carolin Simon spielt großes Golf

Dass Carolin Simon in den letzten Jahren meist außen vor war, wenn es um den Kader des Nationalteams ging, sorgte bei vielen Bayern-Fans für Unverständnis. Mehrfach gab es Schilder von Fans, auf denen stand: „Und Caro Simon spielt Golf?“

Die Bindung der Fans zu ihr rührt daher, dass sie sich zu einer Identifikationsfigur entwickelt hat. Gleichzeitig hatte die Bundestrainerin aber auch gute Argumente auf ihrer Seite. Abseits ihrer offensiven Qualitäten war Simon in der Vergangenheit defensiv durchaus anfällig – insbesondere auf hohem Niveau.

Aktuell befindet sich die 29-Jährige aber auf einem herausragenden Weg „Sie ist 30 und entwickelt sich immer noch weiter“, staunte auch ihr Trainer, der ihr „total viele Freiheiten“ gibt, wie Simon hinterher bei Sky sagte: „Man muss sagen, dass Alex das einfordert. Er möchte, dass die Außenverteidiger offensiv spielen. Das ist schon eine neue Rolle für mich, auch in den Strafraum rein, daran muss ich mich dann auch mal erinnern. Ich fühle mich gerade super wohl und super gut auf dem Platz.“

Die stärkere Einbindung in die Offensive und vor allem auch der Fokus auf das Spiel mit dem Ball tun ihr gut. Aktuell spielt sie großes Golf. Insofern also kein Wunder, dass sie auch bei der DFB-Reise in den USA zuletzt ihr Comeback feiert.

Bianca Rech: FC Bayern Frauen legen im Winter nach

Was allerdings auch auffällt: Straus muss immer vorsichtiger mit der Belastungssteuerung sein – und die Optionen gehen ihm auf einigen Positionen langsam aus. Der enge Spielplan führt dazu, dass den Münchnerinnen wichtige Spielerinnen fehlen.

Bianca Rech kündigte in der Halbzeitpause bei Sky deshalb an, dass man im Winter nachlegen werde. „Wir werden sicher aktiv werden“, sagte sie mit Blick auf die Ausfälle von Giulia Gwinn und Hanna Glas. Außerdem zeigte sie sich optimistisch, was die Vertragsverlängerungen einiger Spielerinnen anbelangt.

„Wir sind relativ weit“, erklärte die sportliche Leiterin zu den Gesprächen mit Linda Dallmann, die auch gegen Duisburg wieder doppelt traf. Und auch mit anderen Spielerinnen sei man „in guten Gesprächen. Man darf sich auf die nächsten Wochen freuen“. Auch die Offensivspielerin sagte, dass es zwar noch nicht klar sei, man sich aber „in guten Gesprächen“ befinde.

FC Bayern Frauen vor wichtigem Test

Das Warmlaufen gegen den MSV Duisburg lässt sich selbstredend längst nicht mit dem vergleichen, was jetzt kommt. Wie brutal ein Auswärtsspiel im Camp Nou sein kann, hat der VfL Wolfsburg in der vergangenen Saison bei seiner 1:5-Niederlage dort erlebt.

Im Interview mit Miasanrot.de kündigte Alexander Straus bereits an, dass man dieses Duell nicht naiv angehen wolle. Klar ist: Dieses frühe Kräftemessen mit dem wohl besten Team der Welt wird trotz der Ausfälle zeigen, wie weit die Münchnerinnen schon sind.

Gleichzeitig sollte das Duell nicht zum Do-or-die-Spiel stilisiert werden. Der FC Bayern befindet sich in einem Prozess und wird noch Zeit benötigen, um das Maximum seiner Leistungsfähigkeit zu erreichen. „Die Frage wird sein, ob wir an den jeweiligen Spieltagen die Qualität haben, das zu tun“, sagte Straus im Gespräch mit Miasanrot.de. Das komplette Interview lest ihr morgen bei uns im Blog.



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