Bundesligaauftakt gemüllert: Der FC Bayern siegt 3:2 in Wolfsburg

Georg Trenner 25.08.2024

Der FC Bayern geht mit einem klaren Ziel in die Bundesligasaison 2024/25: Die Meisterschale soll aus Leverkusen zurückgeholt werden. Zum Auftakt reisten die Münchner nach Wolfsburg.

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Trotz einer frühen Führung waren die Bayern zeitweise am Rand einer Niederlage. Erst mit der Einwechslung von Thomas Müller gelang die späte Wende und Trainer Vincent Kompany kann sich über einen Auftaktsieg in der Bundesliga freuen.

Das Spiel in der Miasanrot-Analyse. 

FC Bayern München beim VfL Wolfsburg: der Spielverlauf

Im Vergleich zum DFB-Pokalspiel in Ulm veränderte Bayerntrainer Vincent Kompany seine Startelf auf vier Positionen. Harry Kane, Michael Olise, Sacha Boey und Alphonso Davies durften von Beginn an ran. Dafür rutschen Mathys Tel, Thomas Müller, Raphaël Guerreiro und der verletzte Josip Stanišić aus dem Team.

Der VfL musste in der Defensive unter anderem auf Lacroix verzichten. Der als linker Schienenspieler erwartete Kaminski rückte als Außenverteidiger in die Viererkette. 

Der FC Bayern begann dominant und schnürte den VfL in dessen Hälfte ein. Über 75% Ballbesitz in der ersten Hälfte und ein regelmäßiger hoch aufrückender Manuel Neuer standen sinnbildlich dafür. 

Beim FC Bayern gefiel zunächst vor allem die rechte Seite, über die in der 20. Minute auch das Führungstor fiel. Boeys Einwurf landete über Olise und Kane wieder bei Boey, und er zog an Kaminski vorbei auf die Grundlinie. Musiala musste seine scharfe Hereingabe nur über die Linie schieben. 

Der FC Bayern blieb auch in der Folge spielbestimmend und kam zu einigen Chancen, zwingende waren aber nicht dabei. In der 31. Minute forderten die Münchner einen Elfmeter, als Kaminski einen Kopfball per Hand abwehrte. Doch Schiedsrichter Siebert entschied auf natürliche Körperhaltung und zeigte dem protestierenden Harry Kane Gelb.

Der VfL kam besser aus der Pause. Zehn Sekunden nach Wiederanpfiff landete ein Kopfball von Olise 30 Meter vor dem Tor der Münchner beim Wolfsburger Maximilian Arnold. Von dort reichten den Wölfen zwei Pässe über Baku zu Tomás, um die Bayerische Abwehr zu entblößen. Boey stoppte Tomás unstrittig per Foul und Majer verwandelte per Elfmeter zum 1:1-Ausgleich.

Wolfsburg blieb am Drücker und ging in der 55. Minute verdient in Führung. Kim verlor den Ball gegen den pressenden Wimmer, der gemeinsam mit Majer allein auf Neuer und Upamecano zulief. Majer konnte nach einem Querpass von Wimmer zum Tor einschieben. 

Vincent Kompany reagierte in der 65. Minute und brachte Thomas Müller für Sacha Boey. Müller kam mit Anweisungen für die Kollegen. Doch bevor er diese unterweisen konnte, half er müllernd zum Ausgleich. Kane hatte einen Eckball vom langen Pfosten zurück vor das Tor geköpft, Müller lief ein und Kaminski drückte den Ball hinter die eigene Linie. 

Kimmich übernahm vorübergehend die Rechtsverteidigerposition und Pavlovic agierte als alleiniger Sechser hinter Müller und dem jetzt Achter spielenden Musiala. Als später Dier für Kim kam, stellte Kompany auf Dreierkette um und Kimmich rückte wieder ins Mittelfeld. 

In einem in der zweiten Halbzeit sehr offenen Spiel mit viel Hin und Her war es zehn Minuten vor Ende erneut Thomas Müller, der ein Bayerntor einleitete. Er eroberte den Ball 25 Meter vor dem Wolfsburger Tor. Kane fand den durchstartenden Gnabry, der von halbrechts ins lange Eck einschob. 

Trotz einiger Chancen auf beiden Seiten passierte nichts mehr. Der FC Bayern gewinnt sein Auftaktspiel mit 3:2. Der FC Bayern brauchte einen Kraftakt für den Sieg in Wolfsburg, hat sich den Sieg insgesamt aber durchaus verdient. 

Drei Dinge, die auffielen

Defensive mit viel Schatten und kleinem Licht am Anfang des Tunnels

In der ersten Halbzeit baute der FC Bayern ein Abwehrhaus aus Granit. Ein Haus, das sich in der zweiten Halbzeit als Kartenhaus ohne Fundament herausstellen sollte. 

Nur eine Minichance für den VfL Wolfsburg ließen die Münchner in der ersten Halbzeit zu. Kimmich hatte Kaminskis Schussversuch abgeblockt; Sofascore bewertete diese Chance und Wolfsburgs Offensivspiel insgesamt mit 0,02 erwarteten Toren. 

Vor allem die Kontrolle mit Ball machte die gute Abwehrleistung möglich. Frei nach Pep Guardiola: Solange Bayern den Ball hat, kann der Gegner keine Chancen herausspielen. Das Quartett Neuer, Upamecano, Kimmich und Pavlovic sorgte für anhaltenden Ballbesitz und vermied gefährliche Ballverluste. In der ersten Halbzeit hatten die vier Passquoten zwischen 91% und 100%. Einzig Upamecanos Nebenmann Kim fiel mit einigen Ballverlusten etwas ab. Mit Blick auf die Ballsicherheit seiner Nebenleute war das bis dahin verschmerzbar. 

In der zweiten Halbzeit zerfiel das Abwehr-Kartenhaus. Der Ballverlust von Olise vor dem Elfmeter war kein besonders gefährlicher. Dass Kopfbälle in Bedrängnis 30 Meter vor dem Tor beim Gegner landen, ist normal. Dass danach zwei Vertikalpässe reichen, um die Abwehr zu durchschneiden, sollte dem FC Bayern nicht passieren.

Zumal es nicht dabei blieb. Bayern wirkte in der Folge regelmäßig unsortiert. Wolfsburg kam zu Aktionen in gefährlichen Räumen und erspielte sich weitere Chancen. Insgesamt zwei Tore und über zwei erwartete Tore stehen zu Buche. Neun seiner zehn Schüsse gab der VfL in der zweiten Halbzeit ab. 

Die Defensive bleibt eine der größten Baustellen des FC Bayern. 

Aktives Coaching sichtbar? Einstudierte Standard-Spielzüge funktionieren

Der FC Bayern hatte in der Vorbereitung und im Pokalspiel bereits einige einstudierte taktische Varianten gezeigt. Dass Manuel Neuer soweit aufrückt, dass er eine Libero-Position einnimmt oder mit den beiden Innenverteidigern eine Torwartkette bilden kann, haben wir ausführlich besprochen.

Einstudierte Eckbälle und Freistöße gehören in die Werkzeugkästen aller Bundesligisten und waren auch in Wolfsburg zu sehen, beispielsweise in der 37. Minute als Serge Gnabry sich bei einem Freistoß aus dem Halbfeld am langen Pfosten von der Wolfsburger Verteidigung weg schlich und frei zum Abschluss kam.

Neu im Repertoire waren erfolgreiche Einwurf-Spielzüge. Musialas 1:0 fiel nach einem solchen. Bayern hatte Einwurf von rechts ca. 35 Meter vor dem Wolfsburger Tor. Boey übernahme den Einwurf, Olise positionierte sich in der Zielposition leicht diagonal nach vorne. Kane schlich sich weiter nach hinten, sodass Boey, Olise und Kane ein asymmetrisches Dreieck bildeten. Ein Nebeneffekt von Kanes Laufbewegung: Sein Gegenspieler Zesiger folgte ihm, sodass dieser im Abwehrzentrum fehlte.

Boey warf zu Olise, der sofort nach hinten zu Kane prallen ließ. Kane spielte direkt in die Gasse, in die Boey bereits hinein gestartet war. Bayern hatte mit zwei schnellen Pässen das Wolfsburger Einwurf-Pressing aufgelöst und Boey kam mit Platz und Tempo ins 1-gegen-1 gegen Kaminski. Boey zog an Kaminski vorbei und konnte für Musiala auflegen, der – Zesiger hatte es nicht rechtzeitig zurück ins Abwehrzentrum geschafft – freistehend zum Tor einschieben konnte.

Siebenhundertneun

Zum 709. Mal lief Thomas Müller in einem Pflichtspiel für die erste Mannschaft des FC Bayern auf. Eine historische Marke. Eine Marke, die bis dato nur Sepp Maier erreichte, der ebenfalls 709-mal für den FC Bayern auflief. 

Und zum 709. Mal zeigte Thomas Müller, was ihn für den FC Bayern so wertvoll macht. Auch wenn er für beide Bayerntore nach seiner Einwechslung keinen Scorerpunkt erhalten wird, war sein Einsatz für beide Tore wichtig. Seine 25 Minuten waren Müller-Essenz für die Nummer 25 des FC Bayern.

Maier und Müller haben für den FC Bayern in Summe 16 deutsche Meisterschaften, sechs Europapokale und zehn deutsche Pokalsiege gewonnen. 

Anmerkung: Eine separate Würdigung des Rekords von Thomas Müller folgt bei Miasanrot nach Müllers 710. Spiel.

Die Daten zum Spiel 

Tore: 0:1 Musiala (20.), 1:1 Majer (47.), 2:1 Majer (55.), 2:2 Müller (65.), 2:3 Gnabry (83.)

Gelbe Karten: Kane (31.), Boey (46.), Musiala (70.), Svanberg (71.), Zesiger (82.)

Aufstellung VfL Wolfsburg: Grabara – Fischer, Bornauw, Zesiger, Kaminski – Arnold, Svanberg (85. Wind) – R. Baku, Majer (79. Gerhardt), Tomas – Wimmer (71. Behrens)

Aufstellung FC Bayern: Neuer – Boey (65. Müller), M.-J. Kim (81. Dier), Upamecano, Davies – Kimmich, Pavlovic – Olise (75. Coman), Musiala, Gnabry – Kane

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