FC Bayern Amateure: Die große Saisonvorschau

Florian Trenner 18.07.2024

Die FC Bayern Amateure starten am Donnerstag mit dem Auswärtsspiel bei Wacker Burghausen in die neue Regionalliga-Saison. Wie ist die Mannschaft um Trainer Holger Seitz einzuschätzen? Welche Spieler sind die größten Talente im Kader und warum erlaubt sich der FC Bayern überhaupt den „Luxus“ einer Amateurmannschaft?

These 1: Das sportliche Abschneiden der FC Bayern Amateure ist nahezu irrelevant

Ein klassisches „Jein“. Richtig ist, dass der FC Bayern nach dem Abstieg aus der 3. Liga beschlossen hat, nicht mit aller Macht den Wiederaufstieg anzustreben. Die individuelle Entwicklung der einzelnen Spieler steht an erster Stelle. Man tritt bewusst mit einer sehr jungen Mannschaft an, die zu einem erheblichen Teil aus Spielern besteht, die noch in der U19 auflaufen können.

Spielern, die in der Winterpause einen für ihre Entwicklung sinnvollen Schritt zu einem anderen Verein machen können, wird dies ohne Rücksicht auf das sportliche Abschneiden der Mannschaft ermöglicht.

Dennoch hütet man sich beim FC Bayern davor, den Spielern einen Freifahrtschein auszustellen. Die klare Erwartung ist, dass man im Spitzenfeld der Liga mitspielt. Und das muss auch immer der Anspruch einer Mannschaft des FC Bayern sein, jedes Spiel gewinnen zu wollen.

Aber ob man am Ende Dritter oder Fünfter wird, spielt tatsächlich keine Rolle, solange man unterm Strich viele Spieler weiterentwickeln konnte, um diesen zum nächsten Schritt in den Profibereich zu verhelfen.

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These 2: In nächster Zeit schafft kein Amateure-Spieler den Weg zu den Profis des FC Bayern

Eine These, die keiner mit Sicherheit widerlegen oder bestätigen kann, gerade nachdem es letzte Saison Aleksandar Pavlovic genau auf diesem Weg geschafft hat. Wir haben beim FC Bayern das Glück, dass wir in jedem der kommenden Jahrgänge außergewöhnliche Talente im Verein haben. Deren Entwicklung ist jedoch nicht in letzter Instanz vorherzusehen.

Manche Spieler sind weiter in ihrer Entwicklung, könnten vielleicht mit 17 oder 18 schon ein Thema für das Profitraining sein, andere brauchen etwas länger. Im Profibereich werden hunderte Scouts mit viel Geld dafür bezahlt, ihre Einschätzungen abzugeben und auch dort gibt es genügend Fehleinschätzungen.

Selbst der in der Öffentlichkeit immer genannte Hermann Gerland lag bei nicht wenigen Spielern in seiner Prognose falsch. Ich bin optimistisch, dass Pavlovic nicht für die nächsten drei Jahre der letzte Campus-Spieler bleibt, der es zu den Profis geschafft hat. Aber ob es derjenige oder diejenigen dann mit dem Zwischenschritt Amateure oder dem Zwischenschritt Leihe schaffen, wird man sehen. 

These 3: Holger Seitz ist die ärmste Sau beim FC Bayern

Holger Seitz kennt wie kein Zweiter die Gegebenheiten und Herausforderungen, denen er sich als Trainer der Amateure jede Saison aufs Neue stellen muss. Jeder Jahrgang beim FC Bayern besteht aus rund 20 Spielern, also rücken jedes Jahr viele Spieler nach oben auf und ältere Spieler machen wiederum Platz.

Er scheint vielmehr die Tatsache zu genießen, in jeder Saison neuen jungen Talenten den letzten Schliff als Abschluss ihrer Ausbildung beim FC Bayern geben zu können. Die Herausforderung in der Regionalliga Bayern liegt für die Spieler neben dem körperlichen Bereich vor allem darin, sich mental für den Profifußball vorzubereiten. Also dass sie ihr Leistungsvermögen unabhängig von Wetter, Qualität des Spielfelds oder auch mal ungeachtet der hitzigen Dorfplatzatmosphäre in den Auswärtsspielen der Liga abrufen können.

So könnte, Stand heute, die Startelf der FC Bayern Amateure aussehen

These 4: Die FC Bayern Amateure wird es nicht mehr lange geben

Die Amateure wird es auch weiterhin geben. Der bundesweite Trend, auch aus Kostengründen keine U23 mehr zu stellen, ist längst vorbei. Viele Vereine haben im Gegenteil ihre zweite Mannschaft wieder eingeführt, zum Beispiel Eintracht Frankfurt, der VfL Bochum und der Karlsruher SC.

Es gibt nicht den einen Musterweg, den ein Talent geht, um in die Bundesliga zu kommen. Die Entwicklung eines jeden Spielers ist individuell. Ein Lamine Yamal ist mit 16 bereit, Champions League zu spielen, ein Aleksandar Pavlovic als Spätentwickler hingegen hat wahnsinnig profitiert von den Monaten, die er bei den Amateuren gespielt hat.

Ein Verein wie der FC Bayern kann sich heute nicht mehr nur auf die Amateure oder nur auf einen Partnerverein für die Entwicklung der Spieler verlassen. Vielmehr ist es nötig, zwischen zahlreichen Alternativen abwägen zu können.

Die Amateure sind im aktuellen Konzept hauptsächlich als möglichst frühe Möglichkeit für die Spieler vorgesehen, Spielpraxis im körperbetonteren Herrenbereich zu sammeln. Da reichen den Toptalenten schon einige wenige Monate, die trotzdem wahnsinnig wertvoll für sie sind, um dann für den nächsten Schritt bereit zu sein.

Das mag dann der Schritt zu Kooperationspartner Unterhaching in die dritte Liga sein, das mag der Schritt zu Ulm in die zweite Liga sein oder nach Zürich in die erste Schweizer Liga. Oder eben ein ganz anderes verlockendes unabhängiges Leihangebot wie jetzt bei Paul Wanner und Heidenheim. Genau dann, wenn du einem Talent zu jedem Zeitpunkt seiner Entwicklung eine sinnvolle Option anbieten kannst, wirst du am Ende die Früchte ernten. Und die Amateure sind und bleiben eine von mehreren Optionen.

These 5: Die Regionalliga Bayern ist von allen Regionalligen die sportlich schwächste

Von den infrastrukturellen Bedingungen und den Zuschauerzahlen ist die Regionalliga Bayern sicher das Schlusslicht unter den fünf Regionalligen. Das bedeutet nicht, dass sie automatisch sportlich auch die schwächste ist. Die Vertreter aus der Regionalliga Bayern konnten sich in sechs von zehn Fällen in der Aufstiegsrelegation durchsetzen und haben auch meist eine gute Rolle in der 3. Liga gespielt. Dennoch hat die Regionalliga Bayern in dieser Form keine Zukunft und wird nach der nächsten Regionalligareform so sicher nicht mehr existieren, da sich irgendwann die Vernunft endlich durchsetzen wird, dass Meister aufsteigen müssen.

These 6: Jonah Kusi-Asare wird unter Vincent Kompany debütieren

Das ist eine steile These, da sie von so vielen Faktoren abhängt. Der Profikader ist stand heute total aufgebläht, da werden es in dieser Konstellation schon einige Profis schwer mit Spielzeit haben. Und ob das mit Vincent Kompany eine Erfolgsgeschichte wird, oder er nächsten Sommer schon wieder Geschichte ist, ist auch vollkommen unklar. Kusi-Asare hat alle Voraussetzungen, um im Profibereich Fuß zu fassen, wenn er fit bleibt. Wie schnell das passieren wird, muss man sehen. Aktuell ist er ja immer noch verletzt, geht also schonmal mit einem Rückstand in die neue Saison.

These 7: Die FC Bayern Amateure werden Meister

Wenn man stand heute auf die mögliche Startelf der Amateure schaut, ist die Mannschaft ohne Zweifel sehr talentiert. Würde sie so bis zum Saisonende zusammenbleiben, wäre das Thema Meisterschaft – die in dieser Saison übrigens den direkten Aufstieg in die 3. Liga bedeuten würde – auf jeden Fall ein realistisches Ziel.

Das „Aber“ folgt jedoch prompt: Man darf mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass diese Mannschaft so nicht zusammenbleibt. Es ist nicht auszuschließen, dass der ein oder andere Spieler noch ausgeliehen wird. Spätestens im Winter werden einige Spieler die Chance auf den nächsten Karriereschritt suchen. Davon abgesehen gibt es mit den Würzburger Kickers ein Team in der Liga, das nach dem Scheitern in der Relegation erneut mit aller Macht versuchen wird, aufzusteigen.

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