FC Bayern – 1. FSV Mainz 05 4:1 (0:1)
Die Münchener nahmen in der Folge Gas weg und erlaubten Mainz drei gefährliche Standardsituationen, die aber folgenlos blieben. Es kam, was meist kommt in Spielen dieser Art. Mario Mandzukic machte nach schöner Vorarbeit von Götze den Deckel drauf und Müller verwandelte kurz vor dem Ende einen Foulelfmeter zum sicherlich zu hohen 4:1-Endstand.
3 Dinge, die auffielen:
1. Wie Guardiola mit Heynckes-Mitteln den Tuchel-Riegel knackte
Thomas Tuchel ist wie sein Trainer-Kollege Jürgen Klopp dafür bekannt mit einer gehörigen Portion Understatement zu kokettieren. Schon vor Jahren sagte Tuchel einmal er wolle in München den Mannschaftsbus vors Tor stellen. Ähnlich sah das Spiel seiner Mannschaft auch am Samstag aus. Dabei ist sein Defensiv-Konzept selbstverständlich mehr als eine plumpe Mauertaktik. Tuchel hatte dank der Länderspielpause genug Zeit, um einen klugen Plan zu erarbeiten. Wie gut dieser funktionierte wurde gerade in den ersten 30 Minuten deutlich.
Mainz agierte im Pressing zurückhaltender als in der Vergangenheit, zwang Bayern aber durch das gewohnt breite Zustellen der Aufbauspieler schon kurz nach der Mittellinie ins Zentrum. Da auch Bayerns Außenverteidiger, insbesondere Rafinha wie in den letzten Wochen im Aufbau weit nach innen rückten und Lahm, Schweinsteiger und Kroos dort ebenfalls nach Räumen suchten, wurde das Spiel im Zentrum extrem eng. Mainz agierte dazu mit einer Art Fünferkette mit 3 pendelnden Innenverteidigern in der Abwehr, die sich knapp 20 Meter vor dem Tor leicht versetzt positionierte und alle Anspielstationen im Angriffsdrittel zustellte. Die Folge: Bayern gelang es kaum einmal kontrolliert ins letzte Drittel vorzudringen. Allein Dante spielte in seinen knapp 40 Minuten auf dem Feld 10 lange, zumeist diagonale Bälle, um das zugestellte Zentrum zu überbrücken. Dass Bayerns Passquote in der ersten Hälfte mit unter 85 Prozent so schlecht war wie lange nicht, war eine direkte Folge davon.
Guardiola reagierte in der Pause mit einem simplen, aber unglaublich effektiven Schachzug. Er stellte Lahm zurück auf seine angestammte Position als Rechtsverteidiger und stellte auf ein wesentlich breiter agierendes 4-2-3-1 um. Im Prinzip in fast der gleichen Ausrichtung wie unter Heynckes im Vorjahr, auch wenn es keinen sichernden 6er gab und Kroos und Schweinsteiger auf dieser Position sehr frei agierten. Weil Alaba und Lahm auf den Flügeln nun weniger zentrumsorientiert agierten und Müller und Robben aktiver hinterliefen, wurde Tuchels Plan Bayern ins Zentrum zu zwingen und das Spielfeld dort extrem zu verengen ausgehebelt. Bayern nutzte von der 46. Minute an die neu geschaffenen Überzahlsituationen auf den Flügeln für mehr Druck nach Vorn und eine insgesamt höhere Positionierung der gesamten Mannschaft. Schön zu sehen beim 2:1 und auch beim 3:1. Hilfreich war dabei auch die Hereinnahme von Mario Götze als zusätzlichem, dynamischem Verbindungsspieler zwischen Schweinsteiger/Kroos und Robben/Mandzukic/Müller. Diese Anpassung Guardiolas drehte das Spiel und versetzte Bayerns Offensive in die Lage näher und mit mehr Tempo ans Mainzer Tor heran zu rücken. Der Rest war beinahe offensive Routine.
2. Götze setzt erstes Ausrufezeichen
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Das twitterte ich in der Halbzeit, weil ich das Gefühl hatte, dass die Ausgangslage für Götze ideal war, um ein erstes Ausrufezeichen beim FC Bayern zu setzen. Götze zeigte nach seiner Einwechslung eine exzellente Partie und unterstrich seine Stärken. Götze ist kein Spieler wie Kroos oder Schweinsteiger, die in zentraler Position permanent ins Spiel eingebunden sein müssen. Götze ist einer für die kleinen Nadelstiche. Einer, der mit seiner Technik und Gewandtheit 10-20 Meter vor dem Tor aus sehr wenig Platz sehr viel machen kann. Sein Pass vor Robbens 1:1 war verhältnismäßig leicht. Seine Vorarbeit zu Mandzukic 3:1 mit angetäuschtem Hackentrick und no-look-Pass in den Rücken der Abwehr, war dagegen eine Augenweide. Natürlich werden jetzt die Forderungen kommen Götze sofort in die Startelf zu stellen, trotzdem wäre Guardiola momentan gut beraten den Nationalstürmer weiterhin behutsam einzubauen – gerade weil mit der Verletzung von Shaqiri momentan die instant-offense von der Bank fehlt, die Götze am Samstag bot.
Interessant war übrigens, dass Guardiola nach der Auswechslung von Mandzukic Müller in die Spitze stellte und nicht Götze. Das spricht dafür, dass der Katalane auf einen Zielspieler im Zentrum, der auch in der Lage ist Kopfball-Duelle zu gewinnen, (noch) nicht gänzlich verzichten will.
3. Die Sache mit dem Linksfuß
Louis van Gaal schuf in seiner Zeit beim FC Bayern mit Sicherheit so einige Regeln. „Müller spielt bei mir immer“, ist eine davon. Eine Andere war die klare Ausrichtung, dass auf der linken Innenverteidiger-Position wenn möglich immer eine Linksfuß zu spielen hat. Begründet wurde das durch den Niederländer durch die besseren Winkel im Aufbauspiel. Von Guardiola gibt es so eine klare Aussage nicht. Dennoch sprechen die Fakten dafür, dass auch er einen Linksfuß und einen Rechtsfuß in der Innenverteidigung präferiert. Nur einmal in dieser Saison spielte Guardiola für knapp 60 Minuten mit den beiden rechten Innenverteidigern Boateng und van Buyten. Im Ligaspiel gegen Hannover. Als sich Dante am Samstag gegen Mainz nach 43. Minuten verletzte, rechneten viele mit einer Einwechslung von Rechtsfuß van Buyten. Stattdessen kam Linksfuß Alaba und der vormalige Linksverteidiger und Linksfuß Diego Contento rückte ab der Pause auf die für ihn völlig ungewohnte zweite zentrale Verteidigerposition.
Mir ist nicht zu hundert Prozent klar, ob das die Lösung für die ungewöhnliche Maßnahme Guardiolas war, oder ob er sich beim Stand von 0:0, beziehungsweise 0:1 einen weiteren offensiven Wechsel aufsparen wollte. Auch, dass Guardiola gegen die offensiv passiven Mainzer ein zweiter echter Innenverteidiger unnötig erschien und er sich mit dem spielstärkeren Contento sicherer fühlte, ist eine Option. Dante fällt jedenfalls mit seiner Risswunde am Sprunggelenk bis zu 14 Tage aus. Da mit Holger Badstuber ein weiterer Linksfuß schon lange verletzt ist, wird Guardiola gegen Hertha, Hoffenheim und Pilsen seine Innenverteidigung zwangsläufig umbauen müssen. Guardiola ist bisher nicht unbedingt als Dogmatiker bekannt geworden. Es spricht also viel dafür, dass in den kommenden Wochen mit Daniel van Buyten, Jan Kirchhoff oder Javi Martínez ein Rechtsfuß die Position neben Jerome Boateng einnehmen wird. Oder wir erleben eine weitere formative Anpassung in Bayerns System. Die Dreierkette.
FC Bayern | Neuer – Rafinha (46. Götze), Boateng, Dante (42. Alaba), Contento – Lahm – Robben, Kroos, Schweinsteiger, Müller – Mandzukic (75. Kirchhoff) |
Ersatz | Starke, Van Buyten, Pizarro |
1. FSV Mainz 05 | Wetklo – Pospech, Bell, Svensson (57. Park), Noveski, Diaz – Geis, Baumgartlinger (67. Moritz) – Müller, Choupo-Moting – Parker (79. Saller) |
Schiedsrichter | Kinhöfer (Herne) |
Zuschauer | 71.000 (ausverkauft) |
Tore | 0:1 Parker (44.), 1:1 Robben (50.), 2:1 Müller (52.), 3:1 Mandzukic (69.), 4:1 Müller (82. / Foulelfmeter) |
Gelbe Karten | Kirchhoff / – |