FC Barcelona – FC Bayern München 3:0 (0:0)
Falls Ihr es verpasst habt:
Während der FC Barcelona auf Experimente verzichtete und die allgemein erwartete Startelf auf den Platz schickte, überraschte Guardiola einmal mehr mit der Hereinnahme von Schweinsteiger als nominell viertem zentralen Mittelfeldspieler neben Alonso, Lahm und Thiago. Götze und Weiser, der gegen Dortmund im Pokal zuletzt beginnen durften, blieben dafür auf der Bank. Bayern begann mit einer Dreierkette mit Rafinha auf der linken Halbverteidiger-Position.
Beide Mannschaften begannen mit extrem hohem Tempo und 15 Minuten fast offenem Schlagabtausch. Die Münchner hatten einige vielversprechende Gegenstöße, Barca aber die großen Chancen. Suárez scheiterte nach 10 Minuten völlig frei gegen einen glänzend reagierenden Neuer, kurze Zeit später rettete Rafinha gegen einen Schuss aus kürzester Distanz von Neymar. Guardiola stellte in dieser Phase bereits auf eine Viererkette um, schob Rafinha auf seine angestammt Position als rechter Verteidiger. In der 17. Minute dann die Riesenchance für Maskenmann Lewandowski, der nach einer Müller-Hereingabe völlig frei vor ter Stegen den Ball nicht richtig traf und vorbeischoss.
Erst nach 25 Minuten atmeten beide Mannschaften das erste Mal spürbar durch und setzten erstmals auch auf längere Ballstafetten und etwas mehr Ballkontrolle. Es brauchte einen Geistesblitz von Iniesta, der mit einem herrlichen Ball in den Rücken der Abwehr Dani Alves freispielte. Erneut war jedoch Endstation bei Manuel Neuer. Trotz des Chancenplus für Barcelona – Bayern war hier in der ersten Halbzeit absolut auf Augenhöhe.
Nach dem Seitenwechsel wurde das Spiel etwas weniger hektisch, aber dafür noch intensiver und verbissener in den Zweikämpfen. Bis zur 75. Minute blieb das Spiel offen und ohne große Torchancen. Zwischen 46. und 77. Minute ließ Bayern nur einen Torschuss im Strafraum zu. Insgesamt war die Torschuss-Bilanz in diesem Zeitraum 3:3. Dann kam Messi, der einen völlig unnötigen Ballverlust von Bernat ausnutzte und aus 18 Metern das 1:0 erzielte (77.). Bayern war in der Folge für 10 Minuten ungeordnet und erlaubte Barcelona drei weitere große Chancen. Eine davon nutzte erneut Messi zum vorentscheidendem 2:0 (79.), als er Boateng im Strafraum auswackelte. Kurz vor Schluss erhöhte Neymar sogar auf 3:0 (90+3).
Am Ende blieb das Gefühl, dass die Münchner sich für einen über 75 Minuten sehr ordentlichen Auftritt nicht mit einer guten Ausgangsposition fürs Rückspiel belohnten. Das 0:2 tat weh. Das 0:3 könnte bereits die Entscheidung in diesem Duell gewesen sein.
3 Dinge, die auffielen:
1. 60 Minuten Stabilität reichen nicht
Guardiola versuchte es gegen seinen ehemaligen Club zunächst mit einer durchaus gewagten Ausrichtung in der Dreierkette. Gewagt vor allem deshalb, weil Bayern es als echte Dreierkette interpretierte und die zusätzliche Absicherung durch zurückfallende Außenverteidiger und dadurch entstehende Fünferreihe wegließ. Die rechte Seite blieb zunächst völlig verwaist und wurde lediglich von Thiago bespielt. Auf der gegenüberliegenden Seite rückte Bernat immer wieder weit vor und verzichtete weitgehend darauf, Messi zu doppeln. So entstanden gerade wenn Barcelona schnell umschaltete extrem riskante eins gegen eins Duelle. Ein verlorenes Duell öffnete dabei den Weg zum Tor wie bei Suárez Riesenchance in der 10. Minute. Die Idee von Guardiola durch diese Ausrichtung gleichzeitig die linke offensive Seite zu überladen und den spielstärksten Münchner Thiago auf der rechten Seite frei zu spielen war durchaus charmant, erwies sich aber auch als zu riskant. Die Umstellung von Guardiola auf Viererkette nach etwa 15 Minuten war so nur folgerichtig.
In den folgenden 60 Minuten gelang es den Münchnern deutlich besser, gefährliche Situationen zu unterbinden. Vor allem der Weg in den Strafraum wurde den sehr beweglichen Angreifern versperrt. Barcelona hatte zwar am Ende erstaunliche 28 erfolgreiche Dribbling (allein Messi hatte 10), aber in der Phase bis zur 75. Minute nur wenige in direkter Strafraumnähe. Sehr auffällig war, wie die Münchner extrem darauf bedacht waren nicht zu früh zu Boden zu gehen und Pässe in die Schnittstellen zu blocken oder freie Bälle wegzuspitzeln. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass Alonso bei all seinen Problemen und Schwierigkeiten unter Druck defensiv eins der besseren Spiele der Saison zeigte und viele Angriffe der Enrique-Elf stoppte.
In der 78. Minute änderte ein Ballverlust von Bernat alles. Völlig ohne Bedrängnis – in einer Situation in der Neuer das Spiel schnell machen wollte – verlor der junge Spanier, der insgesamt von Tempo und Emotionen überfordert wirkte in einem sinnlosen Dribbling ohne Not den Ball. Die Diskussion, dass Neuer seinen linken Verteidiger durch einen schnell ausgeführten Abstoß unter Druck setzte, greift etwas zu kurz, weil der Ballverlust erst erfolgte als Bernat einen Gegnspieler umspielt hatte. Erst dann legte er sich den Ball zu weit vor. Messi überwand Neuer und Bayerns zuvor über 60 Minuten so stabile Defensive fiel in sich zusammen. Zwischen der 15. und 75. Minute ließen die Münchner über eine Stunde lang drei Abschlüsse im Strafraum zu. In der Schlussviertelstunde kamen genauso viele hinzu. Beim zweiten Tor erlaubten die Münchner genau die Situation, die sie sich nicht erlauben durften: Ein Eins-gegen-Eins gegen Messi im Strafraum. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass 60 Minuten Stabilität gegen Barcelona und Messi nicht reichen.
2. Keine Kontermannschaft
Sehr deutlich wurde gegen den FC Barcelona, dass der FC Bayern mit dem vorhandenen Kader nur sehr bedingt in der Lage ist, schnelle Gegenstöße in gefährliche Szenen umzumünzen. Immer wenn es dem FC Bayern gelang das Gegenpressing zu umspielen bot Barcelona Räume, die die Münchner über 90 Minuten aber nur zu einer hundertprozentigen Torchance nutzen konnten. Mehrfach entstanden drei gegen drei oder vier gegen vier Situationen, die durch harmlose Dribblings und aufwändige Spielverlagerungen zu oft verpufften. Drei erfolgreiche Dribbling verbuchte der FC Bayern laut whoscored.com über 90 Minuten. Zu wenig, um aus vielversprechenden Situationen Torchancen zu kreieren.
Nicht immer stimmte dabei auch die Unterstützung aus dem Mittelfeld. Schweinsteiger und Lahm rückten nur mühevoll nach, wenn Lewandowski und Müller die Bälle festmachten. Auch Thiago war bis auf wenige Szenen offensiv kein großer Faktor in diesem Spiel und wurde immer wieder aus dem Zentrum herausgedrängt.
Was bleibt, ist die Frage, was diese Mannschaft an diesem Abend mit den vorhandenen Räumen angestellt hätte wenn Arjen Robben und Franck Ribéry mit auf dem Platz gestanden hätten. Es ist eine müßige Diskussion, aber sie gehört zum voraussichtlichen Ende dieser Bayern-Saison in der Champions League irgendwie dazu.
3. Kein Ergebnisfußball
Matthias Sammer hat es nach der Partie in aller Deutlichkeit angesprochen. Wenn der Mannschaft ein Vorwurf zu machen ist, dann dass es ihr zum zweiten Mal in Folge nicht gelungen ist in einem Auswärtsspiel in der Champions League auf Ergebnis zu spielen. Es wäre kein großes Problem gewesen mit einem 0:1 nach München zu fahren. Selbst ein 0:2 hätte noch Optionen offen gelassen. Ein 0:3 macht ein Weiterkommen beinahe unmöglich. Pep Guardiola schickte die erfahrenste Mannschaft aufs Feld, die er zur Zeit aufbieten kann. Dass es Alonso, Schweinsteiger und Lahm nicht gelang die Mannschaft zusammen zu halten und am Ende aus einem bitteren Gegentor innerhalb von 15 Minuten ein 0:3 entsteht, ist unverständlich. In der letzten Minute der Nachspielzeit beinahe naiv in einen Konter zu laufen ist vielleicht sogar unprofessionell.
Guardiola schaffte es zudem zum wiederholten Male nicht, der Mannschaft durch einen Wechsel aus einer Situation der Unordnung heraus zu helfen. Müllers Auswechslung brachte jedenfalls eher Unruhe herein. So hat es sich die Mannschaft bei allem Verletzungspech und trotz des durchaus mitreißenden Auftritts zuvor irgendwie auch selbst zuzuschreiben, dass wohl nur ein mittleres Fußballwunder den Traum vom Finale in Berlin aufrecht erhalten kann.
FC Barcelona – FC Bayern München 3:0 (0:0) | |
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Barcelona | ter Stegen – Alves, Piqué, Mascherano, Alba – Iniesta, Busquets, Rakitic (82. Xavi) – Messi, Suárez, Neymar |
FC Bayern | Neuer – Rafinha, Boateng, Benatia, Bernat – Xabi Alonso, Schweinsteiger, Lahm – Thiago – Lewandowski, Müller (79. Götze) |
Bank | Reina, Dante, Martínez, Gaudino, Götze, Weiser, Pizarro |
Tore | 1:0 (77.) Messi, 2:0 (80.) Messi, 3:0 (90+3) Neymar |
Karten | Gelb: Dani Alves, Piqué, Neymar / Benatia, Xabi Alonso, Juan Bernat |
Zuschauer | 98.000 |
Schiedsrichter | Nicola Rizzola |