Wie viele Länderspiele hat Deutschland in der Allianz Arena absolviert?

Katrin Trenner 13.06.2024

Am kommenden Freitag wird die Europameisterschaft eröffnet, und dann rollt endlich wieder der Ball in der Allianz Arena. Deutschland trifft in seinem ersten Spiel auf Schottland – und während die Erwartungen der deutschen Fußballfans zur Heim-EM vom pessimistischen „wir überstehen die Gruppenphase garantiert nicht“ zum euphorischen „uns gelingt ein Fußballwunder im eigenen Land“ reichen, liegt die Wahrheit wie immer auf dem Platz (und wahrscheinlich irgendwo in der Mitte).

Seit der offiziellen Eröffnung der Allianz Arena im Mai 2005 wurden in dem Stadion, in dem 70.000 Zuschauer*innen Platz finden, 11 Länderspiele der deutschen Männer-Nationalmannschaft ausgetragen. Die Bilanz ist mit fünf Siegen, drei Unentschieden und drei Niederlagen positiv.

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Sieht man sich die Spiele genauer an, ist das erste gute Omen leicht zu finden: Am 9. Juni 2006 begann in der Allianz Arena die Weltmeisterschaft 2006, der Auftakt zum sogenannten Sommermärchen, auf das bis heute noch viele Fans mit nostalgisch-verklärter Verliebtheitsbrille zurückblicken. Deutschland traf damals im Eröffnungsspiel auf Costa Rica und konnte mit einem 4:2-Sieg erfolgreich ins Turnier starten. Das erste Tor der WM gehörte dem damals 22-jährigen Philipp Lahm, der nach sechs Minuten vom linken den Ball unhaltbar ins rechte Eck versenkte.

Auch das WM-Achtelfinale gegen Schweden fand in der Allianz Arena statt, und auch hier konnte Deutschland einen Sieg einfahren – Endstand 2:0 – und löste damit das Ticket ins Viertelfinale, wo Argentinien wartete. Zum Titel sollte es am Ende bekanntermaßen nicht reichen, aber der Fußballsommer in Deutschland war gerettet.

Länderspiele: Denkwürdige Momente in der Allianz Arena

Nach den ersten beiden Erfolgen der Nationalmannschaft in der Allianz Arena folgten zwei Niederlagen, einmal im Oktober 2007 gegen Tschechien bei der Qualifikation für die Europameisterschaft im Jahr danach – es war mit 0:3 die höchste Niederlage gegen Tschechien in der Geschichte der DFB-Elf – und das andere Mal in einem Freundschaftsspiel gegen Argentinien im März 2010, das mit 0:1 endete.

Argentinien wurde damals übrigens von Fußballlegende Diego Maradona trainiert, der sich bei der Pressekonferenz weigerte, neben einem gewissen Thomas Müller Platz zu nehmen. Wer war dieser junge Kerl, ein Balljunge? Oh, ein Spieler? Länderspieldebüt? Ja, das mag ja sein, aber ich kenne ihn nicht. (Bei der WM in Südafrika einige Monate später lernte Maradona Müller dann richtig kennen, aber das ist eine andere Geschichte.)

In den darauffolgenden Jahren fanden drei weitere Länderspiele mit durchaus denkwürdigen Momenten in der Allianz Arena statt: Im September 2013 gewann Deutschland mit 3:0 gegen Österreich und machte damit einen wichtigen Schritt Richtung WM-Qualifikation – es war das 100. Spiel von Philipp Lahm im DFB-Dress, und Miroslav Klose konnte mit seinem 68. Länderspieltor zum Rekordtorschützen Gerd Müller aufschließen. Im März 2016 konnte die DFB-Elf in der Allianz Arena das erste Mal wieder seit 1995 gegen Italien gewinnen, und in der Nations League gegen Frankreich zweieinhalb Jahre später blieb die Nationalmannschaft das erste Mal im Jahr 2018 ohne Gegentor.

Allianz Arena: Goretzkas Herz als Zeichen gegen Hass

Etwas durchwachsener fiel die Bilanz aus, als die Allianz Arena als einer von zwölf Austragungsorten der EM 2020 ausgewählt wurde; alle Gruppenspiele der deutschen Mannschaft fanden in München statt. Aufgrund der weltweiten Pandemie wurde das Turnier um ein Jahr nach hinten verschoben.

Das erste Gruppenspiel gegen Frankreich verlor die Nationalelf mit 0:1 durch ein Eigentor von Mats Hummels. Im zweiten Spiel gegen Portugal machten sie es besser. Das 4:2 gegen (Lieblingsgegner) Portugal ließ die Hoffnung wieder aufleben. In diesem Spiel wurde Kai Havertz, der das 3:1 erzielte, zum jüngsten deutschen EM-Torschützen aller Zeiten.

Doch es war das dritte und entscheidende Gruppenspiel gegen Ungarn, das für Unruhe sorgte, und das nicht nur aus sportlichen Gründen. Die Allianz Arena sollte für die Partie in Regenbogenfarben erleuchten, als klares Zeichen gegen die rechtsnationalistische Regierung Ungarns unter Viktor Orban. Die UEFA allerdings lehnte ab – mit der Begründung, dass man keine politischen Botschaften bei einer Fußball-EM erlauben wolle – von den eigenen Kampagnen gegen Diskriminierung und für Diversität selbstverständlich mal abgesehen. (seufz)

So war die Stimmung in der Allianz Arena schon von Beginn an aufgeheizt. Und es sah ganz danach aus, als ob die Deutschen den Einzug ins Achtelfinale tatsächlich verpassen würden: Bis zur 84. Minute führten die Ungarn mit 2:1. Dann kam Leon Goretzka und versuchte sich mit einem Schuss aus 14 Metern – der Schuss wurde abgefälscht und landete im Tor.

Er verhinderte dadurch nicht nur das vorzeitige Aus bei der EM, sondern bekannte mit seinem Torjubel auch gleich Farbe: Demonstrativ drehte er sich zu den ungarischen Fans im Gästeblock, unter denen auch Hooligans der ultrarechten Gruppierung „Carpathian Brigade“ zu finden waren, und formte mit seinen Händen ein Herz. Für Liebe, Toleranz und gegen Hass. Eine Geste, die mehr sagte als tausend Worte.

Deutschland vs. Schottland: Ein Ausblick

Das vorerst letzte Länderspiel in der Allianz Arena fand vor gut zwei Jahren im Rahmen der Nations League gegen England statt und endete mit einem 1:1-Unentschieden. Ein gewisser Harry Kane verhinderte damals per Elfmeter in der 88. Minute übrigens einen Sieg Deutschlands.

Die Übersicht zeigt: Die Allianz Arena sorgte in der Vergangenheit für eine angemessene und schöne Kulisse bei Länderspielen, und das EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland wird hoffentlich die positive Bilanz weiter ausbauen. In der Länderspielhistorie trafen Deutschland und Schottland bereits 17-mal aufeinander, mit acht Siegen für die Deutschen, fünf Unentschieden und vier Niederlagen. Die Siege der Schotten liegen allerdings weit zurück.

In der Allianz Arena sind sich die beiden Nationalmannschaften bislang noch nie begegnet. Ein Sieg für Deutschland wäre der beste Auftakt für die Heim-EM, der für eine Initialzündung sorgen kann – für eine Welle der Euphorie, die auch die Mannschaft durch das Turnier tragen könnte. So wie damals vor 18 Jahren gegen Costa Rica.

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