Einschunkeln fürs Pokalfinale – der VfB Stuttgart zu Gast in München
Das Spiel wäre wohl anders verlaufen, wenn Müller nach 11 Spielsekunden völlig freistehend die Flanke von Alaba verwertet hätte. Aber so plätscherte die Partie ein wenig vor sich hin und es entwickelte sich ein typischer Sommerkick. Der FC Bayern hatte viel Ballbesitz und die Mittelfeldachse Martinez/Schweinsteiger/Kroos verstand es durchaus fluide zu agieren. Einer von den benannten Spielern ließ sich immer zurückfallen, während die andern beiden versuchten sich als Anspielstation zwischen den Linien in Szene zu setzen. Dies gelang mehr oder weniger erfolgreich. Was zum einen daran lag, dass das Spiel dann doch oftmals über Robbens rechte Angriffseite lief und dadurch ziemlich berechenbar war. Aber es lag zum anderen auch an einer der defensivsten Grundausrichtung in der Allianz Arena überhaupt. Der gerettete VFB Stuttgart wollte am 34. Spieltag nicht als Opfer auf die Schlachtbank geführt werden und spielte sehr tief stehend nahe am eigenen Strafraum.
Die Defensive vom VFB war aber nicht vollkommen sattelfest. Mandzukic (24.), Schweinsteiger (28.), van Buyten (32.) und Müller (34.) hatten durchaus gute Möglichkeiten. Vor allem nach Standardsituationen wurde es immer wieder gefährlich. Kein schlechtes Zeichen, wenn man das Pokalfinale vor Augen hat. Gerade in der größten Drangphase musste Bastian Schweinsteiger ausgewechselt werden. Er war umgeknickt. Für ihn kam Höjbjerg, der damit bereits sein 9. Ligaspiel bestreiten durfte. Insgesamt stand Höjbjerg somit fast 300 Minuten auf dem Platz und kann eine Passquote von 92% aufweisen. An seiner Zweikampfquote, die bei 33% liegt muss er noch arbeiten. Wobei er gerade in der zweiten Halbzeit einige schöne Pressing-Aktionen hatte, die Torchancen kreierten (53.).
Ansonsten verlor die Partie spürbar an Drive. Der FC Bayern konnte nicht mehr den Druck aufbauen und sich in Quantität und Qualität Chancen herausspielen, wie noch in der ersten Hälfte. Die größten Möglichkeiten vergaben Pizarro (72.) und Robben (86.). Da auch das Schiedsrichtergespann um Bastian Dankert nicht den aller glücklichlichsten Auftritt hatte und den FC Bayern keinen Konzessionselfmeter (Foul an Mandzukic, Martinez und Robben, sowie Handspiel im Strafraum) zusprach, deutete alles auf ein Unentschieden hin. Doch in der 92. Minute sorgte eine Halbfeldflanke von Robben für Verwirrung im Strafraum, diese nutzte Pizarro und zog aus 16. Metern trocken mit Links ab und verwandelte zum späten 1:0.
Nun kannten die Jubelbilder keine grenzen mehr. Die Mannschaft und die Fans schunkelten sich zur Meisterfeier. Der FC Bayern München bekam im Anschluss an die Partie die Meisterschale überreicht und alle Verantwortlichen bekamen ihre Weißbierdusche. Anschließend ging es durch die Innenstadt auf den Rathausbalkon, wo tausende Fans bereits auf ihre Mannschaft warteten.
Das Spiel gegen den VFB Stuttgart war da bereits längst vergessen. Sicherlich kein glanzvoller Auftritt, dennoch war es ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Es wird spannend zu sehen sein, wie Pep Guardiola die Mannschaft aufs Pokalfinale einstellt. So fehlte Franck Ribery jetzt bereits zwei Spiele. Götze, Lahm und Boateng fehlten gegen die Schwaben – und Schweinsteiger musste bereits nach 30. Minuten ausgewechselt werden. Eine Bewertung in welcher Form sich die Mannschaft vor dem Pokalfinale ist schier nicht möglich. Ob dies ein Vor- oder Nachteil ist, liegt im Auge des Betrachters und wird nächsten Samstag beantwortet.
FC Bayern – VfB Stuttgart 1:0 (0:0) | |
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FC Bayern | Neuer – Rafinha, Van Buyten, Dante, Alaba – Martínez – Robben, Kroos, Schweinsteiger (37. Hojbjerg), Müller – Mandzukic (64. Pizarro) |
Bank | Raeder, Contento, Weiser, Thiago |
VfB Stuttgart | Ulreich – Sakai, Rüdiger, Niedermeier, Boka (45. Didavi) – Gruezo, Gentner – Traoré, Maxim (78. Werner), Rausch – Ibisevic (65. Cacau) |
Bank | Kirschbaum, Haggui, Leitner, Rathgeb |
Tore | 1:0 Pizarro (90.+2) |
Karten | Gelb: Kroos, Dante / Boka, Didavi |