Einfallslose Bayern stolpern in Nürnberg

Tobias Trenner 28.04.2019

Falls ihr es verpasst habt

Im Vergleich zum DFB-Pokal-Halbfinale setzte Niko Kovač auf sein bewährtes 4-2-3-1/4-3-3. Niklas Süle ersetzte dabei Boateng und Leon Goretzka lief an Stelle des angeschlagenen Serge Gnabry auf.

Bereits nach wenigen Minuten wurde deutlich: Gegen die kompakten Nürnberger braucht es viel Geduld. Aufgrund der Eigenheiten der Spieler agierte Bayern eher in einem Mix aus 4-3-3 und 4-2-3-1 mit Thiago halblinks und Goretzka halbrechts. Der ehemalige Schalker hatte dabei aber die offensivere Rolle inne.

Zusammen mit Thomas Müller besetzte er den rechten Halbraum und bot sich zwischen den Linien der Nürnberger an. Der Club konzentrierte sich im 4-4-2 primär auf das Verschließen der Mitte. Dementsprechend agierten die Bayern meist über außen, waren aber in der Lage, den Nürnberger Block immer weiter nach hinten zu drücken.

Zwar waren die Bayern bemüht, das Spiel zu machen und sich Chancen zu erarbeiten, allerdings fehlten gegen die gut organisierten Nürnberger lange der Plan. Die simplen Flanken von außen stellten keine wirkliche Herausforderung für die Abwehr dar.

Nach 22. Minuten hatten die Münchner dann ihre erste große Chance, ausgerechnet nach einem Standard. Robert Lewandowski nutzte die Lücken, die sich gelegentlich zwischen Mittelfeld und Abwehr der Nürnberger ergaben und erarbeitete sich einen Freistoß. Nach dem Foul von Ewerton war es David Alaba, der den Freistoß wunderbar Richtung Tor brachte. Torhüter Mathenia konnte den Schuss letztlich aber noch an die Latte lenken.

Nach 34 Minuten, in denen die Nürnberger Offensive gar nicht statt fand, hatte Pereira die erste Halbchance. In der anschließenden Aktion unterlief Ulreich nach einem Pass von Hummels fast der Fehler im Duell mit dem Angreifer des Clubs. Nichsdestotrotz kamen die Nürnberger aufgrund ihrer tiefen Defensivposition kaum zu wirklichen Angriffsaktionen.

Ohne weitere nennenswert Aktionen ging es in die Pause. Nach der Pause ging es nach kurzer Verzögerung durch Pyros im Bayernblock weiter. Mit Serge Gnabry für Thomas Müller erhofften sich die Bayern mehr Tempo.

Jedoch starteten die Nürnberger wesentlich wacher in die zweiten Hälfte Nachdem sich Kimmich über rechts einfach ausspielen ließ, konnte Ulreich den ersten Schuss noch abwehren. Allerdings landete der Nachschuss von Pereira letztlich im Tor. So liefen die Bayern ab Minute 47 einem Rückstand hinterher.

In der 51. Minute hatte der Club gleich die nächste Chance. Nach einem Ballverlust der Bayern rutschte Hummels weg und die Nürnberger konnten zu dritt das Tor von Ulreich attackieren. Am Ende rettete Süle die Bayern vor Gegentor Nummer zwei.

Durch die Hereinnahme von James für Martínez ließ Kovač sein Team nun klarer im 4-3-3 agieren. Zuerst scheiterte Goretzka an Mathenia, wenig später der Kolumbianer James am Aluminium. Allerdings wirkten die Bayern weiterhin verunsichert. Abspielfehler und überhastete Aktionen waren die Folge.

Erst in der 73. Minute kam man zum Ausgleich. Nach einer Flanke von Coman, schoß Bauer Gnabry an und machte den Schuss für Mathenia unhaltbar.

Nach dem Ausgleich waren die Bayern weiterhin am Drücker, ohne wirklich zu überzeugen oder sich Chancen zu erspielen. In der 90. Minute gab es dann noch eine Schrecksekunde. Der für den verletzten James eingewechselte Davies, verschuldete nach einer Ecke einen Elfmeter. Tim Leibold setzte diesen aber nur an den Pfosten.

Noch mehr Aufregung gab es, als Coman in der 94. Minute von der Mittellinie aus allein auf Mathenia zulief, den Sieg auf dem Fuß hatte, aber am gut parierenden Mathenia scheiterte. Letztlich blieb es beim 1:1 und das war nicht unverdient. Gegen engagierte Nürnberger machten die Bayern eine schwache Partie und halten das Meisterschaftsrennen damit spannend.

3. Dinge, die auffielen

1. Bayerns Raumaufteilung in Ballbesitz

Der Tatsache geschuldet, dass mit Thomas Müller kein echter Rechtsaußen auf dem Platz agierte, veränderte sich die Münchner Vorgehensweise in Ballbesitz zumindest in den ersten 20 Minuten

Der Kapitän positionierte sich meist zwischen Innen- und Außenverteidiger des Gegners. Während sich Lewandowski gelegentlich fallen ließ, hielt Thomas Müller seine recht hohe Position fast dauerhaft bei. Es war wohl der Plan, durch den Kapitän die nötige Tiefe zu schaffen und zwei Verteidiger zu binden.

Auch Kingsley Coman rückte häufiger ein, hielt aber aufgrund seiner Stärke im Dribbling den Kontakt zur Seitenlinie, um in Eins-gegen-eins-Situationen zu gelangen. Goretzka und Lewandowski bewegten sich währenddessen viel zwischen den Linien und versuchten Anspielstationen zu schaffen.

Mitte der ersten Halbzeit änderte sich die Vorgehensweise ein wenig. Müller bleibt nun häufiger breiter, Coman suchte vermehrt gegen Bauer das Eins-gegen-Eins, während Goretzka nun der klare Zehner war.

Wie so oft in dieser Saison bewegten sich die Bayern aber nicht immer passend zueinander, ließen das Tempo in vielen Aktionen vermissen und versuchten über Eins-gegen-eins-Situationen und Flanken zu Chancen zu kommen.

2. Bayerns variables Pressing

Bei aller Kritik an der Offensivleistung, man muss Niko Kovač für die Entwicklung des Pressings loben. Auch gegen die Nürnberger waren die Bayern meist gut organisiert, wechselte zwischen 4-4-2, 4-1-4-1 und 4-1-3-2 Pressing. Dabei wirkte das Team weitaus besser eingestellt als noch in der Hinrunde.

Zugegebenermaßen ist der 1. FC Nürnberg wahrscheinlich nicht der Maßstab, allerdings bemühten sich die Clubberer, nicht jeden Ball lang zu schlagen, sondern versuchten flach von hinten aufzubauen. Gegen das Anlaufen der Münchner blieb dem Club aber meist nicht viel anderes übrig, als doch irgendwann zum langen Ball zu greifen.

3. Der spannende Meisterschaftskampf

Die Bundesliga wünschte sich Spannung. Diese hat sie nun auch bekommen. Am oberen Ende der Tabelle ist weiterhin alles sehr eng. Allerdings sollte man sich hier fragen, ob die Bundesliga wirklich diese Spannung haben will.

Es ist nämlich nicht der Fall, dass Dortmund und die Bayern Woche für Woche überzeugen, brillianten Fußball spielen und so für ein echtes Meisterschaftsrennen sorgen. Vielmehr haben beide Teams immer wieder Probleme gegen tiefstehende Gegner. Gestern fand der BVB trotz deutlicher Überlegenheit kaum ein Mittel gegen Schalkes Defensivbollwerk, heute hatten die Bayern außer Flanken kaum eine Idee gegen die tiefstehenden Nürnberger.

Letztlich lebt dieser Meisterschaftskampf von der Spannung und nicht wirklich von der fußballerischen Klasse. Nachdem es mit den Teams hinter dem BVB und den Bayern bergauf ging, sollte sich die Bundesliga langsam Sorgen machen, ob ihre beiden besten Teams international noch ein Wörtchen mitreden können. Die spielerische Klasse, taktische Flexibilität und Konstanz spricht aktuell nicht dafür.