DFB-Pokal-Viertelfinale: 1. FC Saarbrücken - FC Bayern München Frauen 0:15

Frauen: Pokal-Kantersieg in Saarbrücken

Andi Trenner 15.03.2018

Am Dienstagabend stand nach der Länderspielpause für die Frauen in Quierschied die Partie im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten 1. FC Saarbrücken an.

Falls Ihr es verpasst habt

Trainer Tom Wörle brachte im Vergleich zum Auswärtsspiel gegen den SC Freiburg mit Leonie Maier, Nicole Rolser, Jill Roord und Melanie Behringer für Viktoria Schnaderbeck, Dominika Škorvánková, Gina Lewandowski und Mandy Islacker vier neue Spielerinnen. Mit der Besetzung unterstrich das Trainerteam, dass es den Gegner – Saarbrücken hegt durchaus Aufstiegsambitionen – nicht unterschätzte.

Und tatsächlich – nach 30 Sekunden überrumpelte ein langer Pass die gesamte Bayernabwehr und eine gegnerische Spielerin hatte freistehend vor Manuela Zinsberger die Chance zur Führung auf dem Fuß, verzog aber ganz knapp. Wie Wörle später kommentierte, war das der „Hallo-Wach“-Effekt für sein Team. Die Bayern nahmen fortan das Heft in die Hand und konnten bereits im Gegenzug durch Roord die Führung erzielen. In der 11. Minuten konnte Rolser bereits durch einen sehenswerten Lupfer in das lange Eck das 2:0 erzielen. In der Folgezeit entwickelten die Bayern ein dominantes und vor allem sehr dynamisches Spiel. Nachdem die Saarbrücker Torhüterin eine sehenswerte Volleyabnahme von Maier parieren konnte, fiel in 21. Minute nach einem Kopfball durch Roord bereits das 3:0. Die Niederländerin legte dann nach toller Vorarbeit durch Verena Faißt zum 4:0 (25.) nach.

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Anschließend entwickelten die Bayern immer mehr Druck, so dass die Saarbrücker kaum über die Mittellinie kamen. Rolser scheiterte nach Balleroberung an der Torhüterin, die trotz der Gegentore eine solide Leistung bot und beispielsweise einen sehenswerten Fernschuss von Maier aus dem Eck kratzte. Nach Freistoß von Sara Däbritz köpfte Kristin Demann zum 5:0 ein. Rolser scheiterte Rolser mit einem Lupfer aus etwa 16 Metern, diesmal an der Latte. Fridolina Rolfö erhöhte zum 6:0, Rolser kurz vor dem Halbzeitpfiff zum 7:0.

DFB-Pokal-Viertelfinale: 1. FC Saarbrücken - FC Bayern München Frauen 0:15

Carina Wenninger, Jill Roord, Tom Wörle – DFB-Pokal-Viertelfinale: 1. FC Saarbrücken - FC Bayern München Frauen 0:15

In der zweiten Halbzeit sollte das Schützenfest unverändert weitergehen. Rolser scheiterte zunächst im Eins-gegen-Eins an der Torhüterin und Leupolz aus 18 Metern an der Latte. Rolser war dann aber doch der erste Treffer der zweiten Halbzeit vorbehalten, nachdem Rolfö einen Pass von Faißt mustergültig durchließ. Anschließend gab Wörle den Nationalspielerinnen Däbritz und Faißt eine Pause und brachte mit Lineth Beerensteyn und Leah Galton zwei frische Kräfte. Islacker ersetzte wenig später Rolfö in der Spitze. Nach einem Doppelpack von Roord (70., 73.) holte die eingewechselte Saarbrücker Keeperin Rolser unsanft von den Beinen geholt. Den fälligen Elfmeter verwandelte Islacker souverän.

Danach kreierten die Bayern eine Vielzahl weiterer Chancen und erhöhten durch die Tore von Rolser (83.) und Roord (84.) im Minutentakt auf 13:0. Islacker ließ zunächst noch einige Möglichkeiten aus – wie beispielsweise eine Traumflanke von Maier – verwertete in den Schlussminuten dann aber tolle Zuspiele von Beerensteyn zum 14:0 und zum 15:0.
Eine Saarbrücker Spielerin verletzte sich in den Schlussminuten schwerer, was den gelungenen Abend für die Bayern etwas überschattete. Und auch wenn es gegen eine sehr junge Zweitligamannschaft ging, hatte der FCB jeden Grund, sich über diese gelungene Leistung zu freuen.

3 Dinge die auffielen:

1. Melanie Leupolz – der neue „Aggressive Leader“ im Mittelfeld

Ottmar Hitzfeld hatte einst für Mark van Bommel den Begriff des Agressive Leaders eingeführt. Während man derzeit eher einen Arturo Vidal bei Bayern damit in Verbindung bringt, zeigt sich bei den Frauen in den letzten Spielen immer mehr, dass Leupolz derzeit diese Rolle einnimmt.

In den ersten beiden Spielen konnte man schon merken, dass in Abwesenheit von Behringer die Namensvetterin die Marschroute vorgab und auch in schwierigen Phasen mal ein Zeichen setzte, indem im Mittelfeld schon mal eine Gegnerin umgegrätscht wurde.
In Saarbrücken standen sowohl Behringer als auch Leupolz gemeinsam auf dem Platz, wobei Leupolz anfangs eher die defensivere Rolle einnahm und so Behringer den Rücken freihielt. Meinst unterband die Offensivbemühungen der Saarbrücker bereits vor der Mittellinie. In den Phasen der drückenden Überlegenheit schaltete sie sich auch immer gefährlich nach vorne ein und hatte die eine oder andere Torchance.

Man merkt ihr an, dass ihr vor allem die Pause in der Nationalelf guttat und sie nach ihren Verletzungen immer mehr zur alten Stärke zurückfindet. In der Form dürfte sie eine zentrale Säule des Bayernspiels bleiben.

2. Die dynamische Grundordnung sticht

Grundformationen DFB-Pokal-Viertelfinal Frauen: 1. FC Saarbrücken - FC Bayern München FrauenGrundformationen: Saarbrücken 5-3-2 – Bayern 4-5-1

War es gegen Freiburg noch eine Fünferkette mit drei eher defensiv orientierten Mittelfeldspielerinnen, so stellt Wörle das System auf eine Viererkette und ein Fünfer-Mittelfeld um. Während die Innenverteidigerinnen Kristin Demann und Carina Wenninger so ziemlich jeden Ball bereits an der Mittellinie abfingen, konnten die Außenverteidigerinnen Verena Faißt und Maier ihre Offensivqualitäten gut einbringen. Leupolz hielt Behringer für Offensivaktionen frei.

Sah man in der Vergangenheit oftmals ein eher statisches und vorsichtiges Kombinationsspiel von hinten raus, so überzeugten diesmal die hohen Diagonalpässe aus der Zentrale auf die Außen. Bayern gelang es so, das Spiel sehr schnell zu machen.
Ebenfalls auffällig war, dass nicht mehr Behringer jeden Standard schoss, sondern häufig auch Däbritz oder Roord zum Zuge kamen. Diese Varianten waren nicht nur sehenswert, sondern boten die Option, dass die sonst eher entfernt stehende Behringer Abpraller so selbst aus zweiter Reihe aufs Tor feuern konnte.

Zwar lässt sich nur schwer beurteilen, wieviel sich aus dem Match gegen den klar unterlegenen Gegner auf das Spitzenrennen in der Bundesliga übertragen lässt, dennoch kam diese offensivere Ausrichtung dem Bayernspiel entgegen. Vielleicht sollten sich die Bayern häufiger auf ihre offensiven Stärken konzentrieren.

3. Unablässig bis zum Schluss

Stellt der FC Bayern oftmals bei hohen Führungen das Spiel weitestgehend ein, so ließen die Frauen am Dienstag nie nach, sondern wollten bis zum Schluss immer mehr. In den sozialen Medien konnte man den einen oder anderen Kommentar darüber lesen, ob so eine Demontage denn nötig gewesen sei, da der Gegner eine sehr junge Mannschaft stellte. In Anbetracht dessen, dass sich in dem Pokalspiel endlich auch Spielerinnen präsentieren konnten, die zuletzt zum Teil einen etwas schwereren Stand hatten, geht dieser Vorwurf allerdings fehl. Nach langer Winterpause und erneuter Unterbrechung durch Landerspiele müssen die Bayern jede Gelegenheit nutzen, um ins Rollen zu kommen und Automatismen zu entwickeln.

Rolser und Roord nutzen dabei die Chance, sich auch für weitere Spiele von Anfang an zu empfehlen. Die eingewechselten Beerensteyn und Galton zeigten sofort sehr engagierte Leistungen und Islacker konnte durch ihre Tore wieder zusätzliches Selbstvertrauen tanken. Auch Maier, die auf der Bank hatte schmoren müssen, überzeugte mit ihrem Auftritt. Gerade die Spielerinnen, die zuletzt nicht oder nur selten auf ihre Einsatzzeiten kamen, dürften Wörles Personalentscheidungen für die nächsten Spiele erschweren.

Saarbrücken – Bayern
Saarbrücken Ehl (46. Chládeková) – Dörr (65. Grünnagel), Hauck, Rippberger (46. Franz), Martin, Tröster – Eybe, Selensky, Reifenberg – Griffin, Steimer
Bank Becky, Danilova, Hager, Ditscheid
Bayern Zinsberger – Faißt (60. Beerensteyn), Wenninger, Demann, Maier – Rolfö (70. Islacker), Leupolz, Roord, Behringer, Däbritz (60. Galton) – Rolser
Bank Weimar, Schnaderbeck, Škorvánková, Georges
Tore 0:1 Roord (3.), 0:2 Rolser (12.), 0:3 Roord (22.), 0:4 Roord (26.), 0:5 Demann (31.), 0:6 Rolfö (40.), 0:7 Rolser (45.), 0:8 Rolser (63.), 0:9 Roord (71.), 0:10 Roord (73.), 0:11 Islacker (76., Elfmeter), 0:12 Rolser (83.), 0:13 Roord (85.), 0:14 Islacker (86.), 0:15 Islacker (90.)
Karten Gelb: Chládeková (76.) / –
Schiedsrichter­innen Karoline Wacker (Marbach am Neckar), Melissa Joos (Leinfelden-Echterdingen), Silke Adelsberger (Abtsgmünd)
Zuschauer 550